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», Naturstubien würden von diesem waltenden Geiste nicht unberührt bleiben, Wer stimmte nicht in den Hauptgedanken hier dem Vers faffer bei! -"'

Nach dieser Beistimmung im Hauptgedanken –, war ich billig sehr ge spannt, zu vernehmen meine Irrthümer,, in manchen Ansichten; “ jumal ich mir bewußt war, mit aller mir möglichen Strenge jenen Hauptgedanken konsequent entwickelt zu haben. Die irrigen Ansichten und Belehrungen desfalls, mußten demnach, schien es mir, nur Nebensachen berühren, da die Hauptsache zugestanden war. Billig war aber auch noch viel größer mein Erstaunen, als ich Hrn. H. jene Belehrungen in folgender Weise ertheilen hörte. Er fährt nämlich fort:,,Wenn er [der Verf.] aber ferner meint (sollte heißen: folgernd nachweist]: daß die Eine Seite der ganzen ,,Pädagogik darin bestünde, der Phantasie die Richtung nach dem Schönen. zu geben, oder sie in derselben zu erhalten: so ist diese Behauptung sicher (d. H. Hr. H. versichert es uns] zu übertrieben, so wie die, daß die Phantasie früher ausgebildet werden müße, als der Verstand. Alle Kräfte find, wie auch der Verf. sehr umsichtig und mit genauer Kunde der neuern pädag. Bestrebungen fagt, gleichmäßig auszubilden, also die Einbildungs,,traft wenigstens gleichmäßig mit dem Verstande. Die EinbildungsEraft regt sich freilich sehr früh in den Kindern, und der Neigung der Kinder huldigt man mit Mährchen; aber die Erziehung hat nicht das dulce et amænum, sondern daß bonum zu erstreben. Die Erziehung kann nicht den Kindern folgen, sondern die Kinder haben der Erziehung zu folgen. „Diesen ernsten Grundsaß, zu dem man nach mancherlei Abweichungen immer wieder zurückkommt, spricht auch der Verf. sehr richtig folgendermaaßen aus: ohne Zurückrufung jener alten unbeugsamen Strenge in Unterricht und Erziehung, ist kein Heil für die Pädagogik herbei zu führen. Javer ,,fügt hinzu: ohne diese Strenge kann nirgends die gesunde, erquickliche, herzinnige Fröhlichkeit bei der Jugend wohnen, welche die Milch und die ,,Lebensluft alles heranwachsenden Guten und Schönen ist; es nicht gelingen, starke Karaktere heranzubilden.

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ohne sie wird Allein, indem Hr. F. ,, diesen Grundsäß ausspricht, fehlt er selbst dagegen, und wird so sein eigner Richter.

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Aber bevor ich mich anschicke, solch einen, allerdings grausamen, Akt der Selbstverdammung auszuüben, sei es mir vergönnt, als mein Selbstan= walt vor mir aufzutreten, und der geharnischten Anklage gegenüber!

Die beiden hier von Hrn. H. ausgehobenen und bestrittenen Aussprüche, find das leßte Ergebniß einer Reihe von Schlußfolgerungen, welche hinwieder auf von Hrn. H. nicht bestrittenen Thatsachen, als auf ihrer Basis beruhen. Getrennt von diesen aber und von der wissenschaftlichen Bewegung der Untersuchung, mögen sie freilich Manchem als übertrieben, vielleicht gar als parador, und jedenfalls muß ihre Nothwendigkeit, d. h. ihre Eigenschaft als Ergebniße, problematisch erscheinen. Hier war mithin der wissenschaftlich alleinmögliche und gültige Weg der: entweder die Unwahrheit der Prämissen, der Thatsachen, nachzuweisen, oder aber die Willkür und Nichtigkeit meiner Folgerungen bis zu jenen Resultaten binauf. Wo nun dieser Weg verschmäht wird, da kann überall nur willkührlicher, mithin leerer Widerspruch zu Tage kommen, der zwar wirklich jedem Mann aus dem Volk erlaubt ist, aber doch keinem Rezensenten. Und somit könnt' ich die obige Anklage als völlig unbegründet und darum unbefugt, abweisen; was mir jedoch, aus vorbemerkten Gründen, hier nicht zweckdienlich scheint.

