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(2) Ein Gleiches †

über allen Gipfeln

Ist Ruh',

In allen Wipfeln

Spürest du

5 Kaum einen Hauch;

Die Vögelein schweigen im Walde.

Warte nur, balde

Ruhest du auch.

6. Der König in Thule

Es war ein König in Thule 10 Gar treu bis an das Grab, Dem sterbend seine Buhle Einen goldnen Becher gab.

Goethe (1749-1832)

Es ging ihm nichts darüber,
Er leert' ihn jeden Schmaus;
15 Die Augen gingen ihm über
Sooft er trank daraus.

Und als er kam zu sterben,
Zählt' er seine Städt' im Reich,
Gönnt' alles seinem Erben,
20 Den Becher nicht zugleich.

Er saß beim Königsmahle,
Die Ritter um ihn her,

Auf hohem Vätersaale

Dort auf dem Schloß am Meer.

Dort stand der alte Zecher,
Trank lezte Lebensglut

5 Und warf den heil'gen Becher
Hinunter in die Flut.

Er sah ihn stürzen, trinken,
Und sinken tief ins Meer,

Die Augen täten ihm sinken,

10 Trank nie einen Tropfen mehr.

Goethe

7. Die Grenadiere †

Nach Frankreich zogen zwei Grenadier',
Die waren in Rußland gefangen.

Und als sie kamen ins deutsche Quartier,
Sie ließen die Köpfe hangen.

15 Da hörten sie beide die traurige Mär:
Daß Frankreich verloren gegangen,
Besiegt und zerschlagen das große Heer,-
Und der Kaiser, der Kaiser gefangen.

Da meinten zusammen die Grenadier'

20 Wohl ob der kläglichen Kunde.
Der eine sprach: „Wie weh wird mir,
Wie brennt meine alte Wunde!"

Der andre sprach: „Das Lied ist aus, Auch ich möcht' mit dir sterben,

Doch hab' ich Weib und Kind zu Haus,

Die ohne mich verderben."

„Was schert mich Weib, was schert mich Kind! Ich trage weit beßres Verlangen;

Laß sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind,
Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen!

,,Gewähr mir, Bruder, eine Bitt':

10 Wenn ich jetzt sterben werde,

So nimm meine Leiche nach Frankreich mit,
Begrab' mich in Frankreichs Erde.

„Das Ehrenkreuz am roten Band Sollst du aufs Herz mir legen; 15 Die Flinte gib mir in die Hand, Und gürt' mir um den Degen.

„So will ich liegen und horchen still, Wie eine Schildwach', im Grabe, Bis einst ich höre Kanonengebrüll 20 Und wiehernder Rosse Getrabe.

"

„Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab, Viel Schwerter klirren und blizen ;

Dann steig' ich gewaffnet hervor aus dem Grab, – Den Kaiser, den Kaiser zu schützen!"

Heine

8. Barbarossa

Der alte Barbarossa,

Der Kaiser Friederich,
Im unterird'schen Schlosse
Hält er verzaubert sich.

5 Er ist niemals gestorben,
Er lebt darin noch jezt;
Er hat im Schloß verborgen
Zum Schlaf sich hingesezt.

Er hat hinabgenommen
10 Des Reiches Herrlichkeit,
Und wird einst wiederkommen
Mit ihr zu seiner Zeit.

Der Stuhl ist elfenbeinern,
Darauf der Kaiser sigt;
15 Der Tisch ist marmelsteinern,
Worauf sein Haupt er stüßt.

Sein Bart ist nicht vom Flachse,
Er ist von Feuersglut,

Ist durch den Tisch gewachsen, 20 Worauf sein Kinn ausruht.

Er nicht als wie im Traume,
Sein Aug' halb offen zwinkt;
Und je nach langem Raume
Er einem Knaben winkt.

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9. Das Mädchen aus der Fremde †

In einem Tal bei armen Hirten
10 Erschien mit jedem jungen Jahr,

Sobald die ersten Lerchen schwirrten,
Ein Mädchen schön und wunderbar.

Sie war nicht in dem Tal geboren.
Man wußte nicht, woher sie kam;
15 Und schnell war ihre Spur verloren,
Sobald das Mädchen Abschied nahm.

Beseligend war ihre Nähe,

Und alle Herzen wurden weit;
Doch eine Würde, eine Höhe

20 Entfernte die Vertraulichkeit.

Sie brachte Blumen mit und Früchte,
Gereift auf einer andern Flur,
In einem andern Sonnenlichte,
In einer glücklichern Natur;

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