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das wahre Heil, Jesum Christum, klar verkündiget und fest gelehrt, wie sie von ihm alles Gute erwarten, zu ihm in aller Noth laufen sollen. Denn hat er für uns den Tod erlitten, dieweil wir noch seine Feinde waren, wie möchte er uns zürnen, wenn wir jezt an ihn glauben? wie Paulus Römer 5, 8, 9 spricht: Ist Christus für uns gestorben, zu der Zeit, da wir noch Sünder waren, wie viel mehr werden wir jezt, da wir durch sein Blut unschuldig und gerechtfertigt sind, durch ihn vom Zorne befreit. So habe ich die freundliche Gnade Gottes den Menschen verkündigt und in ihnen beliebt gemacht, indem ich wohl wußte, was Gott durch sein Wort wirken werde; ich habe zuweilen den Einfältigen so nachgegeben, daß ich oft, wenn sie gehäffiger zu streiten begannen, zu ihnen sprach: Wohlan! Wollt Ihr Euer Anliegen den Seligen klagen, so will ich das Meinige Gott vortragen. Lasset nun sehen, wer von uns den gewissen Weg fährt. Und so habe ich sie mit Milch erzogen, bis Einige von ihnen, die früher heftig gegen mich waren, in der Folge fest Gott auhingen. Denn sie sind inne geworden, wie süß der Herr ist und daß Jeder, der ihn recht kennen lernte, mit den Jüngern spricht: Joh. 6, 68: Herr, zu wem soll ich hingehen? Du hast Worte des Lebens! Ich habe dich ergriffen, ich will dich nicht mehr lassen. Hohelied 3, 4. Denn wer Gott recht kennen gelernt hat, und von ihm heimgeführt worden ist, der kann ihn nimmermehr verlaffen; und wenn er schon durch Qualen gezwungen würde, ein Anderes mit dem Munde zu reden, weicht doch das Herz nimmermehr; denn es weiß, daß Gott allein sein sicheres Heil ist durch Jesum Christum. Also rathe ich noch heut zu Tage denen, so Gottes Wort verkündigen, daß sie das Heil aus dem klaren, eigentlichen Worte Gottes predigen, so wird der Trost in den einigen Gott wohl wachsen, es wird auch der Betrug der falschen Hoffnung wohl hinfallen. Und wiewohl das menschliche Herz all seine Zuversicht allein zu Gott haben soll, mag ich doch eher leiden, daß, so der Mensch irre geführt ist, ihm etwas nachgelassen, als daß die Lehre Christi ganz verdrängt werde. Denn leider sind Etliche noch der Wahrheit so unwissend, daß sie die Lehre Christi ganz verwerfen, so bald man sie ihrem Irrthum plößlich entreißen will. Ja, ich habe zu hundert Malen schon öffentlich gesagt: Ich beschwöre euch (die Vorgerückteren) bei Jesu Christo und bei unserm gemeinschaftlichen Glauben, daß ihr nicht voreilig irgend eine Aenderung vornehmet, sondern, wenn auch durch nichts Anderes, schon allein durch die Geduld, womit ihr um der Schwachen willen auch das ertraget, was man nach dem Geseze Christi nicht tragen muß, Jedermann beweiset, daß ihr Christen seid.“ Diese schöne Verbindung von heldenmüthiger Entschlossenheit und Siegeskraft mit klarer Besonnenheit und zarter Schonung, die Zwingli in seinen Predigten offenbarte, zieht sich durch all sein Wirken und durch

sein ganzes Leben hindurch und kleidet unsern Glaubenshelden so schön, daß wir ihn zugleich bewundern und lieben müssen. Der Mann, der so fest begründet stand in dem Worte Gottes, daß er sagen konnte: Ich bin gewiß, „daß dies die Meinung Gottes ist, und drohst du mir mit allem Gift von Rom, mit allem Feuer des Aetna oder aus der Hölle, so wirst du mich doch nicht zu einer andern Meinung bekehren“ (siehe II. Theil 1. Buch Seite 37), schämte sich nicht, als ihn einmal ein Knabe erinnerte, daß er sich auf der Kanzel wohl nicht richtig ausgedrückt oder sich versprochen habe, den ihm wirklich entfahrenen unrichtigen Ausdruck öffentlich zurückzunehmen mit der Bemerkung: „Man könne doch manches von der Jugend und von aufmerksamen Schülern lernen." Auf diese Weise gewann Zwingli durch seine Predigten bald alle für Wahrheit empfänglichen Herzen und leitete fie an den Zügeln des göttlichen Wortes hinan zu den lieblichen Höhen christlicher Wahrheit und Zucht. Schon nach Anhörung seiner ersten Predigt, sagten Männer, die sonst vom Besuche des Gottesdienstes sich zurückgezogen, weil nach ihrer Behauptung die Predigten nichts nügten, indem die Heilslehre, die die Prediger selbst nicht begriffen, darin fehle: „Gottlob, das ist einmal ein rechter Prediger der Wahrheit, der wird unser Moses sein, der uns aus Aegypten führt." Ein anderer, Thomas Plater berichtet, daß es ihm einst bei Anhören einer Predigt Zwinglis über den Text Joh. 10: Ich bin ein guter Hirt, so gewesen sei, „als zöge mich einer bei dem Haare über fich.“ Niemals, sagt Myconius, hatte man einen Geistlichen mit solchem Ansehen und solchem Erfolge predigen hören, so daß man glaubte, einen Mann aus der apostolischen Zeit vor sich zu haben. — Groß war daher der Zudrang zu seinen Predigten und auch das Landvolk zeigte immer größeres Verlangen nach der Verkündigung des reinen Wortes Gottes. Diesem Verlangen kam Zwingli freudig entgegen, indem er im Jahre 1520 anfing, am Freitag, an dem in Zürich Wochenmarkt gehalten wird, den das Landvolk zahlreich besucht, über die Psalmen zu predigen in gleicher Weise, wie er's am Sonntage über ein Buch des neuen Testamentes that. So ward der Sauerteig des Evangeliums in die Herzen des christlichen Volkes zu Stadt und Land hineingelegt, in frohem Vertrauen zu Gott, daß derselbe auch die ganze Masse durchdringen und verklären werde. Mit welchem Erfolge die Predigt des Evangeliums begleitet war, zeugt ein Brief Zwinglis an Myconius vom 31. Dezember 1519, indem er dem Freunde berichtet, daß zu Zürich bereits mehr als 2000 Seelen mit der Milch der evangelischen Wahrheit so weit gestärkt und genährt seien, daß sie schon festere Speise zu ertragen vermögten und auch sehnlich nach solcher verlangten. Die unter dem Einflusse des Evangeliums veränderte Denk- und Lebensweise dieser

Gläubigen schildert er in lieblichen Zügen (2. Theil, Seite 59 u. 60). Ja auch der Rath von Zürich ward in seiner Mehrheit durch die Predigt Zwinglis so weit gefördert, daß er schon 1520 in einem Mandat den Leutpriestern, Seelsorgern und Predikanten zu Stadt und Land gebot, daß sie frei und überall die heiligen Evangelien und die Sendbriefe der heiligen Apostel gleichförmig nach dem Geiste Gottes und rechter göttlicher Schrift beider Testamente predigen sollen, und nur das verkündigen und lehren, was sie mit bemeldten Schriften bewähren und erhalten können. Was aber von Menschen erfundene Lehren und Sazungen seien, so sollen sie davon schweigen. Das war der erste große Sieg, den die Predigt des reinen Evangeliums öffentlich in Zürich feierte. Zwar läßt sich solches leichter gebieten, als Männer sich finden laffen, die solchen Geboten nachkommen können und wollen. Das fühlte Zwingli auch, darum ging sein Streben immer mehr dahin, evangelische Männer nach Zürich zu ziehen, welche der Predigt des wahren Wortes Gottes vorzustehen fähig und geneigt seien. Da nun die Pfarrhelfer, die er bei seiner Ankunft zu Zürich vorfand, ungeschickte Leute waren, welche sich weigerten, ihm an die Hand zu gehen, so nahm er zwei wackere junge Männer, Georg Stäheli aus dem Kanton Schwyz und Heinrich Lüti vom Zürchersee zu sich in seine Wohnung und an seinen Tisch. Diese halfen ihm, da er während der ersten zwei Jahre noch Messe las und allen übrigen Amtsverrichtungen fleißig oblag, die mühsamen Geschäfte der die größere Hälfte der Stadt und die umliegenden Dörfer in fich begreifenden Pfarrgemeinde verrichten, wodurch er mehr Muße erhielt, seine Predigten auszuarbeiten. Als im Laufe des Jahres 1522 der Pfarrer zu St. Peter in Zürich, Rudolf Röschli, seine Entlassung von dieser Stelle nahm, veranlaßte Zwingli seinen Freund Leo Jud, von Einsiedeln herüber zu kommen und in dieser Kirche zu predigen. Er gefiel der Gemeinde so wohl, daß sie sofort die Wahl auf ihn lenkte. So waren diese zwei Freunde, die sich in Basel zu den Füßen ihres verehrten Lehrers Dr. Wittenbach gefunden, wieder beisammen, um bis zum Tode im Dienste des Herrn vereint zu bleiben. — In den ersten vier Jahren seiner Wirksamkeit zu Zürich behandelte Zwingli, wie er es selbst erzählt, folgende Bücher des N. Testaments in seinen Predigten : ,,Bei meiner Ankunft in Zürich begann ich mit der Auslegung des Evangeliums St. Matthäi, dem ich die Apostelgeschichte folgen ließ, um meinen Zuhörern die Verbreitung des Evangeliums zu erzählen. Dann folgte der erste Brief an den Timotheus zum Nußen der Gemeinde, da in demselben gleichsam die Regeln des Lebenswandels eines wahren Christen enthalten sind. Da ich die Glaubenslehre von Klüglingen entstellt sah

verschob ich den zweiten Brief an Timotheus, bis ich den an die Galater durchgenommen und ließ nun erst jenen folgen, um des Paulus große Verdienste und hohen apostolischen Werth dem Volke darzuthun, im Gegensaße mit jenen Irrlehrern, die ihn verkleinerten und das für Frömmigkeit ausgaben, was Niemand vor den Kopf stoße. Wer ist denn eigentlich jener Paulus? sagten sie. Ist er nicht ein Mensch? Wohl auch ein Apostel, doch geringeren Werthes, keiner von den Zwölfen, war nicht in Christi Umgang, hat keine Glaubensartikel aufgestellt. Ich glaube dem Paulus nicht mehr, als dem Thomas oder Scotus.*) Ich ließ darauf die beiden Briefe Petri folgen, um den Verächtern Pauli zu zeigen, daß beide Apostel von einem Geiste beseelt, das Gleiche gelehrt haben. Hierauf begann ich die Epistel an die Hebräer, um die Wohlthat der Sendung Jesu Christi in ihrem ganzen Umfange zur Erkenntniß zu bringen. Hier sollten sie lernen, daß Christus der einige wahre Hohepriester ist, und sie haben es wacker begriffen. Das habe ich gesäet, Matthäus, Lukas, Paulus, Petrus haben es begossen; Gott aber gab ein herrliches Gedeihen, was ich hier nicht darum aussage, als suchte ich meinen und nicht Christi Ruhm. Gehet hin und behauptet nun, das sei keine Pflanzung des himmlischen Vaters."

Dieses mag genügen, um Zwinglis Predigtweise in den ersten Jahren seiner Wirksamkeit in Zürich umrißlich zu zeichnen; übrigens verweise ich auf das erste Buch des 2. Theiles, das aus einer Predigt besteht, die Zwingli im Sommer des Jahres 1522 in der Kirche des Klosters Selnau hielt, und die uns sowohl ein Bild seiner Predigtweise bietet, als seine Grundlehre über das Wort Gottes und die Benutzung und Anwendung desselben auf das Leben darlegt.

2. Zwingli's vaterländische Wirksamkeit namentlich in Bezug auf das Unwesen des Söldnerdienstes.

Wir haben oben gesehen, daß der Wunsch, von Zürich, dem Hauptorte der Eidgenossenschaft aus durch die Predigt des Wortes Gottes und der Gnade Christi auf die religiöse und sittliche Erneuerung des

*) Thomas von Aquino (geboren 1224, gestorben 1274) und Johannes Scotus (gestorben 804) zwei kirchliche Schulgelehrte des Mittelalters, die vorzüglich dazu beigetragen haben, die Irrthümer der vom Worte Gottes entfremdeten Kirche zu befestigen und auszubilden; daher genossen sie auch bei den Nömlingen das größte Ansehen, namentlich bei den Mönchen.

Vaterlandes zu wirken, der Hauptbeweggrund für Zwingli war, feine Stellung in Einsiedeln mit derjenigen eines Leutpriesters am Münster in Zürich zu vertauschen, denn die Vaterlandsliebe erfüllte von Kindbeit an seine Seele und zeigte ihm ein nahes bestimmtes Ziel für seine Wirksamkeit. „Nächst der Sorge für das Wort Gottes", schreibt er, „babe ich für kein Volk ernstlichere Begierde, als für die löbliche Eidgenossenschaft. Denn all mein Lehren, Herz und Gemüth geht auf die Erhaltung einer Eidgenossenschaft, daß dieselbe nach Herkommen unsrer Vordern, ihrer selbst, nicht fremder Herren achtend, in Frieden und Freundschaft mit einander leben und bleiben möchte." Tief war zur Zeit seines Auftretens das Vaterland gefallen und in sich selbst zerrissen durch das Unwesen der fremden Kriegsdienste mit ihrem argen Gefolge. „Unsere Vorfahren haben aus keiner andern denn göttlicher Kraft*) ihre Feinde überwunden und sich in Freiheit gesezt, haben auch solches allweg an Ihm mit großer Dankbarkeit und Liebe anerkannt, nicht minder als die Kinder Israel, da sie nach der Erlösung von Pharao und nach dem Durchgange durch das rothe Meer Gott priesen und sangen: Lasset uns dem Herrn fingen, denn er hat herrlich seine Macht erzeigt! Er hat Roß und Manu ins Meer gestürzt. Meine Stärke, meine Kraft und Lob ist der Herr, der ist auch mein Heiland geworden, 2. Mose 15. Dazu haben auch unsere Vorfahren nicht um Lohn Christenleute zu Tod geschlagen, sondern allein um ihre Unabhängigkeit gestritten, damit ihr Leib und Leben, Weib und Kinder einem üppigen Adel nicht so jämmerlich zu allem Muthwillen unterworfen wäre. Darum hat ihnen Gott allweg Sieg verliehen, Ehre und Gut gemehrt, so gewiß und so oft, daß kein Herr sie je überwinden konnte, so stark er auch sonst war. Solches geschah aber nicht durch menschliches Vermögen, sondern allein durch Gottes Kraft und Gnade. - Nun aber haben wir ange'fangen, uns selbst zu gefallen und uns flug zu schäßen mit dem, was allein Gottes ist, wie solches leider oft allen Menschen begegnet. Nachdem sie satt und groß geworden in zeitlichem Reichthum **) und Ehre, lehnen sie sich wider Gott auf und sind übermüthig. 5. Mose 32 und Psalm 52: Siehe, das ist der Mann, der Gott nicht für seinen Troft hielt, sondern verließ sich auf seinen großen Reichthum, und mächtig

*) Die alten Schweizer begannen ihre Schlachten mit Gebet und nach erlangtem Siege fielen fie auf die Knie und dankten Gott für seinen Beistand. Die Denkmäler, mit welchen ihr frommer Sinn die Schlachtfelder zierte, waren Bethäuser oder Kapellen.

**) Durch Befiegung Karls des Kühnen von Burgund und durch die Erbeutung seiner Lager kamen ungewohnte Reichthümer in die Schweiz, die Genußsucht und Prachtliebe erzeugten, welche hinwieder aus den fremden Kriegsdiensten thre Nahrung zogen.

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