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wenn ich Euch nicht zu Richtern haben wollte? Nun, da ich nichts dergleichen thue, da ich Eure Gegenwart sogar gewünscht habe, um von meinem Glauben und von meiner Lehre Rechenschaft geben zu können; wie dürft Ihr Euch erkühnen, mir dies zu verweigern? Wenn Euch keine Gründe bewegen können, mir diese Gunft zu bewilligen, so bitte ich Euch um des gemeinsamen Glaubens, um der gemeinsamen Taufe, um Christi unsers Erlösers Willen, thut es mir zu Gefallen, und wenn Ihr nicht als bischöfliche Abgeordnete hören dürft, so dürft Ihr es doch als Christen." Allgemeines Murren erhob sich in der Rathsversammlung über das Benehmen des Weihbischofs. Dieser allgemeine Unwille und die Ermahnung des Bürgermeisters nöthigten die Abgeordneten, ihre Pläße wieder einzunehmen. - Nun begann Zwingli seine Vertheidigung:,,Der Herr Weihhischof hat zwar gesagt, gewisse Leute bringen verführerische und zur Empörung verleitende Lehren vor. Wenn er gleich meinen Namen nicht genannt, so ist es klar, daß er mich im Auge gehabt, der ich schon beinahe vier Jahr lang das Evangelium Jesu und die Lehre der Apostel mit saurer Mühe und Arbeit hier in Zürich verkündige. Ich wundre mich zwar nicht, wenn Leute, die an Menschensagungen halten, mit denjenigen nicht übereinstimmen können, welche dieselben verwerfen. Christus hat dieses Matth. 10, 34 bestimmt vorausgesagt. Indessen ist Zürich ruhiger und friedlicher, als kein anderer Ort der Eidgenossenschaft, und dies schreiben alle guten Bürger dem Evangelium zu. Was den zweiten Vorwurf betrifft, daß man lehre, man müsse keine Verordnungen und Ceremonien beobachten, so gestehe ich offenherzig, daß ich einen großen Theil derselben abgeschafft wünschte. Sehr viele dieser Verordnungen find denen gleich, welche Petrus selbst in der Apostelgeschichte (Cap. 13, 10) für unerträgliche Lasten erklärt hat. Niemals bin ich indessen der Meinung gewesen, man müsse keine Menschensazungen weder machen noch halten. Wer wird sich) nicht mit Freuden dem unterwerfen, was mit allgemeiner Uebereinstimmung der ganzen Christenheit angenommen ist? wer hingegen aber auch nicht die Sagungen gewisser verächtlicher Bauchdiener mit Abscheu verwerfen, welche, den Pharisäern gleich, den Leuten unerträgliche Lasten auflegen, die sie nicht einmal mit den Fingern berühren? Um den Rath gegen mich aufzubringen, hat der Weihbischof ferner gesagt, man werde auch bald den bürgerlichen Gesezen nicht gehorchen. Diesem widerspricht die ganze Lehre Christi und der Apostel. Christus hat gesagt: „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist“ und die Apostel: „Gebt Jedermann, was ihr schuldig seid", und: „Seid euren Obern unterthan, nicht blos den guten und gelinden, sondern auch den wunderlichen." Ist nicht das Christenthum die beste Schuhwehr der allgemeinen Sicherheit? Gesezt aber auch, alle Ceremonien würden insgesammt abgeschafft, würde damit

