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5 Und sprichst: „O schau' auf mich herab,
Der hier an deinem Grabe weint!
Vergib, daß ich gekränkt dich hab'!
Gott, es war nicht bös gemeint!"

Er aber sieht und hört dich nicht,
10 Kommt nicht, daß du ihn froh umfängst;
Der Mund, der oft dich küßte, spricht
Nie wieder: „Ich vergab dir längst!“
Er tat's, vergab dir lange schon,
Doch manche heiße Träne fiel

15 Um dich und um dein herbes Wort

Doch still — er ruht, er ist am Ziel!

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Olieb', solang du lieben kannst! lieb', solang du lieben magst!

Die Stunde kommt, die Stunde kommt, 20 Wo du an Gräbern stehst und klagst!

Freiligrath (1810–1876)

51. Der Glaube der Freundschaft Wenn eines Menschen Seele du gewonnen Und in sein Herz hast tief hineingeschaut Und ihn befunden einen klaren Bronnen, In dessen reiner Flut der Himmel blaut: 25 Laß deine Zuversicht dann nichts dir rauben

49

Und trage lieber der Enttäuschung Schmerz,

Als daß du grundlos ihm entziehst den Glauben :
Kein größer Glück als ein vertrauend Herz!
Laß adlermutig deine Liebe schweifen

5 Bis dicht an die Unmöglichkeit hinan :

Kannst du des Freundes Tun nicht mehr begreifen, So fängt der Freundschaft frommer Glaube an !

52. Der Handschuh†

Vor seinem Löwengarten,

Das Kampfspiel zu erwarten,

10 Saß König Franz,

Dahn (1834- >

Und um ihn die Großen der Krone,
Und rings auf hohem Balkone
Die Damen in schönem Kranz.

Und wie er winkt mit dem Finger,
15 Auftut sich der weite Zwinger;
Und hinein mit bedächtigem Schritt
Ein Löwe tritt

Und sieht sich stumm
Rings um,

20 Mit langem Gähnen,

Und schüttelt die Mähnen

Und streckt die Glieder,
Und legt sich nieder.

Und der König winkt wieder;

25 Da öffnet sich behend

Ein zweites Tor,

Daraus rennt

Mit wildem Sprunge

Ein Tiger hervor.

Wie er den Löwen erschaut, 5 Brüllt er laut,

Schlägt mit dem Schweif
Einen furchtbaren Reif,
Und recket die Zunge,
Und im Kreise scheu
10 Umgeht er den Leu,
Grimmig schnurrend;

Drauf streckt er sich murrend
Zur Seite nieder.

Und der König winkt wieder ;
15 Da speit das doppelt geöffnete Haus
Zwei Leoparden auf einmal aus,

Die stürzen mit mutiger Kampfbegier
Auf das Tigertier ;

Das packt sie mit seinen grimmigen Taßen, 20 Und der Leu mit Gebrüll

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52

Aus alten Märchen winkt es

Und zu Ritter Delorges, spottenderweis', Wendet sich Fräulein Kunigund': "Herr Ritter, ist Eure Lieb' so heiß, Wie Ihr mir's schwört zu jeder Stund', 5 Ei, so hebt mir den Handschuh auf.“

Und der Ritter, in schnellem Lauf,
Steigt hinab in den furchtbaren Zwinger
Mit festem Schritte,

Und aus der Ungeheuer Mitte

10 Nimmt er den Handschuh mit keckem Finger.

Und mit Erstaunen und mit Grauen
Sehen's die Ritter und Edelfrauen,
Und gelassen bringt er den Handschuh zurück.
Da schallt ihm sein Lob aus jedem Munde ;
15 Aber mit zärtlichem Liebesblick —
Er verheißt ihm sein nahes Glück —
Empfängt ihn Fräulein Kunigunde.

Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht :
„Den Dank, Dame, begehr' ich nicht!"
20 Und verläßt sie zur selben Stunde.

53. Aus alten Märchen winkt es

Aus alten Märchen winkt es

Hervor mit weißer Hand,
Da singt es und da klingt es
Von einem Zauberland:

Schiller

Es ist bestimmt in Gottes Rat

Wo große Blumen schmachten
Im goldnen Abendlicht,
Und zärtlich sich betrachten
Mit bräutlichem Gesicht; -

5 Wo alle Bäume sprechen,
Und singen, wie ein Chor,
Und laute Quellen brechen
Wie Tanzmusik hervor; —

Und Liebesweisen tönen,

10 Wie du sie nie gehört, Bis wundersüßes Sehnen Dich wundersüß betört!

Ach! könnt' ich dorthin kommen,

Und dort mein Herz erfreun, 15 Und aller Qual entnommen, Und frei und selig sein!

Ach! jenes Land der Wonne, Das seh' ich oft im Traum; Doch kommt die Morgensonne, 20 Zerfließt's wie eitel Schaum.

Heine

54. Es ist bestimmt in Gottes Ratt

Es ist bestimmt in Gottes Rat,

Daß man vom Liebsten, was man hat,
Muß scheiden;

Wiewohl doch nichts im Lauf der Welt

53

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