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Sie feiern gerade den heiligen Abend mit Christbäumchen und kleinen Geschenken und nehmen ihn gastlich auf. Als sie am nächsten Morgen erfahren, daß er ganz hilflos in der Welt steht, behalten sie ihn bei sich. Die beiden Knaben, die sich sehr über den Zuwachs freuen, geben ihm den Namen Weihnachtsbub, weil er gerade zu Weihnacht in das Haus gekommen ist. Er wächst im Walde heran und bleibt körperlich schwach, wird aber sehr klug und thatkräftig. Von den beiden Brüdern wird der älteste Schlosser und der zweite Schmied. Der Weihnachtsbub erlernt in einer Stadt das Schneiderhandwerk und hat viel Glück, folgt aber doch einem sehnsüchtigen Zuge und kehrt in das Häuschen der Pflegeeltern zurück. Dort findet er die Pflegeschwester halb erwachsen, und es erwacht der Wunsch in ihm, sie zu heirathen. Thatendrang und der Wunsch, seinen Pflegeverwandten sich dankbar zu erweisen, bestimmen ihn aber, zunächst den Versuch zu machen, Reichthümer zu erwerben und zu diesem Zwecke auf die Wanderschaft zu gehen. Die Pflegebrüder, die noch bei den Eltern im Walde wohnen, bestimmt er, ihn zu begleiten, und weiß sie trotz ihres Widerstandes in immer entlegenere Gegenden mit sich zu führen, bis sie an ein verzaubertes Schloß kommen, über dessen Thür die Worte stehen: Wer in dieses Schloß einziehet und darin wohnen bleibt, dem fällt es zu Eigenthum an mit allen Besitzungen und Rechten, die dazu gehören." Trotz der Widerreden der Brüder betritt der Weihnachtsbub mit ihnen das Schloß. Hier finden sie große Pracht, aber auch eine Menge von vertrockneten Leichen, die in allen Zimmern umherliegen. Sie machen jetzt eine große Grube und begraben die Leichen während mehrerer Wochen; dabei bleiben sie, wegen der Ängstlichkeit der Brüder, Tag und Nacht nahe bei einander. Als aber die Leichen schon eine Weile unter der Erde sind und alles ruhig bleibt, werden sie sicher und beschließen, daß immer Einer zu Hause bleiben und Mittag kochen soll, während die Anderen auf Feldarbeit gehen. Die erste Woche soll der älteste Bruder zu Hause bleiben, die nächste der Zweite und dann der Weihnachtsbub. Wenn das Essen fertig ist, soll mit einer Glocke, von der der Strang in die Küche hängt, geläutet werden. Als der Älteste am ersten Mittag das Essen bereitet hat uud eben zum Glockenstrange gehen will, hinkt hinter ihm ein altes Weib vorüber auf den Kamin zu, indem sie sich wie vor Kälte die Hände reibt und bei jedem Schritte sagt: „Schuck, schuck, was kalt." Sie hat ein schauerliches Aussehen und der Schlosser fragt sie voll Furcht, wer sie ist und was sie begehrt. „Oh", antwortet sie, ich bin eine arme Bettelfrau und wohne dort hinten in dem

