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MÄRCHEN AUS LOTHRINGEN.

2. Der Soldat und das Kind.

In einer schweren Kriegszeit lebte einst eine arme Witwe mit ihrem einzigen Sohne Philipp. Der Philipp war ein sehr guter, braver Bub und half seiner Mutter schon frühzeitig, so daß sie sich gut durchbringen konnten; als er aber völlig herangewachsen war und der Mutter so recht als Stütze hätte dienen können, da mußte er auch fort in den Krieg. Darüber war die Mutter sehr traurig; er suchte sie aber zu trösten, so gut er konnte und sagte, daß der Krieg wohl nicht mehr lange anhalten werde, und daß er bald gesund heimkehren und ihr ganz gewiß etwas Kostbares mitbringen werde. Als er aber in Feindesland kam, gab es für ihn nicht viel zu erobern; Andere machten wohl hin und wider Beute, aber er hatte kein Glück oder er war auch wohl zu gut und mochte Niemand gern schädigen. Endlich wurde einmal eine Stadt erstürmt und sollte von den Soldaten ausgeplündert und ausgebrannt werden. Er drang auch mit Mehreren in ein großes Schloß ein, in dem es genug zu holen gab, er aber bekam doch wieder nichts, denn Andere kamen ihm immer zuvor. Zuletzt kam er allein in ein kleines Zimmer, in dem lag ein kleines Knäblein in der Wiege und weinte; als er aber herantrat, freute es sich und lachte ihn freundlich an, und griff mit den Händchen nach seinen blanken Waffen. Wie er das Kindchen so ansah und daran dachte, daß es schon in wenigen Stunden jämmerlich umkommen sollte, denn die Häuser neben dem Schloß brannten schon und das Schloß selbst mußte auch bald in Flammen aufgehen, da überkam ihn das größte Mitleid, so daß er es nicht über das Herz bringen konnte, es zu verlassen. So nahm er es denn auf den Arm und trug es hinaus, und ein Papagei, der im Zimmer war, flog ihm nach und setzte sich ihm auf die Schulter. Als die anderen Soldaten ihn so sahen, hatten sie ihren Spott darüber, und der Eine rief: „Philipp, bist Du denn ein Narr geworden?" Und ein Anderer: „Du gibst eine schmucke Kindsmagd ab, heute Abend wollen wir Dir auch ein Häubchen aufsetzen." Und ein Dritter: Du solltest dich lieber gleich als Amme verdingen, Philipp." Der Philipp machte sich aber nichts daraus, sondern trug das Kindchen aus der brennenden Stadt hinaus; und als sie am anderen Morgen weiter zogen, steckte er es in seinen Hafersack und ließ es vom Sattelknopf herabhängen. Die

Anderen hatten wohl noch eine Weile ihren Spott mit ihm; weil er aber ein guter Soldat und ein starker Mann war, so brachte er sie bald zum Schweigen. Und das Glück wollte es, daß sie keine Gefechte mehr hatten und der Krieg bald zu Ende ging und sie Alle in ihre Heimat entlassen wurden. Nun ließ er das Kindchen an der Hand neben sich gehen, und wenn es müde war, nahm er es auf den Arm und trug es, und überall folgte der Papagei ihnen nach.

Als sie in dem Dorfe ankamen, in dem seine Mutter wohnte, brachte er das Knäblein und den Papagei zu einer Verwandten und ging allein zu ihr. Er traf sie im besten Wohlsein und die Freude war sehr groß, wie sie ihn wiedersah. Als sie sich aber eine Weile ausgesprochen hatten, sagte sie im Scherz: „Du wolltest mir ja etwas Kostbares mitbringen; daraus ist wohl nichts geworden, denn sonst hättest Du es mir wohl schon gezeigt." "Ach", antwortete er, ein wenig verzagt, mitgebracht habe ich wohl etwas, aber etwas Kostbares ist es gerade nicht." „Nun, was ist es denn?" fragte sie. „Ein schönes Knäblein und ein Papagei", entgegnete er. Da schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen und rief: „Ist das aber ein Geschenk! Wir haben selber kaum unser Brot und nun bringst Du mir noch ein Kind ins Haus." "Oh", entgegnete er, wenn Du es siehst und ich Dir erzähle, wie Alles zugegangen ist, dann wirst Du sagen, daß ich recht gethan habe und wirst Dich mit mir über das Kindlein freuen." Und damit ging er fort und holte es. Wie sie nun das schöne Knäblein sah und er ihr erzählte, daß es hätte verbrennen müssen, wenn er es nicht an sich genommen hätte, da hatte sie auch volles Mitleid und sagte, daß sie es gern bei sich behalten und aufziehen wollte, so gut sie es vermöchte.