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halten. So müßten nicht blos die bürgerlichen Geseze, sondern auch aller Christenglaube zu Grunde gehen. Sind doch die Ceremonien eine „Manduction“ (dieses Ausdruckes statt des deutschen „Einleitung“ bediente er sich vor Männern, welche kein Latein verstanden) zur Tugend, ja selbst der Ursprung der Tugenden zu nennen. Auch lehre man, das Fasten sei überflüssig, weil einige gewagt hätten, durch Fleischeffen sich von den übrigen Christen und von der Kirche zu sondern. Man berufe sich sogar auf die hl. Schriften, während doch diese sich gar nicht so bestimmt aussprechen, handle gegen die Dekrete und Concilien der heiligen Väter der Kirche, gegen die ehrwürdigsten Gebräuche, die ohne den Beistand des heiligen Geistes sich nicht so lange hätten halten fönnen, denn schon Gamaliel habe gesprochen: Ist das Werk aus Gott, so wird es bleiben." Dann erinnerte er den Rath, daß außer der Kirche Niemand selig werden könne. Endlich schloß er mit einem zierlichen Nachworte und stand nebst seinen Begleitern auf, sich zu entfernen. ,,Herr Weihbischof, sprach Zwingli, möge es Euch und Euern Gefährten gefallen, zu bleiben, bis ich im eigenen Namen und demjenigen meiner Amtsgenossen mich gerechtfertigt habe." Weihbischof: „Es ist uns nicht aufgetragen, uns mit irgend Jemand in eine Disputation einzulassen." Zwingli: „Das will ich auch nicht, sondern blos das, was ich bisher den anwesenden rechtschaffenen Bürgern geprediget habe, mit Freude nun auch vor Euch Gelehrten und von der geistlichen Obrigkeit gesandten Wortführern vortragen, damit ihr glaubwürdigen Bericht erstatten könnt, ob ihr meine Lehre wahr oder falsch gefunden habt." Weihbischof: „Wir haben nicht gegen Euch geredet, also habt Ihr auch nicht nöthig, Euch zu rechtfertigen.“ Zwingli: „Allerdings habt Ihr meinen Namen nicht genannt, aber mir galt desto mehr Eure heftige und bittere Rede. Wie jener Kämpfer am Wasser zu seinem Gegner, sprechet Ihr zu mir: Nicht Dir gilt mein Hieb, er gilt dem Fische. *) Deswegen habt Ihr meinen Namen nicht nennen wollen, damit Ihr mir, der ich Zwingli heiße, die größten Verbrechen mit guter Art aufbürden könnt." Auch der Bürgermeister Roist bat die Konstanzischen Abgeordneten, zu bleiben und zuzuhören. Der Weihbischof erwiederte darauf:,,Ich weiß wohl, wohin das führen würde, Huldreich Zwingli ist zu derb und zu heftig, als daß man sich mit ihm einlassen könnte." Zwingli: „Womit habe ich Euch jemals beleidiget und wie soll man Euer Betragen nennen, daß Ihr einen unschuldigen Mann, der dem Christenthum nüzliche Dienste geleistet, so heftig und bitter anklagt, aber seine Verantwortung nicht anhören wollt? Was würdet Ihr wohl thun, wenn ich mich in Eurer Abwesenheit an den Rath wenden, wenn ich Euch vermeiden,

*) Non te Galle peto, piscem peto.

wenn ich Euch nicht zu Richtern haben wollte? Nun, da ich nichts dergleichen thue, da ich Eure Gegenwart sogar gewünscht habe, um von meinem Glauben und von meiner Lehre Rechenschaft geben zu können; wie dürft Ihr Euch erkühnen, mir dies zu verweigern? Wenn Euch keine Gründe bewegen können, mir diese Gunst zu bewilligen, so bitte ich Euch um des gemeinsamen Glaubens, um der gemeinsamen Taufe, um Christi unsers Erlösers Willen, thut es mir zu Gefallen, und wenn Ihr nicht als bischöfliche Abgeordnete hören dürft, so dürft Ihr es doch als Christen." Allgemeines Murren erhob sich in der Rathsversammlung über das Benehmen des Weihbischofs. Dieser allgemeine Unwille und die Ermahnung des Bürgermeisters nöthigten die Abgeordneten, ihre Pläße wieder einzunehmen. Nun begann Zwingli seine Vertheidigung:,,Der Herr Weihhischof hat zwar gesagt, gewisse Leute bringen verführerische und zur Empörung verleitende Lehren vor. Wenn er gleich meinen Namen nicht genannt, so ist es klar, daß er mich im Auge gehabt, der ich schon beinahe vier Jahr lang das Evangelium Jesu und die Lehre der Apostel mit saurer Mühe und Arbeit hier in Zürich verkündige. Ich wundre mich zwar nicht, wenn Leute, die an Menschensagungen halten, mit denjenigen nicht übereinstimmen können, welche dieselben verwerfen. Christus hat dieses Matth. 10, 34 bestimmt vorausgesagt. Indessen ist Zürich ruhiger und friedlicher, als kein anderer Ort der Eidgenossenschaft, und dies schreiben alle guten Bürger dem Evangelium zu. Was den zweiten Vorwurf betrifft, daß man lehre, man müsse keine Verordnungen und Ceremonien beobachten, so gestehe ich offenherzig, daß ich einen großen Theil derfelben abgeschafft wünschte. Sehr viele dieser Verordnungen find denen gleich, welche Petrus selbst in der Apostelgeschichte (Cap. 13, 10) für unerträgliche Lasten erklärt hat. Niemals bin ich indessen der Meinung gewesen, man müsse keine Menschensaßungen weder machen noch halten. Wer wird sich nicht mit Freuden dem unterwerfen, was mit allgemeiner Uebereinstimmung der ganzen Christenheit angenommen ist? wer hingegen aber auch nicht die Sagungen gewisser verächtlicher Bauchdiener mit Abscheu verwerfen, welche, den Pharisäern gleich, den Leuten unerträgliche Lasten auflegen, die sie nicht einmal mit den Fingern berühren? Um den Rath gegen mich aufzubringen, hat der Weihbischof ferner gesagt, man werde auch bald den bürgerlichen Gesezen nicht gehorchen. Diesem widerspricht die ganze Lehre Christi und der Apostel. Christus hat gesagt: „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist“ und die Apostel: „Gebt Jedermann, was ihr schuldig seid", und: „Seid euren Obern unterthan, nicht blos den guten und gelinden, sondern auch den wunderlichen." Ist nicht das Christenthum die beste Schuhwehr der allgemeinen Sicherheit? Gesezt aber auch, alle Ceremonien würden insgesammt abgeschafft, würde damit

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auch das Christenthum abgeschafft sein? Das Volk kann auf einem andern Wege als durch Ceremonien zur Erkenntniß der Wahrheit geführt werden; auf eben dem Wege, den Christus und die Apostel eingeschlagen haben. Auch darf man nicht besorgen, daß das Volk das Evangelium nicht fassen werde. Wer es glaubt, der versteht es auch. Das Volk kann glauben, also auch verstehen. Dieß ist ein Werk des göttlichen Geistes, nicht der menschlichen Vernunft, wie Christus (Matth. 11, 25) und Paulus (1. Cor. 1, 27) sagt. Daß man übrigens die vierzigtägigen Fasten nicht halten solle, habe ich niemals und nirgends gesagt. Meinetwegen kann, wer an vierzig Tagen nicht genug hat, das ganze Jahr fasten; nur sollte man solches nicht gleich unter Androhung des Bannes befehlen, sondern Jedermann darin seine Freiheit lassen.” Das Weitere wies Zwingli aus Marc. 7, 16 und namentlich aus 1. Tim. 4, 3 und 4 nach, daß die Fastengebote nicht in der heiligen Schrift begründet seien, ja, derselben sogar geradezu widersprechen. Der Weihbischof wandte sich hierauf mit einer salbungsvollen Rede an den Rath und ermahnte denselben, sich nicht von der Kirche zu sondern, weil man außer derselben nicht selig werden könne. Zwingli erwiederte: „Laßt Euch, liebe Herren und Bürger, durch diese Ermahnung nicht auf den Gedanken führen, daß Ihr Euch jemals von der Kirche gesondert habt. Erinnert Euch nur an das, was ich Euch in meiner Erklärung des Matthäus gesagt habe, daß jener Fels, welcher dem ihn redlich bekennenden Jünger den Namen Petrus gab, der Grundstein der Kirche sei. In jeglichem Volk, an jedem Orte, wer mit seinem Munde den Herrn Jesum bekennt und im Herzen glaubt, Gott habe ihn von dem Tode auferweckt, wird selig werden. Es ist gewiß, daß Niemand außer derjenigen Kirche selig werden kann, zu welcher wir alle desto gewisser zu gehören glauben, je gewisser wir uns der Hoffnung unsers Antheils an der Herrlichkeit der Kinder Gottes rühmen.“ Der Weihbischof bemerkte, es sei die Pflicht der Leutpriester, dem Volke die Bedeutung der Ceremonien zu erklären. Zwingli erwiederte:,,Nein, mir ist die Pflicht geworden, das Evangelium Christi zu predigen, und dies werde ich, wie bisher, fleißig thun. Was die Ceremonien bedeuten, mögen diejenigen erklären, die sich dafür bezahlen lassen.“*) Nach einigen Gegenreden fand der Weihbischof für gerathen, zu schweigen und sich zu entfernen. Der Zweck seiner Sendung war vereitelt. Dr. Wanner, ein Mitglied der Abordnung, ward von der durch Zwingli vertheidigten Wahrheit so

*) Mit diesen Worten wollte Zwingli absichtlich, aber ohne gar zu deutlich zu werden, die wunde Stelle des Weihbischofes berühren,,,denn was thun diese Weihbischöfe anders, als durch das Gaukelspiel der Weihungen ihre Beutel füllen."

überzeugt, daß er aus einem Diener des Bischofs ein eifriger Verkündiger des Evangeliums wurde. Zwingli war nicht nur nicht zum Schweigen gebracht, sondern hatte die Angriffe seiner Feinde mit dem Schwerte des Wortes Gottes kräftig abgewiesen. Ueber das Ergebniß dieses Kampfes schrieb er an seinen Freund Myconius: „Ich habe ihnen so geantwortet, daß man in Zürich allgemein sagte, die Gegner werden ihre geschlagenen Truppen nie wieder sammeln oder sie mit Glück wieder in einen neuen Kampf führen können. Dennoch höre er wieder, ste wollen die Schlacht erneuern. Sie mögen kommen, mit Gott fürchte ich sie so wenig als das hohe Gestade die heranbrausende Woge." Der Rath beschloß nach diesem Vorgange, den Bischof in einem Antwortschreiben zu ersuchen, daß er unverzüglich sowohl bei dem Papste und den Kardinälen, als auch bei den Bischöfen, Synoden und andern christlichen Gelehrten daran arbeite, daß dieselben über den streitigen Punkt die nöthigen Erläuterungen und Antworten ertheilen, wie man sich zu verhalten habe. Zugleich befahl er den drei Leutpriestern, am künftigen Sonntage ihre Zuhörer zu ermahnen, daß sie nicht ohne dringende Ursache an Fasttagen Fleisch essen, sondern die verlangte Antwort des Bischofes abwarten sollen. Da der kleine Rath, dem die Handhabung der Geseze oblag, nachträglich einige der Uebertreter des Fastengebots mit einer Geldbuße belegte, besorgte Zwingli, das Volk werde dieses für eine Mißbilligung seiner Lehre ansehen. Um dieses zu verhüten, schrieb und veröffentlichte er durch den Druck eine Schrift: Vom Erkiesen und von der Freiheit der Speisen vom Aergerniß und Verböserung, in der er einerseits die Schriftund Vernunftwidrigkeit der Fastengebote darthat, anderseits aber auch den in der christlichen Erkenntniß weiter Vorgerückten dringend die Pflicht ans Herz legte, den Schwächern im Glauben kein Aergerniß zu geben durch unzeitige Uebertretung dieser Gebote. „Das Fleischessen ist nach keinem göttlichen Gefeße zu irgend einer Zeit verboten. Wo aber dein Nächster sich dadurch verlegt und geärgert fühlt, sollst du es nicht ohne Noth essen, bevor der Kleingläubige zuvor im Glauben befestiget ist. Ist er im Glauben erstarkt, dann kannst du ruhig vor ihm zu jeder Zeit von jeglicher Speise essen, wo nicht, so sollst du seiner Schwachheit schonen, so lange es eine Schwachheit ist. Denn Paulus spricht Röm. 14:,,So dein Bruder um der Speise willen betrübt wird, so wandelst du nicht nach der Liebe. Verderbe nicht durch deine Speise den Bruder, für welchen Christus gestorben ist, und zerstöre nicht um der Speise willen das Werk Gottes." Wiederum spricht er 1. Cor. 8: „So die Speise meinen Bruder ärgert, so will ich nimmermehr Fleisch effen, daß ich meinen Bruder nicht ärgere." So lange also der Bruder schwach ist und nicht eigenrichtig, so muß man sein schonen. Ist

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