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K. EULING, HANDSCHRIFT 1590 DER LEIPZIGER UNIV.-BIBLIOTHEK.

Bl. 139a:

Mit gesehenden Augen blindt

Ligen ihnen bey Weib vndt Kindt,

Ist dz nicht ein ehrlos leben

Thuen jhnen noch Opfergelt dazu geben.

Wer mir gibt gute Wort, vnd meint es nicht
Vndt jchs anhör, vndt glaub es nicht,

Seindt sie dann erlogen

So bin jch doch vnbetrogen.

Ich bin ein gut Gesell vndt muss mich ducken
Wanns gluckh regnet, so bleib Ich woh! trucken
Wanns aber Vngluck regnet oder schneit

So werdt Ich vil näßer als ander Leuth
Wer Armut ein ehr, so wer Ich ein Herr
Wer wenig vil, so hette Ich was Ich will
Doch hat mir nie Kein gelt gebrochen

Als am Sontag vndt inn der gantzen wochen.

Vgl. Anz. f. K. d. d. V. 1836, 342, wo aus einem Stammbuch zu Gent der gleiche Schluß mitgetheilt ist. Die übrigen Blätter sind leer.

Schließlich möchte ich Gelegenheit nehmen, eine Anzahl Druckfehler in meinen Priameln nachzutragen: S. 7, Z. 25 lies: de pramb. S. 21. 29. Nach S. 10, Z. 11 ist hinzuzufügen: kommt eine Priamel zweimal vor, so ist K1 und K gesetzt. S. 12, Z. 3 ist die Klammer umzukehren. S. 14, Z. 12 l. schwererer. S. 17, Z. 10 ist die Abkürzung unvollständig; sie war zu schreiben p'ambt; der Setzer war nicht zum Rechten zu bewegen. S. 17, Z. 25 ist hinter erst einzuschalten: abgesehen von den Folzischen. S. 23, Z. 26 1. 21-31. S. 26, Z. 4 1. inn sut. S. 30, Z. 24 1. eim; 26 schür. S. 29, Z. 35 1. fließen. S. 32, Z. 5 ist nach schuler ein Doppelpunkt zu setzen. S. 37, Z. 29 1. D Bl. 405a. In den Lesarten zu Pr. I, 11 streiche posem F. Die betreffenden Wörter der Lesarten schräg zu drucken, war der Setzer erst vom 4. Bogen zu bewegen. Den übermäßig großen Druck der Lesarten überhaupt verschuldet ein zu spät bemerktes Versehen. In den Lesarten zu II, 14 1. niendert f.; III, 2 1. darein: das Komma nach pachen zu tilgen. S. 47, Z. 15 l. i; V, 1 1. Haußkern und windelwaschen; nach VI, 2 u. 7 ein Komma ausgefallen; ebenso nach arbeit I, 15, VIII, 1 nach Secht. In den Lesarten zu XI, 6 gehört kierchen C. vor und meß BC. XVI, 6 1. fut. LII, 3 1. allerweist; nach 19 ein Strichpunkt. LV, 5 hinter weiln ein Komma. LVIII, 8 1. einhin. Nach LXIII, 14 ein Doppelpunkt. LXIV, 1 1. Richtersknecht. LXV, 5 nach kuchenspeis ein Komma. LXVIII, 5 1. kindermachen; 7 1. wundenhauer. LXXIII, 4

nach schwer und vil ein Komma. LXXVII, 6 1. Dem; Den in die Anmerkung. LXXX, 5 1. fleischhacken; 67 kindermachen. LXXXII, 23 1. das er denselben; das demselben in die Anmerkung. LXXXIII, 12 1. Leiden als der flegel das korn feckt; die Wortfolge des Textes in die Anmerkung. LXXXIX, 7 1. Gold, silber; 20 hinter pfat ein Komma. XC, 2 hie im Text zu streichen und in die Anmerkung aufzunehmen. Daß einige j im Anlaut eine Länge bezeichnen sollten, ist nicht ausgeschlossen, aber unwahrscheinlich; vgl. LXXXVIII, 9. 10 im : grim. Daher 1. im XCVIII, 2. 6; XCI, 2; XC, 3; LXVIII, 12. ires LXXXI, 2. im LXXVI, 13. Ferner XCVIII, 2 1. demselben; 4 widergelten. Im Verzeichniß der Priamelanfänge, das an mehreren unwesentlichen Schreibfehlern leidet, trage ich nach S. 99, Z. 22 Selig ist; Z. 29 statt X zu lesen L.

GÖTTINGEN.

K. EULING.

DIE NACHBILDUNG DER MANESSE'SCHEN

HANDSCHRIFT IN HEIDELBERG.

Unter den zahlreichen Geschenken, welche der Heidelberger Universität zur Feier ihres fünfhundertjährigen Bestehens am Morgen des 3. August 1886 von den verschiedensten Seiten überreicht wurden, ist dasjenige des großherzoglich badischen Ministeriums der Justiz, des Cultus und Unterrichts für den Germanisten von besonderem Interesse: die photographische Nachbildung der sog. Manesse'schen Hs. Durch die Munificenz der großh. Regierung unterstüzt, haben bewährte Kräfte auf dem Gebiete des Kunsthandwerks hiermit ein Prachtwerk moderner Technik hergestellt. Die 426 Blätter der Hs. — es sind bei der photographischen Reproduction, um möglichste Gleichheit mit dem Originale zu erzielen, auch die unbeschriebenen Blätter mit inbegriffen worden vertheilen sich auf vier Folianten, und zwar folgendermaßen: Bd. I = Bl. 1–109; Bd. II = 110 (Bild Burkharts von Hohenvels) bis 200; Bd. III = 201 (Bild des v. Wildonie) bis 322; Bd. IV = 323 (Bild Reinmars v. Zweter) bis Schluß. Die Höhe der Bände beträgt 46 Ctm., die Breite 36 Ctm., die Dicke zwischen 10 und 13 Ctm.; der schwerste (Bd. III) hat das ansehnliche Gewicht von 17 Kgr. Große Sorgfalt wurde auf die stilgerechte Herstellung der Einbände verwendet, die nach Angaben des Herrn Prof. F. X. Kraus, Conservator der kirchlichen Alterthümer in Freiburg i. Br., von H. Buchbinder Scholl in Durlach ausgearbeitet wurden.

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Die Deckelverzierungen, im Charakter des XVI. Jahrhunderts gehalten, wurden nicht nach moderner Art mit Schablonen auf die natürlich echten Schweinslederüberzüge eingepreßt, sondern mit alten Werkzeugen, die sich in der Familie des Verfertigers erhalten hatten, aus freier Hand eingerollt. Ein schön stilisirtes gotisches Blattornament des 14./15. Jahrhs. in moderner Auffassung wurde zu den Eckbeschlägen verwendet, die nach Gypsabgüssen galvanoplastisch in Kupfer niedergeschlagen, versilbert und oxydirt wurden. Die Buchzeichen, gotischer Dreipaß mit eingeschriebenem M und seitlich aus den Winkeln heraustretenden Spitzen (14./15. Jahrh.) sind in Bronze ausgeführt. Genannte Metallarbeiten lieferte die Firma Erhard und Söhne in Schw.-Gmünd. Schließlich sei noch erwähnt, daß die jeden Band einleitenden Titelblätter (,,Die Manesse'sche Liederhandschrift der Pariser Nationalbibliothek. Photographische Nachbildung des Originals der Universität Heidelberg zur Jubelfeier ihrer Gründung durch das großherzogliche Ministerium der Justiz, des Cultus und Unterrichts überreicht. 1886. 3. August") von C. Wallau in Mainz nach einer Mainzer Miniatur des 14. Jahrh. gearbeitet sind.

Die photographische Aufnahme wurde im Frühjahr 1886 durch die Firma J. Krämer in Kehl in Paris ausgeführt und persönlich geleitet von Herrn Prof. F. X. Kraus. Trotz des bereitwilligen Entgegenkommens der französischen Behörden, besonders des Herrn Generaladministrators L. Delisle, war sie mit vielen Schwierigkeiten verbunden und nahm drei Monate in Anspruch. Außer dem der Heidelberger Universität dedicirten Exemplar wurde noch eines für Se. kön. Hoheit den Großherzog von Baden angefertigt. Der französischen Regierung mußten gemäß dem Reglement zwei Pflichtexemplare abgeliefert werden, welche nun in der Bibl. nationale aufbewahrt sind. Die Negative verblieben dem großh. badischen Ministerium. Weitere Abzüge wurden nicht gemacht, da die Nachbildung speciell der Ruperto-Carola zu Ehren veranstaltet wurde und außerdem die Kosten nicht gewagt werden konnten. Aus denselben Gründen mußte die Wiedergabe der ganzen Hs. durch Lichtdruck unterbleiben. Dagegen wurden auf diesem Wege die Bilder allein vervielfältigt. Diese ebenfalls im Auftrage des genannten Ministeriums von Prof. Kraus besorgte und unlängst erschienene Ausgabe1) macht zum ersten Male

1) Die Miniaturen der Pariser Liederhandschrift u. s. w., herausgegeben von Franz Xaver Kraus-Straßburg i. E. Karl J. Trübner 1887. Die Einleitung gibt u. A. eine klare Darstellung der Geschichte der Man. Hs., wobei nachgewiesen wird, daß Einiges auf Konstanz als Abfassungsort gedeutet werden könnte.

die Gesammtheit aller Miniaturen der Pariser Liederhandschrift allgemeiner Benützung zugänglich.

