ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

DIE WIELANDSAGE UND DIE WANDERUNG

DER FRÄNKISCHEN HELDENSAGE.

Wenn im Folgenden die berühmte Sage von Wieland dem Schmiede1) einer genaueren Untersuchung unterzogen wird, so geschieht dies nicht auf Grund neu gewonnenen Stoffes dieser ist ja längst genau bekannt und in der für ihre Zeit vortrefflichen Abhandlung von Depping) bereits fast vollständig beigezogen worden sondern von einem neu gewonnenen Standpunkte aus, der dazu geeignet ist, über die dunklen Anfänge deutscher Heldensage Licht zu verbreiten; an Stelle weit und ungenau gefaßter Vermuthungen sollen feste Thatsachen treten; das Verschwommene und Unklare wird durchsichtig und greifbar. Die Wielandsage ist besonders zu diesem Zwecke geeignet, da bei ihr diejenigen Bestandtheile, die vor Allem ins Gewicht fallen, in unleugbarer Deutlichkeit am Tage liegen, während sie sonst erst aus der Umhüllung herausgearbeitet werden müssen, und an eben dieser Arbeit die gegnerische Ansicht ihren Hauptanstoß nimmt, durch deren Ablehnung überhaupt die ganze Frage in Zweifel ziehen zu dürfen vermeint.

Die Wielandsage ist in zusammenhängender Darstellung nur in nordischen Quellen vorhanden, und zwar mit erheblichen Verschiedenheiten in der Volundarkvida und in der Piđrekssaga c. 57–79, In der Pidrekssaga ist die Handlung klar, einfach und ohne Zuthaten. dagegen ist die Volundarkvida theils bis zur Dunkelheit und Unverständlichkeit gekürzt, theils aber durch fremdartige Zusätze erweitert. Das Verhältniß der beiden Berichte ist verschiedenartig aufgefaßt worden; da die ursprüngliche Gestalt der Sage, mit deren Erklärung wir es zu thun haben, davon abhängig ist, müssen wir uns in Kürze zunächst damit auseinandersetzen. In der Volundarkvida erscheint Volundr in Verbindung mit Valkyrjen, Schwanmädchen. Volundr gewinnt die Alvitr zum Weibe, indem er ihr die Gewänder beim Baden

1) Die Abhandlung von Niedner (Ztschr. f. d. Alt. 33, S. 24-46) über die Volundarkviða kam mir erst längere Zeit nach Vollendung dieses Aufsatzes zu Gesicht und konnte darum nicht verwerthet werden. Übrigens liegt auch der Schwerpunkt jener Arbeit auf einer andern Seite als in der meinen. Die Entstehung der Wielandsage berührt Niedner nur kurz, er erkennt in derselben uralte arische Mythen. also keine Entlehnung.

2) Véland le forgeron. Dissertation sur une tradition du moyen âge; par G. B, Depping et Francisque Michel. Paris 1833.

GERMANIA. Neue Reihe XXI. (XXXIII.) Jahrg.

29

wegnahm. Später aber flog sie ihm davon; darauf werden seine weiteren Schicksale berichtet. Wir haben also an Volunds Namen die weitverbreitete Sage von den Wassermädchen') geknüpft mit dem ausschließlich nordischen Sagenzuge, daß diese als valkyrjur erscheinen. Vermittelst eines Ringes ist ein Zusammenhang dieser Episode mit der übrigen Sage hergestellt, aber auf sehr ungeschickte und künstliche, offenbar mißglückte Weise. Im Übrigen steht die Episode sehr fremdartig in der Sage. Simrock in seiner Neudichtung „Wieland der Schmied" und Raszmann) nehmen an, daß die Valkyrjensage von Anfang an in der Wielandsage vorhanden war; aber ihre Rettungsversuche sind äußerst unwahrscheinlich und gezwungen; dem gegenüber urtheilen Rieger3) und K. Meyer1) richtig, daß die Sage von den Schwanmädchen mit der eigentlichen Wielandsage keine Berührung habe, auch wenn sie an Wielands Name, vielleicht eines anderen, vom Schmiede verschiedenen bereits in Deutschland sich angeschlossen hätte, wie aus dem Gedichte „Friedrich von Schwaben" zu entnehmen ist. Wir müssen demnach jene Episode völlig aus der Volundarkvida loslösen und erhalten dadurch einen der Pidrekssaga genau entsprechenden Bericht 5). Die also gewonnene Sage erzählte im Wesentlichen: Wieland der Schmied wurde von einem Könige gelähmt, damit er ihm Alles schmiede und schaffe. Aus Rache tödtete er des Königs Söhne; als des Königs Tochter zu ihm in die Schmiede kam, bezwang er sie und zeugte einen Sohn mit ihr; dann machte er sich Flügel und flog davon. Diese Sage und zwar mit allen Einzel

