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Für die Ansicht, daß M und S in diesem letzten Theile unabhängig von einander sind, spricht auch noch, daß M, obschon es gegen Ende in beklagenswerther Vernachlässigung erscheint, trotzdem gegen S im Anschluß an O noch den Rest einer Strophe bietet, die S nicht kennt: nämlich Tirade 116 (= O 108), freilich nur in einer Zeile vorhanden, resp. in drei Zeilen, da ja inhaltlich die letzten Zeilen von Tirade 115 auch hierher gehören (vgl. die Anmerkung von G. Paris zu M 1251). Die Vernachlässigung von M im letzten Theile von jener oben genannten Tirade 95 an spricht gleichfalls für meine Ansicht, denn da M im Allgemeinen eine bessere Hs. der interpolirten Darstellung i zur Vorlage hatte (vgl. G. Paris p. 265), so ist die hier mit einem Male sich zeigende Verderbniß doch kaum anders zu erklären, als durch den Antritt eines neuen, freilich nicht besonders gut überlieferten Gedichtes, d. h. durch Fortsetzung des Rumpfes von i mit Hilfe einer schlechten Hs. von O.

Verschweigen will ich nicht, daß Zweierlei gegen die von mir vorgetragene Ansicht spricht. Verse S 1355/56 lauten:

Tenons, signour, cel saint home en memoire,

Çou li prions de tous mals nous asoille.

und M 1269/70:

Signor, aiés che saint en grant memore;
Si li proiés por Diu ke vos assoille.

Die gleiche Assonanz fällt auf, indeß werden wir diese Bindung wohl für recht häufig halten dürfen, da sich der gleiche Gedanke ja am Schlusse jedes Gedichtes mit legendenhaftem Inhalt aufdrängte, und er seinen Ausdruck in einer Art typisch begegnender Bindungen (in Assonanzen) finden konnte, wie ja z. B. in mittelhochdeutschen Gedichten gleichen Inhalts außerordentlich häufig am Schlusse der Reim daz êwige] leben geben begegnet.

Ferner läßt sich gegen meine Ansicht noch anführen die Stellung der Tiraden S 109 (nur in einer Zeile erhalten). 110. 111 und der Laissen M 101. 102 gegenüber der Anordnung der Strophen O 89. 90. 91; wir hätten also eigentlich S 111. 110. 109, M 102. 101 zu erwarten. Aber es ist zu bemerken, daß hier wiederum M außerordentlich kürzt, so daß bei ihm weder O 90 noch 92. 93 eine Entsprechung finden, was also mit der für die ersten 94 Laissen nachgewiesenen guten Vorlage (i) recht schwer in Einklang zu bringen wäre. Im Übrigen könnte die von S und M benützte Darstellung von O ja auf eine Handschriftengruppe zurückgehen, die die bemerkte

Umstellung vorgenommen hätte. [Q können wir in keiner Weise zu dieser Untersuchung heranziehen, da es direct auf M zurückgeht und mit diesem die gleichen Auslassungen u. s. w. zeigt.].

Nach dem Vorangeschickten ist es wohl wahrscheinlich geworden, daß i niemals vollendet wurde und daß sich zwei Abschreiber, beziehungsweise Bearbeiter von i veranlaßt sahen, als Fortsetzung das alte Alexiuslied anzuheften. Aber wenn die Gründe für meine Annahme auch nicht entscheidend genug scheinen sollten, so ist meines Erachtens die Bekanntschaft des Dichters und Interpolators i mit der jün geren lateinischen Darstellung erwiesen. Und wir haben deshalb A* als bereits um die Mitte des 12. Jahrhunderts in Frankreich bekannt anzusetzen, da ja G. Paris p. 137 i gegen die Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden sein läßt, was er p. 199 damit begründet, daß die Assonanzen der durch den Neubearbeiter eingefügten Laissen noch sehr frei sind.

Fassen wir hier noch einmal die Resultate dieses Theiles meiner Arbeit zusammen, so ergibt sich Folgendes:

Der Name des Alexius ist im Abendlande zum ersten Male im Jahre 987 aus einer Urkunde nachweisbar, und in den nächsten 25 Jahren ist ein schnelles Aufblühen des Alexiuscultes in Rom durch Urkunden, durch Berichte über Wunder, welche in dieser Zeit niedergeschrieben sein müssen (vgl. Monumenta IV, p. 619), erwiesen. Wir können deshalb die Hypothese Duchesne's, daß man erst gegen Ende des 10. Jahrhunderts den Alexius in Rom zu verehren begonnen habe, annehmen.