So wäre denn in diesem Geschenke der Regierung der RupertoCarola einigermaßen Ersatz geschaffen für das weggekommene Original. Die Farben der Bilder freilich konnten nicht wiedergegeben werden, nur die den König Wenzel darstellende Miniatur wurde als Pendant zum Titelblatt des ersten Bandes colorirt vorangestellt. Ebenso sind die verschiedenen Hände in der Photographie allein nicht mit vollständiger Sicherheit zu unterscheiden. Für den Wortlaut des Textes dagegen kann die Nachbildung fast durchweg mit dem nämlichen Erfolg benutzt werden wie das Original. Ja Stellen, welche in diesem ausradirt und ganz unleserlich geworden sind, lassen sich hier wieder sicherer erkennen. So hat z. B. nach MSH und Apfelstedt (Germ. 26, 215) die Hs. fol. 13) a (zweites Lied des Markgrafen Otto von Brandenburg, Str. 2) hulde, wo die Photographie trotz der Rasur ganz deutlich hulde zeigt. Es kann also innerhalb gewisser Grenzen die Heidelberger Copie das Original vertreten, und sie ist demnach nicht nur ein glänzendes Schaustück, sondern auch ein geeignetes Object für textkritische Untersuchungen.

NARRENGESELLSCHAFTEN.

Es hat wohl zu allen Zeiten Menschen gegeben, die sich gern sowohl über die Thorheiten Anderer wie über die eigenen lustig machten und, um diesen Zweck besser zu erreichen, sich in Gesellschaften vereinigten. Die älteste dieser Art, die mir bekannt geworden, finde ich erwähnt bei Athenaeus p. 614 Cas., der über sie Folgendes berichtet: „In dem Heracleum der Diomeer 1) versammelten sich gewöhnlich sechzig Personen, die auch in der Stadt unter diesem Namen bekannt waren; daher die Redeweisen 'die Sechzig haben das gesagt und ich komme von den Sechzig. Zu ihnen gehörte z. B. Kallimedon, beigenannt der Krebs, sowie Deinias; ferner auch Mnasigeiton und Menaichmos, wie Telephanes in seinem Buche über Athen berichtet. Der Ruf ihrer beißenden Freimüthigkeit war so verbreitet, daß Philipp von Macedonien ihnen ein Talent schickte, damit sie ihm

1) Diomeia war der Name eines Demos in Attika. Er hieß nach Diomes, dem Liebling des Herakles, der auch zuerst den Dienst des letzteren hier einführte.

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die aufgezeichneten Lächerlichkeiten zuschicken sollten. Daß dieser König aber dergleichen gern hörte, bezeigt Demosthenes in seinen Philippischen Reden". Sehr nahe verwandt mit dieser athenischen Gesellschaft scheint die Babinische Republik gewesen zu sein, über welche Pierer berichtet, daß sie von dem witzigen Starosten Psanka im Jahre 1508 mit Gleichgesinnten gestiftet wurde, besonders mit Peter Casarius, Richter zu Lublin. Psanka's Rittersitz Babin lag nicht weit von dieser Stadt, und aufgenommen wurden nur Solche, die sich durch eine Lächerlichkeit auszeichneten. Man schraubte sich gegenseitig und nahm nichts übel, gab sich Titel der Monarchie, z. B. Kronjägermeister (wer zur Unzeit oder zu viel von Hunden sprach), Rittmeister (wer oft vom Pferde fiel), Feldmarschall (wer im Kriege davonlief) u. s. w. König Sigismund, der sie einst besuchte, ward zu ihrem Könige gewählt. Staatsmänner, Soldaten, Richter, Geistliche beeiferten sich, ihr beizutreten, und sie war lange die Ergötzlichkeit aller Feste, der Schrecken aller Dummen und Schlechten. Sie bestand bis 1677. Der Canonicus Szianiawski hat besonders über sie Untersuchungen angestellt. Hierher gehört auch, was Reinsberg-Düringsfeld mittheilt in seinem Buche Traditions et Legendes de la Belgique 1, 372, wo es heißt: „Le jeudi après la Pentecôte était autrefois à Moerzeke dans le pays de Termonde un jour de grande jubilation. De tous les villages environnants on se rendait au Castel, appelé vulgairement 'Hoog Castelle' pour asisster à la messe qui s'y célébrait ce jour dans la vieille chapelle dédiée à Notre-Dame. Après la cérémonie religieuse, avait lieu une fête d'un genre tout particulier. On conférait d'abord des charges ridicules, comme l'emploi de receveur à celui qui avait dissipé sa fortune ou qui, au service de la commune, avait mal fait ses comptes de dépense; celui de veneur à celui qui, en poursuivant du gibier, était tombé dans un fossé; celui de conseiller à celui qui avait donné quelque conseil ridicule dans une affaire sérieuse; celui de cocher ou de charettier à celui qui avait versé en conduisant une voiture etc. etc. Puis, une dame grotesquement habilléé en grande dame ou 'Mevrouw', assise sur un chariot, chargé de fumier et trainé par quatre haridelles et accompagnée d'une foule de jeunes gens, à pied et à cheval, qui entouraient ou suivaient ce char de triomphe, faisait le tour de la place et descendait de son char aux huées de tous les assistants. Pour terminer la festivité, on exposait à ferme la chasse aux sauterelles, la pêche sur une montagne sans eau, etc. Tout paysan de la contrée qui manquait de se rendre à cette fête, y était conduit garotté avec

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