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mand in der ganzen Eidgenossenschaft dem Worte Gottes entgegen zu treten wagen." Nun folgt eine gedrängte und klare Auseinanderseßung der Hauptlehren des Evangeliums, wie wir solches unterm 2. Thl. 2. Buch Kap. 1 ff. finden. Diese evangelische Lehre muß aber lauter aus den Quellen, aus den Schriften der Evangelisten und Aposteln, der Patriarchen und Propheten, und nicht aus den Pfüßen und Lachen der Erdichtungen und Sagungen der Menschen geschöpft werden. Da nun nicht jeder gleich zu urtheilen vermag, welcher Prediger aus den Quellen und welcher aus den Pfüßen und Lachen schöpfe, so wollen wir durch Entwerfung des Bildes des einen und des andern solches zu veranschaulichen suchen. Welcher Prediger stets dahin wirfet und zielet, daß der Wille, die Lehre und Meinung Gottes bekannt gemacht, und dessen Ehre befördert werde, welcher immer nur darauf denkt, die Sünder zur Reue ihrer Vergehungen zu erwecken und die beängstigten Gewissen mit Trost zu erfüllen und dabei nicht auf seine Ehre, auf Erlangung höherer Würde oder auf seinen zeitlichen Vortheilsieht, und sich einzig an die heilige Schrift hält, der ist ohne Zweifel gesinnet, wie Jesus Christus auch war, der auch nicht seinen Nugen, sondern nur unser Heil gesucht. Wer aber stets mit seinen Schäflein um zeitliche Güter rechtet, ihnen nichts Anders prediget, als daß sie Opfer - Zinse und Zehnten entrichten sollen, und täglich neue Heilige erfindet, denen man opfern müsse, den Ablaß hoch erhebt und empfiehlt, alle Predigten mit Erhebung der geistlichen Macht und Würde anfüllt, vorzüglich die päpstliche Gewalt über Alles preiset, wer so handelt und prediget, dem liegen, wie zu besorgen steht, die zeitlichen Güter mehr am Herzen, als die Ehre Gottes und das Heil der Seelen. Wenn daher Einige, die es nicht leiden mögen, daß ihrem Muthwillen die Nahrung entzogen werde, Euch verleiten wollen, die Predigt des Evangeliums zu verbieten, oder es nur so zu predigen gestatten, daß es Niemanden schade, oder die herrschenden Laster nicht aufzudecken, so gebet denselben kein Gehör, sonst würdet Ihr gewiß bei Gott in Ungnade fallen. Es ist schon ein arges und vermessenes Ding, wenn ein üppiger Mensch sich durch andre Menschen nicht will zurecht weisen lassen, viel schädlicher ist es aber noch, wenn der Mensch nicht auf Gott horchen will, denn dadurch beweist er klar, daß er nicht aus Gott sei. Wahrlich man hat nie ungestraft das Wort Gottes verworfen, und außer Acht gelassen. Uebrigens würden wir genöthigt, uns nach dem Beispiele der Jünger des Herrn zu richten, als ihnen der hohe Rath verbieten wollte Christum zu predigen; denn auch wir sind berechtigt zu sagen: „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. Ap. 5. 32."

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Zum zweiten Theile des Bittgesuches übergehend, sagt Zwingli mit der freimüthigsten Offenherzigkeit, daß nichts bisher der Wirkung des Evangeliums mehr geschadet, als die „Zuchtlosigkeit“ und „Unkeusch heit" der Geistlichen. „Eure ehrsame Weisheit hat das unehrbare, schändliche Leben gesehen, das wir leider bisher im Umgange mit Weibern geführt, wodurch wir Jedermann geärgert und empöret haben; daran trug zum Theil das wilde Feuer der Jugend, das Niemand ohne besondere Gnade Gottes zu meistern vermag, die Schuld, zum größten Theile aber diejenigen, welche, obgleich sie sahen, daß Niemand Enthaltsamkeit beobachte, und sie, wie es Gott wohl weiß, zum Allerwenigsten, dennoch dieses heuchlerische Blendwerk gezwungener Ehelofigkeit nicht aufgehoben haben." Nun wird durch klare Aussprüche der heil. Schrift, wie durch Beispiele und Beschlüsse der alten Kirche die Rechtmäßigkeit der priesterlichen Ehen dargethan. „Wir sind alle Schweizer, schließt dieses Bittschreiben, ihr seid unsre Väter. Manche von uns haben sich in Schlachten, in der Seuche und bei andern Unglücksfällen treu bewährt. Wir reden im Namen der rechten Keuschheit; wir könnten das Fleisch weit mehr befriedigen, wenn wir uns keiner rechtmäßigen Ehe unterwürfen. Aber die Aergernisse in der christlichen Kirche müssen aufhören. Wenn uns die römische Tyrannei unterdrücken will, so fürchtet nichts, ihr muthigen Helden, denn der Beistand des Wortes Gottes, die Hülfe der christlichen Freiheit und der göttlichen Gnade wird uns nicht mangeln. Wir haben ein Vaterland, einen Glauben, wir sind Schweizer und die Tugend unsrer berühmten Vorfahren zeigte sich immer in der unüberwindlichen Vertheidigung der Unterdrückten. Gott gebe Euch Solches in den Sinn; denn wahrlich, wir schwören bei dem lebendigen Gott, daß Solches Euch zur Ehre vor Gott und uns zum Heile gereichen wird. Gott sei mit Euch! Amen." Diese Bittschrift wurde nun von Zwingli im Namen aller versammelten Freunde eingereicht. Diejenige an den Bischof von Konstanz wurde sowohl von den in Einsiedeln versammelten als von andern Freunden der evangelischen Wahrheit in der Schweiz unterzeichnet. In diesem leßtern Bittgesuche sagen sie dem Bischofe: „Die göttliche Lehre, die Wahrheit, welche Gott der Schöpfer dem lange im Elend versunkenen Menschengeschlechte durch seinen Sohn geoffenbaret hat, ist durch die Unwissenheit, um nicht zu sagen durch die Bosheit einiger Menschen schon lange verborgen worden. Der allmächtige Gott hat beschlossen, sie in ihrer ursprünglichen Art wieder zu geben. Schließe dich denen an, welche wünschen, daß die ganze Christenheit zu ihrem gemeinsamen Haupte, Christo zurückkehre. Wir haben uns vorgenommen, sein Evangelium in unausgeseßtem Verlaufe, und doch so, daß Keiner sich beklagen könne, zu verkündigen. Begünstige

dieses vielleicht wunderliche, aber nicht verwegene Vorhaben. Tritt wie Moses bei dem Auszuge aus Aegypten an die Spiße des Volkes, und stürze die Hindernisse um, welche sich dem siegreichen Fortschritte der Wahrheit entgegenstellen." In Bezug auf den 2. Theil des Bittgesuches: „Wir bitten dich um Christi willen, um der Freiheit, die er uns erworben, um der Noth so vieler schwacher, schwankender Seelen, um der Wunden so vieler kranker Gewiffen, um aller göttlichen und menschlichen Verhältnisse willen, gestatte, daß man weise aufhebe, was unbesonnen eingeführt worden, damit nicht das gegen Gottes Willen errichtete Gebäude mit weit verderblicherm Geräusche einstmals einstürze. Die Welt ist vielen Stürmen ausgeseßt, ohne weise Vermittlung geht der Priesterstand unter." So wenig Einfluß diese Bittgesuche auf diejenigen übten, an welche sie gerichtet waren, so mächtig wirkten fie bei der niedern Geistlichkeit und beim Volk. Sie wurden zum Panier, um das sich die Freunde göttlicher Wahrheit, welche die Gewissen frei macht, zu einem Bunde schaarten, der die Anschläge der vereinigten Bosheit zu Schanden machte. Am 15. August gleichen Jahres versammelte sich zu Rapperswyl das Zürcherische Landkapitel, welches die Geistlichen von den Quellen der Linth bis zum Einflusse der Limath in die Reuß umfaßte, und da war natürlich der geistige Kampf der Gegenwart ein Hauptgegenstand der Besprechung. Unter dem Einflusse Zwinglis faßte diese geistliche Versammlung einhellig den Beschluß: „Nicht s anders zu predigen, als was im Worte Gottes enthalten sei." So hatte der Reformator durch die schlichte aber überzeugungsvolle Verkündigung des göttlichen Wortes die Gewissen aus den Banden der Menschensazung befreit und zum freudigen Gehorsam des Glaubens erhoben. Man muß Gott mehr gehorchen, als den Menschen" war die Losung in Zürich und bei einem großen Theile der Geistlichen in der Schweiz!