Hr. H. stimmt meinem Hauptgedanken (wie er ihn nennt): die Poesie zum Nerv des Schulunterrichts zu machen und dadurch Leben und Frische überall zu verbreiten, in einer allgemeinen Apostrophe an alle Stimmfähigen, und mit einem Ausrufungszeichen und Gedankenstrich, feierlich bei. Nun frag' ich ebenfalls in allgemeiner Apostrophe: wer vermochte und vermag

Voefte nicht nur einem Echüler, fondern irgend einer Menschenseele auf an. bere Weise mitzutheilen, als indem er mittelst derselben des Hörers Phane tafie ergreift und bethätigt? Phantasie, aus welcher ja einzig alle ächte Poesie geboren ist, einzig in ihrer Welt lebt, einzig durch sie in uns aufgenommen wird? –

Soll es also keine leere Phrase vorstellen und bleiben, daß die Poesie Nerv des Unterrichtes werde, so folgt mit handgreiflicher Nothwendigkeit: daß die pädag. Bethätigung der Phantasie nicht nur die Eine Seite der ganz zen Pädagogik, sondern eminent die wichtigere ist, wenn hinfüro statt Geistesstumpfheit und Dürre,,,Leben und Frische verbreitet werden nicht mehr auf unsere Gymnasien besonders in geistiger Beziehung das Epis gramm des Königs Ludwig von Baiern passen foll:

Wie? Gymnasium nennen die jeßigen Menschen die Stätte,

wo die Jugend versißt, ach! wo der Körper verdirbt?

und

Oder, was schäßet ihr edler in Euch: Euer ersessenes, gelehrtes Wissen, oder Euren gymnastisch gebildeten Schöpfergeist? Ersteres ist nothwendis ges und, wenn im rechten Ebenmaaß, vernünftiges Mittel: er selbst aber Zweck, Endzweď.

Und nun, wenn dieß feststeht, wohin anders will Hr. H. der bethätigs ten Phantasie der Schuljugend von der Pädagogik die Richtung geben lassen, als eben nach dem Schönen? Nach seinem bonum" etwa? um fie in der Ethik zu versenken. Oder nach dem Wahren? - um sie durch die Philosophie dem psychischen marasmus juvenilis preis zu geben. beides nicht, so bleibt keine andere Richtung übrig, als nach dem fichen, oder dem Unsittlichen, oder dem Aberwiß und der Unvernunft.

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Wenn

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Daß das ästhetisch Schöne überall zugleich ein erscheinendes, d. h. ein mit einer seiner Natur entsprechenden Form bekleidetes, Gutes und Wahres sei, ist bereits längst von Andern dargethan; daher seine sittliche und religiöse Wirkung auf das Gemüth so wie auf alle intelligenten Geisteskräfte. Daher die Geistesfreiheit der ästhetischen Stimmung", von welcher und von deren auch pädagogisch hochwichtigen Bedeutung S. XX, der Vorrede gehandelt ist. Allein weder auf dieses, noch auf meine ganze Erörterung, weßhalb die Phantasie conditio sine qua non sei zum volltommnen Auffassen auch alle deffen, was überhaupt gelernt werden soll, baher ihre pädag. Bildung überall schlechthin unerläßlich: woraus denn von felbft folgt, daß dieses pädagogische Bilden schlechthin gleichzeitig mit jeglichem, früheren oder späteren anderweitigen, stattfinden muß – hat sich Hr. H. fich einzulassen gemüßigt gefunden. Nicht minder ignorirt er meine be fonders S. XXII. f.f. entwickelnden Gründe: weßhalb die Phantasie, um nicht erdrückt zu werden, früher gebildet werden müße, als der philosophisch reflektirende und abstrakt spekulirende und konstruirende Verstand: - denn andere Verstandesübungen, wie die durch die Natur studien und Mathematik, Geschichte, Sprachen u. s. w. hab' ich ja besonders S. XIII. - XVIII. als mit der Bildung der Phantaste gleichzeitig, ausdrüclich verlangt und ihr Verhältniß zu jener zu bestimmen gesucht. Sonach widerspricht Hr. H. hier wieder völlig ins Leere.

Und was für Gründe nun stellt er selbst für sein eigenes, entgegenges festes Dafürhalten: nämlich, daß die Einbildungskraft (wie Er unzureichend die Phantasie benennt) später entwickelt werden müße, als der Verstand ? — Weil die Einbildungskraft die Formeln des Verstandes als Handwerkszeuge gebrauche.

Verstandesformeln

Phantasie Handwerkszeuge eine bedenkliche, mystische Trinität! Und warum, zu welchem Zwede gebraucht sie dieses Handwerkzeug? um damit zu handwerken, und was denn? - Antwort: teine. Eine wirklich miserabele, Handwerksphantaste! Aber, vor allem: was find denn Formeln des Verstandes? Unstreitig kann nichts so genannt

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werden, als abstrakte Begriffe in terminologische Wörter gefaßt. und solcher sollte der schon hinreichend geplagte Erdenmensch bedürfen, um einer poeti= schen Anschauung und Auffassung,, oder gar einer poetischen Produktion, fähigzu werden?

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Ungeschickter, ferner, hätten jene Gemeinpläße:,,die Einbildungskraft regt sich freilich sehr früh bei den Kindern und der Neigung der Kinder huldigt man mit Mährchen; aber die Erziehung hat nicht das dulce et amoe= num sondern das bonum zu erstreben; die Erziehung kann nicht den Kindern folgen, sondern die Kinder haben der Erziehung zu folgen“, nicht an= gebracht werden können, als an dieser Stelle. Denn wer spricht hier, wo es sich um Gymnasial - Bildung handelt, von Kindern, oder gar von einer Erziehung, die ihnen folgen folle? Davon aber ist die Rede, daß hinfüro die Pädagogik ihre Theoreme und Praktik nicht von den traditionellen und oft verwunderlichen Meinungen Diefer und Jener beziehen, sondern voraus an der Quelle schöpfen, d. h. die Kinder- und Jünglings-Natur in ihren naturgemäßen Aeußerungen unter denen jener Spieltrieb und Sinn für Sagen und Mähren von Anbeginn bis heute von so hoher Bedeutung war und ist, treulich beobachten und dann, nach Maaßgabe dieses, der erkundeten Absicht jener Natur, ihrem Geist und Willen, hülfreiche, entwickelnde und pflegende Hand bieten soll. Wobei denn weder von einem dulce et amouum, noch von einem zu erstrebenden bonum, weiter die Rede sein kann. Denn dergleichen Erstrebniße gehören unter die Grillen der_pädag. Fachmänner und Praktikanten (nach Niederers untadelhaftem Ausdruck).

Doch, es ist Zeit, daß ich mich der Grausamkeit befleise, und mein ,,eigner Richter werde." Hr. H. fährt also fort:

