ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

56 F. GRIMME, BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER MINNESINGER. III.

[ocr errors]

Zeit von 1227-85, so daß wir über sein Leben nur höchst lückenhaft unterrichtet sind, sodann bezeugt die Antwort des Meisters Stolle auf eine seiner Strophen, daß er sehr lange gelebt und gedichtet haben muß. Wir haben daher gar keinen Grund, für die Urkunde vom Jahre 1275 einen zweiten Heinrich anzunehmen. Dieser begegnet uns erst zu St. Gallen am 11. October 1312 in einer Urkunde des Abtes Heinrich, wo unter den Zeugen ein Heinrich der Hardegger aufgeführt wird. (ib. 1204.) - In den Urkunden zu Joh. Caspar Zellwegers Geschichte des appenzellischen Volkes I, 62, ist das Verzeichniß der Zinse und Einkünfte der Kirche zu Marbach aus dem Jahre 1255 erhalten, in dem sich folgende Stelle findet: dictus Hardegger recipit XI caseos de domino R. de Eschans socero suo.." Zu bedauern ist es, daß gerade der Vorname, auf den hier so viel ankäme, nicht mit überliefert ist; der Zeit nach kann sich jedoch diese Notiz nur auf Heinrich von Hardegge beziehen, von dem wir hierdurch erfahren, daß er eine Tochter des R. von Eschans zur Frau hatte. Daß dieser genannte Hardegger kein Bürgerlicher sein kann, beweist schon der adelige Schwiegervater, und somit nehmen wir obige Notiz als einen willkommenen Beitrag zur Kunde des Minnesingers. Weitere Personen des Namens Hardegge sind Wezilo, der am 12. Januar 1284 zu Lindau sich findet (Mone, Zeitschrift 39, 16), Rudolf von 1288-99 in Ragatz, und ein unbenannter zu Rapperswil am 7. September 1290.

9. Meister Heinrich Teschler').

Meister Heinrich Teschler, welcher schon am 9. November 1252 in einer Urkunde des Rüdiger Manesse zu Zürich nachgewiesen ist, lebte noch im letzten Viertel des 13. Jahrhs. Wir treffen ihn nämlich am 7. October 1284 zu Oetenbach als Zeugen in einer Urkunde der Priorin und des Convents zu Oetenbach, wodurch diese, von Gläubigern gedrängt, ihren zu Böstein gelegenen Hof sammt Waldung dem Amtmann Berthold von St. Blasien zu Klingnau zu Handen des letzt genannten Klosters verkaufen um 34 Mark Silber in baar (Huber, Regesten von Klingnau 20). - Ob aber der Dichter, dem die Pariser Handschrift das Prädicat Meister beilegt, unbedingt dem bürgerlichen Stande angehöre, möchte ich noch bezweifeln. Wir dürfen doch voraussetzen, daß der Schreiber der Handschrift wenigstens über die Verhältnisse und Familien seiner engsten Heimat gut unterrichtet war.

1) Ich bemerke, daß mir bei Abfassung dieses Artikels die Schweizer Minnesänger von Bartsch noch nicht zugänglich waren.

Wenn er uns nun zu den Gedichten des Sängers ein Gemälde zeichnet, wie es nur für einen ritterlichen Dichter paßt, wenn er uns das Wappen mittheilt und, worauf ich das meiste Gewicht lege, wenn auf der Zeichnung sogar der Ritterhelm mit Zimier sich findet, so glaube ich doch, daß wir Grund genug haben, den Meister Heinrich Teschler unter die ritterlichen edlen Sänger einzureihen. Dazu kommt noch, daß er in der Urkunde vom 9. November 1252 aufgeführt wird als Her Heinrich Teschler. Auch v. d. Hagen berichtet im Anschluß an Bluntschli u. a., daß in Zürich ein altes vornehmes Geschlecht der Täschler bestanden habe. Endlich tragen die Gedichte des Sängers ein gewisses vornehmes Gepräge, wie man es bei bürgerlichen Dichtern, die doch meistens dem. niedern Stande angehörten, nicht antrifft. Was das Beiwort Meister, angeht, so kann man es, wie das schon mehrfach geschehen, erklären als die Bezeichnung für Jemanden, der etwas Ausgezeichnetes, mehr als Andere, leistet, oder aber, was ich eher glauben möchte, kennzeichnet der Schreiber der Handschrift mit Meister die Bewohner der Städte, mögen diese nun adelig sein oder nicht, im Gegensatz zu den Rittern auf ihren Burgen. Daher haben wir denn einen Meister Gottfried von Straßburg, Meister Walter von Breisach, Meister Heinrich Teschler von Zürich u. A. Die weitere Begründung dieser Ansicht behalte ich mir vor für einen späteren Artikel. Ich glaube somit, daß wir berechtigte Gründe haben, den Züricher Heinrich Teschler in der Folgezeit für einen Sänger aus edlem Blute zu halten.