Die Legende selbst, entstanden aus einer wohl wahrheitsgetreuen Lebensbeschreibung eines frommen, aus Reichthum und Ehre in Armuth und Elend geflohenen Mannes, ist in ihrer Fortsetzung nach derjenigen des Johannes Calybita gearbeitet, wofür der Kanon des Griechen Josephus noch das sicherste Zeugniß bietet. Und zwar kehrte Alexius nicht nach Constantinopel, sondern nach Rom zurück: Altrom ist von Anfang an die Heimat des Alexius gewesen. Die Fortsetzung der syrischen Vita zur byzantinischen Legende ist wahrscheinlich im neunten Jahrhundert entstanden.

Als die Legende auf abendländischen Boden, nach Rom, gebracht wurde, erhielt sie als einzigen Zusatz die Beziehungen des Heiligen zur Bonifaciuskirche, und außerdem läßt sich erst in der lateinischen Legende der historische Fehler nachweisen, daß Honorius und Arkadius am Grabe des Heiligen zugleich mit Innocenz ihre Andacht verrichten. Es ist also die Hypothese von Brauns, daß eine

ältere, von vielen Zusätzen freie Redaction * existirt habe, welche dem altfranzösischen Alexiusliede zur Vorlage gedient hätte, zurückzuweisen. Der altfranzösische Dichter von O hat seinen Stoff mit einer gewissen Freiheit behandelt, dafür sprechen schon die wirklich poetischen Strophen 78-99, zu denen ihm B nur Andeutungen bot.

Was schließlich die zweite lateinische Darstellung angeht, so ist die uns in zwei Handschriften überlieferte Gestalt A nicht dem Original gleichzusetzen, da 2 Auslassungen zeigt und wahrscheinlich auch secundäre Zusätze bietet; das Original wird vielfach der „kirchlichen" Legende näher gestanden haben, als A erkennen läßt. Und dieses Original A* ist bereits um die Mitte des 12. Jahrhunderts in Frankreich bekannt gewesen, so daß der Dichter i, dem es inhaltlich geläufig war, daraus eine Reihe von Zügen in die Darstellung O hineinarbeiten konnte. Wahrscheinlich ist i mit seiner Arbeit nicht fertig geworden, und so erklärt sich, daß wir nichts von dem in A berichteten Tode der Angehörigen des Alexius (in EH wird nur der Tod der Braut Sabina, in B gar nichts davon erzählt) in i erfahren. Ein merkwürdiger Zufall ist es, daß in Q, welches auf das gereimte M zurückgeht [vgl. G. Paris p. 137, genauer dargelegt bei Brauns p. 40 ff.], die Braut zur Todtenmesse kommt, bei dem Leichnam des Geliebten stirbt und nun mit ihm im Grabe endlich vereint wird. Da ein anderer Stammbaum der Handschriften als der bei Brauns p. 20 nicht möglich ist, man also Q nicht aus dem vollständigen i ableiten kann, während SM aus einer unvollständigen Hs. von i herstammten, so muß man annehmen, daß entweder A* von Neuem auf Q eingewirkt hat, oder aber, daß als Vorbild zu diesem Abschlusse, auf den ja eigentlich der ganze Gang der Erzählung in i hindrängte, etwa der Tristan diente, mit dem man den normannischen Dichter von Q wohl vertraut glauben darf.

Nachbemerkung.

Die einzelnen Änderungen, welche die Legende in den zahlreichen Bearbeitungen der abendländischen Litteraturen erfahren hat, habe ich nicht angeführt, da das meine Arbeit auf das Doppelte hätte anwachsen lassen, und da ferner jene Änderungen ohne jede Bedeutung für die oben gezeigte Gesammtentwicklung der Legende sind.

LEIPZIG,

MAX FR. BLAU.

ZU REINKE DE VOS.

Die neue Textausgabe des Reinke von Friedrich Prien (Altdeutsche Textbibliothek herausgegeben von H. Paul Nr. 8) Halle, Max Niemeyer, 1887 bietet außer Einleitung und Glossar auch Anmerkungen, die ich im Litteraturblatt für german. und romanische Philologie einer Besprechung unterzogen habe. Die folgenden Bemerkungen habe ich ebenfalls beim Studium dieser Ausgabe niedergeschrieben, doch beziehen sie sich sämmtlich auf Stellen, welche von Prien nicht berührt sind.

