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Vadian schrieb bei Gelegenheit der Uebersendung jener bekannten Schrift: Der Hirt" (Theil II. Seite 163): "Ich muß mich entschuldigen, daß,,der Hirt“ weit ungefeilter und unvollendeter geblieben ist, als ich es gewünscht habe. Die unverhofften Stürme, in welche die heutige Welt verflochten wird, verhinderten mich, nicht allein diese Schrift, sondern auch alle meine früheren, selbst wo der Entwurf gelang, gehörig auszuarbeiten und zu feilen. So find alle unsere Schriften mehr durch die Umstände abgedrungen als herausgegeben, in dem Maße, daß wir noch kein Buch fertig ausarbeiten fonnten, bevor der Buchhändler mit dem Drucke desselben begann. Daher kommt es, daß wir uns öfters, als dies geschehen sollte, Wiederholungen zu Schulden kommen ließen, Vieles auch zu schreiben unterlassen, weil wir es schon früher geschrieben wähnten, indem wir inzwischen in einem Briefe an einen Freund dasjenige entwickelt hatten, was hier geschrieben stehen sollte. So sehr werden wir hier von Freunden, dort von Feinden in Anspruch genommen; hier drängt uns der Buchhändler wegen der nahen Buchhändler - Messe, dort bittet uns ein Bruder, der von einem ungerechten Bischofe mißhandelt wird, um Rath und um Hülfe. Daher geschieht es zuweilen, daß wir, indem wir jenem antworten, im Buche das zu schreiben vergessen, was hier vorzugsweise stehen sollte. Aber in alle Diesem sehen wir einen Wink der Vorsehung Gottes, die uns zum Wunsche bewegt, daß alle Erklärungen und Abhandlungen, vorzüglich aber, die von uns herrühren, sobald einmal die heil. Schrift zum allgemeinen Gebrauche erkämpft worden, ihren baldigen Untergang finden mögen. Indem Gott es also mit uns füget, haben wir stets nur Gelegenheits schriften geschrieben. Von der großen Menge Briefe, die wir geschrieben, haben wir nicht von einem einzigen eine Abschrift nehmen können. So haben wir alles gleich herausgeben müssen, wie es uns gerade in den Mund oder in die Feder gekommen, und man sagt richtiger von unsern Briefen und Schriften, daß sie geplaudert, als daß sie geschrieben seien." Bei einem andern Anlasse flagt er:,,Niemand hat ein ungünstigeres Geschick, Bücher herauszugeben, als ich. Daran trägt aber die Unbill der Zeit Schuld. Denn sie zieht mich, der ich täglich lieber. schweigen und verborgen ́sein möchte, hervor und zwingt mich zu schreiben, während sie mir auf der andern Seite die Muße dazu und die zur Ausfeilung nöthigen Jahre hartnäckig versagt. Daher verdienen alle meine Schriften richtiger Entwürfe als Bücher genannt zu werden. Doch ich sage Gott dafür Dank, daß er mich durch diesen Wink lehrt, die Begierde nach Ruhm zu unterdrücken und Alles mit einfältiger Treue zu vollbringen, damit meine Schriften um so wirksamer seien zur Beförderung der Ehre Gottes, je mehr sie allen künstlichen Schmuckes und Prunkes entbehren,

und damit es Jedermann sehe, meine Waffen seien nicht durch das Fleisch, sondern durch Gott mächtig."

Die schwere Last der Sorgen und Mühen, die auf unseres Refor mators Schultern ruhten, ward ihm durch die liebevolle Theilnahme und die zarten Rücksichten seiner edlen Gattin einigermaßen erleichtert. Zwar sind uns nur wenige geschichtliche Züge aufbewahrt, in denen sich die Eigenthümlichkeit und die Gesinnung dieser treuen Lebensgefährtin des großen Mannes abspiegeln, indem ihr einfacher, bescheidener Sinn, wie edle weibliche Naturen es lieben, mehr in der Stille sich entfaltete und bethätigte; aber diese wenigen Züge beweisen uns, daß sie der Liebe und Treue ihres geehrten Gatten würdig gewesen. Den gleichen Geist und die gleiche Gesinnung, die dieser in seinem großen, weithin sich erstreckenden Wirkungskreise bekundete, bethätigte sie in den engern Grenzen ihrer weiblichen Wirksamkeit. So trug fie seit ihrer Verheirathung mit Zwingli kein seidenes Kleid, noch goldene Ringe oder andere Kleinodien, sondern war stets einfach wie eine Bürger- oder Handwerkerfrau gekleidet (Th. II. S. 217). Den gleichen Ordnungssinn und dieselbe Sorgfalt, die er bei der Benuzung seiner Zeit bewies, zeigte sie in der Verwaltung des Hauswesens und in der Benußung und Zurathziehung der beschränkten Mittel, die ihr zu diesem Zwecke zu Gebote standen. Auf diese Weise wurde es ihr möglich, troz des sehr geringen Einkommens die weitherzigste Gastfreundschaft zu üben und Armen und Kranken manche Unterstügung und Stärkung zu gewähren. Der Wunsch Capito's, den er bei Zwinglis Hochzeit ausgesprochen, war in Erfüllung gegangen: sie durfte mit Recht ,,eine Mitdienerin am Worte, die Gehülfin eines Apostels" genannt werden.

Wenn Zwingli in den Kreis seiner Familie trat, hatte er das Gewand des Gelehrten und Denkers in der Studierstube gelaffen, das rauhe Kleid des Streiters Christi abgelegt. Wo Zwingli war, da war er ganz und ungetheilt. Der geistige Verkehr mit seiner Gattin bestand nicht in der Unterhaltung über gelehrte und wissenschaftliche Fragen der Zeit oder über die großen Kämpfe, die der Reformator zu bestehen hatte; es war die christliche Gestaltung des Familienlebens und namentlich die christliche Erziehung der Kinder, die sie besprachen und in deren Anstrebung fie die Freuden des häuslichen Glückes fanden. Bezeichnend ist der Brief, den Zwingli von Bern aus, wo er sich auf dem Religionsgespräche befand, an seine Frau schrieb, als er deren Niederkunft von einem Mädchen erfuhr:,,Gnade und Friede von Gott! Liebste Hausfrau! Ich sage Gott Dank, daß er dir eine fröhliche Niederkunft verliehen hat. Er wolle uns die Gnade verleihen, unser Töchterlein nach seinem Willen zu erziehen. Schicke mir für meine Base ein oder zwei Kopftüchlein, wie Du sie trägst. Sie kommt an=

ständig daher, doch nicht beginlich (wie eine Begine) und ist eine Frau von 40 Jahren. Sei hiemit Gott befohlen. Bitte Gott für mich und für uns Alle. Grüße mir alle deine Kinder; besonders tröste Margreth in meinem Namen."*) So schlug sein Herz, wie für Gattin, auch für die Kinder in freundlicher Weise. Wie ernst er die Aufgabe der Erziehung auffaßte, geht schon aus der Theil II. Seite 299 abgedruckten Erziehungsschrift für seinen Stiefsohn Gerold Meyer hervor. Wir wollen seinen Schriften noch einige andere Grundsäge über diesen Gegenstand entnehmen und hier anführen: „Das menschliche Gemüth gleicht einem Garten, der ohne Pflege mit Unkraut bewachsen wird. Von Jugend an muß es daher gepflegt und gebildet werden. Wo das geschieht, wird ein köstlicher Schaz gewonnen; wo man aber das Gemüth nicht bildet, wird weder Aug, noch Hand, noch Zunge gemeistert, sondern der Mensch ist da ein ungeordnetes Wesen. Wie sollte man aus einem Garten, der voll Unkraut ist, gute Früchte gewinnen können? Und das ist die Ursache, warum die Waisen und Bastarde meistentheils schlimm gerathen, weil ihnen Eltern fehlen, welche sie bilden und erziehen. Der Satan nistet sich gern in die Herzen der Jugend, und sucht diese noch reinen Gefäße zu beflecken und zu verderben. Daher erforderts die höchste Sorgfalt, daß sie in der Zucht und Furcht des Herrn erzogen, und daß diese neuen Gefäße mit guten Sitten und Grundsägen erfüllt werden. Viele sind damit beflissen, ihre Bildnisse aufzuhängen und überall damit zu glänzen, damit ihr Stammbaum erhoben und ihr Geschlecht berühmt werde, aber das Ebenbild Gottes und unsre wahren, lebendigen Ebenbilder vernachlässigen und versäumen wir. Der Landmann bemüht sich sorgfältig, in bestimmter Ordnung hier Bäume, dort Weinreben, dort Weidenbäume, hier Küchengewächse, dort Getreide zu pflanzen, damit sein Garten mit Früchten aller Art bepflanzt sei. Wenn Eltern und Lehrer die gleiche Sorgfalt auf die Bildung des Geistes der Jugend verwenden würden, so stünde es heut zu Tage beffer um dieselbe. Es ist nicht genug, daß man die Kinder lesen und schreiben lehre, sondern man soll sie auch zu guten Sitten

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*) Dieser kurze Brief, so wie jene von Basel aus an einen Hausfreund ergangene Bitte er möge seine Gattin über den Zweck seiner Reise nach Marburg aufklären, gewähren uns einen deutlichen Blick auf das Verhältniß, in dem Zwingli zu seiner Frau stand. Die Erziehung der Kinder lag ihm vor Allem am Herzen; dazu erflehte er für sich und für seine Gattin die Gnade Gottes. Von seiner Gattin wünscht er ferner, daß sie durch ihre Fürbitte an seinen Kämpfen für das Heil der Kirche Theil nehme. Jene Mittheilungen aber, nach denen er ihr sathrische Dichtungen und Streitschriften vorgelesen haben soll u. s. w., gehören in das Gebiet der Dichtung, die in einer unglücklichen Nachbildung des Verhältnisses Luthers zu seiner Käthe ihren Grund haben. Wenn diese bei Luther am Studiertische saß, und die müßige Frage auf

anleiten, und ihre ganze Lebensweise ordnen. Die Weinrebe, sowie jede junge Rankpflanze ergreift ohne Unterschied Alles, was ihr aufstößt, schmiegt sich an dasselbe an und schlingt sich herum, wie z. B. die Rebe um den Pfahl. Für die Kinder ist der Baum oder natürliche Pfahl der Vater. Darum sollen sich Eltern befleißigen, ihre Kinder recht zu erziehen.“

In sinniger Weise wußte der Reformator die zarten Keime geistiger Regungen, die in den jugendlichen Herzen seiner Kinder sich entfalteten, zu wecken und an sein Herz zu ziehen. Diesen Mann, der mit so ausgezeichnetem Scharfsinn und Ernst die heiligen Tiefen, wo die Wahrheit vor dem ungeweihten Auge sich verbirgt, durchforschte, der mit dem Feuereifer eines Apostels im Weinberge des Herrn arbeitete, und mit dem stählernen, ungebeugten Muthe eines Helden jeder Gefahr begegnete und ihr Troß bot, diesen Mann finden wir oft in seinen Erholungsstunden an der Wiege seiner Kleinen, Kinderlieder singend, begleitend mit der Laute oder einem der Musikinstrumente, die er zu spielen verstand. *) „Die Musik, die ich von Jugend auf fleißig geübt, schrieb er an Faber, der ihm solches zum Vorwurfe machte, kommt mir gut zu Statten, die Kinder zu erheitern und sie zum Schlafe zu locken (zu geschweigen). Auch Sofrates ward im Greisenalter wieder jung, nachdem er begonnen, die Harfe zu spielen.“ Oft mochte in solchen Augenblicken, wenn er eines jener einfachen, aber unser Gemüth so wunderbar ergreifenden Lieder der Berge sang, und dabei das Bild der frohen glücklichen Tage seiner Kindheit vor seine Seele trat, sein Herz von Sehnsucht ergriffen werden, den Kämpfen und Mühen des Lebens sich zu entziehen und in einfachem, stillen Wirkungskreise ganz und ungestört die Freuden eines Gott liebenden kindlichen Sinnes zu genießen. Ja, er machte oft in seinen Schriften selbst das Geständniß, daß, wenn er seinem Fleische folgen wolle, er sich gerne in die Verborgenheit zurückziehen und sich des Kampfes entschlagen würde, — aber Christus treibe ihn zu diesem Werke und so wolle er seinem Herrn følgen und seinen persönlichen Neigungen entsagen.

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Aus der Ehe Zwinglis mit Anna Reinhard entsproßen vier Kinder, zwei Knaben und zwei Mädchen. Die älteste Tochter, Regula, glich ganz der Mutter. Sie ward 1541 mit Rudolf Gwalther, dem zweiten Nachfolger Zwinglis als Antistes der zürcherischen Kirche, vers

warf: „Herr Doctor, ist der Hochmeister in Preußen des Markgrafen Bruder?" (er war bekanntlich ein und dieselbe Person), oder, wenn sie sich bei Gelegenheit des Streites zwischen Luther und Erasmus zu der Bemerkung veranlaßt fand: „Der Erasmus muß eine giftige Kröte sein,“ — so ist ihre Stellung wohl eher lächerlich als nachahmungswerth zu nennen.

*) Zwingli spielte nach dem übereinstimmenden Zeugnisse seiner befreundeten Zeits genossen alle damals bekannten Instrumente.

mählt und starb 1565 an der Pest; die jüngste Tochter Anna schied frühzeitig aus dem Leben. Der älteste Sohn, Wilhelm, geboren 1526, starb 1541 als Student der Theologie in Straßburg; der jüngere Sohn, Huldreich, geboren 1528, ward später Diakon am großen Münster und Profeffor der Theologie in Zürich. Mit diesem erlosch der männliche Stamm des Reformators. Das jezt noch im Canton Zürich blühende Geschlecht Zwingli stammt von einem seiner Brüder, der sich in Elly (Canton Zürich) das Bürgerrecht kaufte.

2. Zwingli im Freundeskreise.

Der Kreis, der den Reformator in seinem einfachen Hause umgab, beschränkte sich nicht allein auf die Glieder seiner Familie, sondern erweiterte sich oft in sehr ausgedehnter Weise durch den Besuch seiner zahlreichen Freunde und Verehrer, die zum Theil aus weiter Ferne famen, um bei ihm Belehrung, Rath oder Hülfe zu suchen. Für die in Zürich wohnenden Freunde und Beförderer der evangelischen Wahrheit war das Haus Zwinglis häufig die Versammlungsstätte zu häuslichen Freudengenüssen, wie zu ernsten Besprechungen und einem freimüthigen Gedankenaustausche im Dienste der Wahrheit. Hier trafen sich die Häupter des Staates: die beiden heldenmüthigen Roist, Vater und Sohn, welche nach einander die höchste Würde im Staate mit Auszeichnung bekleideten; die begeisterten Freunde der Wahrheit und des Reformators: die Rathsherren Ulrich Funk, der Zwingli nach Marburg begleitete; ein Thumeisen, Werdmüller, Peier und der jugendliche Gerold Meyer von Knonau, der seine reichen Anlagen und seine hohe Bildung, die er unter Zwinglis Leitung empfangen, im Dienste des Staates zu entfalten begann und zu den schönsten Hoffnungen für die Zukunft berechtigte; - die Männer der Kirche und der Wissenschaft: der kleine, liebreiche, aber dann wieder so muthige Leo Jud (Zwingli nannte ihn scherzhaft vertraulich „mein Leönchen“*) ; der gelehrte und edle Prediger Engelhard am Frauenmünster, der den gelehrten Titel eines Doctors verschmähte und dagegen lieber ein Schüler Christi sein und heißen wollte; der besonnene und milde Comthur Schmidt vom nahen Küßnach; der Prediger Megander und die Chorherren und Profefforen Uttinger, Ceporin, Myconius, Ammann, Pellican, der Schüler und Freund Reuchlins Brennwald, und Werner Steiner, der seinen Heimathscanton Zug verlassen mußte und hier in der Nähe seiner verehrten Freunde eine neue Heimath fand. Auch der edle Diebold von Geroldseck konnte dem Zuge seines Herzens nicht länger wiederstehen, sondern ver

*) Mi Leuncule.

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