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als etliche klein philosophi sagen, nichts solicher ding werde entpfinden, forcht ich nit, das disse myn irthum die dotten philosophi verspoten werden, vnnd so wir auch zukunfftiglichen nit weren vndotlich, so ist doch dem menschen begirlich siner zyt zurstoret werden. Wann die natur zw gleicher wyse, als alle andere ding, hat auch die mass des lebens, das alter aber ist ein vollenbringung der zitt des lebens, des muttigkeit vnnd belessige beschwernus vil nah als einer fabeln, wir vlyssiglichen meyden sollen, allermeynst, so ime settygung vnd verdrossen sin zugefugt vnnd angehangen. Diss hab ich wellen sagen von dem erlichen alter, zu dem ich wunsche ir etwan werden komen, vff das ein solichs, das ir vss mir gehort haben in der warheit der werck vnd der that befindende bewerden mogen.

Das buch Catho (?) von dem alter endet sich seliglichen etc.1).

KARL HARTFELDER.

ZU REINOLT VON MONTELBAN.

I. Ludwigs Krönung 1153-1238.

Die ziemlich genau, freilich nicht ohne Mißverständniß beschriebene Scene ist culturgeschichtlich beachtenswerth. Mir fielen bei erneuter Lesung wieder besonders die Verse 1223-28 auf: Da ime stunt die kron uff sinem heupt

und die krone ime spen zu der stedt,
da spen man ime einen sack dar zu.
Das betudet uns also:

die krone und der sack

bedutet freude und ungemach.

Daß der sack ein Kleidungsstück ist, bedarf keiner Erinnerung; welcher Art aber dasselbe war, das ist nicht so leicht ersichtlich. Bekanntlich versteht man darunter auch heute noch einen kurzen Männerrock ohne Taille. Die Sackform des Ganzen mit geradem Laufe der Nähte ist hier Ursache der Bezeichnung. Dies wird noch deutlicher durch die scherzhafte Rede: „Er hat eine Taille wie ein Maltersack." Im mhd. Wörterbuch und bei Lexer finden wir die Erklärung: „Kleidungsstück, Mantel aus grobem Sacktuch, wie sie gemeine Leute und Knechte trugen", auch „Frauenkleid der Juden".

1) Die Handschrift ist, ohne Veränderung der Orthographie, wiedergegeben. Nur die Interpunction ist meine Zugabe.

Hier also kommt nicht die Gestalt, sondern der Stoff des Kleidungsstückes in Betracht. Auch im Mnl. kommt der Begriff vor; Oudemans (Bijdrage VI, 14) erklärt: „Zeke, kleed, krijgsrock, wapenrock."

Der saccus, oάxxos, erscheint im lateinischen und griechischen Sprachschatze als Kleidungsstück. Bei Forcellini (totius latinitatis lexicon V [1871], 285) finden wir folgende Erklärung: Saccus dicitur vestis crassiore filo contexta, qua praecipue utebantur in Aegypto monachi in poenitentiae signum, sine manicis (Ärmel), et presse corpore adhaerens: immo et orientales plerique populi antiquitus tempore luctus. Danach und nach dem bei den Juden uralten Brauche in „Sack und Asche“ zu trauern, scheint dies grobe ärmellose Gewand aus dem Orient zu stammen. Dazu stimmt es, wenn wir den Sack als Kleidungsstück der Patriarchen genannt finden. Stephanus, thesaurus graecae linguae VII (1845-54), 29. Codinus de officiis magnae ecclesiae, et aulae Constantinopolitanae. Cura et opera Jacobi Goar. (Parisiis 1648) S. 88. 232. Als Gewand der Patriarchen und Metropoliten war der saccus e villoso serico gemacht.

Bei dem großen Einflusse, den orientalische Sitten auf Byzanz hatten, kann es uns nicht Wunder nehmen, den oάxxos auch im Ornate der griechischen Kaiser genannt zu finden. Codinus XXXV, 88. 99. Stephanus 29.

Der deutsche Kaiserornat nun war zunächst eine Aneignung der weströmischen Tracht (Patriziat), später aber zum Theile auch Nachahmung des griechischen Kaiserornats. Der Sack wird hier nicht ausdrücklich genannt, scheint aber der Alba zu entsprechen, einem Rocke, der über dem Untergewande, der Dalmatica, Tunica talaris, und unter dem Rückenmantel, dem Pluviale, getragen ward. Ein sicheres Zeugniß führt Du Cange an (Gloss. med. et inf. latinitatis VI [1846], 8): Saccus inter vestes regias recensetur in Ordine ad consecrandum Regem Francia e1).

Im Reinolt scheint kein kostbares Seidengewand, sondern ein Rock aus grobem Stoffe gemeint zu sein, eigentlich ein Frauengewand, dem bei der Krönung eine symbolische Bedeutung zukommt. Die Krone bedeutet Freude, die Erhöhung des zu Krönenden; dagegen soll der Sack, der ja Ungemach bedeutet, den Fürsten am Tage seiner Erhebung an seine hinfällige menschliche Natur erinnern, die sich in nichts von der eines armen Knechtes unterscheidet.

1) Vgl. auch Kraus in dessen Realencyklopädie der christlichen Alterthümer II (1886), 702".

Ich habe zu dieser Stelle des Reinolt weder in der altfranzösischen noch in der altdeutschen Dichtung unmittelbare Parallelen finden können. Vielleicht kann einer der Leser etwas darüber mittheilen. II. Kantel und lyniere.

Reinolt 14004

und stach ime mit syme spieß,

das er sin nit kund genießen,

durch den schilt und durch daz kautele,

das da inn bleib von dem sper ein teil

und er es als zu stucken brach.

14827 und Emmerich, der jungherre,

stach ine wider mit großer gere

uff das kauteil in die lyniere,

das sie beide fielen schyer.

Für kautele und kauteil, wie die Hs. schreibt, ist kantele, kanteil zu lesen. Im Altfranzösischen ist häufig chantel, cantel, cantiel in der Bedeutung „Theil, Bruchstück, Quartier (des Schildes)“. De, en, à chantel bedeutet zur Seite". Das Wort geht vom griechischen xávós aus und ist in den meisten romanischen Sprachen, auch als Lehnwort im Deutschen, heimisch. Eschanteler l'escu den Schild in Stücke hauen"). 14006 durch den schilt und durch daz kantele ist demnach tautologisch. Es bleibt nur noch die lyniere zu erklären. Am nächsten läge wohl, das Wort von lin abzuleiten. In der That bedeutet auch das altfranzösische liniere f. „collet de lin". Vgl. Godefroy, dict. IV, 791. Es könnte demnach ein leinenes kursît oder wâpenkleit gemeint sein3); indessen wäre dann die Ausdrucksweise von 14829 etwas sonderbar. Viel wahrscheinlicher ist es, an das Helmfenster, mnd. lumenere, lumenyre, mnl. limiere, ein von lumen abgeleitetes Wort, zu denken. Vgl. die Stellen bei Schultz, das höfische Leben II, 54, Anm. Demnach wäre zu lesen:

uf daz kanteil in die lymiere.

2) Vgl. Diez, etymol. Wb. 85 ff. Diefenbach, orig. europ. 278-80. Godefroy dict. II, 56.

3) Vgl. Schultz, das höfische Leben II, 47.

GERMANIA. Neue Reihe. XXI. (XXXIII.) Jahrg.

3

DIE HANDSCHRIFTEN DES REINOLT VON

MONTELBAN1).

II.

Kein Werk unserer altdeutschen Übersetzungsliteratur außer Malegys und Ogier zeugt so sehr von dem gänzlichen Mangel aller Begabung und alles Kunstfleißes bei dem Bearbeiter wie der Reinolt von Montelban. Vor die Aufgabe gestellt dies wunderliche, aber doch in mancher Hinsicht beachtenswerte Machwerk herauszugeben, kann man über den einzuschlagenden Weg kaum zweifelhaft sein. Nachdem ich aus der äußern und innern Beschaffenheit der Hs. A den Schluß gewonnen, daß diese als das Original der deutschen Übersetzung anzusehen ist, konnte ich kaum mehr thun, als einen getreuen Abdruck von A geben. B weicht fast gar nicht ab. Herzustellen war an dem Texte eigentlich nichts. Es handelte sich nicht darum einen nachweislich älteren Text aus dem durch spätere Schreiber herbeigeführten Verderb zu retten. Wären auch keine Gründe gewesen, die für die Originalität von A sprachen, das stand doch fest, daß das deutsche Gedicht dem 15. Jahrhundert angehörte, also unter allen Bedingungen der Abfassungszeit von A nahestehen mußte. Als Zweck einer wissenschaftlichen Ausgabe muss doch wohl betrachtet werden, daß der Text so hergestellt werde, wie er von dem Verfasser selbst beabsichtigt war. Kennt man Schreibebrauch der Zeit und Eigenthümlichkeiten des Verfassers genau, so ist man darüber hinaus eigentlich nur berechtigt, die heutige Interpunktion einzuführen. Will man also ein Gedicht des 15. Jahrhunderts in wissenschaftlicher, d. h. historischer Weise herausgeben, so hat man keine Wahl als die „wüsten Auswüchse der Schreiberorthographie des 15. Jahrhunderts in ihrer Urwüchsigkeit“ zu belassen. 2) Mögen andere anders darüber denken; ich halte sehr wenig von der sogenannten „normalisirten" Schreibung unserer landläufigen Ausgaben und bleibe bei meiner, Reinolt S. 497. 498 ausgesprochenen, besonnenen Ausstellungen", mag auch ein Kochendörffer sie als „,naive Bemäkelungen" brandmarken.

