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vater und gestand ihm, was sie gelobt, und daß sie ihr Gelöbniß nicht gehalten habe. Als der Beichtvater sie angehört hatte, wurde er sehr ernst und sprach: „Da habt Ihr Euch einer schweren Sünde schuldig gemacht und Euch undankbar gezeigt gegen den Heiligen, der Euer Gelübde angenommen und Euer Gebet erhört hat.“ Was soll ich nun aber thun", sprach die Frau, „meinen Sohn kann ich keinen Schritt, geschweige denn viele Tagereisen weit tragen." „Das kann ich Euch sogleich nicht sagen", entgegnete der Beichtvater, „kommt aber morgen wieder, ich will über den Fall nachdenken und Euch eine hinlängliche Buße auferlegen". Als sie am anderen Tage wieder kam, legte er ihr große Bußen auf an Geldopfern und Gebeten, und sprach: Wenn Ihr das Alles ausgeführt habt, so müßt Ihr dennoch mit Eurem Manne und Eurem Sohne zur St. Jacobscapelle, das kann ich Euch nicht erlassen. Da Ihr nun aber einmal die Wallfahrt nicht mehr so ausführen könnt, wie Ihr gelobt hobt, so möget Ihr nach Eurem Belieben reiten oder fahren. Die Frau nahm nun alle Bußen auf sich, und dann ließ sie ihrem Manne und ihrem Sohne keine Ruhe mehr, bis sie sich mit ihr auf den Weg machten. Als sie schon viele Tage gereist waren, kamen sie an den Königshof. Dort hatte die Frau eine Freundin, die in hohem Ansehen beim Könige stand, und bei der beschlossen sie einige Tage zu bleiben und auszuruhen. Sie wurden von der Freundin sehr gut aufgenommen und prächtig bewirthet, und auch zum Könige wurden sie mehrmals eingeladen. So kam es, daß sie viel länger blieben, wie sie anfänglich beabsichtigt hatten. Gleich am ersten Tage hatte sich eine der Hofdamen in den Jacob, der ein sehr schöner, blühender Jüngling war, verliebt und sich seitdem alle Mühe gegeben, ihm zu zeigen, wie es ihr ums Herz war. Der Jacob war jedoch zu einfältig und merkte nichts, sie aber glaubte, daß er nichts merken wolle. Und als nun schon der Tag der Abreise bestimmt war und sie einsehen mußte, daß alle ihre Hoffnungen und Wünsche unerfüllt bleiben würden, da verwandelte sich ihre Liebe in Haß, und sie sann auf nichts Anderes mehr, als wie sie den Jacob ins Unheil bringen könne. Da fiel ihr ein, daß in einem der Zimmer des Königs ein goldener Becher stand und der Jacob den in Gegenwart des Königs sehr bewundert hatte. Diesen Becher nahm sie nun fort und steckte ihn dem Jacob an dem Morgen, als er mit seinen Eltern abreiste, in den Reisesack. Als sie eine Weile fort waren, ging sie wie zufällig in jenes Zimmer und kam dann eilends und als ob sie sehr erschrocken wäre, wieder heraus und rief laut, daß der goldene Becher verschwunden sei. Wie der König das hörte, wurde er sehr zornig und

befahl, daß überall auf das genaueste nachgesucht werden solle. Die Hofdame aber trat zu ihm und sprach: „Ich glaube, daß der Jacob oder seine Eltern den Becher gestohlen haben, denn sie sind gestern längere Zeit in jenem Zimmer allein gewesen; und habt Ihr nicht gesehen, wie sehr sich der Jacob über den Becher verwundert hat?" „Ach was", erwiederte der König, „die sind doch wohl zu reich, als daß man ihnen so etwas zutrauen könnte." Als aber der Becher nirgends zu finden war, willigte er doch ein, daß ihnen ein Trupp Reiter nachgeschickt werde. Wie die nun die Wallfahrer eingeholt hatten und ihre Sachen durchsuchen wollten, wurden sie sehr zornig und wollten es nicht leiden, zuletzt aber mußten sie es sich doch gefallen lassen, und da wurde der Becher in dem Reisesack des Jacob gefunden. Der beschwor es nun hoch und theuer, daß er nicht wisse, wie der Becher dorthin gekommen sei, und die Frau weinte und bat, und der Mann wollte schier vergehen vor Zorn und Scham; aber es half ihnen alles nichts, sie mußten mit zurück zum Königshof. Der König wurde sehr zornig und sprach zu Jacob: „Ist das der Dank für all' die Gastfreundschaft und die Ehre, die ich Euch angethan habe? Solltet Ihr Euch nicht schämen, ein Sohn von einer solchen Familie, zu stehlen, wie ein gemeiner Dieb! Nein, hier will ich keine Gnade gelten lassen; noch in dieser Stunde werdet Ihr gehängt." Jacob mochte nun seine Unschuld beschwören, und die Mutter mochte weinen und flehen so viel sie wollte, Alles half nichts, der Jacob wurde gehängt. Der Mann wollte nun so schnell wie möglich von der Unglücksstätte fort, aber die Frau war vor Trauer und Schmerz so elend, daß sie nicht reisen konnte und sich bei ihrer Freundin zu Bette legen mußte. Den Tag und die ganze Nacht kam kein Schlaf in ihre Augen, aber gegen Morgen schlief sie doch ein wenig ein, und da hatte sie einen schrecklichen Traum. Sie sah wie ihr Sohn vom Galgen herabstieg und an ihr Bett herantrat. Und er sah aus wie ein Leichnam, aber dennoch lebte er und rief überlaut: „Ach Mutter, Mutter! ich bin ja unschuldig, und ich lebe noch, ob ich gleich am Galgen hänge. Oh, so gehet doch zum König und bittet ihn, daß er mich abschneiden läßt, so wird meine Unschuld ans Licht kommen." Als sie das im Traume gehört hatte, fuhr sie jäh aus dem Schlafe auf und kleidete sich sogleich an, ging zum Könige und rief: „Oh, lasset doch meinen Sohn vom Galgen abnehmen; er ist mir im Traume erschienen und hat mir gesagt, daß er unschuldig ist und daß er noch lebt. Der König erwiderte aber: Ihr seid eine Närrin! Wer einen ganzen Tag am Galgen gehangen hat, der lebt nicht mehr und mögt Ihr noch so Wunderbares von ihm