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Er [ich] sagt in seiner Schilderung von den Irrthümern der neuern Erziehung, daß die Jugend hätte die Beschäftigungen des rei fern Alters antizipirt. - Wollten wir die Poesie in den Gymnasien in dem Umfange einführen, als Hr. F. es wünscht, so würden unsre Gymnasiasten das tiefere und höhere Leben so antizipiren, als der unbärtige Turner, durch seinen langbärtigen Vormann aufgeregt, das Staatsleben in dürren Begriffen sich durch sein Köpfchen jagte, worin Griechisch und Lateinisch nicht recht haften wollten, oder als der ausschweifende Jüngling die sinnliche Liebe antizipirt. Wir stehen jezt an der Quelle der Irrthümer worin viele der edelsten Seelen unserer Zeit befangen waren, ja eigentlich ,,alle edle Seelen ein Mal befangen sind. Ihre Welt, ihr Sinn, ihr Thatenund Gedankenleben, ihre Werke und ihre Dichtungen haben solche Fülle von Liebe, Glut und Klarheit, daß sie, sich und Andre bezaubernd, ihre Fülle ,, rasch auf Andre zu übertragen wähnen, auch wirklich eine zeitlang gewalt,fam übertragen; Junge und Alte in das Treibhaus ihres Südens hineinzaubernd. Edle Seelen ergeben sich ihnen gewöhnlich, leisten ihnen unge= mein zu Anfang Widerstand; ihre Sache ist wahr, ihre That ist Liebe, aber dennoch liegt beiden ein großer Irrthum zu Grunde, der, daß man Uebertragung für eigne Produktion hält. Ich bin z. B. überzeugt, Hr. F. wird mit den Gymnasiasten herrlich die Poesie theoretisch und praktisch üben; es wird da, wo er es thut, ein reges poetisches Leben ,, entstehen, und gewiß sein Gutes haben; mancher Jüngling wird veredelt ,,werden, aber nicht durch die Poesie, sondern durch Hrn. F's. poetische ,,Kraft, manchen Jünglingen wird das Ganze_als ein Rausch vorübergehen; aber manche wird der Rausch auch von ernstern Studien ablenken. Kurz,,weg, der Einfluß dieser poetischen Bildung ist sehr bedingt; dagegen giebt es eine ernste prosaische Schulbildung, die den Schüler einen strengen ,,Gang führt und ihn eigentlich zum Manne macht. Ist er einen solchen strengen Gang gegangen, so würden ihn schon das spätere Leben und die ,,späterern Studien weiter führen. Dieser ernste Unterrichtsgang braucht nun ,,allerdings nicht gerade im Lateinischen und Griechischen zu bestehen, jeder

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„Stoff ist dazu geeignet [!]; vorzaglich aber solcher Stoff, an dem die Be,,stimmtheit eine Art eiserner Nothwendigkeit, hervortrit; darum neben ,,den alten Sprachen besonders die Mathematik und damit verwandte Wise senschaften. Ja selbst bloß technische Fächer, Zeichnen, Klavierspielen ., ,, wenn sie mit rechtem Ernst getrieben werden, können eben durch diesen ,,Ernst ein großes intensives Bildungsmittel werden. Man macht eine Ver,,wechslung, wenn man einseitig und ausschließlich der alten Literatur der "Griechen und Römer, oder der Erlernung ihrer Sprachregeln die Kraft der ,, intensiven Bildung beilegt. Wie jede Erziehung in guten Gewohn heiten ihren äußeren Kulminationspunkt hat, so trägt jeder Unterricht in so fern zur Gesammtbildung des Schülers bei, als er bei Fülle von "beigebrachten Stoffen die innere Kraft geweckt hat. Wie flüchtig trit uns "bier die Poesie entgegen! Der Schüler kann von ihr nur die Knochen "[iage: Poesie Knochen!] sich aneignen, den Versbau. Was er sonst von ,,ihr fassen und produktiv in ihr erzeugen wird, das hängt von seiner übri,,gen Gesammtbildung ab."