Wie ich Germ. XXXII, 56 sagte, ist es sehr schwer von einer Hs., die ohne unmittelbare Anhaltspunkte ist, zu beweisen, daß sie

1) Vgl. Kochendörffer, Anz. f. d. Alt. XII, 253–56; Pfaff, Germ. XXXII, 49–65; Kochendörffer, Anz. XIII, 397-410.

2) Anz. XIII, 408.

den Verfasser des in ihr enthaltenen Textes zum Schreiber hatte. Die Möglichkeiten, die für irgend eine Lesart in Betracht kommen können, sind mannigfaltig. Schon sehr oft haben scheinbar sichere Gründe für die Beurtheilung solcher Fälle sich durch einen plötzlichen Fund als nichtig erwiesen. Der Zufall hat ein viel weiteres Recht als man gewöhnlich annimmt. Warum herrschen über die Handschriftenverhältnisse so vieler Texte so verschiedene Meinungen? Doch nur, weil es sehr schwer und oft unmöglich ist durchaus unumstößliche Gründe beizubringen, und weil eine Berechnung des Zufalls unmöglich ist.

Mit Gründen, wie ich sie zunächst vorbrachte, d. h. solchen, die aus dem graphischen Zustande der Hs. geschöpft waren, ließ sich nichts beweisen, sondern nur eine Möglichkeit zur Wahrscheinlichkeit erheben. Für mich war das Graphische einzelner Stellen im Verse nicht zwingend; wohl aber habe ich die Überzeugung, daß A vom Verfasser von P geschrieben ist, daraus gewonnen, daß A, für sich betrachtet, keine Lücken hat. Die durch Überspringung von gleichen zu gleichen Worten entstandenen Lücken sind nach meiner Ansicht der einzige schlagende Beweis dafür, daß irgend eine Hs. Abschrift ist.

Doch auch hier bleibt ein Bedenken, wenn nämlich der Text Übersetzung und namentlich schlechte Übersetzung ist. Auch einem Übersetzer kann ein solcher Überspringfehler begegnen. In langathmigen Epen mittelmässiger Dichter ist nicht jeder Satz für den ganzen Zusammenhang nöthig. Oft beginnen verschiedene Sätze und Verse mit denselben Worten. Besonders leicht kann es da zu Auslassungen kommen, wo keine Reimbrechung herrscht. Aber auch bei Reimbrechung können gleiche Reimworte auf derselben Seite der Hs. Auslassungen hervorrufen. Alles das kann einem Übersetzer, der nach dem Auge arbeitet, begegnen. Wie viel mehr noch begegnet es einem Abschreiber! Da ist nun wirklich wunderbar, wie verschieden sich in dieser Beziehung die beiden Hss. des Reinolt verhalten. In B sind solche Auslassungen ganzer Stücke sehr häufig1), während sie in A fehlen. Die Paar Kleinigkeiten in A, die etwa als Auslassungen angesprochen werden können 2), können nichts erweisen; sie verschwinden gegen die wirklich erheblichen und unzweifelhaften Lücken von B.

Sind A und B, wie Kochendörffer will, selbständige Abschriften aus einem verlorenen Originale X, so sollten doch wohl gemeinsame 1) Germ. XXXII, 53.

2) Ebenda 55.

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