großen Walde. Hu, wie mich friert! Schuck, schuck, was kalt! Schuck, schuck, was kalt! Laß mich nur hier an dem Feuer mich wärmen und gib mir ein wenig von Deinem Brei dort." Aus Furcht reicht er ihr einen Teller mit Brei, zu dem ein Löffel gelegt ist. Sobald sie den Teller in der Hand hat, läßt sie den Löffel zu Boden fallen und verlangt von ihm, daß er ihn aufheben solle. Wieder aus Furcht gehorcht er, und als er sich danach bückt, springt sie ihm in den Nacken und peinigt ihn so, daß er umzukommen vermeint, doch behält er so viel Kraft, daß er auf allen Vieren zum Glockenstrange kriechen und anziehen kann. Beim ersten Anschlage läßt sie ihn los und ist verschwunden. Die Anderen kommen und finden ihn sehr bleich. Er schämt sich aber, die Wahrheit zu gestehen, und sagt nur, daß ihm unwohl geworden. Als es ihm am nächsten Mittag aber wieder ebenso ergeht, bittet er seinen Bruder, den Schmied, ihn abzulösen. Dieser erleidet zwei Mittage dasselbe Schicksal und wird dann vom Weihnachtsbub abgelöst. Auch ihm erscheint die Hexe und bittet ihn in ganz denselben Worten um Essen; er reicht ihr einen Teller; sie läßt wieder den Löffel fallen und bittet ihn, denselben aufzuheben. Er fährt sie aber barsch an: „Altes Scheusal, meinst Du, ich hätte nicht gemerkt, daß Du den Löffel mit Vorsatz herabgeschüttelt hast? Gleich nimmst Du den Löffel auf oder ich schlage Dir die Knochen zu Brei"; und damit greift er nach dem Schüreisen; als er aber auf sie zutreten will, ist sie verschwunden. Jedoch ist sie am nächsten Mittag wieder da und bittet mit den ständig wiederkehrenden Worten um Essen. Er packt sie aber sogleich an der Kehle, indem er ihr zuruft, daß sie ihm diesmal nicht entwischen solle, ehe sie ihm gezeigt habe, wo sie her käme und wo sie hinginge. Sie erwidert: „Wenn ich Dir zeigen soll, wo ich herkomme und wo ich hingehe, so sage es noch einmal; Du darfst aber keine Furcht haben." Darauf wiederholt er furchtlos seine Forderung und befindet sich nun plötzlich mit dem alten Weibe in einem tiefen Keller vor einer hohen Wand, die sich auf einen Zauberspruch des Weibes öffnet. Dann wird er auf viel verschlungenen Pfaden in einen prachtvollen Saal geführt, in welchem kleine graue Männlein') ihn empfangen und sehr glänzend bewirthen. Auf die Mahlzeiten folgen Spiele, Jagd und Fischerei, bis dem Weihnachtsbub die Brüder wieder einfallen und er zu einem der grauen Männlein sagt, er müsse jetzt wieder hinauf, denn seine Brüder warteten auf

1) Der Ausdruck „Zwerg" ist nicht bekannt, es heißt in der Volkssprache immer ,,klines Gräumännel".

das Mittagessen. Darauf fragt ihn das Männlein lachend, wie lange er denn meine, daß er bei ihnen sei, und als er antwortet, etwa eine halbe Stunde, erfährt er, daß er gerade in diesem Augenblicke vor zwölf Jahren in die Unterwelt gekommen ist. Er erschrickt hierüber sehr und gedenkt sogleich seiner Pflegeeltern und seiner Pflegeschwester; das Männlein kann ihm aber die beruhigende Versicherung geben, daß Alle wohlauf sind und die Pflegeschwester noch unverheirathet ist. Er will nun sogleich in die Welt zurückkehren, wird indeß belehrt, daß nur die ihn wieder hinwegführen könne, die ihn hergebracht habe. Er läßt sich nun sogleich zu der alten Hexe führen, diese aber weigert sich hartnäckig, ihm behilflich zu sein. Als er hierüber sehr traurig wird, erklärt das Männlein, daß es ihm behilflich sein wolle und gibt ihm folgende Aufschlüsse: vor 100 Jahren war das alte Weib, das Dich hierher gebracht hat, eine wunderschöne, junge Prinzessin, und sie hatte einem schönen, jungen Prinzen versprochen, daß sie ihn heirathen wolle; nun kam aber ein reicherer und mächtigerer Prinz und hielt um sie an, und da brach sie ihr Versprechen und verlobte sich mit dem. Darüber wurde der junge Prinz sehr zornig und ging zu einem mächtigen Zauberer und bat ihn um seine Hilfe. Und der Zauberer verwünschte die Prinzessin und das Schloß und Alles, was dazu gehörte, und die Prinzessin ward eine scheußliche, alte Hexe, wie Du sie gesehen hast, und an das Schloß wurde angeschrieben, daß es dem gehören solle, der es bewohne, denn Keiner konnte es darin aushalten, und die Meisten kamen um, die es betraten. Das kam aber so: die Prinzessin war nicht blos äußerlich zu einer Hexe verwandelt, sondern auch innerlich, so daß sie Macht hatte wie eine Hexe und nur Lust an Unheil. Die fiel nun über Jeden her, der das Schloß betrat und saugte ihm das Leben aus; daher die vielen Leichen, die im Schlosse lagen, als Ihr ankamt. Deine Brüder können von Glück sagen, daß der Glockenstrang in der Küche hing, denn vor dem Glockenschalle mußte sie weichen, sonst hätte sie ihnen auch das Leben ausgesogen. Über Dich aber hatte sie keine Gewalt, weil Du keine Furcht hast. Wir grauen Männlein haben nun die ganzen 100 Jahre hiedurch das Schloß unterhalten und das Vieh gefüttert und aufgezogen und Alles so erhalten, wie Ihr es vorgefunden habt. Wir Alle sind auch verzauberte Prinzen; wir können aber nicht mehr erlöst werden, weil unsere Zeit vorübergegangen ist, ohne dass ein Erlöser gekommen wäre. Wir müssen in alle Ewigkeit hier unten bleiben und haben es wohl ganz gut, aber nicht so gut wie in der Seligkeit im Himmel. Die Prinzessin aber kann noch erlöst werden;

