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Naturtrieb als aus Lebenstrieb, welchen Gott unser Schöpfer schon bei der Erschaffung uns eingehaucht hat; und doch ist es nicht jedem klar, auf welchem Wege man sie finden könne. Denn wendet man sich zu den Philosophen, so weichen sie über diesen Gegenstand so sehr von einander ab, daß man ihrer überdrüssig wird. Wendet man sich aber zu den Christen, so stößt man bei manchen von ihnen auf noch mehr Verwirrung und Irrthümer als bei den Heiden; die Einen streben nach ihr auf dem Wege menschlicher Ueberlieferung und durch die Elemente diefer Welt (Coloff. 2, 8.) d. i. durch ihre und menschliche Meinungen; Andere, indem sie sich einzig auf Gottes Gnade und Verheißungen verlaffen; beide Theile aber dringen mit höchstem Eifer darauf, daß die Trostsuchenden ihre Meinung annehmen. Auf diesem Scheidewege nun fragt fich's: Wohin soll ich mich wenden? Ist die Antwort: Zu den Menschen, so frage ich weiter: Zu welchen? Zu denen, die beim Entstehen des Christenthums für Weise gehalten wurden, oder zu denen, die kurz vor unserm Zeitalter mehr Thorheit als Weisheit an den Tag legten? Man wird zugeben: Zu den Aeltern, denen man sowohl des Alterthums als ihres frommen Wandels wegen den Vorzug giebt. Sagt man dann aber ferner: Aber auch bei diesen findet sich Manches, was den evangelischen und apostolischen Büchern fremd ist oder gar widerspricht; mit wem sollen wir's nun halten? — so wird jeder, der nicht Thier oder Thor ist, antworten: Mit dem, was Gottes Geist selbst gelehrt hat, denn was von menschlicher Weisheit kommt, kann, wie glänzend es auch aufgestußt sei, täuschen; Göttliches aber nie. Dies ist der Glaube, dessen man bedarf. Wo er fehlt, da wird man schmachten, ermatten, fallen. Indem ich dies beständig überlege und Gott bitte, daß er mir in dieser Ungewißheit den Ausgang zeige, spricht er zu mir: Thor, warum denkst du nicht: „Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit!" und hältst dich an diese Wahrheit? Und „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen!" Menschliches vergeht, Göttliches ist unveränderlich. Und: „Vergebens ehren sie mich, die Gebote und Vorschriften der Menschen lehren!" Als ob Gott sich nach unsern Meinungen richten würde und was uns auf den ersten Anblick schön, edel, ja sogar heilig scheint, sofort auch ihm gefallen müßte und es nicht vielmehr unsre Pflicht wäre, mit ganzem Herzen stets an ihm zu hangen und nicht an unsern Meinungen oder Erfindungen. Darum seßte ich nun Alles bei Seite und kam endlich dahin, daß ich mich auf kein Ding, auf kein Wort so fest verließ, wie auf das, was aus dem Munde des Herrn kam. Und da die armen Sterblichen sich selbst und Gottes so vergaßen, daß sie sich erkühnten, das Ihrige für Göttliches auszugeben, ja, da ich nicht Wenige sah, die alles Ernstes von den Einfältigen forderten, sie sollten

ihre Gebote den göttlichen vorziehen, auch wenn sie von diesen abwichen, oder gar im Widerspruche damit wären, so fing ich an, bei mir selbst zu überlegen, ob sich nicht durch irgend ein Mittel erkennen lasse, ob Menschliches oder Göttliches den Vorzug verdiene. Da fiel mir die Stelle bei: „Alles wird im Lichte klar!" in dem Lichte nämlich, welches spricht: „Ich bin das Licht der Welt, das jeden Menschen, der in diese Welt kommt, erleuchtet;" und wiederum die: „Glaubet nicht jedem Geiste, sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott seien!" Indem ich den Prüfstein suche, finde ich keinen andern, als den Stein des Anstoßes und den Felsen des Aergernisses für alle, die, nach Art der Pharisäer, Gottes Gebote um ihrer Sahung willen aufheben. So fing ich denn an, jegliche Lehre an diesen Prüfstein zu halten. Sah ich, daß der Stein dieselbe Farbe wiedergab, oder vielmehr, daß die Lehre die Klarheit des Steins ertragen konnte, so nahm ich sie an; wo nicht, so verwarf ich fie. Zulegt brachte ich's dahin, daß ich aufs erste Berühren sogleich wahrnahm, wo etwas falsch und beigemischt war: und nun konnten mich keine Gewalt und keine Drohungen dahin bringen, daß ich Menschlichem, so sehr es sich auch blähete und herrlich scheinen wollte, gleichen Glauben geschenkt hätte, wie dem Göttlichen. Ja, wenn mir Jemand seine vom Göttlichen abweichende oder gar demselben widersprechende Meinung gebieterisch aufdringen wollte, so entgegnete ich mit dem apostolischen Worte: „Man muß Gott mehr gehorchen, als den Menschen!" So daß nun die, welche ihre eigene Meinung hoch, die Sache Christi aber nichts oder wenig schäßen, auf's Schlimmste von mir denken. Dieß ist mir aber das sicherste Merkmal, so gefalle es Gott und mir sei es heilsam. Denn nie wird Gottes Name mehr verherrlicht, als wenn unser Name von den Menschen gelästert wird; und geht der Leib zu Grunde, so wird Er die Seele mit ewigem Leben begaben."

4. Zwingli in Einsiedeln.

So hatte Zwingli aus einem ernsten Kampfe mit den Versuchungen des Fleisches und der Welt und aus einem durch Gebet geheiligten Streben nach Wahrheit sich zur felsenfesten Ueberzeugung emporgerungen: „Das Wort Gottes ist die einzige gewisse Richtschnur für Glauben und Leben“ und „Christus ist unser einiges Heil." Mit dieser Ueberzeugung, aus der das heilsame Werk der Reformation entsprungen ist, ging er im Sommer 1516 nach Einsiedeln und begann da seine reformatorische Wirksamkeit. Seine neue Um

gebung war sehr geeignet, einerseits ihn in seiner gewonnenen Ueberzeugung zu befestigen, so wie anderseits ihn zu einem derselben entsprechenden Wirken aufzufordern. Der damalige Abt dieses Klosters war Conrad von Rechberg, ein frommer, biederer und gerader Mann, dem auch unter dem Mönchsgewande stets ein ritterliches Herz schlug. Er war in seiner Jugend von seinen eigennüßigen Verwandten zum Mönchsstande gezwungen worden, und nun, da er zum Fürstabte von Einsiedeln emporgestiegen war, besuchten dieselben ihn, um für sich Vortheile aus seiner Stelle zu ziehn. Aber der Abt Conrad durchschaute ihre eigennützigen Absichten und sprach: „Ihr habt mich hieher zur Gefahr meiner Seele in die Kutte gesteckt, daß ich hier ein Mönch sein müsse und ihr Junker wäret. Konnte ich nicht auch Kunz von Rechberg sein und bleiben, wie Euer einer Hans und Georg von Rechberg heißet und ist. Dieweil ich nun allein ein armer Mönch habe werden müssen, so sollt ihr nichts bei mir suchen, und gehet nur hin die Straße, daher ihr gekommen seid." Als einst die Visitatoren des Ordens sein Kloster besuchten und ihm zum Vorwurfe machten, daß er nicht Messe lese und überhaupt wenig auf dieselbe zu halten im Verdacht stehe, antwortete er ihnen: Wiewohl ich hier Herr bin in meinem Kloster und Euch so mit einer kürzern Antwort abfertigen könnte, so will ich doch offen erflären, was ich davon halte: Ist unser Herr Jesus Christus wirklich in der Hostie, so weiß ich nicht, wie würdig Ihr Euch schäßet; das weiß ich aber, daß ich armer Mönch nicht würdig bin, ihn anzuschauen, ge= schweige denn ihn dem ewigen Gott aufzuopfern. Sollte er aber nicht da sein, dann wehe mir, wenn ich Brod für unsern Herrn Gott vor dem Volke aufheben und ihm zur Anbetung vorhalten sollte. Darum laßt mich ruhig. Ich werde, ob Gott will, so handeln und meinem Gotteshause vorstehen, daß ich mich vor Gott und der Welt verantworten könne. Da ich Eurer nicht bedarf, so ziehet nur hin die Straße, daher Ihr gekommen seid, von mir seid Ihr entlassen." Wenn die Gelehrten an seiner Tafel in theologische Gespräche sich vertieften, fiel er mit dem Ausrufe ein: „Was kümmern mich Eure Disputationen, ich sage jezt und an meinem Ende wie David, erbarme Dich meiner, o Herr, nach Deiner Güte, und gehe nicht ins Gericht mit Deinem Knechte; weiter brauche ich nichts zu wissen." In seinem Alter hatte er sich ganz von den Verwaltungsgeschäften zurückgezogen und die Leitung des Klosters dem Conventualen Dr. Theobald von Geroldseck, aus Schwaben gebürtig, überlassen. Dieser liebte, nach dem Ausspruche des Myconius, in gleichem Maße die Gelehrsamkeit und die Frömmigkeit und benugte seine Stelle, um einen Kreis gelehrter und frommer Männer als Caplane, Pfarrhelfer und Lehrer hier zu versammeln, denen Muße und Mittel zu wissenschaftlichen Studien auf's Wohlwollendste gewährt

wurde. Freudig ward Zwingli in diesen Kreis aufgenommen und bald schloffen sich Theobald von Geroldseck, Franz Zink und Johannes Oech 8 = lin in treuer Freundschaft ihm an und wurden durch ihn für die evangelische Ueberzeugung gewonnen. Zwingli selbst drang immer tiefer in das Verständniß des Wortes Gottes ein und erfuhr an seinem eigenen Herzen, wie köstlich und theuer das Wort sei, daß Jesus Christus in die Welt gekommen, die Sünder selig zu machen, und so wuchs er von Tag zu Tag an christlicher Erkenntniß und an Glauben. Seine Freunde munterte er auf, die Werke der Kirchenväter zum bessern Verständniß der heiligen Schrift zu studiren, wie er es auch gethan, doch sprach er: „Oh Gott will, kommt bald die Zeit, daß weder Hieronymus noch andere mehr viel bei den Christen gelten werden, sondern allein die heilige Schrift." Bald offenbarte sich die Frucht des evangelischen Geistes, den Zwingli in Einsiedeln angefacht. Der Administrator von Geroldseck ließ den Nonnen des Klosters Jahr, das unter Einsiedeln stand, ankündigen, daß fie, statt täglich die lateinischen Mettengefänge gedankenlos herzuleiern, das neue Testament in deutscher Sprache lesen sollen; „auch mögen diejenigen unter ihnen, welche sich durch das Klostergelübde beschwert fühlen, aus dem Kloster zu den Ihrigen heimkehren, die Andern aber sollen ihrem Gelübde getreu ein ehrbares und züchtiges Leben führen.“ Doch die vorzüglichste reformatorische Thätigfeit entwickelte Zwingli als Prediger in seiner neuen Stelle. Sorgfältig studirte er jedesmal in der Grundsprache den Bibelabschnitt, den die kirchliche Ordnung in lateinischer Sprache vorzulesen vorschrieb und erklärte ihn dann seinen Zuhörern nach Sinn und Beziehung auf das Leben, ohne sich irgend darin durch die Sagungen und Vorurtheile der Kirche hindern zu lassen. Wie ward aber seine Seele, in der die Ehrfurcht vor Gott von Jugend auf mit Flammenschrift geschrieben stand, von heiliger Entrüstung ergriffen, da er im Lichte des Evangeliums die neue Abgötterei, die vor seinen Augen getrieben wurde, betrachtete. Einsiedeln ist die besuchteste Wallfahrtsstätte für Süddeutschland, die Schweiz und das östliche Frankreich. Das Kloster wurde im 10. Jahrhundert zu Ehren der hl. Jungfrau auf der Stätte erbaut, an welcher ein Jahrhundert früher Meinrad von Hohenzollern eine Einsiedlerhütte bewohnt und unter Mörderhand gestorben sein soll. Um Mitternacht vor der Einweihung der neuerbauten Kirche betete nach der Sage der Bischof von Constanz in derselben: plößlich erschallte von unsichtbaren Geistern ein himmlischer Gesang in der Capelle. Alle knieten und hörten verwundert zu. Als nun der Bischof des andern Tages die Weihe vollziehen wollte, erscholl zu dreien Malen die Stimme: Halt ein, halt ein, Bruder, denn sie ist von Gott geweiht." Christus selbst habe in der Nacht die Weihe vollzogen, Engel, Apostel und Heilige

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die vernommenen Gesänge gesungen, während die heilige Jungfran über dem Altar wie ein Bliz gestrahlt. Papst Leo VIII. verbot in einer Bulle jeden Zweifel an der Wahrheit dieser Legende. Zur Verherrlichung dieses Ereignisses wird jährlich das Fest der Engelweihe mit großer Pracht gefeiert, zu dem Tausende von Pilgern hinströmen, im Wahne, dort vollkommenen Ablaß von aller Schuld und Strafe der Sünde zu erlangen; denn es haben mehrere Päpste durch besondere Bullen zu den alten Gerechtsamen des Stifts noch das neue hinzugefügt, den Pilgern vollkommenen Ablaß zu ertheilen. Daher prangt über dem Thore der prächtigen Abtei die lästerliche Inschrift: Hier ist vollkommener Ablaß für Schuld und Strafe der Sünde." Dieses und die Wunder, die der Sage gemäß das hier sorgfältig verwahrte Marienbild, welches einst die heilige Hildegard, Aebtissin des Frauenmünsters in Zürich, dem frommen Meinrad verehrte, verrichten soll, lockt jährlich die Menge der Wallfahrer nach Einsiedeln, um Vergebung der Sünde und Trost und Hülfe in allerlei Noth von der heiligen Jungfrau zu erflehen. Wenn dieser Wahn vortrefflich zur Bereicherung des Klosters diente und daher auch von gewöhnlichen Predigern sorgfältig genährt wurde durch Erhebung der Wirksamkeit des hier erworbenen Ablasses und der Wunderkraft des hier verehrten Marienbildes, so hatte Zwingli aus dem Worte Gottes und von dem Herrn und Meister, dessen Dienst er sich geweiht, gelernt, der heilsbegierigen Menge eine trostvollere Botschaft von heiliger Stätte zu verkündigen, wenn er auch darob zeitliche Einbuße erleiden sollte; denn einmal, schrieb er, muß man das Gemüth weihen, daß man unzertrennlich auch mit Verlust des Vermögens und des Lebens an Recht, Wahrheit und Gott hänge, einmal muß man's wagen und der Gefahr des Todes für die Wahrheit sich unterziehn und das Gemüth stärken gegen alle Anfälle des Fleisches, der Welt und des Satans." So erhob er seine Stimme gegen hier sonst genährten Wahn, denn seine Seele brannte von heiliger Entrüstung über Schmälerung der Ehre Gottes und des Heilandes und ihn jammerte des Volkes, das hier statt Sündenvergebung zu erlangen, nur noch fester in die Banden des Satans verstrickt wurde. Gott ist allenthalben gegenwärtig, und wo wir ihn nur im Geiste und in der Wahrheit anrufen, antwortet er uns: „Hier bin ich.“ „Diejenigen handeln daher verkehrt und thöricht, welche die Gnade an besondre Stätten binden; ja solches ist nicht allein thöricht, sondern geradezu antichristlich; denn fie stellen die Gnade Gottes an einem Orte bereitwilliger und wohlfeiler dar, als am andern; welches aber nichts Anders ist als Gott einschließen und anbinden, die Gnade Gottes gefangen nehmen und sie nicht bekannt werden lassen, wie sie es billig sollte. Gott ist aber an

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