1) Litteraturnachweise bei Tawney, Kathā-Sarit-Sāgara or Ocean of the streams of story, translated from Sanskrit, II (1887), p. 452 Anm.

2) Die deutsche Heldensage' II, p. 212-214; p. 256 Anm.

3) Germ. III, p. 174 Anm.

4) Germ. XIV, p. 285-287.

5) Kürzungen in der Volundarkvida, die zum nothwendigen Verständnisse des Ganzen aus Piđrekssaga wiederhergestellt werden müssen, sind folgende: Str. 18 ist von einem Schwerte die Rede; offenbar ist Mimung gemeint, von dem aber sonst in Vkv. nichts vorkommt; der Grund der Lähmung als der Bestrafung des Schmiedes ist in Vkv. weggelassen; vom Anfertigen der Flügel aus dem Gefieder der Vögel weiß die Vkv. nichts; sie berichtet nur „Volundr hófsk at lopti“ 20 und 38, was sehr unvermittelt ist, wenn wir vom „wie" nichts hören. Widga (Wittich) wird nicht genannt, obwohl die Sage davon wußte (33). Also der Bericht der Lieder-Edda ist in diesem Falle, wie auch sonst z. B. bei der Nibelungensage, obwohl an und für sich älter, als die anderwärts erhaltenen, schlechter als jene und zeigt willkürliche Neuerungen und Änderungen, während die zeitlich jüngeren und späteren Aufzeichnungen einen älteren und reineren Stand der Sage bewahrt haben. Darum darf die Lieder-Edda nur mit Vorbehalt zum Ausgangspunkt der Forschung gemacht werden

heiten läßt sich als bekannt nachweisen in Niederdeutschland, durch die Pidrekssaga, welche sich im ausgesprochenen Gegensatze zu den nordischen auf sächsische Quellen stützt, in Deutschland 1), bei den Angelsachsen) und in Frankreich 3), wo vielfach der Schmied Galand erwähnt wird. Als unbedingt zusammenhängend ergeben sich die nordischen und französischen Berichte. Die Form des Namens des Schmiedes ist eine zwiefache, welche strenge unterschieden wird), Wêland und Waland. Sämmtliche Stellen der afrz. Gedichte weisen auf eine ursprüngliche Form Waland zurück, welche auch dem nordischen Volundr zu Grunde liegt. Noch heute stehen sich also fremdartig die französischen und deutschen Familiennamen Galand und Wieland gegenüber. Wir dürfen demnach mit Sicherheit das Erscheinen des kunstreichen Schmiedes in der afrz. und nordischen Heldensage mit dem Auftreten der Normannen in Verbindung bringen und haben eine fränkisch-nordische Form, gekennzeichnet durch den Namen Waland, anzunehmen. Auf der anderen Seite steht die deutsch-angelsächsische Überlieferung mit den lautlich zusammengehörigen Formen ags. Wêland und ds. Wieland, älter ebenfalls Wêland, Wealand, Wialand3). Die Übereinstimmung der Wielandsage in allen Einzelheiten, wo sie auch auftritt, verbietet neben anderen Gründen, an eine urgemeinsame germanische Sage zu denken; vielmehr ist die Dichtung zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Orte entstanden und hat sich von dort aus zu den übrigen Stämmen verbreitet. Es wird sich darum handeln, vor allen Dingen diese Wanderung näher zu bestimmen, weil erst dann weitere Erwägungen möglich sind.