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So weit, für dießmal, Hr. H. – Wie man sieht sind hier hauptsächlich zwei Selbstverdammungs-Gründe gegen mich ausgehoben; erstlich der: daß ich durch mein Postulat einer Jugendbildung vornehmlich durch Poesie und zur Poesie, der Jugend eine Beschäftigung des reifern Alters zu antizipiren‣ gebe; zweitens: daß uns die Poesie als pädag. Bildungsmittel zu flüchtig entgegentrete, um an ihr und durch sie meinen eignen Grundsag, den der unbeugsamen pädag. Strenge, geltend zu machen. Ueber die unlogische Verschränkung beider Klagepunkte, will ich mit Hrn. H. nicht weiter rechten: um aber in faßlicher Ordnung zu bleiben, will ich den Einwurf des Antizis pirens antizipiren; von da zur „Quelle der Irrthümer", welche nun eine mal,,alle edle Seelen" besuchen müssen, einen Abstecher machen; endlich das Meerwunder, den uralten Proteus Poesie, aufsuchen, um zu prüfen, ob er auch uns so,,flüchtig entgegen trete“, als der jüngste Berichterstatter, der freilich kaum gen Ithaka, wenigstens invita Minerva gereist zu sein scheint, uns hat versichern wollen.

Vorerst einen Blick in die Umgegend, zur Orientirung!

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Was für Schriftsteller der Griechen und Römer werden auf Gymnasien, we ich gleichzeitig meine Anthologie und ihr System eingeführt wünsche, gelesen? Von Prosaikern unter andern: Herodot, Xenophon, Livius, Cicero, Demosthenes, Tacitus, Thukidides, ja Platon. Antizipiren dadurch die Gymnasiasten nicht etwa das klassisché Alterthum mit all seinen Wissenschaf= ten, seiner Politik, kurz, mit seinem ganzen religiösen, wissenschaftlichen, bürgerlichen und politischen Leben, alles mit allem? In der Weise, wie Hr. H. einseitig auffaßt und urtheilt, müßte man antworten: ja! und praktisch konsequent fortfahren: darum, weg mit dem „,Treibhaus jenes Sü= dens!" Ich aber, aus meiner Theorie, antworte: nein! Sobald man die Schuljugend nur nicht verführt, jene antike Religion, Wissenschaft, Politik u. f. w. mit der überall durchaus unzureichenden Elle ihrer abstrakten Verstandes- Reflerion und mit ihrem nothwendig unreifen, also seichten, philos. Räsonnement zu prüfen und zu würdigen: sondern dieselbe von vorn herein auf den ächthistorischen Standpunkt stellt, welcher hier zugleich der achtreligiöse, poetische und ethische der ungetrübten Anschauung ist, so werden jene Schriftsteller und ihre Welt von den Schülern – zwar nicht esoterisch (was unsern größten Philologen selbst noch nie ganz ge lungen), wohl aber eroterisch vollkommen hinreichend erfaßt werden, um belebend und segensreich zu würken.

Und was für altklassische Dichter giebt man der Schuljugend? - Unter andern: Homer, Virgil, Pindar, Horaz bis zu den Satyren und Episteln, ja die Griechischen und Römischen Komiker und Tragiker. Hr. H. würde wohl in bedeutende Verlegenheit kommen, wenn er einen der betreffenden

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Gedichte Kundigen, überzeugen wollte, daß z. B. Herders Cid dem chriftlichdeutschen Schulknaben mehr innere und äußere Schwierigkeiten, zur leben digen, klaren Auffassung darbiete, als die Griechische Ilias, zumal mit Zu gabe ihrer eigenthümlichen Nationalität und Olympischen Götterwelt! - Oder, findet er die Aeneide des kunstreichen Virgils dem Fassungsvermögen unserer Knaben näher, als unser treuherzig - großes Nibelungenlied? - Oder die Labyrinthe der vielgelesenen iten Olympischen und der ersten Pythischen Ode des Pindaros, für unsere Schuljugend wegsamer, als etwa Uhlands Verlorne Kirche, oder Fr. Schlegels Versunknes Schloß; oder v. Schenken dorfs Ode an die Freiheit, oder Göthe's Meine Göttin? Dennoch sind die genannten von den tiefsinnigsten und insofern schwerverständlichsten Gedichten des 1ten und 2ten Theiles dieses Werks. Leicht könnt' ich, wie Jeder sieht, die Parallele und die Schlußfolgen aus- und durchführen; aber zu welchem Zweck? Die genannten deutschen Gedichte bieten eine befriedigend faßliche, fchöne Aussenseite, darum sind sie auch dem mittelmäßig begabten Knaben anschaulich, während sie dem zu akademischen Studien reifenden Jüngling überschaubar und bis auf einen gewißen Grad wenigstens, durch schaubar erscheinen. So paßt auf sie, was überhaupt von aller ächten Poesie gilt, Schillers schönes und tiefsinniges Wort;