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träumen." Damit wandte er ihr den Rücken, und so viel sie auch bat und jammerte, mußte sie doch unverrichteter Sache fortgehen. Da wurde es ihr wieder so schwach, daß sie sich niederlegen mußte. Es ging nun wieder gerade so wie in der vorigen Nacht. Erst gegen Morgen schlief sie ein, und da erschien wieder ihr Sohn und rief: „Ach Mutter, Mutter, ich bin ja unschuldig und lebe noch, ob ich gleich am Galgen hänge. Oh, so geht doch zum Könige und bittet ihn, daß er mich abschneiden läßt, so wird meine Unschuld ans Licht kommen." Sie fuhr wieder aus dem Schlafe und ging sogleich zum Könige und bat ihn flehentlich, aber der schickte sie fort wie das erste Mal. In der dritten Nacht erschien ihr Sohn wieder und rief: „Ach Mutter, Mutter! ich bin ja unschuldig und ich lebe noch, ob ich gleich schon drei Tage am Galgen hänge. Oh, so geht doch zum Könige und bittet ihn, daß er mich abschneiden läßt, so wird meine. Unschuld ans Licht kommen. Und daß er Euch endlich Glauben schenkt, soll ein Wunder geschehen. Geht morgen nicht in der Früh zu ihm, sondern erst, wenn es Essenszeit ist. Wenn Ihr eintretet, wird eine Schüssel voll gebratener Tauben vor ihm stehen, und wenn Ihr ihn dann wieder bittet und er Euch wieder nicht glauben will, so sprecht: So wahr als diese Tauben, die todt und gebraten vor Euch liegen, leben und davonfliegen werden, so wahr lebt mein Sohn und ist unschuldig.' Alsdann werden die Tauben auffliegen und er wird Euch Glauben schenken und mich abschneiden lassen." Als sie darauf erwachte, fühlte sie sich sehr gestärkt und konnte es nun kaum erwarten, daß die Essenszeit herankam. Wie sie dann beim Könige eintrat, hatte er richtig eine Schüssel voll gebratener Tauben vor sich stehen. Sie betheuerte nun wieder, daß ihr Sohn unschuldig und am Leben sei, und sprach von ihrem Traum und bat ihn, daß er ihn vom Galgen möchte herabnehmen lassen; er aber sprach: „Ihr seid eine Närrin! Wer drei Tage am Galgen hängt, der ist sicherlich todt. So wahr wie diese Tauben hier in der Schüssel todt und gebraten sind und nicht mehr aufleben, so wahr ist auch Euer Sohn am Galgen todt und wird nicht mehr lebendig." Sobald er das gesagt hatte, flogen die Tauben von der Schüssel auf und flatterten ihm um den Kopf und schlugen mit den Flügeln und Krallen nach ihm und pickten ihm mit den Schnäbeln ins Gesicht, bis er rief: „Ja, der Jacob soll abgeschnitten werden; jetzt glaube ich selber, daß er noch lebt, ob er gleich schon drei Tage am Galgen hängt.“ Als er so sprach, flogen die Tauben zum Fenster hinaus.

Nun gab es große Aufregung im Schlosse, der König ging selber hinaus zum Galgen und der ganze Hofstaat folgte ihm, auch die Hofdame, die sich in Jacob verliebt hatte; sie sah dabei aber so bleich und verzagt aus, daß es Allen auffällig war. Als sie sich nun Alle um den Galgen versammelt hatten ließ der König den Jacob abschneiden. Der fiel zuerst auf den Boden wie ein Leichnam; als sie ihm dann aber die Schlinge abgenommen hatten, richtete er sich auf, sprang sogleich auf die Füße und sah so frisch und gesund aus, wie wenn er nach einer gut verbrachten Nacht aufgestanden wäre und nicht drei Tage am Galgen gehangen hätte. Wie die Hofdame das sah, stieß sie einen Schrei aus und fiel ohnmächtig nieder. Nun hatte wohl Jacob nichts gemerkt, Andere aber, die gescheiter waren, hatten es recht wohl wahrgenommen, wie sehr sie in ihn verliebt gewesen und wie zornig sie hernach geworden war, als sie hatte einsehen müssen, daß sie ihren Willen nicht haben sollte. Da nun auch sie es gewesen war, die den König auf den Verdacht gebracht hatte, daß Jacob den Becher gestohlen hätte, und da sie in so schreckliche Aufregung gerathen war, als sie von dem Wunder gehört hatte, und daß Jacob wieder ins Leben zurückkommen sollte, so sprachen Alle: ,Sie ist es gewesen und niemand andere, die dem Jacob den Becher in den Reisesack gesteckt hat." Und als sie aus ihrer Ohnmacht erwachte, trat der König an sie heran und sprach: „Ihr habt dem Jacob den Becher in den Reisesack gesteckt, denn Ihr wart verliebt in ihn, und er hat es nicht geachtet, und deshalb habt Ihr ihn ins Unglück gebracht." Sie antwortete: „Ja, es ist Alles wahr wie Ihr sagt, so straft mich denn, wie ich es verdient habe." Da ließ sie der König an demselben Galgen aufhängen, von dem der Jacob soeben abgeschnitten worden war. Jacob und seine Eltern aber vollendeten die Wallfahrt zur St. Jacobskapelle und dankten dem Heiligen recht inbrünstig, daß er sie wohl gestraft und ihnen seine Macht gezeigt hatte, daß er aber doch wieder Gnade und Barmherzigkeit geübt und es nicht zum Äußersten hatte kommen lassen.

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FINSTINGEN (in Lothringen).

F. PETERS.

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DER VERSTELLTE NARR.

Unter diesem Titel hat der hochverdiente Forscher Felix Liebrecht („Zur Volkskunde" S. 141 ff.) eine Reihe von Erzählungen verschiedener Länder und Völker besprochen, worin dargestellt wird, wie es einem Liebhaber gelingt, dadurch, daß er sich närrisch stellt, seinen Zweck zu erreichen“. Als die bislang älteste Fassung dieses Stoffes führt Liebrecht das orientalische Märchen „Rose et Cyprès“ (Gul o Sanaubar) an, von welchem sechs hindustanische Versionen vorhanden sind und welches von Garcin de Tassy übersetzt, in dessen „Allégories, Récits poétiques et Chants populaires traduits de l'arabe, du persan, de l'hindoustani et du turc" (Seconde Edition. Paris 1876, p. 423 ff., früher noch in der Revue Orientale et Américaine, Paris 1861) erschienen ist. An dies orientalische Märchen, dessen Hauptinhalt Liebrecht mitgetheilt hat, lehnt sich eng das neugriechische bei Hahn Nr. 114: „Die heiratsscheue Prinzessin", obwohl es den „Zug der vorgegebenen Narrheit des freienden Prinzen nicht enthält und auch sonst mancherlei Abweichungen bietet" (Liebrecht a. a. O. S. 144; s. auch das böhmische Märchen bei Benfey, Pantschatantra I, XXV Anm.). Einerseits an das orientalische Märchen, anderseits aber an das neugriechische lehnt sich ein Märchen der transsilvanischen Zeltzigeuner (Stamm Leïla), das ich 1886 aufgezeichnet habe und dessen inedirter Originaltext also lautet:

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O Locolico te e shukáre thagáreskro rák lyi1).

káná rom

Yekoán áolás yek báro thágán, káske dolás yeka máy shukare pçen, ke the dikhel ná ávlás sábádis ñikeske. Ko kerel ádáles ávlás, káske kár cingerená te pro toroñis kárfinená, kay pcándles ávlás e ráklyi; te yeká romñi ávlás, láke yákhá ávripusávená. Bute terneçárá simádyenás shukáre ráklyá ándrál temlicá the kálável, uvá ñiko kerelás te pro toro ñis bute kárá ávnás, káná yek shukár terneçar áshunelás vásh thágáreskro ráklyi te lá the kálável kámelás. Yov upro pro drom jiálás ándre thágáreskro foros te tályivelás yek náshválo jiuklánushes, ko dábbe jánelás the jiál. O terneçar már kámelás the náshável, te o jiuklánush leske penelás: „Ac tu, oh málleyá! Me ná kámáv tute

1) Was die Orthographie betrifft, so entspricht c dem Laute tsch, с = ch, jdsch, ñ nj, sh=sch, y=j (s. meine „Sprache der transsilvanischen Zigeuner", Leipzig 1884, S. 3).

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