ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

wê hodde sik vor desseme toege? ist zu erklären: Wer hätte wohl einen. solchen Streich vermuthet, hätte geglaubt, daß man sich vor einem solchen Streiche zu hüten habe. Danach ist V. 3463 zu erklären: Ich glaubte nicht, daß ich mich vor dieser Anklage zu hüten hätte, versah mich dieser Anklage nicht.

=

:

3934.

Vele prelaten synt gud unde gherecht,

Noch blyven se darumme nicht umbesecht
Van der menheyt in dessen daghen,

De nu dat quade erst konnen uthvragen,
Unde se ok dar nicht by vorgetten

Unde konnen ok dar meer tosetten.

Zu 3941 erklärt Schröder: sê d. h. die guten Prälaten. Es ist aber vielmehr nom. plur. und bezieht sich auf menheyt; nicht ist nichts. Eine solche Wiederaufnahme des Subjects findet sich noch 4501 ff. He sprack openbar vor dessen heren, Dat in deme rentzel breue weren, De he myt Reynken hadde geschreuen, Unde he den syn hadde uthghegeuen, wo es nicht nöthig ist mit Schröder vor he das in V. 4502 enthaltene dat nochmals zu ergänzen. Ferner Glosse II, 8, 3 wente sunte Jeronimus secht, dat den leyen nutter is unde dat se syck meer beteren dar an, wan se seen dat leuent unde de werke eynes guden presters, wan dat eyn sundich boze brester behende unde kostlyken prediket unde leret, und doch in den werken he suluen nicht gud is.

In V. 3940 ist ein Fehler der Überlieferung zu bessern, nämlich uthvragen ausfragen'. Auch damals wird man sich wohl davor zu hüten gewußt haben, das Böse durch Ausfragen aus sich herauslocken zu lassen. Es ist dafür zu schreiben: uthdragen. Dies ist in der Bedeutung ausschwatzen, effutire im Mnd. Wb. zwar nur aus den Hamburger Zunftrollen belegt, ist aber auch jetzt noch in dieser Bedeutung gebräuchlich, wie auch das subst. utdrêgersche für ein altes Weib, das die Neuigkeiten von Haus zu Haus schleppt.

[blocks in formation]

Bei sämmtlichen früheren Herausgebern sowie im Mnd. Wb. ist krop an unserer Stelle als 'Kropf' erklärt, auch Prien scheint mit dieser Erklärung einverstanden, da er das Wort in sein Glossar nicht auf

genommen hat. Nun ist aber der Kropf eigentlich der häutige Halssack körnerfressender Vögel; beim Menschen bezeichnet er die diesem ähnliche Halsdrüsengeschwulst. In übertragener Bedeutung finde ich nur: eynen guden krop drynken (Mnd. Wb. Nachtr. S. 188), aber nicht eten. Wir müssen uns daher nach einer anderen Bedeutung des Wortes umsehen. Da Bären und Wölfe im Gedichte durchaus mit menschlichen Neigungen und Gewohnheiten gedacht werden, so dürfen wir unter kroppe das bekannte Fastnachtsgebäck verstehen, welches seit alter Zeit in Niederdeutschland gebacken wurde und z. B. in Braunschweiger Kämmereirechnungen vom Jahre 1385 (Mnd. Wb. II, S. 578) erwähnt wird. Es waren wohl, nicht mit Fleisch, aber oft mit Süssigkeit gefüllte, in reichlichem Schmalze gebackene Pfannenkuchen, wie sie noch jetzt hier unter dem Namen Kröppel, Fettkroppel zum Verkauf kommen; vgl. auch Krause im Correspondenzblatt f. niederd. Sprachf. XII, S. 46.

4879. He vorsteyt alle tungen unde sprake dorch

Van Poytrow an wente to Luneborch.

Lübben erklärt hier dorch als 'durch und durch'; auch Schröder, der hinter dorch ein Komma setzt, erklärt: alle tungen dorch, durchaus alle Sprachen. Ich ziehe es zu dem Folgenden: Er verstand alle Sprache die ganze Gegend von Pötrow bis Lüneburg hindurch. In ähnlicher Verwendung findet sich dorch 5072.

mannyghe vromde ystorye uppe stunt,

under yslyker ystoryen de worde

mit golde dorch, so syk dat behorde.

Auch hier erklärt Schröder: durchaus mit oder von Gold, während Lübben dorchwracht schreibt. Ich glaube, daß dorch hier heißt: die ganze Breite des Bildes entlang.

4639. Dar ghynck se waden unde se swam

So lange, dat se to deme ende quam.

Dar was yd wol deep, men doch nicht myn!
Dar heeth he den stert er hengen in ...

Lübben hat keine Interpunction nach min und übersetzt: es war da freilich tief, aber nichtsdestoweniger. Diese Erklärung ist offenbar richtig, nur daß nach min ein Gedankenstrich zu setzen ist: Da war es wohl tief, aber gleichwohl schwamm sie dahin.

Gl. III, 14 S. 195. Dat ander is, dat ein richter vaken wert bedrogen, umme dat he syk vorhopet, wes to krygen kleynode edder andere dult bottere, unde leth darumme na de rechtferdicheyt efte eynen mysdeder varen.

Lübben erklärt: dult bottere muß eine gewisse Quantität Butter sein (woltulte ein großes Geschirr, Wanne, Kübel. Br. W. 5, 124). Auch Prien schließt sich dieser Erklärung, wenn auch zweifelnd an. Aber ganz abgesehen davon, daß es durchaus unsicher ist, ob dulte wirklich unser heutiges Tulte ist, passt Butter hier gar nicht in den Zusammenhang. Wir haben ohne Zweifel einen Druckfehler vor uns, und ich vermuthe, daß hier ursprünglich dultbotere gestanden hat, d. h. Entschädigungen, welche der Richter dafür empfängt, daß er Geduld mit dem Verklagten hat, ihm Aufschub gewährt. Das Wort ist zwar nicht weiter belegt, aber richtig gebildet, vgl. unser ‘Lückenbüßer und mnd. boterwort. Nach krygen ist ein Komma zu setzen, so daß kl. e. a. d. b. als nähere Erklärung zu wes zu fassen ist. 6874. Dyn bedregent is ghewest to groet,

Dyn stoffkrassent, dyn pyssent, dyn scherent,

Dyne grote loggen, dyn vette smerent.

Auf scherent in unserer Stelle ist bisher weder in Anmerkungen noch Wörterbüchern Bezug genommen. Es kann nur heißen davonlaufen' (s. Mnd. Wb. 4, 77) und geht auf die verstellte Flucht, welche R. auf den Rath der Äffin beginnt. Es ist das engl. to sheer, unser sich scheren. Das Wort ist in dieser Bedeutung im Mnd. Wb. zuerst bei Lauremberg belegt; hier hätten wir die vermißte Stelle aus einem älteren Werke.

NORTHEIM, im Januar 1888.

R. SPRENGER.

MÄRCHEN AUS LOTHRINGEN1).

1. Drei Sprüche.

(Im Auszuge.)

In einer Stadt lebt ein Mann in 'glücklichem Wohlstande mit seiner jungen Frau und zwei Kindern, einem Knaben und einem Mädchen. Es kommt aber feindliches Volk durch die Stadt und schleppt ihn mit, bis er zuletzt in einem fernen Lande an einen reichen Mann als Sklave verkauft wird. Er weilt dort lange Jahre und wird gut gehalten, kann aber doch der Sehnsucht nach den Seinen nicht Herr werden. Endlich lernt er einen alten Mann, der auch im

1) Wir machen bei der Gelegenheit aufmerksam auf das Werk des Verfassers: Aus Lothringen. Sagen und Märchen. Leipzig 1887. Carl Reißner. K. Bartsch.

Dienste seines Herrn steht und bei ihm sehr angesehen ist, durch Zufall als seinen Landsmann kennen. Nachdem sie befreundet geworden sind, verhilft ihm dieser nach langem Widerstreben zur Flucht. Die Flucht glückt, und er hat nun eine sehr lange Wanderung vor sich. Auf dieser kommt er an eine Stadt, an deren Thor angeschrieben steht, daß dort ein sehr weiser Mann, ein „Rathsager" wohne. Diesem gibt er Geld und erkundigt sich bei ihm nach seiner Familie und seiner Zukunft, erfährt aber nur, daß er seine Reise glücklich vollenden werde, wenn er drei Sprüche immer beachte:

1. Was dich nicht angeht, da laß deinen Fürwitz.

2. Gehe nie von der großen Straße ab auf einen Richtweg.
3. Gib deinem jähen Zorn nicht nach.

Er ist sehr enttäuscht und bedauert sein Geld, da ihm diese Lehren einfältig und überflüssig erscheinen.