Sie theilte Jedem eine Gabe,

Dem Früchte, Jenem Blumen aus;

der Jüngling, wie der Greis am Stabe,
ein Jeder gieng beschenkt nach Haus;

fo wie, von anderem Standpunkt aus, Friedr. chlegels Ausspruch: ein ächtes Kunstwerk muß nie ganz verstanden werden, aber man muß immer aus ihm lernen können. Und, abgesehen von den verschiedenen Individualitäten, ist ja die Auffassung des gleichen Gedichtes ungleich in den verschiedenen Knabenaltern, in dem Jünglingsalter, beim Manne: allein jede derselben kann und soll in ihrem Bereich und in sich vollkommen klar und somit be friedigend sein. Einzig die Unpädagogik linkischer Pedanten kann den Knes ben z. B., zwar nicht in das Treibhaus eines Südens, aber in das Zuchthaus ihrer eigenen Unnatur, nicht hineinzaubern, aber hineinpfergen, damit er die Auffassungsweise reiferer Alter antizipire *).

Aber verhält es sich etwa anders mit den Erzeugnißen aller übrigen Künste? Soll man selbst dem Kinde, dem nicht vollkommen Gebildeten übers haupt, den Anblick einer schönen Natur, eines erhabenen Domes entzieben, weil nur der ästhetisch und artistisch Eingeweihte dessen ästhetische Schönheit und tiefere Bedeutung ganz zu würdigen vermag? Nein! gebt ihnen wo möglich den Anblick des allertrefflichsten, höchsten Kunstwerks; und übers laßt es dann den Stumpfen, zu meinen und zu lehren: es sei besser den Kunst*) Fruchtlos muthet mir (weiter unten) Hr. H. zu, daß ich hierüber den Lehrern genaue Gebrauchstabellen vorschreiben soll. Die Dichtungsgartungen und Arten find im Buche vollständig geschieden, und wie sie der Reihe nach soʻgen, so ist, nach meiner Einsicht, die Folge auch beim Unterricht; nämlich im Großen und Allgemeinen. Im Einzelnen aber, find in allen größeren Abschnitten, und meißens in den kleineren, auch leichtere, für jüngere Schüler faßliche, Gedichte enthalten, welche ihre Abschnitte beginnen: um gekehrt hinwieder am Ende der Abschnitte schwerere, welche, wenn sie nicht auch Eine anschauliche Seite darbieten, der Lehrer für reifere Schüler sparen, ist dieses aber der Fall, wäter wiederum zur Hand nehmen wird. – Doch dieß alles versteht sich jedem Lehrer, der nur einigen Tackt hat, von selbst: so gewiß, als kein Philologe die Lesung der alten Griechen bei seinen Schülern mit dem Pindaros und Platon eröffnet. Wem aber jener Takt nicht schon instinktartig beiwohnt, und dem folglich (wenn er sonst dessen bedarf) das nicht genügt, was ich über unsern Gegenstand in der Vorrede des ersten Theils hinreichend angedeutet: den zu unterweisen würd’ ich und Jeder vergebne Mühe verwenden; denn selbiger ist zum Pädagogen keineswegs prädestinirt, und treibt also sonder Zweifel viel paffender etwas anders.

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