1) Zum Beweise für die Wielandsage in Deutschland kommt in Betracht Waltharius 965; Biterolf 156 ff., 177 ff., der Anhang des Heldenbuches HS. p. 288. Die verschiedenen, mit Wieland zusammengesetzten Ortsnamen (Mythol. p. 350) sind kein durchaus sicheres Zeugniß für die Sage, denn der Name Wieland ist ja şehr häufig, ohne daß dabei allezeit Wieland der Schmied im Spiele ist.

2) Ausführlichere Angaben über die Sage in Deors Klage 1-12. Waldere I, 2—4; II, 8—9; ferner Beówulf 455; Aelfreds Metra X, 33—34; 42—43; eine Stelle aus einem lateinischen Gedichte des 12. Jahrhunderts HS. p. 41; aus dem 14. Jahrh. King Horn HS, p. 278.

3) Am vollständigsten sind die Stellen gesammelt von Michel bei Depping

p. 81-95.

1) Þiðrekssaga c. 69: Velent hin agæti smiðr, er Væringiar kalla Volond. Ebenso c. 194. Die Ps. ist sich also des Unterschiedes der deutschen und nordischen Form wohl bewußt.

5) Alle diese Formen, auch Weoland und Wioland, Wiland lassen sich mehrfach belegen in den libri confraternitatum Sancti Galli etc. ed. Piper in den MG. Weitere Belege bei Förstemann, Namenbuch p. 1326.

Daß die Sage eine ursprünglich nordische ist und also von dorther zu den deutschen Stämmen kam, ist unwahrscheinlich und steht im Widerspruche zu anderweitigen Thatsachen, z. B. der Wanderung der deutschen Nibelungensage. Außerdem müßte dann die nordische Form Waland auch in deutschen Quellen erscheinen 1). Auch „Sachsen“, d. h. Niederdeutschland (in Folge der niederdeutschen Lieder, auf welche sich die Pidrekssaga stützt) kann die Heimat nicht gewesen sein. Es kommt als solche nur England und Deutschland selber in Betracht. Die Angelsachsen aber haben vielfach deutsche Sagen bei sich aufgenommen, nicht etwa von Anfang an mit hinübergeführt, sondern in späterer Zeit entlehnt, und so wird es auch hier der Fall gewesen sein. Über England leitet dann häufig die Strömung deutscher Sage zu den nordischen Wikingern. Für die norwegischen Stämme wenigstens und diese kommen bei Fragen nach altnordischer Sage und Dichtung, wie sie die Edda enthält, in erster Linie vor den Dänen in Betracht - bildet öfters England die Vermittlerin südländischer Cultur und Dichtung; die dortigen Verhältnisse, der längere, oft dauernde Aufenthalt der Wikinger begünstigten derlei Entlehnungen, während die kurzen Streifzüge in Norddeutschland durch heerende Nordleute weniger dazu angethan waren. So könnte auch in unserem Falle vorläufig die Ansicht aufgestellt werden, daß die Nordleute auf diesem Wege in England die Wielandsage überkamen, in welchem Falle sie dieselbe dann aus ihrem Stammlande nach Frankreich mitgebracht hätten. Damit ergäbe sich auch mit der Eroberung der Normandie (876) ein wichtiger Fingerzeig für die Zeitbestimmung. Der Verlauf unserer Untersuchung wird darüber belehren, ob die Voraussetzung einer solchen Verbreitung der Sage gerechtfertigt ist. Der deutsche Ursprung der Wielandsage (d. h. bei einem der deutschen Stämme des Festlandes Gothen, Franken, Alamannen) und deren Verbreitung von hier aus einerseits nach Nordosten (Pidrekssaga) und anderseits nach Nordwesten zu den Angelsachsen (von diesen weiter vielleicht zu den Nordleuten?) darf als feststehend angenommen werden. Unsere Aufgabe ist, den muthmaßlichen Ort der Entstehung und die Zeit noch enger zu begrenzen und über die Art der Wanderung uns aufzuklären. Die Beschaffenheit der Wielandsage, ihr Inhalt, gibt uns die Mittel dazu an die Hand. Es war von Anfang an nicht zu verkennen, daß eine augenfällige Ähnlichkeit zwischen der Wie

