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„Drei Tage will ich dir schenken;

Doch wisse, wenn sie verstrichen, die Frist,
Eh du zurück mir gegeben bist,

So muß er statt deiner erblassen,

5 Doch dir ist die Strafe erlassen."

Und er kommt zum Freunde: „Der König gebeut, Daß ich am Kreuz mit dem Leben

Bezahle das frevelnde Streben;

Doch will er mir gönnen drei Tage Zeit, 10 Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit ; So bleib du dem König zum Pfande,

Bis ich komme, zu lösen die Bande.“

Und schweigend umarmt ihn der treue Freund Und liefert sich aus dem Tyrannen ;

15 Der andere ziehet von dannen.

Und ehe das dritte Morgenrot scheint,

Hat er schnell mit dem Gatten die Schwester vereint, Eilt heim mit sorgender Seele,

Damit er die Frist nicht verfehle.

20 Da gießt unendlicher Regen herab,
Von den Bergen stürzen die Quellen,

Und die Bäche, die Ströme schwellen.
Und er kommt ans Ufer mit wanderndem Stab,

Da reißet die Brücke der Strudel hinab,
25 Und donnernd sprengen die Wogen
Des Gewölbes krachenden Bogen.

Und trostlos irrt er an Ufers Rand;
Wie weit er auch spähet und blicket
Und die Stimme, die rufende, schicket,
Da stößet kein Nachen vom sichern Strand,
5 Der ihn sete an das gewünschte Land,
Kein Schiffer lenket die Fähre,

Und der wilde Strom wird zum Meere.

Da sinkt er ans Ufer und weint und fleht,
Die Hände zum Zeus erhoben:
10, hemme des Stromes Toben!
Es eilen die Stunden, im Mittag steht
Die Sonne, und wenn sie niedergeht
Und ich kann die Stadt nicht erreichen,
So muß der Freund mir erbleichen.“

15

Doch wachsend erneut sich des Stromes Wut, Und Welle auf Welle zerrinnet,

Und Stunde an Stunde entrinnet.

Da treibt ihn die Angst, da faßt er sich Mut Und wirft sich hinein in die brausende Flut 20 Und teilt mit gewaltigen Armen

Den Strom, und ein Gott hat Erbarmen.

Und gewinnt das Ufer und eilet fort
Und danket dem rettenden Gotte;
Da stürzet die raubende Rotte

25 Hervor aus des Waldes nächtlichem Ort,
Den Pfad ihm sperrend, und schnaubet Mord
Und hemmet des Wanderers Eile

Mit drohend geschwungener Keule.

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Was wollt ihr ?" ruft er vor Schrecken bleich, „Ich habe nichts als mein Leben,

Das muß ich dem Könige geben!"

Und entreißt die Keule dem nächsten gleich:

"

5 Um des Freundes willen erbarmet euch!" Und drei, mit gewaltigen Streichen,

Erlegt er, die andern entweichen.

Und die Sonne versendet glühenden Brand, Und von der unendlichen Mühe

10 Ermattet, sinken die Knie.

,, hast du mich gnädig aus Räubershand, Aus dem Strom mich gerettet ans heilige Land, Und soll hier verschmachtend verderben

Und der Freund mir, der liebende, sterben!"

15 Und horch! da sprudelt es silberhell, Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen, Und stille hält er, zu lauschen;

Und sieh, aus dem Felsen, geschwäßig, schnell, Springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell, 20 Und freudig bückt er sich nieder

Und erfrischet die brennenden Glieder.

Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün Und malt auf den glänzenden Matten Der Bäume gigantische Schatten;

25 Und zwei Wanderer sieht er die Straße ziehn,
Will eilenden Laufes vorüberfliehn,

Da hört er die Worte sie sagen:
„Jezt wird er ans Kreuz geschlagen.“

Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß,
Ihn jagen der Sorge Qualen;

Da schimmern in Abendrots Strahlen
Von ferne die Zinnen von Syrakus,
5 Und entgegenkommt ihm Philostratus,
Des Hauses redlicher Hüter,

Der erkennet entsegt den Gebieter:

„Zurück! du rettest den Freund nicht mehr, So rette das eigene Leben!

10 Den Tod erleidet er eben.

15

Von Stunde zu Stunde gewartet' er
Mit hoffender Seele der Wiederkehr,
Ihm konnte den mutigen Glauben

Der Hohn des Tyrannen nicht rauben."—

„Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht Ein Retter willkommen erscheinen,

So soll mich der Tod ihm vereinen.

Des rühme der blut'ge Tyrann sich nicht,

Daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht,

20 Er schlachte der Opfer zweie

Und glaube an Liebe und Treue!"

Und die Sonne geht unter, da steht er am Tor Und sieht das Kreuz schon erhöhet,

Das die Menge gaffend umstehet;

25 An dem Seile schon zieht man den Freund empor, Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor: „Mich, Henker!“ ruft er, „erwürget!

Da bin ich, für den er gebürget!"

Und Erstaunen ergreifet das Volk umher,
In den Armen liegen sich beide

Und weinen vor Schmerzen und Freude.
Da sieht man kein Auge tränenleer,

5 Und zum Könige bringt man die Wundermär;
Der fühlt ein menschliches Rühren,

Läßt schnell vor den Thron sie führen.

Und blicket sie lange verwundert an; Drauf spricht er: „Es ist euch gelungen, 10 Ihr habt das Herz mir bezwungen ;

Und die Treue, sie ist doch kein lecrer Wahn,

So nehmet auch mich zum Genossen an!
Ich sei, gewährt mir die Bitte,

In eurem Bunde der dritte."

Schiller

15

59. Der Gefangene

Zehn Jahre! seit den lezten Vogel ich
Im Blütenwald sein Liedchen schlagen hörte;
Zehn Jahre! seit der blaue Himmel sich
Zum lezten Male meinem Blick bescherte:
Zehn Jahre! was ist weiter dein Begehr?
20 Kann meine Wange sich noch blässer färben ?
Sieh, diese Hand bricht keine Kronen mehr;
Laß, König, laß mich in der Freiheit sterben!

Zehn Jahre! meine Sehnen sind erschlafft, Mein Auge kann die Ketten nicht mehr sehen;

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