Du brauchst ihr nur einen Kuß zu geben, so wird sie wieder wie sie früher war, muß dann aber Deine Frau werden und Dich auf die Erde zurückführen.

Wegen dieses letzten Punktes hat der Weihnachtsbub Bedenken; das graue Männlein tröstet ihn aber, daß sich doch noch vielleicht ein Ausweg finden werde. Er gibt nun der Alten den Kuß und hält plötzlich eine schöne Prinzessin in den Armen.

Von dem Männlein erhält er jetzt einen großen Korb mit einem langen Strick daran und ein Stäbchen mit folgender Weisung: wenn Du mit der Prinzessin in den Korb steigst, werdet Ihr sogleich oben auf der Erde ankommen. Wenn Du wieder zu uns willst, mußt Du mit dem Stäbchen an einer bestimmten Stelle 1) auf die Erde klopfen, so wird sie sich aufthun, und dann müssen Deine Brüder Dich in dem Korbe an dem Strick hinablassen. Der Strick wird zwar bei Weitem nicht reichen, aber der Korb macht sich los und trägt Dich hinab und hernach wieder nach oben bis an den Strick, und dann müssen die Brüder Dich vollends hinaufziehen.

Er wird dann noch ermahnt, daß er sich ja nicht scheuen, sondern in jeder Noth an die grauen Männlein wenden möge. Kaum hat er, reich beschenkt, mit der Prinzessin den Korb bestiegen, so stehen sie auch schon oben vor dem Schlosse. Hier erfährt er von der Dienerschaft, daß das Schloß mit allen Besitzungen den Brüdern zugesprochen worden ist und daß der Ältere soeben in der nahen Stadt mit der Tochter des Königs Hochzeit mache. Er begibt sich sogleich mit der Prinzessin dorthin und wird freudig begrüßt. Die Brüder haben die Eltern und die Schwester inzwischen vergessen; er aber denkt sogleich nach Beendigung der Hochzeitsfeierlichkeiten wieder an sie, und wie er die Pflegeschwester statt der Prinzessin heirathen könne. Das Herbeischaffen der Verwandten ist wegen der großen Entfernung besonders schwierig. Er beschließt daher, das graue Männlein 2) um Hilfe anzugehen, klopft mit dem Stäbchen 3) auf die Erde, und Alles geschieht, wie vorhergesagt.

Bezüglich der Heirath räth ihm das Männlein, er solle den unverheiratheten Bruder veranlassen, der Prinzessin ohne Weiters um den Hals zu fallen und ihr zu sagen, daß er sie heirathen wolle; sage

1) Die Stelle ist in der Erzählung nicht angegeben.

2) Es ist bald von einem, bald von den Männlein die Rede; es scheint aber, daß sich einer besonders seiner angenommen habe.

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3) Der Ausdruck Wünschelruthe" ist unbekannt; es heißt im Dialekt „klines Steckel" Stöckchen oder Stäbchen.

sie dann zu, so dürfe sie dessen Frau werden. Dann solle sogleich die Hochzeit gefeiert werden, und nach Beendigung derselben solle er wieder zu einer bestimmten Stunde mit dem Stäbchen klopfen, dann werde er, das graue Männlein, hinaufkommen und ihm helfen. Es verläuft nun Alles nach Wunsch, und wie der Weihnachtsbub klopft, kommt das Männlein herauf, bis an den Leib in großen Stiefeln steckend und noch ein ebensolches Paar in den Händen haltend, das Jener anziehen muß. Darauf erklärt er ihm, daß dies Stundenstiefel') seien, und daß sie mit denselben in einer Stunde bei dem Häuschen im Walde sein würden. Richtig erreichen sie auch das Haus in so kurzer Zeit, nehmen die Eltern und die Schwester auf die Schultern und führen sie in ebenso kurzer Zeit zum Schlosse zurück. Hier heirathet nun der Weihnachtsbub die Pflegetochter, und Alle führen ein langes und glückliches Leben.

FINSTINGEN (in Lothringen).

F. PETERS.

BERICHT

über die Verhandlungen der deutsch-romanischen Section auf der XXXIX. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner zu Zürich.

(28. September bis 1. October 1887.)

Die constituirende Sitzung der Section fand am 28. Sept., Mittags 12 Uhr, statt und wurde durch Prof. Tobler eröffnet. Prof. Martin (Straßburg) schlägt vor: die Herren Professoren Drr. Tobler und Ulrich, beide in Zürich, welche von der Gießener Versammlung mit der Vorbereitung der Geschäfte beauftragt worden waren, zu Vorsitzenden zu ernennen. Der Vorschlag wird einstimmig zum Beschluß erhoben. Als Schriftführer werden gewählt die Herren Privatdocent Dr. Wetz-Straßburg und Dr. BachmannZürich. In das Album der Section tragen sich 34 Mitglieder ein: Gymnasiallehrer Dr. Bachmann-Zürich, Prof. Dr. Bächtold-Zürich, Stud. Bodmer-Zürich, P. Brändli, O. S. B. Engelberg, Dr. Bruppacher-Zürich, Privatdocent Dr. Crüger-Straßburg, Gymnasialrector Ehemann-Ravensburg, P. Fischer, O. S. B.Sarnen, Prof. Dr. Götzinger-St. Gallen, Privatdocent Dr. Hartmann-Zürich, Dr. Herzog-Aarau, Professor Dr. Hewett-New-York, Prof. Dr. Hirzel-Bern, Dr. Jecklin-Chur, Prof. Dr. Kluge-Jena, Prof. Dr. Koch-Marburg, Privatdocent Dr. Levy-Freiburg i. Br., Prof. Dr. Martin-Straßburg, Prof. Dr. Meyer v. Knonau-Zürich, Prof. Dr. Morf-Bern, Prof. Dr. Motz-Zürich, Prof. Dr. Reifferscheid-Greifswald, Gymnasiallehrer Dr. Schoch-Zürich, Prof. Dr. SoldanBasel, Dr. Staub-Zürich, Dr. Stickelberger-Burgdorf, Prof. Dr. Stiefel-Zürich, Stud. Stutz-Zürich, Prof. Dr. Tobler-Zürich, Prof. Dr. Ulrich-Zürich, Prof.

1) Der Ausdruck Siebenmeilenstiefel" ist nicht bekannt.

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