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knüpft ist, und auch gerade dieses Zusammenhångende von ihnen gefordert wird. Laß uns deswegen einen Blick auf unser gegenwärtiges, auf unser vergangenes Leben werfen, und du wirst mir eingeste= hen, daß die Berufung des Hauptmanns nicht so ganz mit unsern Vorsåßen, unsern Planen, unsern Einrichtungen zusammentrifft.

Mag ich doch so gern unserer frühsten Verhält nisse gedenken! Wir liebten einander als junge Leute recht herzlich; wir wurden getrennt: du von mir, weil dein Vater, aus nie zu såttigender Begierde des Besizes, dich mit einer ziemlich älteren reichen Frau verband; ich von dir, weil ich, ohne sonderliche Aussichten, einem wohlhabenden, nicht geliebten aber geehrten Manne meine Hand reichen mußte. Wir wurden wieder frei; du früher, indem dich dein Mütterchen im Besiß eines großen Vermögens ließ; ich spåter, eben zu der Zeit, da du von Reifen zurückkamst. So fanden wir uns wieder. Wir freu= ten uns der Erinnerung, wir liebten die Erinnerung, wir konnten ungestört zusammen leben. Du drangst auf eine Verbindung; ich willigte nicht gleich ein: denn da wir ohngefähr von denselben Jahren sind, fo bin ich als Frau wohl älter geworden, du nicht als Mann. Zulcht wollte ich dir nicht versagen, was du für dein einziges Glück zu halten schienst. Du wolltest von allen Unruhen, die du bei Hof, im Militár, auf Reisen erlebt hattest, dich an meiner Seite erholen, zur Besinnung kommen, des Lebens

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genießen, aber auch nur mit mir allein. Meine einzige Tochter that ich in Pension, wo sie sich freilich v mannigfaltiger ausbildet, als bei einem ländlichenste Aufenthalte geschehen könnte; und nicht sie allein,..., auch Ottilien, meine liebe Nichte, that ich dorthin, die vielleicht zur häuslichen Gehülfin unter meiner » Anleitung am besten herangewachsen wäre. Dasar alles geschah mit deiner Einstimmung, blos damit wir uns selbst leben, blos damit wir das früh so sehnlich gewünschte, endlich spåt erlangte Glück un= gestört genießen möchten. So haben wir unsern ländlichen Aufenthalt angetreten. Ich übernahm das Innere, du das Aeußere und was in's Ganze: geht. Meine Einrichtung ist gemacht, dir in allem entgegen zu kommen, nur für dich allein zu lebens Laß uns wenigstens eine Zeit lang versuchen, in wie fern wir auf diese Weise mit einander ausreichen.

Da das Zusammenhängende, wie du fagst, eigentlich euer Element ist, verseßte Eduard: so muß man euch freilich nicht in einer Folge reden hören, oder sich entschlicßen euch Recht zu geben, und du sollst auch Recht haben bis auf den heutigen Tag. Die Anlage, die wir bis jezt zu unserm Daseyn gcmacht haben, ist von guter Art; sollen wir eberg: nichts weiter darauf bauen, und soll sich nichts weiter daraus entwickeln? Was ich im Garten leis stes du im Park, soll das nur für Einsiedler gethan feyn?

Recht gut! verschte Charlotte, recht wohil - Nurs

daß wir nichts hinderndes, fremdes herein bringen. Bedenke, daß unsre Vorfäße, auch was die Unter=" haltung betrifft, sich gewiffermaßen nur auf unser beiderseitiges Zusammenseyn bezogen. Du wolltest zuerst die Tagebücher deiner Reise mir in ordentli der Folge mittheilen, bei dieser Gelegenheit so manches dahin gehörige von Papieren in Ordnung bringen, und unter meiner Theilnahme, mit meiner Beihülfe, aus diesen unschäßbaren aber verworrenew Heften und Blåttern ein für uns und andere :er= freuliches Ganze zusammenstellen. Ich versprach dir an der Abschrift zu helfen, und wir dachten es uns, so bequem, so artig, so gemüthlich und heimlich, die Welt, die wir zusammen nicht sehen sollten^: in der Erinnerung » zu ¿ durchreifen. Ja der: Anfang ist schon gemacht. Dann hast du die Abende deine Flöte wieder vorgenommen, begleitest mich am Klavier; und an Befuchen aus der-Nachbarschaft und in die Nachbarschaft fehlt es uns nicht. Ich wenigstens Phabe mir aus allem diesem den ersten wahrhaft fröhlichen Simmer zusammengebaut, den ich in meinem Leben zu genießen dachte.

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Wenn mir nur nicht, verschte Eduard indem er sich die Stirne rieb, bei alle dem, was du mir fo liebevoll und verständig wiederholst, immer der Gedanke beiginge,» durch die Gegenwart des Haupt= manns würde nichts gestört, ja vielmehr alles be= schleunigt und neu belebt.:. Auch er hat einen Theil meiner Wanderungen mitgemacht; auch er hat maness

ches, und in verschiedenem Sinné, sich angemerkt: wir benußen das zusammen, und alsdann würde es erst ein hübsches Ganze werden.

So laß mich denn dir aufrichtig gestehen, entgeg= nete Charlotte mit einiger Ungeduld, daß diesem Vorhaben mein Gefühl widerspricht, daß eine Ahnung mir nichts Gutes weissagt.

Auf diese Weise wäret ihr Frauen wohl unüberwindlich, verseßte Eduard: erst verständig, daß man nicht widersprechen kann, liebevoll, daß man sich gern hingibt, gefühlvoll, daß man cuch nicht weh thun mag, ahnungsvoll, daß man erschricht.

Ich bin nicht abergläubisch, verseßte Charlotte, und gebe nichts auf diese dunklen Anregungen, info= fern sie nur solche wären; aber es sind meistentheils unbewußte Erinnerungen glücklicher und unglücklicher Folgen, die wir an eigenen oder fremden Handlungen erlebt haben. Nichts ist bedeutender in jedem Zustande, als die Dazwischenkunft eines Dritten. Ich habe Freunde gesehen, Geschwister, Liebende, Gatten, deren Verhältniß durch den zufälligen oder gewählten Hinzutritt einer neuen Person ganz und gar verändert, deren Lage völlig umgekehrt wurde.

Das kann wohl geschehen, versezte Eduard, bei Menschen, die nur dunkel vor sich hin leben, nicht bei solchen, die schon durch Erfahrung aufgeklärt sich mehr bewußt sind.

Das Bewußtseyn, mein Liebster, entgegnete Charlotte, ist keine hinlängliche Waffe, ja manch

mal eine gefährliche, für den der sie führt; und aus diesem allen tritt wenigstens so viel hervor, daß wir uns ja nicht übereilen sollen. Gönne mir noch einige Tage; entscheide nicht!

Wie die Sache steht, erwiederte Eduard, werden wir uns auch nach mehreren Tagen immer übereilcu. Die Gründe für und dagegen haben wir wechsels= weise vorgebracht; es kommt auf den Entschluß an, und da wär' es wirklich das beste, wir gåben ihn dem Loos anheim.

Ich weiß, verseste Charlotte, daß du in zweifelhaften Fällen gerne wettest oder würfelst; bei einer so ernsthaften Sache hingegen würde ich dicß für einen Frevel halten.

Was soll ich aber dem Hauptmann schreiben? ricfEduard aus: denn ich muß mich gleich hinschen. Einen ruhigen, vernünftigen, tröstlichen Brief, fagte Charlette.

Das heißt soviel wie keinen, verseşte Eduard. Und doch ist es in manchen Fällen, verschte Charlotte, nothwendig und freundlich, lieber Nichts zu schreiben, als nicht zu schreiben.

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