Nach einer langen Wanderung kommt er in ein Land, das immer noch weit von seiner Heimat entfernt ist und trifft dort in einem Schlosse seine Schwester, die ihn wieder erkennt. Der Herr des Schlosses nimmt ihn gastlich auf und ladet ihn zum Essen ein. Als sie aber in den Elsaal eingetreten sind, schließt er diesen ab und steckt den Schlüssel zu sich. An einem langen Tische ist nur für sie beide gedeckt; am anderen Ende steht eine große verdeckte Schüssel und daneben ein Federkiel. Als sie sich gesetzt haben, legt der Herr Waffen neben sich bereit. Dem Wanderer kommt dies Alles sehr unheimlich vor, und er will schon fragen, als ihm der erste Spruch einfällt. Er gewinnt jetzt Vertrauen zu dem Rathsager“, meint, daß der doch vielleicht die Zukunft vorausgesehen habe, und beschließt, seiner Vorschriften streng eingedenk zu sein. Reichliche und gute Speisen und Getränke werden ihnen durch ein Loch in der Wand hineingeschohen, aber der Herr spricht über dem Essen kein Wort. Auf einen Druck von ihm thut sich plötzlich in der Wand eine Thür auf, und eine gespensterhaft magere und bleiche Frau schreitet durch dieselbe auf die Schüssel am unteren Ende des Tisches zu, füllt den Federkiel mit der Pastete, die in der Schüssel sich befindet und ist den Inhalt auf; dann schreitet sie sogleich zurück, und die Thür fällt wieder zu.

Der Wanderer bemeistert auch während dieses Auftrittes seinen Schrecken und seine Erregung und ißt ruhig weiter. Derr Herr wird jetzt freundlicher und gibt ihm Aufklärung: Die Ihr eben gesehen habt, ist meine Frau. Vor etwa einem Jahre habe ich sie mit einem Liebhaber überrascht und diesen vor ihren Augen niedergestochen. 15

GERMANIA. Neue Reihe XXI. (XXXIII.) Jahrg.

Dann habe ich in ihrer Gegenwart aus seinem Fleisch die Pastete machen lassen, die dort unten auf dem Tische steht, und die Frau in einem Zimmer hier neben an eingesperrt. Sie bekommt jetzt zu jeder Mahlzeit einen Federkiel voll von jener Pastete, bis sie ganz aufgegessen ist. Überlebt sie es, so will ich sie wieder als meine Frau annehmen. Hättet Ihr mich gefragt oder mir gar Vorwürfe gemacht, so hätte ich Euch niedergestochen, wie schon etliche vor Euch.

Der Wanderer zieht nun wieder eine lange Strecke unangefochten weiter, bis er eines Tages mit drei Burschen zusammentrifft und mit ihnen auf einer heißen und staubigen Straße eine Strecke zurücklegt, bis sie an einen kühlen schattigen Fußpfad kommen, den der Eine genau kennen will und der den Weg erheblich abkürzen soll. Schon ist er mit ihnen in den Pfad eingebogen, als ihm der zweite Spruch einfällt und er trotz alles Spottes seiner Genossen auf die heiße Landstraße zurückhehrt. Er erreicht die nächste Stadt glücklich, während die Burschen von Räubern getödtet werden.

Nach einiger Zeit gelangt er endlich in seine Heimatsstadt und kehrt in einem Gasthofe seinem Wohnhause gegenüber ein, um dort zu übernachten. Als er am nächsten Morgen aus dem Fenster schaut, sieht er seine Frau und seine inzwischen erwachsene Tochter in die Hausthür treten, ein Wagen fährt vor, aus dem zwei junge Männer herausspringen, und einer umarmt und küßt die Mutter, der Andere die Tochter. Schon will er in jähem Zorne hinübereilen und Frau und Tochter niederstechen, als ihm der dritte Spruch einfällt. Er bezwingt sich jetzt und erkundigt sich beim Wirthe, von dem er erfährt, daß der junge Mann, der seine Frau umarmt hatte, sein Sohn sei, der die Priesterweihe erhalten und eben zum ersten Male Messe gelesen habe, und der Andere der Bräutigam seiner Tochter. Darauf findet dann glückliche Wiedervereinigung statt.

[ocr errors][merged small]

Ein armer Knabe, der seinen illegitimen Vater nicht gekannt hat, verliert auch seine Mutter, die am Tage vor Weihnacht begraben wird. Gegen Abend kann er es vor Grauen in der einsamen Hütte nicht mehr aushalten und geht in den Wald. Als er sich in Finsterniß und Schneewetter schon dem Tode nahe glaubt, sieht er einen Lichtschimmer und findet, demselben nachgehend, ein Häuschen, in das er eintritt. Es ist bewohnt von armen Eltern mit zwei Knaben, etwa in seinem Alter, und einem Mädchen, das noch in der Wiege liegt.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »