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zählt Gottfried nicht, aber die weitreichende Macht und die Vorzüge des Kanelengres werden uns ebenso klar nur in schönerer Form vorgeführt.

Es ist nicht meine Absicht, den ganzen Tristan und den nordischen Roman in dieser Weise zu vergleichen; daß Gottfrieds feinfühlige Art der Darstellung, sein hoher poetischer Sinn überall die Sage übertreffen, wird wohl keiner ernstlich leugnen. Ich will nur noch kurz auf diejenigen Stellen hinweisen, die sein volles Eigenthum sind, wo an „Übersetzung" schon deshalb nicht zu denken ist, weil das Original [und dessen schlechter Abklatsch, der Prosaroman] den Dichter im Stich ließen. So ist die Schwertleite voll poetischen Schwungs. Da sich hier natürlich keine Vergleichungspunkte finden, so wird bei Kölbing die ganze Stelle übergangen, bei der Würdigung eines Dichtwerkes sind aber gerade dies die besten Stellen, wo der Verfasser aus eigener Kraft schafft. Gottfried geht hier seinen eigenen, ganz originellen Weg. Ebenso sagt Kölbing nichts über die „Jagd“ (v. 2757-3376). Auch hier sehen wir, was Gottfried aus seiner Vorlage zu machen verstand, wenn überall der Prosaroman dieselbe einigermaßen wiedergibt, was ich für durchaus unmöglich halte. Die Worte der nordischen Sage klingen so trivial als möglich, das Gespräch des Jägermeisters mit Tristan fehlt, und doch ist nichts natürlicher, als daß wie bei Gottfried sie den Fremdling nach seiner Heimat fragten, worauf Tristan dann antwortet:

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Ich könnte noch manche Stellen anführen, wo Kölbing selbst die Überlegenheit Gottfrieds zugibt, die Beschreibung der Minnegrotte" ist ein wahres Meisterstück. Auch nach Kölbing hat der Sagaschreiber oftmals die Feinheit des Ausdrucks zerstört, Heinzel hat oft recht, wenn er Änderungen Gottfrieds auf dessen individuelles

Gefühl zurückführt.

Die Vergleichung jeder Stelle von Gottfrieds Tristan mit der entsprechenden des Prosaromans wird den Werth des deutschen Epos nur noch heben; auf jeden Fall werden dadurch Kölbings Ansichten an vielen Stellen modificirt und umgestoßen, und wie steht es dann mit dem Endurtheil über den Tristan Gottfrieds? Es ist seinem Hauptinhalt nach unhaltbar und falsch. Gottfried behält die Stellung innerhalb der mhd. Glanzperiode, die ich im Eingange dieser Untersuchung charakterisirt habe, denn der nordische Roman ist durchaus kein

Repräsentant der französischen Vorlage; wäre er dies, so würde Gottfried in ein noch höheres Licht treten; dann dürften wir ihn nicht mehr einfach einen großen Dichter nennen, sondern einen gottbegnadeten Sänger unserer deutschen Vorzeit, und sein Werk würde das beste, was das Mittelalter hervorgebracht hat, übertreffen. Bevor die französische Vorlage vollständig vorliegt, sind aber auch solche Lobpreisungen unberechtigt, mehr aber noch die absprechenden Urtheile jener Kritiker, auf die ich Gottfrieds Worte anwenden möchte (Trist. 29-32):

„Ir ist sô vil, die des nu pflegent,
daz sî daz guote z' übele wegent,
daz übel wider ze guote wegent:
die pflegent niht, si widerpflegent."

even

Dante?!

O. GLÖDE.

WISMAR i. M.

EINE DEUTSCHE ÜBERSETZUNG VON CICEROS
CATO AUS DER HUMANISTENZEIT.

Die Heidelberger Universitätsbibliothek besitzt eine Papierhandschrift (cod. Pal. Germ. 469), welche auf den 97 ersten Blättern eine deutsche Übersetzung von Ciceros Cato enthält. Die Handschrift selbst gibt keinen Namen für den Übersetzer an, sondern auf das erste gänzlich leere Blatt folgt sofort der Anfang der Übersetzung

selbst.

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Bis jetzt galt die Übersetzung als wahrscheinlich von Jakob Wimpfeling, dem bekannten Schlettstadter Humanisten, herrührend. So sagt schon Friedrich Wilken: Cicero vom Alter, wahrscheinlich von Jakob Wimpfeling von Schlettstadt übersetzt." 1) Von Wilken ging diese Ansicht in Goedekes Grundriß über 2), und ich selbst schloß mich dieser Meinung an in meiner Arbeit: Deutsche Übersetzungen classischer Schriftsteller aus dem Heidelberger Humauistenkreis (Heidelberg. Progr. 1884), S. 10 u. 34, wobei ich jedoch das wahrscheinlich❝ immer betonte.

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Der einzige Grund, weshalb man Jakob Wimpfeling als den muthmaßlichen Übersetzer annahm, war der Umstand, daß sich unmittel

1) Geschichte der Bildung, Beraubung und Vernichtung der alten Heidelbergischen Büchersammlungen (Heidelberg 1817), S. 484.

2) Grundriß der deutschen Dichtung II2, S. 412, Nr. 59.

bar an die Übersetzung des ciceronischen Cato eine deutsche Epistel Wimpfelings an Friedrich von Dalberg anschloß '), die eine Dedication zu einer Übersetzung des Beroaldus De tribus fratribus sein sollte, von welcher Schrift aber nur das Argument aufgenommen ist, während die Schrift selbst fehlt. Man glaubte, daß auch der ciceronische Cato von Wimpfeling übersetzt sein müsse, weil die unmittelbar folgende, Schrift seinen Namen nannte.

Nun ist aber klar, daß dieser Schluß keine zwingende Kraft hat. Weil die zweite Übersetzung auf Wimpfeling zurückgeht, braucht die erste deshalb nicht auch von ihm zu sein. Wollte man dagegen anführen, daß die ganze Handschrift von derselben Hand geschrieben, so ist dies allerdings richtig. Aber die Hand ist nicht die Wimpfelings. Der Schreiber der Handschrift und Wimpfeling sind sicher verschieden. Zwar ist das Alter des Codex nicht sicher zu constatiren. Er gehörte ehemals zur Bibliothek des Kurfürsten Ottheinrich von der Pfalz (1556—1559), wie das in Gold gepreßte Bild des Kurfürsten und die Jahreszahl 1558 auf dem vorderen Deckel zeigt. Auch die Züge der Schrift weisen in das 16. Jahrhundert. Aber eine genauere Datirung ist aus Mangel an Anhaltspunkten nicht möglich.

Daß aber Wimpfeling die fragliche Schrift Ciceros übersetzt hätte, dafür existirt keine sonstige zuverlässige Angabe. Nun aber braucht der Übersetzer des Cato gelegentlich das Zeitwort „sein" zum Zwecke einer Umschreibung der flectirten Formen des Verbums; er sagt also: sie sin (= sind) sich gesellen sie gesellen sich etc. Gegen diesen Mißbrauch der Copula eifert aber Wimpfeling in einem Briefe an Jakob Boll als gegen eine schwäbische Unart, welche die Rheinländer nicht hätten, folgendermaßen: Sic etenim dicunt illi illepidi concionatores (er meint die Schwaben). Dixit Jesus, ibat, ambulabat, sanabat, docebat, respondebat. Der herre was sprechen, er was gon, er was wandelen, er was gesunt machen, er was leren, was antwurten, sicque de innumerabilibus: Ubi simplex verbum Germanicum sufficeret: Der her sprach, Er gieng, Er wandelt, Er macht gesunt, Er leret, Er antwurt etetc). Schwerlich wird Wimpfeling in einen Fehler, den er selbst so hart tadelt, verfallen sein. Daher scheint mir die fragliche Übersetzung trotz Wilken und Goedeke im Index der Wimpfeling'schen Schriften zu streichen.

1) Dieselbe ist ganz mitgetheilt in meiner erwähnten Arbeit, S. 32.

2) Der Brief, welcher in Wimpfelings Schrift „De inepta superflua verborum resolucione etc." steht, wurde durch Crecelius wieder abgedruckt in Birlingers Alemannia XII (1884), S. 45.

Von wem aber soll nun die Übersetzung herrühren? Ich glaube eine neue Spur gefunden zu haben. Der Friedrich von Dalberg, für welchen Wimpfeling die Schrift des Beroaldus übersetzte, welche ursprünglich nach unserer Cato-Übersetzung gestanden hat, ist der jüngere Bruder von Johann von Dalberg, genannt Camerarius, dem Bischof von Worms und Kanzler der Pfalz, dem humanistisch gebildeten Mäcen der rheinischen Humanisten. Nun weist Karl Morneweg in seiner Monographie über Johann von Dalberg) nach, daß für Friedrich von Dalberg der Oppenheimer Stiftspfarrer Johann Gottfried von Odernheim, der eine Pfründe bei St. Katharina zu Oppenheim hatte, 17 Übersetzungen classischer und humanistischer Schriftsteller ins Deutsche angefertigt hat. Unter dieser erscheint neben anderen Schriften Ciceros, wie De fato (nicht De divinatione, wie Morneweg meint) und Paradoxa, auch eine Übersetzung von Ciceros Cato von 1491. Die Übersetzungen Johann Gottfrieds standen in einer Handschrift, welche ehemals zur Bibliothek des Dr. Kloß von Frankfurt a. M. gehörte, dann 1835 in London versteigert wurde und seither verschwunden ist, die aber möglicherweise noch in einer nicht beachteten englischen Bibliothek steckt.

Die Vermuthung liegt nahe, daß wir in der Heidelberger Handschrift eine Abschrift der Gottfriedschen Übersetzung besitzen.

Daß in der That eine Beziehung unserer Handschrift zu den Gottfriedschen Übersetzungen vorhanden ist, macht noch eine andere Thatsache wahrscheilich. Die deutsche Handschrift 451 der Heidelberger Universitätsbibliothek, welche ebenfalls Übersetzungen lateinischer Autoren ins Deutsche enthält, ist von derselben Hand geschrieben wie Cod. Pal. Germ. 469 und gehörte auch einst in die Bibliothek Ottheinrichs). Der ganze Inhalt dieser zweiten Heidelberger Handschrift deckt sich aber mit einzelnen Nummern der zur Zeit verlorenen Kloßschen Handschrift mit den Gottfriedschen Übersetzungen: Cod. Pal. Germ. 469. f. 1-29 — Kloß nr. 17 (Isokrates лo̟ò̟s Anuóvixov), CPG. f. 30-73 Kloß nr. 1 (Cicero de fato), CPG. f. 74-88 = Kloß nr. 8 (Aristoteles von den häuslichen Dingen), CPG. f. 89-132 Kloß nr. 14 (Lukian Charon), CPG. f. 182-231 Kloß nr. 9 (Aristoteles von den Sitten). Es wird niemand glauben, daß eine so auffallende Übereinstimmung reiner Zufall ist.

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1) Johann von Dalberg, ein deutscher Humanist und Bischof (Heidelberg 1887), S. 20.

2) Das Genauere darüber in meinem Programm S. 11 H.

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K. HARTFELDER, DEUTSCHE ÜBERSETZUNG V. CICEROS CATO etc.

Wenn es nun höchst wahrscheinlich ist, daß unsere Übersetzung von Ciceros Cato identisch ist mit der einstweilen verlorenen Übersetzung Gottfrieds in der Kloßschen Handschrift, so hätten wir in dieser 1491 entstandenen Übersetzung zugleich die älteste deutsche Übersetzung von Ciceros Cato. Denn nach Degen1) ist die älteste gedruckte Übersetzung von Cato die von Kaplan Johann Neuber zu Schwartzenberg 1522 in Augsburg erschienene.

Für den Fall, daß die erwähnte Handschrift noch irgendwo vorhanden ist, dürfte es aber von Wert sein, die etwaige Identität mit der Heidelberger zu constatieren, und zu diesem Zwecke möge es gestattet sein, das Ende der Heidelberger handschriftlichen Übersetzung hierher zu setzen 2):

[Fol. 94.] Darzu so ruwet mich auch nit, das ich etwan han gelebt; dann ich acht mich also gelebt han, das ich nit vmb sunst oder vnnutzlichen sy geborn gewesen, vnnd bin vss disem leben als vss einer herbergen vnd nit als vss einem huss abgeschaiden, wan die natur hait uns gegeben ein offenn huss zu rasten, mit stettiglich zu wonen. O den erlichen tag, so ich werde komen inn dise gotliche geselschafft der geist vnnd von diser vnruwigen vnnd vnreynigen befleckung abscheyden; wan ich werde komen zu den erlichen männer, von den ich wenig hiefúr han gesagt, sonder auch zu meynem kathoni, dem da in den dogenden3) grosser vnnd in gutigkeit vbertrefflicher keiner nye ist funden worden, des dotter lib von mir ist verbrant eelichen das sich vil mehn het gezemet von im mynen leib verbrant worden sin. Aber sein geist hait mich nit verlassen, sonnder stettiglich anschauwen, ist furwar komen zu den stetten, da hin er mich hait gesehen bald komen werden, vnnd ich bin geachtet worden disen mynen fall gross muttiglichen getragen vnd mich selbs getrost haben, schetzende, nit gross oder wyth abscheydung sin zwuschen vnns. Von disen solichen dingen hast du, o Scipio, gesagt dich mit lelio*) grosslichen pflegen zuuerwondern, das alter ist licht vnd nit allein nit verdrosslich, sonder lusslich. So ich aber irre in dem, das ich glaub, die geist der menschen sin vndotlich, bin ich gern vnnd begirlichen irren vnnd will auch, dwyl ich lebe, soliche irrung, die mich grosslich) ist, erlustigen nit von mir genomen werden. So ich aber dot, 1) Versuch einer vollständigen Litteratur der deutschen Übersetzungen der Römer I, 89. Nachtrag S. 56.

2) Der Anfang steht schon in meinem Programm S. 34 abgedruckt.

3) Tugenden.

1) Laelius, der Freund Scipios,

5) errorem, quo delector. Sollte da nicht „trostlich" zu verbessern sein?

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