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nel menò. Einestheils an diese, anderntheils an die oben erwähnte Erzählung: „Die halbe Birne" (in v. d. Hagens Gesammtabenteuer Nr. X) lehnt sich eine Erzählung der Böhmen in Oberungarn', die mir der leider früh verstorbene Karl Miltscher so freundlich war mitzutheilen. Miltscher, der viele Jahre hindurch Erzählungen sammelte, die mit Boccaccio's Decamerone verwandte Züge aufweisen1), hinterließ ein reiches folkloristisches Material. Diese böhmische Erzählung lautet in Miltschers Übersetzung also:

Die erzürnte Geliebte.

Es lebte einmal ein armer Edelmann, der das Obst für sein Leben gerne aß. Er war sehr arm und lebte bald hier, bald dort bei den adeligen Familien des Landes. Da traf es sich einmal, daß er auf eine Burg kam, deren Besitzerin eine schöne Jungfrau, Marinka genannt, war. Sie lebte von der Welt zurückgezogen und wollte in ein Kloster gehen, um dort in Frieden und Ruhe zu leben. Der arme Edelmann gab sich alle Mühe, die Gunst der Dame zu gewinnen, und mit der Zeit brachte er es auch so weit, daß Marinka ihren Plan, ins Kloster zu gehen aufgab und nahe daran war, den Liebesworten des Edelmannes Gehör zu schenken. Da traf es sich aber einmal, daß der Edelmann einen Apfel aß, den er im Garten von der Erde aufgehoben hatte. Marinka schmähte ihn deshalb und sprach: „Meine selige Mutter hat doch Recht gehabt! Sie sagte stets, daß die Männer Schweine sind! Ich gehe lieber ins Kloster, als daß ich mich an einen Schweinemagen binde!" Diese Worte verletzten den armen Edelmann gar schwer, und scheinbar zog er von dannen. Als er am nächsten Tage aber auf die Burg zurückkehrte, da war Marinka schon fort ins benachbarte Kloster. Da erlebte der arme Edelmann gar trübe Tage. Kummer und Gram entstellten sein Antlitz, seine Beine schlotterten, sein Gang wurde schleppend und langsam. Sein treuer Diener bemerkte mit Bangen die Veränderung an seinem Herrn. Einmal sprach er zum Edelmann: „Herr, ich habe einen Plan! Wenn Ihr ihn befolgt, so könnt Ihr vielleicht noch die Burgfrau als Gattin heimführen! Die Klosterfrauen benöthigen einen Gärtner, doch muß derselbe ein Narr sein. Zieht zerfetzte Kleider an, besudelt euer Antlitz, und stellt euch als stummer Narr! So könnt Ihr in die Nähe der geliebten Dame gelangen und vielleicht wieder ihre Liebe er

1) Vielleicht werde ich diese Erzählungen aus dem Nachlasse Miltschers bei Gelegenheit veröffentlichen.

GERMANIA. Neue Reihe XXI. (XXXIII.) Jahrg.

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werben!" Der Edelmann that auch also, und als er schon einige Tage im Kloster als Gärtner bedienstet war, schlief er einmal zur Mittagszeit im Garten unter einem Baume. Da kamen einige Klosterfrauen heran, darunter auch seine Geliebte, und eine sprach zu ihrer Schwester: „Mit dem früheren Gärtner haben wir gute Zeiten verlebt! Auch dieser ist ja ein Narr und kann nichts ausplaudern! Kommt, laßt uns ihn wecken und uns unterhalten!" Sie weckten den Edelmann auf und führten ihn in ein Gartenhaus. Nun, als die Unterhaltung begann, machte er den Anfang mit seiner Geliebten, und als er fertig war, sprach er zum Schrecken der Nonnen also: „Erinnerst du dich, Marinka, an den schmutzigen Apfel? Jetzt ist geschehen, was geschehen ist, und verläßt du das Kloster nicht willig, so werde ich es der ganzen Welt erzählen, und man wird dich mit Schmach und Schande beladen aus dem Kloster jagen!" Marinka erschrak und verließ noch am selben Tage das Kloster. Sie wurde die Frau des armen Edelmannes und Beide hatten ihre Wahl nicht zu bereuen, denn sie lebten in Glück und Frieden bis an das Ende ihrer Tage