1) Bereits die verderbte Form der Eigennamen in der nordischen Sage Boðvildr, Nídaðr oder Níðuðr gegenüber ags. Beadohild, Nîđhad, ahd. Baduhilt, Nîthad läßt die Unursprünglichkeit des nordischen gegenüber den anderen Berichten erkennen.

landsage und antiken Sagen von Hephaest und Daedalus besteht. Beide Gestalten sind in Wieland vereinigt. Depping') nahm den griechischen Ursprung der Sage als zweifellos sicher an; aber über die Zeit, zu der sie zu den Skandinaviern kam, von dem Wege, den sie langsam von Volk zu Volk bis zu den Gegenden des Nordens nahm, machte er sich keine Vorstellung. Raszmann) meinte, bei dem arischen Urvolke seien solche Mythen bereits vorhanden gewesen, und daraus lasse sich die Gleichheit der einzelnen Sagenzüge erklären. Von Vulkan3) wird erzählt, er habe einmal der Minerva nachgestellt, als sie zu ihm kam; Erichthonius verdankt diesem gewaltsamen Auftritt sein Dasein. Der hinkende Schmied ist in antiker Heldensage der Schöpfer aller berühmten Waffenstücke; sie sind paιotótevnta. Eine Volkssage der Insel Strongyle weiß von Hephaest zu berichten, was eine englische von Wayland Smith in Berkshire. Daedalus 4) aber schuf sich Flügel aus Wachs und Federn und entflog so der Macht des Königs Minos; Icarus stürzte herab wie Eigill in Ps. c. 77. Daedalus soll zuerst Bildnisse der Götter gemacht haben; einmal machte er eine Heraklesstatue so täuschend, daß dieser mit Steinen nach ihr warf, weil er sie für lebendig hielt. Damit vergleicht sich Wielands Bild des Regin Ps. c. 66. Daß bei einer so weitgehenden Übereinstimmung jeder Gedanke an zufällige gleichartige Entstehung ausgeschlossen bleibt, liegt auf der Hand; allem Anscheine nach handelt es sich um ein absichtliches Zusammenschweißen der beiden antiken Sagenstoffe. Die Möglichkeit einer bereits dem indogermanischen Urvolke eigenen Masse von mythischen Anschauungen und Bildern soll durchaus nicht in Abrede gestellt werden. Zu diesen gemeinsamen Vorstellungen gehört gewiß auch die von Elementargöttern; der über das Feuer als herrschend gedachte Dämon faßte in seinem Wesen die Eigenschaften seines Elementes zusammen. So entwickelt sich unschwer die Vorstellung des Schmiedes; auch die Tücke seines Charakters ist in seinem Ursprunge wohl begründet. Treffen wir auf

1) a. a. O. p. 50 „on ne peut donc méconnaître l'origine grecque du roman de Véland".

[blocks in formation]

3) Sagen über Vulkan: Servius ad ecl. 4, 62; ad Aen. 8, 414; Hygin 166; Fulgentius 1, 14; Mythographi vaticani (ed A. Mai, class. auctor. tom. III und Bode, Scriptores rerum mythicarum) I. 128; II, 37 u. 40; III, 10, 3. Sage über Strongyle griech. schol. zu Apollon. Rhod. Argon. 4, 761.

4) Sagen über Daedalus: Servius ad Aen. 6, 14; Schol. ad Stat. Ach. I, 192. Mythogr. vat. I, 43; II, 121, 124-127; III, 11, 7. Hygin 40. Griech. (die Statue des Herakles) Apollod. Bibl. II, 6, 3.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »