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gen beiderseits dieselben Sorgen in einem treuen? freundschaftlichen Herzen. Laß uns sie gemeinsam tragen, da sie sich nicht gegeneinander aufheben. Wir sind wunderliche Menschen, sagte Eduard lächelnd. Wenn wir nur etwas das uns Sorge macht aus unserer Gegenwart verbannen können, da glauben wir schon, nun sey es abgethan. Inr Ganzen können wir Vieles aufopfern, aber uns im Einzelnen herzugeben, ist eine Forderung, der wir selten gewachsen sind. So war meine Mutter. So lange ich als Knabe oder Jüngling bei ihr lebte, konnte sie der augenblicklichen Besorgnisse nicht loswerden. Verspätete ich mich bei einem Ausritt, fo muste mir ein Unglück begegnet seyn; durchneßte mich ein Regenschauer, so war das Fieber mir ge wis. Ich verreis'te, ich entfernte mich von ihr, und nun schien ich ihr kaum anzugehören.

Betrachten wir es genauer, fuhr er fort, so han deln wir beide thöricht und verantwortlich, zwey derTM edelsten Naturen, die unser Herz so nahe angehen, im Kummer und im Druck zu lassen, nur um unsfeiner Gefahr auszusehen. Wenn dieß nicht selbst=. füchtig genannt werden soll, was will man so nen= nen! Nimm Ottilien, laß mir den Hauptmann, und in Gottes Namen sey der Versuch gemacht!

Es möchte noch zu wagen seyn, sagte Charlotte bedenklich, wenn die Gefahr für uns allein wäre. Glaubst du denn aber, daß es råthlich sey, tew Hauptmann mit Ottilien als Hausgenossen zu sehen,

einen Mann ohngefähr in deinen Jahren, in den Jahren daß ich dir dieses Schmeichelhafte nur gerade unter die Augen fage

wo der Mann erst

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Liebefähig und erst der Liebe werth wird, und ein Mädchen von Ottiliens Vorzügen?

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Ich weiß doch auch nicht, versehte Eduard, wie du Ottilien so hoch stellen kannst! Nur dadurch er= | Flare ich mir's, daß sie deine Neigung zu ihrer Mutter geerbt hat. Hübsch ist sie, das : ist wahr, › und ich erinnre mich, daß der Hauptmann mich auf sie aufmerksam machte, als wir vor einem Jahre · zurückkamen und sie mit dir bei deiner Tante trafen. Hübsch ist sie, besonders hat sie schöne Augen; aber ich wüßte doch nicht, daß sie den mindesten Eindruck auf mich gemacht hätte.n

Das ist löblich an dir, sagte Charlotte, denn ich war ja gegenwärtig; und ob sie gleich viel jünger ist als ich, so hatte doch die Gegenwart der åltern Freundin so viele Reize für dich, daß du über die aufblühende versprechende Schönheit hinausfahest. Es gehört auch dieß zu deiner Art zu seyn, deshalb Ich so gern das Leben mit dir theile.

Charlotte, so aufrichtig sie_zu › sprechen schien, › verhehlte doch etwas. Sie hatte nämlich damals dem von Reifen zurückkehrenden Eduard Ottilien absichtlich vorgeführt, um dieser geliebten Pflegetoch= ter eine so große Parthie zuzuwenden: denn an sich felbst, in Bezug auf Eduard, dachte sie nicht mehr. Der Hauptmann war auch angeflistet, Eduarden

aufmerksam zu machen; aber dieser, der seine frühe Liebe zu Charlotten hartnäckig im Sinne behielt, fah weder rechts noch links, und war nur glücklich in dem Gefühl, daß es möglich sey, eines so lebhaft gewünschten und durch eine Reihe von Ereig= nissen scheinbar auf immer versagten Gutes endlich doch theilhaft zu werden.

Eben stand das Ehepaar im Begriff die neuen · Anlagen herunter nach dem Schloßfe zu gehen, als ein Bedienter ihnen hastig entgegen stieg und mit lachendem Munde sich schon von unten herauf vernehmen ließ. Kommen Ew. Gnaden doch ja schnell herüber! Herr Mittler ist in den Schloßhof. ge= sprengt. Er hat uns alle zusammengeschrieen, wir sollen Sie aufsuchen, wir sollen Sie fragen, ob es . Noth thue? Ob es Noth_thut, rief er uns nach: Hört ihr? aber geschwind, geschwind!

Der drollige Mann! rief Eduard aus: kommt er nicht gerade zur rechten Zeit, Charlotte? Ge= schwind zurück! befahl er dem Bedienten: sage ihm: "es thue Noth, sehr Noth! Er soll nur absteigen. Versorgt sein Pferd, führt ihn in den Saal, fest ihm ein Frühstück vor; wir kommen gleich.

Laß uns den nächsten Weg nehmen, sagte er zu seiner Frau, und schlug den Pfad über den Kirch= hofsein, den er sonst zu vermeiden pflegte. Aber > wie verwundert, war er, als er fand, daß Charlotte auch hier für das Gefühl gesorgt habe. Mit mög= lichster Schonung der alten Denkmåler hatte sie al

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Tes so zu vergleichen und zu ordnen gewußt, daß es ein angenehmer Raum erschien, auf dem das Auge und die Einbildungskraft gerne verweilten.

Auch dem ältesten Stein hatte sie feine Ehre gegönnt. Den Jahren nach waren sie an der Mauer aufgerichtet, eingefügt oder sonst angebracht; der hohe Sockel der Kirche selbst war damit vermannig= faltigt und geziert. Eduard fühlte sich sonderbar ́überrascht, ́ ́ wie er durch die kleine Pforte herein trat; er drückte Charlotten die Hand und im Auge stand ihm eine Thrane.

Aber der närrische Gast verscheuchte sie gleich. Denn dieser hatte keine Nuh im Schloß gehabt, war spornstreichs durch's Dorf bis an das Kirchhofther geritten, wo er still hielt und seinen Freunden êntgegen rief: Ihr habt mich doch nicht zum Besten? Thut's wirklich Noth, so bleibe ich zu Mittage hier. Haltet mich nicht auf: ich habe heute noch viel zu thun.

Da Ihr Euch so weit bemüht habt, rief ihm Eduard entgegen; so reitet noch vollends herein, wir kommen an einem ernsthaften Orte zusammen, nd seht wie schön Charlotte diese Trauer ausgeschmückt hat.

Hier herein, rief der Reiter, komm' ich weder zu Pferde, noch zu Wagen, noch zu Fuße. Diese da ruhen in Frieden, mit ihnen habe ich nichts zu schaffen. Gefallen muß ich mir's lassen, wenn man

mich einmal die Füße voran hereinschleppt. Also ist's Ernst?

Ja, rief Charlotte, recht Ernst! Es ist das erstemal, daß wir neuen Gatten in Noth und Verwirrung sind, woraus wir uns nicht zu helfen wissen.

Ihr seht nicht darnach aus, verseßte er: doch will ich's glauben. Führt Ihr mich an, so laß ich Euch künftig steden. Folgt geschwinde nach; meinem Pferde mag die Erholung zu gut kommen.

Bald fanden sich die Dreye im Saale zusammen; das Essen ward aufgetragen, und Mittler erzählte von seinen heutigen Thaten und Vorhaben. Dieser seltsame Mann war früherhin Geistlicher gewesen und hatte sich bei einer rastlosen Thätigkeit in seinem Amte dadurch ausgezeichnet, daß er alle Streitig= keiten, sowohl die häuslichen, als die nachbarlichen, erst der einzelnen Bewohner, sodann ganzer Gemeinden und mehrerer Gutsbesißer, zu stillen und zu schlichten wußte. So lange er im Dienste war, hatte fich kein Ehepaar scheiden lassen, und die Landescollegien wurden mit keinen Håndeln und Processen von dorther behelliget. Wie nöthig ihm die Rechtskunde sey, ward er zeitig gewahr. Er warf sein ganzes Studium darauf, und fühlte sich bald den geschicktesten Advocaten gewachsen. Sein Wirkungskreis dehnte sich wunderbar aus, und man war im Begriff ihn nach der Residenz zu ziehen, um das von oben herein zu vollenden, was er von unten herauf begonnen hatte, als er einen ansehnlichen

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