Im 14. Jahrh. begegnen uns noch mehrere Personen des Namens Teschler in verschiedenen Städten, so ein Nikolaus Tescheler in Speier in den Jahren 1317 und 1320 (Hilgard, Urkdb. zur Geschichte der Stadt Speier 3 und 381), ferner Jacob Teschler in Neudorf 1330 (Kopp, Gesch. der eidgenössischen Bünde V2, 233), endlich Francisgk Täschler in München am 19. November 1392 (Wittmann, Monumenta Wittelsbacensia II, 5).

240 304

55

MÜNSTER i, W., October 1887.

FRITZ GRIMME.

RÄTSEL.

Nach Mittheilung von Alwin Schultz in Prag ist das Rätsel in meinen Beiträgen zur Quellenkunde S. 178, 10 nicht aufzulösen in vut, sondern in wip, und ohne Zweifel ist diese Auflösung die richtige.

K. BARTSCH.

ZU IWEIN v. 553 ff.

Verschiedentlich ist schon im Allgemeinen darauf hingewiesen worden, daß in den höfischen Epen des Mittelalters Orientalisches sich finde, was auch als Folge der Kreuzzüge und bei den Beziehungen der Araber zu Frankreich nicht auffallen kann, aber bis jetzt ist es doch nur erst in wenigen Fällen gelungen, die Quelle genau nachzuweisen. Nachdem nun in der letzteren Zeit der orientalischen Wissenschaft eine größere Aufmerksamkeit zugewandt ist, und stets neue Ausgaben der arabischen und persischen Schriftsteller erscheinen, wird sich auch wohl in Bälde der Schleier lüften, der noch in so mancher Beziehung die höfischen Epen umschließt. Als einen geringen Beitrag hierzu möge man die folgende Notiz aufnehmen.

Im Iwein v. 553 ff. wird uns über den wunderbaren Brunnen berichtet. Etwas ganz ähnliches findet sich in: Mohammedi Filii Chondschahi vulgo Mirchondi Historia Gasnevidarum persice ed. Fr. Wilken, Berlin 1832. Der Verfasser lebte zwar in späterer Zeit als Hartmann von Aue, er sagt jedoch selbst, daß er aus alten Quellen geschöpft. In dem Werke heißt es nun cap. III:

„In der Nähe des Ortes, bei welchem die Ungläubigen ihr Lager aufgeschlagen hatten, war eine Quelle so rein und klar wie die Sonne. So oft aber Schmutz in dieselbe geworfen wurde, entstand ein schreckliches Getöse, laut wie Donner, es erhob sich ein Sturm, und grausige Kälte trat ein. Nasireddin ließ nun Schmutz in diese Quelle werfen; in Folge dessen entstand eine undurchdringliche Finsterniß, das Tageslicht verlöschte, und es trat eine so große Kälte ein, daß das Blut in den Adern erstarrte. Als dieses Erstaunliche sich ereignete, wagten die Inder nicht länger zu widerstehen, da sie furchtsam den sicheren Tod vor Augen sahen."

Nach Wilken ibid. p. 147 Anm. findet sich die Geschichte des Zauberbrunnens auch in dem Werke des Ferischthah.

MÜNSTER i. W.

F. GRIMME.

ERINNERUNGEN AN KARL BARTSCH.

Nicht unerwartet kam die Nachricht vom Tode des lieben Freundes! Weit über ein Jahr bangten wir fort und fort für sein Leben und wiederholt war er auch früher schon dem Tode nah. Dennoch ist es ganz was anders, wenn so eine Befürchtung wahr wird. Nun erst fühlt man den ganzen Verlust, ergreift uns der Schmerz mit aller Macht und drängen sich die Erinnerungen heran! Im Innersten erschüttert, kann ich gar nicht beschreiben, welche Empfindung mich ergriff, als vollends an demselben Tage, da die Todesnachricht eintraf es war den 21. Februar 1. J. noch ein Päckchen ankam von ihm an mich, eine Sendung, wie ich sie so oft erhalten, wenn ihn die unerbittliche Krankheit niederwarf und er die dringendsten Arbeiten für die Germania mir übergeben mußte. Das war denn nun die letzte Sendung, ein letzter Gruß und Auftrag!