Der Philipp ging nun sogleich wieder fleißig an die Arbeit und die Mutter blieb rüstig und konnte Haus und Garten gut besorgen. So wuchs denn das Knäblein, wenn auch in Dürftigkeit, so doch gesund und munter heran; und als es das Alter hatte, wurde es auch in die Schule geschickt und lernte fleißig. Als es schon ein stattliches Bürschchen war, gab eines Tages die Herrschaft, die in dem Schlosse bei dem Dorfe wohnte, ein großes Fest, zu dem viele vornehme Leute von Nah und Fern herbeikamen. Alle mußten an dem Häuschen der Witwe vorüber, und zuletzt kam auch ein Ehepaar zu Fuß, die Pferde und Diener vorausgeschickt hatten. Weil es schönes, warmes Sommerwetter war, hing der Papagei in seinem Käfig vor dem Fenster, und als er das Ehepaar vorübergehen sah, rief er: „Herr, Herr! guten Tag, Herr!" Wie der Herr das hörte, ward er stutzig und sagte zu

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der Dame: „Hör' einmal, der ruft gerade so wie unser Papagei früher." „Ach", erwiederte die Dame, sprich mir doch von so Etwas nicht, ich muß dann immer an unser armes Kind denken und kann den ganzen Tag nicht wieder froh werden"; und damit gingen sie weiter. Nach einigen Tagen kamen sie wieder an dem Häuschen vorüber und der Papagei hing wieder am Fenster und rief: „Herr, Herr! guten Tag, Herr!" Da blieb der Herr wieder stehen und sprach: „Ich muß doch einmal in dem Häuschen nachfragen, vielleicht bringt uns der Papagei auf eine Spur; Du kannst hier einen Augenblick auf mich warten.“ Die Dame wollte es wohl nicht recht zugeben, aber der Herr ging doch hinein. Im Hause traf er die alte Frau allein. Sie erschrack über den hohen Besuch und, nichts Gutes vermuthend, nahm sie sich vor, daß sie recht auf ihrer Hut sein wollte. Der Herr fragte sie sogleich, wo sie den schönen Papagei her hätte. „Den habe ich schon lange", erwiederte sie. „Nun, wenn Ihr ihn auch schon lange habt“, sagte der Herr, „so müßt Ihr ihn doch zuletzt irgendwo her haben". Ja", entgegnete sie. Wollt Ihr mir denn nicht sagen, woher Ihr ihn habt“, sprach der Herr. „Nein“, erwiederte sie. Der Herr wollte nun zornig werden, aber doch bedachte er wieder, daß man mit guten Worten immer noch schneller ans Ziel kommt als mit bösen; deshalb drückte er ihr ein Stück Geld in die Hand und sprach: „Ich habe ja nichts wider Euch und will Euch gewiß nichts Böses zufügen, mir liegt nur viel daran, zu erfahren, wo jener Papagei her ist, und wenn Ihr mir es sagt, so gebe ich Euch noch ein solches Geldstück." Wenn Ihr es denn durchaus wissen wollt“, antwortete sie, mein Sohn hat ihn aus dem letzten großen Kriege mitgebracht". Aus welcher Stadt denn?" fragte der Herr. Da nannte sie die Stadt, und der Herr rief: „Dann ist es mein Papagei, der zugleich mit meinem Söhnchen fortgekomen ist., Als sie das hörte, erschrack sie sehr, denn sie hätte sich um alles in der Welt nicht mehr von dem Knäblein trennen mögen, und sie nahm sich vor, nun gewiß nichts mehr zu verrathen, und sprach: „Wenn der Papagei Euch gehört, so nehmt ihn nur in Gottes Namen sogleich mit fort; mir liegt an dem Vogel nichts, denn er kostet nur unnütz Futter, und Ihr habt mir schon. mehr Geld gegeben, als er werth ist." An dem Vogel liegt mir auch nichts", entgegnete er, aber sagt mir doch, habt Ihr keine Kinder bei Euch im Hause?“ „Ja“, sagte sie, „einen Sohn, so groß wie Ihr." Ei“, meinte der Herr, "wem gehören denn die kleinen Schuhe dort unter dem Bett?" „Die gehören einem kleinen Mädchen aus der Nachbarschaft", sagte sie. „Wem gehören denn aber die Höschen, die dort