503. Hir uth wyl ik denken dat beste.

Schröder erklärt: 'Das Beste davon will ich mir ausdenken'. Indem er aber wohl selbst erkennt, daß diese Erklärung sich dem Zusammenhange wenig fügt, setzt er zugleich die Vermuthung hinzu, daß statt ût zu lesen sei up: 'darauf will ich nach Möglichkeit (dat beste) bedacht sein'. Ich fasse hir uth = inde, daher: aus diesem Grunde will auf das Beste bedacht sein.

2127. Nu machmen horen eynen nyen vunt,

(Reynkens losheit hadde nene grunt)

Wo he synem egen vader mede

Quad unde unere ouer sede.

Schröder bezieht wô mede, welches er womit faßt, auf nien vunt; ebenso scheint es schon Lübben gefaßt zu haben (s. das Glossar unter wo). Ich glaube vielmehr, daß wo als Relat. 'wie' zu fassen ist (vgl. V. 166); mede steht für darmede (wie auch mhd. mite für da mite Haupt z. Er. 1060), vgl. 96, 2975, Überschrift vor 4803. Es ist demnach zu übersetzen: Nun mögt ihr eine neue Erfindung Reinkes hören, wie er seinem Vater damit Schlechtigkeit Schuld gab.

2583. Nu heft he dat hir ghedaen to hove
So vele dat ick ene nu love.

Hoffmann und Lübben wollten dat in V. 2583 (nach C) auswerfen; Schröder erklärt: dat gedán so vele, so vielfach so gehandelt, sich derart benommen, sich bei Hofe so verdient gemacht. Ich glaube, dat ist pleonastisch wie in dat na 1136, 1490, 5090, denn die Annahme Schröders, daß dies nur bei Verben der Bewegung stehe, scheint mir nicht gerechtfertigt.

3141. De lupardus by deme konnynge stunt

(He was des konnynges nagheboren vrunt)

He sprak: wat is doch dyt ghewerd,
Dat gy yw sus sere vorverd?

Al were de konnygynne ock doet,
Latet varen desse ruwe groet.

Grypet eynen mod, yt is anders schande.

Schröder übersetzt V. 3145 f. richtig: wäre selbst die Königin todt, solltet Ihr Euch doch nicht vom Schmerz so hinreißen lassen. Im Reinaert 3401, bemerkt er weiter, heißt es besser: Ihr gebahrt ja, als wäre die Königin todt! Nach Martins Ausgabe lautet die entsprechende Stelle V. 3393 ff.:

doe spranc voort her Tirapeel

die lupaert (hi was en deel

des conincs maech, hi dorst wel doen)

ende sprac heer coninc Lion,

hoe drijfdi dus groot onghevoech?
ghi misliet u ghenoech,

al ware die coninghinne doet.
laet varen desen rouwen groot

ende grijpt enen moet: het is groot scande.'

Da al auch im Reinaert an dieser Stelle nur die Bedeutung 'wenn auch’haben kann, so ist die Interpunction folgendermaßen zu ändern, daß nach ghenoech ein Punkt, nach doet ein Komma zu setzen ist. Danach berichtigt sich auch Schröders Bemerkung.

3462 f. (spricht die Königin):

Ik heelt Reynken wyss unde vroet,
Ik hodde my nicht vor desseme rochte,

Dar umme halp ick eme, dat ik mochte.

Bei der Erklärung dieser Stelle, für die aus Reinaert 3680 f. nichts zu entnehmen ist, handelt es sich um die Auffassung von rochte. Lübben erklärt es an dieser Stelle durch 'Rufen, Geschrei'. Ebenso Schröder, welcher V. 3463 erklärt: Ich kümmerte mich wenig um diesen Ruf, d. h. in dem er bei Anderen steht. Nun findet sich das Wort in dieser Bedeutung im Gedichte, aber nur in der schon oben behandelten Stelle V. 1290; sonst bedeutet rochte, gerochte die laute Anzeige eines peinlichen Vergehens, Anrufung der richterlichen Hilfe'. sik hoden hat hier die Bedeutung wie in Gl. III, 14, 3: en mysdeder, de myt loggen efte mit lossheyt loss wert ghegheuen, desse schal denne nicht hastygen menen, dat god nicht en vynden kan eyn ander wegen, edder dat eme syne myssedat nicht eyn ander wegen wert vorgulden; wente er he syk da vor hoth, so sendet eme god ouer eyn ander wegen eyn unlucke efte eynen schaden den, de syk nicht beteren. er he syk dar vor hoth, d. h. ehe er sich dessen versieht. Auch V. 4522

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