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nicht hat, wird verdammt;" sondern wer die Lehre des Glaubens verkündigen hörte, und doch im Unglauben beharrte und stirbt, den fönnen wir vielleicht unter die Unseligen zählen. Denn Viele glauben nicht alsobald, wenn sie gehört haben, sondern dann erst, wenn sie vom Geiste ergriffen und gezogen werden, wie Paulus. Darum läßt sich dieses Urtheil nur von denen fällen, die bis zu ihrem Tode im Unglauben beharren. So lassen sich die beiden Stellen mit einander vereinigen: „Wer nicht glaubt, ist schon verdammt“ und „Wenn der Heide dem Geseze gemäß lebt, so wird ihm die Vorhaut zur Beschneidung." Denn so die Heiden, die das Gesetz nicht haben, von Natur thun, was das Gesez in sich faßt, so sind sie, die das Gefeß nicht haben, ihnen selbst ein Gesez. Denn nichts steht im Wege, daß Gott nicht auch unter den Heiden sich solche auswählte, die ihn ehren, ihm gehorchen, und nach dem Tode sich mit ihm vereinigen. Denn frei ist seine Wahl. Wenn mir die Wahl freistünde, möchte ich lieber das Loos eines Sokrates oder Seneca wählen, die nicht nur Einen Gott erkannten, sondern auch durch ein reines Gemüth Ihm zu gefallen strebten, als das Loos des römischen Papstes, der sich selbst für einen Gott ausgeben möchte, oder irgend eines Königs oder Fürsten, der diesen Gößen schüßt. Wer bewundert nicht den Glauben eines so frommen Mannes, wie Seneca war, wenn derselbe in seinem 83sten Briefe an Lucilius schreibt: Man muß in jedem Falle so leben, als ob wir vor Jemandes Augen lebten, und so denken, als ob uns Jemand ins Innerste des Herzens hereinblicken könnte. Und es kann auch Einer. Denn was hilft es, daß Etwas vor Menschen geheim ist? Nichts ist vor Gott verborgen. Er ist unsern Seelen nahe, und kommt dazwischen, wenn wir mitten in unsern Gedanken begriffen sind." Soweit Seneca. Wer hat nun wohl solchen Glauben diesem Manne ins Herz geschrieben? Wo man sich befleißigt, das zu thun, was Gott gefällt, da ist auch Religion und Glaube. Dies beweist auch Jethro, da er von der himmlischen Weisheit in solchem Maße erfüllt war, daß er sogar dem Moses, der doch unmittelbar mit Gott sprach, bei seiner Gesetzgebung Hülfe leistete. Ferner der Hauptmann Cornelius, dessen Almosen und Gebete Gott gnädig ansah, noch ehe ihm das Evangelium verkündigt worden war. Gott kann den Glauben auch unmittelbar in das Herz der Heiden gießen, den sie dann durch Werke beweisen und an den Tag legen, wie ich es nicht ohne Grund von Sokrates, Seneca und vielen Andern denke. Glaube übrigens Niemand, daß dieses darauf abziele, Christum zu verkleinern und entbehrlich zu machen, wie mir einige andichten; im Gegentheile: es verherrlicht nur seinen Ruhm. Denn durch Christum muß zu Gott kommen, wer zu ihm kommen will.*) Und wenn jenen *) Vergleiche damit, was Thl. II. S 296 steht.

auch das äußerliche Evangelium nicht gepredigt wird, so kann Gott fie dennoch durch ihn selig machen. Denn wer selig wird, der wird durch Christum selig d. i. durch die Barmherzigkeit Gottes, die er der Welt in Christo gezeigt hat. Denn sobald die höchste Weisheit sah, daß der Mensch durch Schuld eines Baumes Schiffbruch leiden werde, warf fie ihm auch ein Holz (das Kreuz) zur Rettung zu, und beschloß, ihn ans Ufer zu ziehen, indem sie verhieß, es solle Einer vom Weibe geboren werden, der dem allgemeinen Feinde den Kopf zertrete; denn durch dessen listige Nachstellungen waren die Unvorsichtigen zu Grunde gegangen. Dies wäre aber keine redliche Verheißung von Seiten Gottes gewesen, wenn die Frucht von diesem Siege nicht auch dem Adam zu gute ge= kommen wäre. Adam erkannte aber, daß der verheißene Same nicht nur seiner Nachkommenschaft, sondern auch ihm selbst zum Heile gereichen werde und diese vertrauensvolle Hoffnung, die er auf diesen Samen sezte, täuschte ihn nicht. Wie nun die Sünde Adams die Nachkommenschaft dergestalt verdarb, daß nur Verdorbenes zur Welt kommt, so hat die Gerechtigkeit Christi sie wieder hergestellt, daß uns jenes Verderben nichts schadet. Fragt man aber, ob Christus das ganze Menschengeschlecht hergestellt habe, oder nur die Kirche der Gläubigen*), so könnte ich darauf kurz antworten: Christus habe durch seine Heilung so viel Nugen gestiftet, als Adam durch sein Sündigen Schaden. Oder: Adam hat die ganze Masse mit der Erbsünde angesteckt, folglich hat auch Christus die ganze Masse wieder hergestellt. Denn wenn durch des Einen Sünde die Vielen gestorben sind, wie vielmehr hat sich Gottes Gnade und Geschenk durch die Gnade und Geschenk des Einen Menschen Jesu Christi auf die Vielen verbreitet! Röm. 5, 15. Kurz, unerschütterlich fest steht die freie Wahl Gottes und das in aller Menschen Herz geschriebene Gesez, jedoch so, daß die, welche erwählt sind, und die das Werk des Gesches thun, nach dem in ihr Herz geschriebenen Gesez, allein durch Christum zu Gott kommen. Denn er ist der Sohn, dem der Väter das Hochzeitmahl zurüstete und die Menge berief."

Von solcher Ueberzeugung der Gnade Gottes durchdrungen und mit Bewunderung die Allmacht, Weisheit, Gerechtigkeit und Liebe des Höchsten anbetend, fühlte sich unser Reformator selbst als ein Werkzeug der Vorsehung ausersehen zur Ausführung seines großen Werkes. „Wen der Geist Gottes erfüllt, spricht er, der räth, springt bei, leistet Hülfe, thut immer Etwas zur Wohlfahrt des Nächsten, will immer nügen und wohlthun, hört damit niemals auf, ist unverdrossen in jedem guten Werke, ist vielmehr immer in ängstlicher Besorgniß, weniger zu thun, als er sollte. Gottes Geist wirkt immer in den Frommen, sie gleichen der Mühle auf einem Berge, die vom Andringen des Windes *) Vergleiche Thl. II. S. 240 -- 245.

in Thätigkeit gesezt wird. Laßt uns eingedenk sein, daß wir Werkzeuge der göttlichen Wirksamkeit sind, deren sich Gott zur Ausführung dessen bedient, was Er vor hat. Emsig und hurtig müssen wir also an die Arbeit schreiten, nicht schläfrig und träge sein, uns dem göttlichen Werke nicht entziehen, nicht feiern, sondern vielmehr beispringen und helfen in Allem. Eine richtige Erkenntniß der Vorsehung ist für die Frommen und Gottesfürchtigen das sicherste Verwahrungsmittel gegen die Gefahren des Glücks und des Unglücks. Werden uns Glücksgüter zu Theil, Schönheit, Gesundheit, Kinder, Ehrenstellen, und erkennen wir dieses für ein Geschenk der Vorsehung: welchen Trost und welchen Fleiß erzeugt dies in dem Gemüthe! Trost und Erquickung, da es sieht, daß ihm auch das, was den Leib angeht, von Gott ertheilt wird, und er dessen genießen darf; Fleiß und Emsigkeit aber, indem es sich nicht genug hüten kann, das nicht etwa karg mitzutheilen, was es so freigebig erhielt. Aus jener Gesinnung entsteht Dankbarkeit, aus dieser Wachsamkeit über sich selbst und der rechtschaffenste Wandel. Trifft uns dagegen Mangel, Schmach und Kummer, Verlassenheit, Verachtung und Mißlingen, und wir leiten auch diese von der Vorsehung ab, welchen Trost und welche Aufrichtung gewährt uns dies in so hartem Mißgeschick! Mit welcher Seelengröße kann sich ein solcher über die Welt erheben und Alles unter ihm gering achten! Denn indem er sich sagt: Dieses Bittre ist mir von der Vorsehung gereicht, ich muß es also trinken, und mit unerschrockenem Gemüthe einzig durch Geduld überwinden; du bist Gottes Werkzeug; dich will Er verbrauchen, indem Er sich deiner bedient, nicht, iudem Er dich müßig läßt; o du Glücklicher, den er zu seinem Werke beruft! indem er so zu sich spricht, ist er bereit, dieses sein Leben fahren zu lassen, da er sieht, daß ihm selbst die ganze Welt nichts versprechen kann als allerlei Unfälle und Mühsale. Wird nicht unser Frommer die ganze Welt wieder gern und willig sich abfordern lassen, gesezt, daß er sie besäße? Denn wer sollte sich eines Landgutes nicht entschlagen sollen, das ihm nichts als fruchtlose Mühe einträgt? Und gerade dahin führt die gläubige Anerkennung der Vorsehung. Denn da wir sehen, daß die sogenannten Glücksgüter unstät sind und wechseln, daß sie nirgends festen Fuß halten, werden wir dann nicht (wofern wir bei gesunder Vernunft find) allen Fleiß anwenden, daß wenigstens wir selbst fest bleiben und uns nicht mit ihnen hin und her werfen lassen, gerade wie ein Schiff wider den Sturm hinter irgend ein Vorgebirg steuert und die Anker auswirft? Was wird uns aber gegen die Wogen des Schicksals stark machen können, als allein die Betrachtung der Vorsehung? Sie ist's, die der männlichen Brust also zuredet: Glaube nicht, daß dies von ungefähr geschehe: auf mein Geheiß geschieht es; es muß geschehen, es kann unmöglich anders sein. Erträgst du es

männlich, so feierst du den schönsten Triumph, nicht bei denen, welche jedem lasterhaften Buben zujauchzen, wenn er nur eine blutige That beging, sondern vor jenem Vereine der Seligen, wo von allen den Gerechten, Helden, Weisen, Gelehrten, Frommen, die seit der Erschaffung der Welt lebten, Keiner fehlt; wo sich die Verwegenheit nicht mehr für Tapferkeit, die Heuchelei nicht für Frömmigkeit, Zungenfertigkeit nicht für Gelehrsamkeit, die Geschwäßigkeit nicht für Weisheit ausgeben können. Dort entscheidet ein Kampfrichter, den Niemand täuschen kann, der aber auch selbst Niemanden hintergeht oder täuscht. Fliehst du aber aus Trägheit oder aus, Verzweiflung Mühe und Anstrengung, so wird die größte Schmach auf dich fallen; denn der Führer, an dem du untreu bist, kann nicht hintergangen werden, da er die geheimsten Falten des menschlichen Herzens durchschaut. Das Vergehen läßt sich dann weder leugnen noch bemänteln: denn er sieht's uns an der Stirne geschrieben, was wir gethan und erkennt auch alle Sünden der Andern. Könntest du also auch vor den Menschen deinem Verbrechen einen andern Namen geben, so kannst du es doch nicht vor Gott!"

Auch für die Gefahren, die ihn bei der Verkündigung des Evangeliums bedrohten, schöpfte Zwingli aus der Zuversicht, daß er ein Werkzeug in der Hand der Vorsehung sei, den freudigsten Muth: „Willst du mich, ruft er unerschrocken aus, von der Verkündigung und Vertheidigung der Wahrheit dadurch abschrecken, daß Alle, die je dics unternahmen, das Leben verloren, so machst du damit wenig Eindruck bei mir. Denn ich schäme mich Christi nicht, damit auch er sich meiner vor dem Vater und vor den Engeln nicht schäme. Auch er starb nicht blos für die Wahrheit, sondern Er, die Wahrheit selbst? Was soll ich dir die Apostel entgegen halten, da Unzählige nicht nur unter den Christen, sondern auch unter den Philosophen und Heiden den Muth hatten, für die Wahrheit zu sterben? Weil sie getödtet worden, war darum dasjenige, was sie lehrten, nicht unwahr; sondern das sind eben die letzten Mittel, zu welchen das Fleisch greift, wenn es die Wahrheit nicht zu ertragen, noch zu besiegen vermag; es rüstet sich zu Thätlichkeiten, weht das Schwert, bringt Alles in Aufruhr. Ich aber habe längst gelernt, daß ein frommer Mann sich dadurch nicht solle schrecken lassen, und daß selig der sei, welcher in dieser Welt gelästert wird. Denn je mehr Schmach wir für Christum erdulden, desto größerer Ruhm wartet unser. Ich bitte den Herrn, daß er mich stärken wolle, denn selten waren die, welche bis ans Ende verharrten!"

Solch freudiger Muth zum Wirken und zum Leiden erblühte dem Reformator aus dem vertrauten Umgange mit Gott im Gebete und aus der gläubigen Betrachtung des Waltens Gottes und seiner väterlichen Führung derjenigen, die auf Ihn vertrauen! Sehen wir nun, wie diese

Gesinnung sich bewährte in den lezten Kämpfen, die er hienieden im Dienste seines Herrn zu führen berufen war.

Neunter Abschnitt.

3wingli's legtes Wirken und sein christlicher Heldentod bei Cappel den 11. October 1531.

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Wir haben früher (im 6. Abschnitt) gehört, welche Anstrengungen die päpstlich gesinnte Partei in der Schweiz machte, um die Reformation zu unterdrücken und wie es Faber und dem päpstlichen Legaten gelang, die altgesinnten Bergkantone mit dem Erbfeinde der Schweiz, dem österreichischen Kaiserhause, zu diesem Zwecke immer enger und enger zu verbinden. Lange war Zürich diesen vereinten Drohungen und feindlichen Vornahmen gegenüber allein auf die Hülfe Gottes und auf die eigne Kraft angewiesen, die durch das Bewußtsein, cine heilige und gerechte Angelegenheit zu verfechten, gestählt und erhöht wurde; denn Zwinglis „Trost stund allein mit fröhlichem Gemüthe zu Gott; darauf ermahnte er auch eine ganze Stadt Zürich, daß sie in Gott vertraue." Aber als die Gelegenheit erschien, mit gleichgesinnten evangelischen Städten und Staaten, die um des Evangeliums willen unter ähnlichem Drucke seufzten, sich zu verbinden, da bot Zürich unter dem Einflusse des Reformators freudig die Hand zu einem christlichen Schußbündnisse und Bürgerrechte, zumal solches ohne Verlegung der gegen die Eidgenossen übernommenen Bundespflichten geschehen konnte.*) „Es gefällt Gott wohl, *),,Durch die alten Bünde hatten die fünf Orte (Urh, Schwyz, Unterwalden, Zug und Luzern) auf die Freiheit verzichtet, anderweitige Verbindungen ohne gemeinsame Einwilligung aller Eidgenossen einzugehen; die drei Urstände (Ury Schwyz und Unterwalden) durften sogar in vereinzelten Kantonalbehörden nicht einmal eine Berathung deshalb zulassen, während Zürich und Bern in ihren Beitrittsurkunden zum Bunde sich diese Freiheit vorbehalten hatten." Hottinger.

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