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an der Wand hängen ?" fragte der Herr wieder. „Ich weiß, wem die Höschen gehören“, entgegnete sie, aber was Ihr hier zu suchen und mich auszufragen habt, das weiß ich nicht; Ihr thätet mir wahrlich einen Gefallen, wenn Ihr ginget". „Ich gehe nicht", sagte der Herr, „ich will erst sehen, ob ich hier nicht erfahren kann, wo das Knäblein geblieben ist, das zugleich mit dem Papagei von einem Soldaten fortgetragen worden ist, als die Stadt niedergebrannt wurde". - Jetzt hörte sie das Knäblein draußen mit den Holzschuhen klappern und sah den Philipp vom Walde heimkehren, und da rief sie: „Machet Euch jetzt schnell fort, denn mein Sohn kommt jetzt herein, und wenn er Euch hier träfe, so möchte es Euch wohl übel ergehen.“ Er sprach aber: „Ich fürchte mich nicht vor Eurem Sohne. Und in dem Augenblicke kam auch schon das Knäblein herein und dicht hinter ihm her die fremde Dame, und die rief: "Ah, sieh' doch nur den Knaben da, wie sehr der Dir gleicht und unserem armen Kindlein.“ Jetzt kam auch der Philipp herein, und die Mutter rief in großer Angst: „Ach, Philipp, schaff doch die fremden Herrschaften fort, sie wollen uns unser Bübchen nehmen". Der Herr sprach aber zu Philipp: „Dieses Knäblein ist aus unserem Schlosse und der Stadt fortgetragen worden, als sie im Kriege niedergebrannt wurde, und, wie mir scheint, habt Ihr es fortgetragen." Da bekam der Philipp große Angst, denn er sah, daß er es mit einem vornehmen und mächtigen Herrn zu thun hatte, und besorgte, daß er nun gar noch für seine Gutmüthigkeit ins Unglück kommen sollte, und so sprach er: „Ach, Herr, ich habe das Kindlein ja nur aus gutem Herzen mit mir genommen. Die Anderen haben Euer Schloß geplündert und Alles fortgetragen, was Werth hatte, ich aber habe dies Kindlein gefunden und nur das allein mit mir genommen, weil es mich jammerte, sonst wäre es sicherlich verbrannt." Der Herr entgegnete: Wer sagt denn, daß Ihr nicht aus gutem Herzen das Kind mitgenommen habt? Ihr habt sehr gut und rechtschaffen gehandelt; aber uns werdet Ihr es doch wohl nicht verdenken, wenn wir unser einziges Kind wieder an uns nehmen wollen." Da rief die alte Frau: „Oh, nehmt mir doch das Kindlein nicht fort, ich kann ohne dem Knäblein nicht mehr leben." Der Herr aber berieth sich mit der Dame und sprach dann: „Da wir das Knäblein mitnehmen wollen, Ihr es aber nicht lassen wollt, so wird es wohl am besten sein, wenn Ihr und Euer Sohn mit uns geht; und da wir Euch großen Dank schuldig sind, so werden wir dafür Sorge tragen, daß Ihr gute Tage habt." So geschah es denn auch, und Philipp und seine Mutter hatten von da ab das glücklichste Leben.

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3. Das Gelübde.

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In alten Zeiten lebte auf einem Schlosse ein vornehmes und reiches Ehepaar. Sie hatten an Allem Überfluß und lebten so recht im Glücke dahin; nur um eines härmten sie sich sie bekamen keine Kinder. Der Mann war anfänglich wohl gut und freundlich zu seiner Frau; wie aber die Jahre dahingingen und sie immer noch kinderlos blieben, wurde er nach und nach mürrisch im Hause, wandte sich von ihr ab und machte sich auswärts viel zu schaffen. Darüber ward sie gar traurig, denn sie hatte ihren Mann sehr lieb. Und eines Tages, an einem Jacobustage, betete sie zum heiligen Jacob und machte ihm ein Gelöbniß: „Heiliger Jacob", gelobte sie, wenn mir ein Knabe bescheert wird, so will ich mit meinem Manne zu Fuß zur St. Jacobscapelle wallfahrten und das Kindlein will ich auf dem ganzen Wege auf den Armen tragen." Die St. Jacobscapelle war aber eine weite Strecke, viele Tagereisen, vom Schlosse entfernt. Als sie das Gelübde gethan hatte, fühlte sie sich sogleich wunderbar gestärkt und bekam wieder Hoffnung. Und richtig, gerade ein Jahr später, wieder am Jacobustage, bekam sie ein Knäblein, und das erhielt in der Taufe den Namen Jacob. Nun war wieder eitel Freude und Glück im Schlosse. Als aber eine Zeit vergangen und das Knäblein schon entwöhnt war und essen konnte, sagte die Frau dem Manne von dem Gelöbniß. Der Mann hielt aber sehr wenig von Wallfahrten und ähnlichen Dingen, doch mochte er ihr nicht geradezu entgegen sein und sprach: „Da Du es einmal gelobt hast, werden wir wohl zur St. Jacobscapelle wallfahrten müssen, aber jetzt ist unser Knäblein noch zu zart, es könnte leicht auf der Reise krank werden oder gar sterben. „Oh“, meinte die Frau, der heilige Jacob wird es schon in seinen Schutz nehmen.“ „Das möchte er wohl thun", entgegnete der Mann, aber das kann er später noch ebenso gut wie jetzt." So hatte er immer Ausreden. Bald paßte die Jahreszeit nicht, bald war er nicht gesund genug, bald der Knabe nicht. Darüber verging Jahr um Jahr, und Jacob wurde immer größer und schwerer, so daß es für die Frau schon schier nicht mehr möglich gewesen wäre, ihn zur Capelle zu tragen. Zuletzt wurde sie auch gleichgiltig, denn sie lebten in großem Glücke und meinten, es müsse immer so fortgehen. Inzwischen wuchs der Jacob fröhlich im Schlosse heran und wurde ein sehr schöner und starker Bursche. Als er aber schon in das Alter kam, daß er bald ans Heiraten denken konnte, fiel der Mutter ihr Gelöbniß wieder schwer aufs Herz, und die Gedanken quälten sie so, daß sie Tag und Nacht keine Ruhe mehr fand. Da ging sie eines Tages zu ihrem BeichtGERMANIA. Neue Reihe XXI. (XXXIII.) Jahrg. 22

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