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Das war noch nicht alles. Ihre Fräulein Toch= ter gnädige Frau, sonst lebhaft und freimüthig, war im Gefühl ihres heutigen Triumphs ausgelaffen und übermüthig. Sie sprang mit ihren Preisen und Zeugnissen in den Zimmern herum, und schüttelte sie auch Ottilien vor dem Gesicht. Du bist heute schlecht gefahren! rief sie aus. Ganz gelassen antwortete Ottilie: es ist noch nicht der leßte Prüfungstag. Und doch wirst du immer die lehte bleiben! rief das Fräulein und sprang hinweg.

Ottilie schien gelassen für jeden andern, nur nicht für mich. Eine innere unangenehme lebhafte Bewegung, der sie widersteht, zeigt sich durch eine ungleiche Farbe des Gesichts. Die linke Wange wird auf einen Augenblick roth, indem die rechte bleich wird. Ich sah dieß Zeichen und meine Theilnehmung konnte sich nicht zurückhalten. Ich führte unsre Vorsteherin bei Seite, sprach ernsthaft mit ihr über die Sache. Die treffliche Frau erkannte ihren Fehler. Wir beriethen, wir besprachen uns lange, und ohne deshalb weitläufiger zu seyn, will ich Ew. Gnaden unsern Beschluß und unsre Bitte vortragen: Ottilien auf einige Zeit zu sich zu nehmen. Die Gründe werden Sie sich selbst am besten entfalten. Bestimmen Sie sich hiezu, so sage ich mehr über die Behandlung des guten Kindes. Verläßt uns dann Ihre Fräulein Tochter, wie zu vermuthen steht; so sehen wir Ottilien mit Freuden zurückkehren.

Noch eins, das ich vielleicht in der Folge vergef=

fen könnte: ich habe nie gesehen, daß Ottilie etwas verlangt, oder gar um etwas dringend gebeten hátte. Dagegen kommen Fålle, wiewohl selten, daß sie etwas abzulehnen sucht was man von ihr fordert. Sie thut das mit einer Gebärde, die für den der den Sinn davon gefaßt hat unwiderstehlich ist. Sie drückt die flachen Hände, die sie in die Höhe hebt, zusammen und führt sie gegen die Brust, in= dem sie sich nur wenig vorwärts neigt und den dringend Fordernden mit einem solchen Blick ansieht, daß er gern von allem absteht was er verlangen oder wünschen möchte. Sehen Sie jemals diese Gebår= de, gnädige Frau, wie es bei Ihrer Behandlung nicht wahrscheinlich ist; so gedenken Sie meiner und schonen Ottilien.

Eduard hatte diese Briefe vorgelesen, nicht ohne Lächeln und Kopfschütteln. Auch konnte es an Bemerkungen über die Personen und über die Lage der Sache nicht fehlen.

Genug! rief Eduard endlich aus: es ist entschieden, sie kommt! Für dich wäre gesorgt, meine Liebe, und wir dürfen nun auch mit unserm Vorschlag hervorrücken. Es wird höchst nöthig, daß ich zu dem Hauptmann auf den rechten Flügel hinüber ziehe. Sowohl Abends als Morgens ist erst die rechte Zeit zusammen zu arbeiten. Du erhältst dagegen für dich und Ottilien auf deiner Seite den schönsten Raum.

Charlotte ließ sich's gefallen, nnd Eduard schil

derte ihre künftige Lebensart. Unter andern rief er aus: es ist doch recht zuvorkommend von der Nichte, ein wenig Kopfweh auf der linken Seite zu haben; ich habe es manchmal auf der rechten. Trifft es zusammen und wir sißen gegeneinander, ich auf den rechten Ellbogen, sie auf den linken gestüßt, und die Köpfe nach verschiedenen Seiten in die Hand gelegt; so muß das ein Paar artige Gegenbilder geben.

Der Hauptmann wollte das gefährlich finden'; Eduard hingegen rief aus: nehmen Sie sich nur, lieber Freund, vor dem D in Acht! Was sollte B denn anfangen, wenn ihm C entrissen würde ?

Nun ich dächte doch, versezte Charlotte, das verstünde sich von selbst.

Freilich, rief Eduard: es kehrte zu seinem A ́zurück, zu seinem A und O! rief er, indem er aufsprang und Charlotten fest an seine Brust drückte.

Sechsz

Sechstes Capitel.

Ein Wagen, der Ottilien brachte, war angefah= ren. Charlotte ging ihr entgegen; das liebe Kind eilte sich ihr zu nähern, warf sich ihr zu Füßen und umfaßte ihre Kniee.

Wozu die Demüthigung! sagte Charlotte, die einigermaßen verlegen war und sie aufheben wollte. Es ist so demüthig nicht gemeint, verseßte Ottilie, die in ihrer vorigen Stellung blieb. Ich mag mich `nur so gern jener Zeit erinnern, da ich noch nicht höher reichte als bis an Ihre Kniee und Ihrer Liebe schon so gewiß war.

Sle stand auf und Charlotte umarmte sie herzlich. Sie ward den Männern vorgestellt und gleich mit besonderer Achtung als Gast behandelt. Schönheit ist überall ein gar willkommner Gast. Sie schien aufmerksam auf das Gespräch, ohne daß sie daran Theil genommen håtte.

Den andern Morgen sagte Eduard zu Charlotten: Es ist ein angenehmes unterhaltendes Mädchen. Unterhaltend? verseßte Charlotte mit Lächeln: Sie hat ja den Mund noch nicht aufgethan.

So? erwiederte Eduard, indem er sich zu besinnen schien: das wäre doch wunderbar!

Goethe's Werke. XVII. Bd.

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