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sei. Die römischen Classiker las er noch fleißig, vorzüglich in der Absicht, daß sie ihm zur Erforschung der Wahrheit und zur Ausbildung seines Rednertalents behülflich sein sollten. Die Wahrheit selbst schöpfte er immer erst mit ernstem Fleiße aus dem ewigen Born des Wortes Gottes, aus der heiligen Schrift, die er freilich jezt nur noch in der lateinischen Ueberseßung kannte. Er galt bald unter seinen Amtsgenossen als ein vorzüglicher Kenner der heiligen Schrift, doch fühlte er tief, wie wenig ihm dieser Ruhm gebühre. Neben der Erforschung der Wahrheit ging das Streben Zwinglis in seinen ersten Amtsjahren auf die Ausbildung seines Rednertalents. JIhm schwebten dabei die großen Redner des Alterthums als unübertreffliche Vorbilder vor und der Wunsch, mit der Kraft der Rede im Dienste der göttlichen Wahrheit noch Größeres beim Schweizervolke zu wirken, als jene in Athen und Rom, mochte ihn vorzugsweise in diesem Streben begeistern. - In seiner Wirksamkeit lenkte er sein erstes Augenmerk auf die Jugend und ihre Bildung. Unter seiner Anregung ward eine Lateinschule in Glarus gegründet, die er auch selbst mit aller Liebe zur Jugend und zur Wissenschaft leitete. Eine Schaar Jünglinge aus den ersten Familien des Landes, die ohne Zwingli vielleicht in Rohheit verkommen wären, wurden durch ihn in dieser Schule für die Wissenschaft und für eine edle Lebensrichtung gewonnen. Auch seinen jüngern Bruder Jakob nahm er zu sich und sorgte mit treuer Bruderliebe für seine Bildung. Hatten seine Zöglinge die gehörige Reise zum Besuche der Hochschule erlangt, so entsandte er sie entweder nach Wien, wo sein Jugendfreund Vadian zum Professor und Rektor der Universität emporgestiegen war, oder nach Basel, wo sein Glarean an der Hochschule lehrte und daneben ein Kosthaus für Studirende hielt, um ihre Bildung zu leiten und ihre Sitten zu überwachen. Doch wohin seine Zöglinge nur kamen, sie waren stets ihres ersten Lehrers und väterlichen Freundes dankbar eingedenk, und unterhielten mit ihm einen ununterbrochenen Briefwechsel. „Du bist wie unser Schußgott", schrieb Peter Tschudi aus Paris an Zwingli, und „hilf, daß ich zu Dir zurückberufen werde", bat ihn aus Basel dessen Bruder Aegidius Tschudi, „denn bei Niemanden wünschte ich lieber zu wohnen, als bei Dir“. Noch inniger schloß sich dem bewunderten Meister der Vetter jener beiden, Valentin Tschudi an, der später Zwinglis Amtsnachfolger in Glarus wurde. „Wie könnte ich jemals aufhören, Dir für Deine so großen Wohlthaten dankbar zu sein! So oft ich in die Heimath_zurückkehrte, und neulich ganz besonders, als mich vier Tage hindurch das Fieber plagte, dann wieder, als ich meine Bücher in Basel zurückgelassen, hast Du, obwohl ich schüchtern nicht wagte, Dir beschwerlich zu fallen, mich zu Dir eingeladen, mich ermuthigt, Deine Bücher, Deine Hülfe, Deine Verwendung mir angeboten. Auch auf mich ging Dein Wohlwollen

für alle Studirende über und nicht blos im Allgemeinen, nein, mit ausgesuchter Berücksichtigung meiner Verhältnisse und Bedürfnisse stand mir Dein ganzes reiches Wissen zu Gebote." - So wirkte Zwingli zunächst dem Verderben der Zeit entgegen durch Förderung befferer Bildung, und es rief ihm in dieser Beziehung der Mann, welcher damals auf dem Gebiete der Wissenschaft und Bildung ein königliches Ansehen genoß, Erasmus von Rotterdam zu: „Heil dem Schweizervolke, deffen Charakter mir besonders gefällt, dessen Studien und Sitten Du und Deinesgleichen ausbilden werden!" - Doch auch als Prediger und Seel. sorger führte Zwingli sein Amt mit Begeisterung und Treue, so daß ernstere Männer und ältere Geistliche beim Hinblick auf seine Wirksamkeit sich zu der Hoffnung erhoben, dem Vaterlande möchte durch ihn die edle und fromme Sitte und Zucht wieder erblühen. — Er selbst schreibt später über die Gefühle, die ihn damals als Seelsorger erfüllten.,,So jung ich auch war, hat doch alle Tage, da ich Priester gewesen bin, das Wächteramt mein Gewissen mehr mit Furcht erfüllt, als daß es mich gefreut hätte, da ich weiß, daß der Schäflein Blut, so sie aus meiner Schuld umkommen, von meiner Hand gefordert werde."

2. Die großen Versuchungen und Kämpfe des jungen Priesters.

Nachdem wir die Gesinnungen und das Streben des jungen Priesters kennen gelernt, wollen wir einen Blick werfen auf das Arbeitsfeld, auf das ihn die Vorsehung gestellt und auf welchem große Gefahren ihm drohten. Seine Pfarrgemeinde umfaßte beinahe einen Drittheil des Kantons Glarus. Neben hohem Muth und Heldensinn, der sich in den großen Kriegen von Burgund und Schwaben erprobt hatte, herrschte bei seinen Pfarrbefohlenen wie im größten Theil der Schweiz große Zügellosigkeit und wilde Ausschweifungen. Die geschlechtlichen Verirrungen waren so allgemein, daß sie um so weniger gerügt wurden, als die Geistlichen beinahe ohne Ausnahme darin mit bösem Beispiel vorangingen. Der Geistliche, welcher die eheliche Treue achtete, die Unschuld nicht verführte und die geweihte Nonne nicht entweihte, war als ehrbar und sittsam angesehen, wenn er sich fönst auch arg gegen das Gebot der Reinheit versündigte; denn er hatte bei seiner Weihe dem Bischofe gelobt, Keuschheit zu bewahren, so weit es menschlicher Schwachheit möglich sei. „Es ist aber gar ein bedenkliches Ding, sagt Zwingli, um einen jungen Priester, der Zugang haben mag um seines Amtes wegen zu jungem Volke, es seien Weiber oder Jungfrauen. Man halte Stroh vom Feuer ferne! Gäbe man ihm ein Weib, so würde er, wie ein andrer Biedermann, bemüht mit der Sorge des Hausgesindes,

Weibes, Kindes und andrer Dinge, wodurch er vielen Anfechtungen und Versuchungen enthoben würde." Zwingli hatte, wie er mit großer Offenherzigkeit seinem Freunde Utinger schreibt, auch hierin lauter und rein vor Gott zu leben sich vorgenommen, aber indem er nirgends unter seinen Amtsbrüdern einen fand, der mit ihm Entschluß und Streben getheilt, geschweige denn ihm zum Vorbilde gedient hätte, unterlag er dem Sturm fleischlicher Regungen und den Lockungen der äußern Verführung, wie er im Schmerze der Reue offen bekannte, denn er wollte nicht besser scheinen, als sein. Doch war sein Fall der Art, daß durch denselben weder eheliche Treue, die ihm stets heilig war, noch jungfräuliche Unschuld verlegt, noch irgend Aergerniß gegeben wurde. Durch Gebet und ernstliches Studiren gelang es ihm, auch diesen Feind zu überwinden, nachdem er im Glauben den lebendig ergriffen, der auch in den Schwachen mächtig ist. Noch von einer andern Seite nahte sich ihm aber der Versucher und suchte ihn von seiner heiligen Bestimmung abzuleiten. Ein außerordentlicher Mann, Matthäus Schinner aus Wallis, der sich vom Hirtenknaben bis zum Fürstbischof seines Landes und zum Cardinal der römischen Kirche emporgeschwungen, spielte da= mals als päpstlicher Gesandter in der Schweiz eine wichtige, aber für dieses Land verderbliche Rolle. Ihm war es gelungen, die Schweiz mit dem päpstlichen Stuhle auf eine Weise zu verbinden, daß die tapfern Alpenbewohner gegen Ablaß und trügerische Verheißungen und nur spärlichen Sold den herrschsüchtigen Plänen der Päpste Julius II. und Leo X. dienen mußten. Die bedeutendsten Männer des Landes wurden durch Ehrenstellen oder Jahrgelder an die Interessen des Papstes geknüpft. Auch auf den eifrigen und talentvollen Pfarrer von Glarus, der in seiner Gemeinde großes Ansehen genoß, warf der päpstliche Legat sein Augenmerk. Da Zwingli wegen Armuth sich nicht nach Wunsche Bücher verschaffen konnte, um seine wissenschaftlichen Bedürfnisse zu befriedigen, meldete ihm Schinner, der Papst habe ihm ein Jahrgeld von fünfzig Gulden ausgesezt, damit er um so freier seinen Studien leben könne. Zwinglis Talent und Streben sollten von nun an dem Papste dienen, und unter der Bedingung hätte der Hirtenknabe von Toggenburg wohl so hoch steigen können als derjenige von Wallis, der Fürstbischof und Cardinal geworden, und in kühner Hoffnung seine Hand nach der dreifachen Krone ausstreckte. In welchem Sinne Zwingli die Gunstbezeugung des Papstes entgegengenommen, wollen wir von ihm selbst hören: „Ich bekenne hier vor Gott und aller Welt meine Sünden (daß ich dieses Jahrgeld bezogen habe), denn vor dem Jahre 1516 hing ich noch sehr an der päpstlichen Macht und meinte, es zieme mir, Geld von dieser Seite zu nehmen, obgleich ich den römischen Gesandten, als sie mich ermahnten, ich solle nichts predigen, was wider den Papst sei,

mit ausdrücklichen und klaren Worten bemerkte: sie sollen ja nicht glauben, daß ich wegen ihres Geldes auch nur ein Wörtlein die Wahrheit verschweige; sie mögen daher nach Belieben das Geld wieder nehmen oder es lassen." Den Päpsten und ihren Cardinälen lag aber mehr an dem Siege ihrer Politik als an der Wahrheit. Um die Franzosen aus der Lombardei, die sie unter Ludwig XII. erobert hatten, zu vertreiben, ward durch Schinner in der Schweiz ein Heer von zwanzigtausend Mann im Frühling des Jahres 1513 gesammelt und über die Alpen geführt. Weil auch das Landesbanner von Glarus dabei war, mußte Zwingli auf Gebot der Landesobrigkeit und alter Schweizerübung gemäß demselben als Feldprediger folgen. Im Sturmlauf ward die Lombardei durch die Schweizer von den Franzosen gesäubert und der Herzog Maximilian Sforza in sein väterliches Erbe, in das Herzog= thum Mailand eingesezt. Nach glücklicher Beendigung dieses Feldzuges beschenkte eine päpstliche Gesandschaft die stolzen Sieger durch die Hand Zwinglis mit einem reich vergoldeten Schwerte und einem mit Perlen und Gold gezierten Herzogshut, auf welchem der heilige Geist als Taube schwebte. Dabei erhielten die Eidgenossen den Ehrentitel: „Befreier der Kirche." Willkommen war ihnen derselbe, willkommen der Beisag: Sie mögen bitten, was sie wollen, das Heiligste soll ihnen gewährt sein. Der größere Theil, ja Alle baten um das Recht, das Bild des Gekreuzigten im Banner zu führen, die Glarner wünschten dasjenige des Auferstandenen. Noch einmal begleitete Zwingli das Schweizerheer als Feldprediger über die Alpen. Franz I., König von Frankreich, der Ludwig XII. auf dem Throne gefolgt, bot 1515 Alles auf, das verlorne Oberitalien wieder zu erobern. Als Beschüßer und Befreier der Kirche zogen ihm die Schweizer auf den Ruf des Papstes entgegen und Zwingli unter ihnen als Feldprediger. Der König von Frankreich warf durch Bestechungen einiger Führer der Schweizer den Saamen der Zwietracht in ihre Reihen, und so gelang es ihm, sie zu trennen und einen Theil von ihnen in Folge eines für die Schweiz schimpflichen Vertrages, der zu Galera zwischen dem König und ihnen geschlossen wurde, zur Rückkehr nach Hause zu bewegen. Zwingli, der das verderbliche Spiel durchschaute und das Unheil, das dem Vaterland drohte, erkannte, erhob kräftig seine Stimme dagegen in einer Predigt, die er am 7. September auf offenem Plage zu Monza vor dem Heere hielt. Er ermahnte die Krieger zur Treue und Standhaftigkeit, zur Einigkeit und Wachsamkeit angesichts des gefährlichen Feindes. Hätte man ihm gefolgt, sagt sein Kriegsgefährte Steiner, viel Unglück wäre verhütet worden." Doch die Worte Zwinglis waren bald vergessen. Angefeuert vom leidenschaftlichen Cardinal Schinner ließen sich die durch Trennung geschwächten Schweizer mit den Franzosen in ein

Handgemenge ein, woraus die Schlacht von Marignano erfolgte, in welcher sie am ersten Tage mit ungeheurem Verluste das Schlachtfeld behaupteten, am folgenden Tage aber von den Franzosen mit verstärkter Macht angegriffen, nach verzweiflungsvoller Gegenwehr geschlagen und nach Mailand zurück zu weichen genöthigt wurden. Zwingli hatte sich in der Schlacht nach Berichten von Augenzeugen durch Wort und That männlich und tapfer gehalten. Sein unerschrockenes ernstes Benehmen, sowie seine von Wahrheit und Vaterlandsliebe durchdrungenen Predigten hatten die Herzen aller besseren Eidsgenossen für den kräftigen und geistvollen Prediger von Glarus gewonnen. Aber während er im Feldlager für die entartete päpstliche Kirche kämpfte, ging in seiner eigenen Seele ein Kampf vor sich, der zum Heile Zwinglis und der durch Christo Blut gereinigten, unsichtbaren Kirche sich entschied.

Immer eifriger studirte Zwingli das Wort Gottes, vorzüglich nachdem er im Jahre 1513 griechisch zu lernen angefangen und es ohne Lehrer in kurzer Zeit dahin gebracht, daß er nicht nur das neue Testament, sondern jeden griechischen Schriftsteller mit Leichtigkeit lesen und verstehen konnte. Um in den Sinn der heiligen Schrift um so besser einzudringen, las er die Kirchenväter und andere Ausleger des Wortes Gottes. „Ich lese die Doctoren, schreibt er, wie man einen Freund frägt, wie er es meine." Da er aber einsah, daß nur der heilige Geist das Verständniß, des Sinnes der heiligen Schrift vermitteln könne, blickte er, wie Myconius schreibt, zum Himmel hinauf und suchte den heiligen Geist als Lehrer, und indem er Gott darum in ernsten Gebeten anflehte, ward ihm immer mehr verliehen, in den Sinn der heiligen Schrift einzudringen. Damit er nicht unter dem Scheine des Geistes Falsches annehme, verglich er die Schriftstellen mit einander und erklärte die dunkleren durch die helleren, so daß Jedermann einsah, daß nicht der Mensch, sondern der Geist Lehrer sei, wo er die Schrift erklärte. Mit welchem Ernste er das Wort Gottes namentlich im neuen Testament studirte, zeigt der Umstand, daß er die Briefe Pauli in griechischer Sprache eigenhändig abschrieb, um sie in einem kleinen Bändchen stets nachtragen und auswendig lernen zu können. So ward er, wie Bullinger schreibt, mit der heiligen Schrift ganz vertraut. Im Lichte des Wortes Gottes gingen ihm auch die Augen immer mehr auf über das Verderben der Kirche und des Vaterlandes. Die römische Kirche will sich in ihrem glanzvollen Gottesdienste und in allen ihren Einrichtungen als eine göttliche Offenbarung geltend machen, die ewig unverz änderlich bleiben müsse. Nun entdeckte Zwingli geschichtliche Spuren, die deutlich gegen diese Vorstellung sprachen und zeugten. Eines Tages befand er sich im Pfarrhause zu Mollis beim Pfarrer Adam; auch der Pfarrer von Wesen, sein früherer Lehrer in Basel, Georg Binzli und

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