Wir wollen aber nicht stehn bleiben bei dem traurigen Anblicke des Todten, wollen lieber seiner gedenken, wie er war in lebendiger Gegenwart und wollen uns fortgesetzt und bleibend seines Wesens freun und es so im Andenken bewahren.

Wenn man bei einem solchen Anlasse recht lebhaft das Mißverhältniß empfindet, in dem der Lohn der Welt steht zu den Verdiensten eines solchen Lebens und Strebens, da möchte man wol ausrufen: o versäumt den Augenblick nicht, der nicht wieder kommt und laßt jetzt die Liebe walten und jeden sein Scherflein beitragen zu seinem Gedächtniß!

Schon haben bewährte Freunde sich die Aufgabe gestellt, eine Übersicht zu geben von seinem Leben und Wirken; zuerst Fr. Meyer von Waldeck für die Münchener Allgem. Ztg.1), dann R. Bechstein, Fr. Neumann und G. Ehrismann für die Germania, so daß dieses Heft, dessen Ausgabe ich deshalb verzögerte, besonders durch die letztgenannten Beiträge wol ein Bild geben dürfte von dem Umfange der Verdienste des Verblichenen.

Mich, der ich nahezu drei Jahrzehnte lang mit ihm befreundet war, drängt es, das Bild des lebendigen Menschen, wie es mir vor der Seele steht, hervorzurufen und der Begegnungen mit ihm zu gedenken, deren jede für mich eine angenehme Erinnerung zurückließ.

1) Erschien bereits in der Beilage 1888, Nr. 71. 75. 80. 83.

Wir waren durchaus nicht immer einerlei Meinung, aber das trübte uns keine Stunde. Er suchte immer entgegenstehende Ansichten zu würdigen, behielt davon so viel ihm taugte, und faßte nichts persönlich an.

Es war 1860, als wir als Mitglieder des Gelehrtenauschusses des germanischen Museums zu Nürnberg bei der Jahresversammlung daselbst uns zum ersten Mal begegneten und mit Franz Pfeiffer, Frommann, Joachim Meyer unvergeßliche Tage verlebten!

Bartsch war damals eine schlanke, elastische Jünglingsgestalt, mit edlen, markirten Gesichtszügen. Rasch genug nacheinander waren seine ersten Ausgaben altdeutscher Dichtungen, Karl der Große vom Stricker, die Erlösung, Berthold von Holle, mitteldeutsche Gedichte etc. gefolgt. Eine ungewöhnliche Begabung und Thatkraft hatte sich damit schon angekündigt. Dabei war er im Umgang heiter und von der anspruchlosesten Liebenswürdigkeit. So frei von allem Pathos, aller Pedanterie und Prätension, daß Pfeiffer und ich unsere Freude an ihm hatten und ihn herzlich lieb gewannen.

Näher trat er mir noch nach Pfeiffers Tode, 1868, als er nach Wien kam und ich mit ihm den Nachlaß Pfeiffers ordnete. Hier lernte ich die Geistesgewandtheit und das beispiellose Geschick Bartschs kennen, mit dem er in der Masse der aufgehäuften Schriften, Arbeiten, Abschriften etc. Pfeiffers sich auf das rascheste zurechtfand. Seine Freude an der Arbeit, belebt durch die Leidenschaft zu entdecken, entdeckte Schätze des Alterthums der Vergessenheit zu entreißen, liehen ihm unermüdliche Schwungkraft. Die Arbeit flog ihm von der Hand.

Nur wer ihn bei der Arbeit gesehn, begreift die große Anzahl seiner Publicationen auf germanistischem und romanistischem Gebiete, die zum Theil auf schwerwiegenden Untersuchungen beruhten.

Von dieser Zeit begann ein reger Briefwechsel zwischen uns. Als er darauf 1870 in Paris mit der Abschrift der Troubadours beschäftigt war, erschien er uns in ganz besonderm Lichte: als der Typus des deutschen Gelehrten, der, hoch über nationaler Befangenheit stehend, die Schätze Frankreichs zu retten bestrebt ist, bevor sie durch die drohende Kriegsgefahr gefährdet sind! Den 10. Juli langte er in Paris an, wenige Tage vor der Kriegserklärung. Fünf Wochen hielt er aus und konnte „Dank sei es meinen Freunden, ungestört arbeiten. Die Troubadours waren in dieser stürmischen Zeit mein Trost, und ich habe reiche Schätze mitgebracht. Aber ich gestehe, daß ich alle meine Energie aufbieten mußte, um die zur Arbeit

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »