Dem Herzen, ach! so sauer fällt So dir geschenkt ein Knösplein was, Blüht morgen dir ein Röslein auf, Und hat dir Gott ein Lieb beschert, Es werden wohl acht Bretter sein, 15 Nur mußt du mich auch recht verstehn, Wenn Menschen auseinandergehn, So sagen sie: Auf Wiedersehn ! Ja, Wiedersehn! Feuchtersleben (1806-1849) 55. Die Wacht am Rhein* 20 Es braust ein Ruf wie Donnerhall, Wie Schwertgeflirr und Wogenprall: Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein ! Wer will des Stromes Hüter sein? Lieb Vaterland, magst ruhig sein, Fest steht und treu die Wacht am Rhein ! 5 Durch hunderttausend zuckt es schnell, Der deutsche Jüngling, fromm und stark, Lieb Vaterland, magst ruhig sein, Fest steht und treu die Wacht am Rhein ! Aufblickt er, in des Himmels Blaun, Wo tote Helden niederschaun, Und schwört mit stolzer Kampfeslust : 10,,Du, Rhein, bleibst deutsch wie meine Brust!" Lieb Vaterland, magst ruhig sein, Fest steht und treu die Wacht am Rhein ! „Und ob mein Herz im Tode bricht, Wirst du doch drum ein Welscher nicht; 15 Reich, wie an Wasser deine Flut, Ist Deutschland ja an Heldenblut.“ Lieb Vaterland, magst ruhig sein, Solang ein Tropfen Blut noch glüht, 20 Noch eine Faust den Degen zieht, Lieb Vaterland, magst ruhig sein, Fest steht und treu die Wacht am Rhein ! 25 Der Schwur erschallt, die Woge rinnt, Die Fahnen flattern in dem Wind: Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein ! Lieb Vaterland, magst ruhig sein, Fest steht und treu die Wacht am Rhein ! Schneckenburger (1819-1849) 56. Der Löwe in Florenz 5 „Der Löw' ist los! Der Löw' ist frei! Und jeder suchte mit scheuer Eil' 10 In des Hauses Innerm Schuß und Heil; Ein Kindlein nur, sein unbewußt, 15 Fern von der sorglichen Mutter Hand, Wohl viele schauten von oben herab. Doch keiner wagte das eigene Leben Und schon mit rollender Augen Glut 5 So rettet nichts das zarte Leben, „Um Gottes willen, o Weib, halt ein! Doch furchtlos fällt sie den Löwen an, 15 Nimmt sie das unversehrte Kind In ihren rettenden Arm geschwind. Der Löwe stußt, und unverweilt Mit dem Kinde die Mutter von dannen eilt. Da erkannte gerührt so jung wie alt 20 Des Mutterherzens Allgewalt. 57. Lied aus Wilhelm Tell† Bernhardi Es lächelt der See, er ladet zum Bade, Da hört er ein Klingen Wie Flöten so süß, 5 Wie Stimmen der Engel Und wie er erwachet in seliger Lust, Da spülen die Wasser ihm um die Brust, Und es ruft aus den Tiefen: Ich locke den Schläfer, Ich zieh' ihn herein.“ Schiller 58. Die Bürgschaft Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich 10 Möros, den Dolch im Gewande; Ihn schlugen die Häscher in Bande. Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!" Entgegnet ihm finster der Wüterich. „Die Stadt vom Tyrannen befreien !" 15 „Das sollst du am Kreuze bereuen.“ „Ich bin," spricht jener, „zu sterben bereit Und bitte nicht um mein Leben; Doch willst du Gnade mir geben, Ich flehe dich um drei Tage Zeit, 20 Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit ; Ich lasse den Freund dir als Bürgen : Ihn magst du, entrinn' ich, erwürgen." Da lächelt der König mit arger List |