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In allen hier angeführten Erzählungen finden wir als Motiv: die Bezwingung der weiblichen Sprödigkeit und des Hochmuths, während eine andere Erzählungsreihe gleichsam das Widerspiel dazu bildet" und „die Anerkennung der weiblichen Obergewalt“ zum Gegenstand hat. Im geraden Gegensatz zu der besprochenen Erzählungsreihe steht wie Liebrecht (a. a. O. S. 150) bemerkt, die achtzehnte Erzählung des Siddhi-Kür (bei Jülg, Mongol. Märchen, die neun Nachtragserzählungen des Siddhi-Kür und die Gesch. des Ardschi-Bordschi Chan S. 23 ff.: „Die verrätherische Trompete"), auf deren Verwandtschaft mit dem oben erwähnten Fabliau 'Berenger au long cuf' bereits Benfey, Pantschatantra Bd. I, S. XXV hingewiesen hat. Ich will hier nur noch, als weitere Ergänzung dieser Erzählungsreihe, ein Märchen der Siebenbürger Sachsen (aus Urwegen) mittheilen (zugleich als Nachtrag zu meinen: „Märchen des Siddhi-Kür in Siebenbürgen" in der Zeitschrift der deutschen morgenländ. Gesellschaft Bd. XLI, S. 448 ff.). Dies Märchen, das ich im Herbste 1887 aufgezeichnet habe, lehnt sich auch an den Märchenkreis „Von den drei Frauen“ (s. meinen Aufsatz in der Germania Bd. XX N. R. S. 442 ff.) einigermaßen an, und lautet also:

Der Dumme hat das Glück,

Es lebten einmal in einem Dorfe zwei Schwestern, die das Glück hatten, von zwei recht dummen Brüdern geheiratet zu werden. Der

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Ältere hatte trotz seiner Dummheit ein großes Glück im Leben, denn was er immer begann, hatte Erfolg, und so kam es, daß er in einigen Jahren ein reicher Mann wurde, während sein Bruder in Noth und Elend seine Tage verlebte. Einmal saßen die beiden Schwestern beieinander und sprachen über die Dummheit ihrer Männer. Da sagte die Jüngere: „Mein Mann ist doch viel dümmer als der deine! Glück würde er auch schon haben, aber womit sollen wir einen Handel beginnen? Wenn ich nur wenigstens einen Metzen Weizen hätte, ich würde ihn damit in die Stadt zu Markt schicken, und gewiß bekäme er dafür einen zehnfachen Werth!" Hierauf versetzte die Ältere: „Nun gut, ich will euch einen Metzen Weizen geben!" Am nächsten Tage also machte sich der Jüngere mit dem Metzen Weizen auf den Weg und kam gegen Abend in einen Wald, wo er ein verlassenes Häuschen fand. Er dachte bei sich: Ich will meinen Weizen ins Häuschen stellen und die Nacht auf einem Baume zubringen, damit mich die Wölfe nicht fressen. Die Thüre des Häuschens nehme ich mit mir hinauf auf den Baum, denn es könnten Räuber kommen und die Thüre absperren, dann könnte ich morgen meinen Weizen nicht herausholen! So dachte der Mann und handelte in seiner Dummheit auch also. Er zog mit schwerer Mühe die Thür auf den Baum und band sich mit dem Hosenriemen an einen dicken Ast an, damit er nicht herabfalle, und schlief nun ein. Spät in der Nacht wachte er durch einen großen Lärm auf und sah unter dem Baume vierzig Räuber gelagert, die viel Geld, goldene und silberne Geräthe, die sie zusammengeraubt hatten, untereinander. vertheilen wollten. Als der Dumme das viele Geld sah, da lachte sein Herz vor Freude, und er dachte bei sich: Hei! wenn das mir gehören sollte! Da stieß er zufällig mit seinem Fuße an die schwere Thüre, die polternd und krachend vom Baume herab auf die Erde stürzte. Die Räuber liefen nun, wie wenn der Blitz unter sie gefahren wäre, kopfüber von dannen und ließen die vielen Schätze am Boden liegen. Der dumme Mann stieg nun vom Baume herab, leerte seinen Weizen aus und füllte den Sack und alle seine Taschen mit Gold und Silber und ging dann nach Hause, wo er seiner Frau erzählte, er habe im Walde den Teufel begegnet und ihn an einen Baum gebunden. Der Teufel habe ihm die vielen Schätze gegeben, deren Rest er morgen abholen wolle. Dies glaubten ihm nun die beiden Schwestern nicht, und seine Frau sprach zu ihrer Schwester: „Jetzt glaubst du es vielleicht, daß mein Mann doch viel dümmer ist als der deine! Morgen wollen wir ihm nachschleichen, und dann sollst du dich von seiner schrecklichen

Dummheit überzeugen!" Am nächsten Tage ging der Dumme hinaus in den Wald, um den Rest der Schätze zu holen. Die beiden Frauen aber schwärzten ihr Gesicht mit Ruß und schlichen ihm nach. Als sie den Dummen sahen, wie er die Schätze der Räuber sammelte, traten sie hinzu, und seine Frau sprach also: „Wir sind zwei Teufel, und uns gehören diese Schätze! wir werden dich jetzt in Stücke zerreißen, wenn du nicht unsern Hintern küssest!" Am ganzen Leibe zitternd, sprach der Dumme: „Bitte gar schön, meine gnädigen Herren, ich will sie ja gerne küssen!" Als er den Hintern der Frauen geküßt hatte, liefen diese lachend davon, und als der Dumme mit den Schätzen nach Hause kam, da fragten ihn die Frauen, wie der Teufel aussehe? Er sagte: „Heute habe ich gar mit zwei Teufeln zu thun gehabt! Nun, der Teufel sieht einer Frau ganz ähnlich aus, doch hat er im Hintern zwei Löcher!" Da lachten ihn die Frauen aus und dachten bei sich: Ja, der Dumme hat das Glück ....

Dies das Märchen der Siebenbürger Sachsen. Welches die ursprüngliche Quelle dieser ganzen Märchenreihe sei, läßt sich vorderhand wohl kaum entscheiden; so viel aber ist gewiß, daß sie im Orient zu suchen ist, besonders da die griechische, noch mehr aber die zigeunerische, sich an die Erzählung vom Prinzen Almâs anlehnt, die wohl auch nicht die ursprüngliche Quelle ist, nachdem sie „in ihrem weiteren Verlauf durch Verflechtung mit der Erzählung von Gül und Sanaubar Einbuße erlitten zu haben scheint" (Liebrecht a. a. O. S. 151). Jedenfalls werden in verschiedenen Ländern und an verschiedenen Orten noch, Erzählungen, die zu dieser Reihe gehören, umlaufen und noch zum Vorschein kommen, die dann vielleicht die ursprüngliche Quelle zu bestimmen helfen werden.

MÜHLBACH (Siebenbürgen), 1. Februar 1888.

Dr. HEINRICH v. WLISLOCKI.

DIE REIMBRECHUNG IN GOTTFRIEDS VON STRASSBURG TRISTAN UND DEN WERKEN SEINER HERVORRAGENDSTEN SCHÜLER.

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In der Einleitung seiner Tristanausgabe1) p. XL-XLII handelt R. Bechstein über den Stil und die Metrik Gottfrieds von Straßburg und weist im Einzelnen nach, daß, obgleich uns im Tristan nur ein Torso erhalten ist, dieser doch so mächtig und reich ist, daß wir an ihm den Künstler völlig erkennen und bewundern können. Die glatte und flüssige Diction Gottfrieds wird außer durch die vielen und feinen Wortspiele auch nicht wenig verschönt durch die Anwendung eines Princips das der Verfasser an dieser Stelle nicht berücksichtigt nämlich der sogenannten Reimbrechung. Näher ausgesprochen hat sich R. Bechstein über die Reimbrechung in der Einleitung zu seiner Ausgabe des Tristan von Heinrich von Freiberg) und vor allen Dingen in seinem Aufsatz „Der Heliand und seine künstlerische Form" mit einem Excurs zur Reimbrechung im Heliand" 3). Vereinzelt finden sich dann noch Notizen über die Reimbrechung in den Einleitungen zu Ausgaben, wie in Behaghels Ausgabe der Eneide Heinrichs von Veldeke u. a., sonst aber beschäftigen sich die größeren Metriken nicht eingehend mit diesem Capitel der Verslehre; so vermisse ich auch in J. Schippers altenglischer Metrik (Bonn 1881) jede Erörterung über Reimbrechung. Mir scheint es aber durchaus nothwendig, daß diese Erscheinung bei den einzelnen mittelalterlichen Dichtern untersucht wird, da sie in neuester Zeit als Kriterium gebraucht wird zur Datirung von Denkmälern, zur Feststellung des Verfassers von uns ohne Autorüberlieferten Stücken), zur Anordnung der Werke eines Schriftstellers 5) allerdings immer zusammen mit vielen anderen Kriterien, und das mit vollstem Recht, denn auf sie allein wichtige

1) Deutsche Classiker des Mittelalters Bd. 7 und 8. 2. Auflage 1873.

2) Deutsche Dichtungen des Mittelalters Bd. V.

3) Jahrbuch des Vereins für nd. Spr. X, 1884, p. 133-148.

*) In seiner Schrift „Heinrich von Freiberg als Verfasser des Schwankes vom Schrätel und vom Wasserbären (p. 19-21)“ räumt Jul. Wiggers der Reimbrechung einen bedeutenden Platz ein.

5) Das Kriterium der Reimbrechung stellt Hartmanns armen Heinrich an die letzte Stelle. Ob diese Stellung die richtige ist? Vgl. K. Stahl, Die Reimbrechung bei Hartmann von Aue. Rostocker Diss. 1888.

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