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4. Zwingli's erstes Verhältniß zu Luther.

Ungefähr um die gleiche Zeit, als Gott den Huldreich Zwingli in der Schweiz zu einem auserwählten Rüstzeuge berief, seine Kirche in ursprünglicher Reinheit zu erneuern, ward auch Martin Luther in Wittenberg durch Gottes Geist zum gleichen Werke erweckt. Beide standen auf dem nämlichen Grunde, indem sie beide im Glauben an Jesum Christum den einigen Weg zum Heile erkannten und im Worte Gottes die einzige Richtschnur für Glauben und Leben, wenn auch der Strahl der Wahrheit in den Seelen beider Männer Gottes in verschiedenem Glanze sich abspiegelte.

Durch Luthers Seele und Schriften brauset der Geist Gottes bald gewaltig wie der Sturmwind durch einen deutschen Eichwald, bald lispelt er geheimnißvoll und lieblich wie der Abendwind in den Blättern der Eiche; über Zwinglis Seele senkte sich der Geist der Wahrheit in stiller Majestät, wie die Sonne in ihrem Glanze an einem heitern Morgen über einen Schweizerberg; und so steht er auch unentwegt in allen Stürmen, die ihn umdräuen, wie ein Berg der Heimath im Ungewitter oder wenn Lawinen über seine Abhänge sich nach der Tiefe stürzen. Auf die Frage, wer größer sei unter diesen beiden Gottesmännern, gilt die Antwort, daß im Reiche Gottes nicht mit dem Maßstabe gemessen wird, nach dem man irdische Größe bestimmt. Beide bekannten auch in Demuth: „nur durch Gnade das zu sein, was sie waren." Beide waren auch freudig bereit, den Kelch der Leiden zu trinken, den ihr Herr und Meister getrunken, beide mit der Bluttaufe getauft zu werden, mit der er getauft worden.“ (Matth. 20, 22.) Nachdem Luther vom Papste zum Kezer gestempelt und in den Bann gethan worden, glaubte man am schnellsten mit Zwingli fertig zu werden, wenn man ihn für einen Schüler und Nachbeter Luthers erkläre. Dieses bewog ihn, sich über sein Verhältniß zu Luther näher auszusprechen: „Ich habe, bevor noch ein Mensch in unserer Gegend von Luthers Namen etwas gewußt, angefangen, das Evangelium Christi zu predigen im Jahre 1516. Wer schalt mich damals Lutherisch? Als Luthers Erklärung des „Unser Vater" erschien, und ich kurz vorher über dieses Gebet nach Matthäus gepredigt hatte, wollten viele gute Seelen, weil sie in derselben überall meine Gedanken fanden, es sich fast nicht ausreden lassen, ich selbst sei der Verfasser dieses Büchleins und hätte, zu schüchtern zu meiner eigenen Sache zu stehen, Luthers Namen vorgefeßt. Wer konnte mich da Lutherisch schelten? Wie kommt's ferner, daß mich die römischen Kardinale und Legaten, die damals in unsrer Stadt Zürich weilten, mich nicht Lutherisch schalten, bis sie den Luther für einen Kezer erklärt hatten, wozu fie ihn freilich nicht machen konnten? Erst da schrien sie, ich wäre Lutherisch; während dessen Namen mir noch zwei Jahre unbekannt geblieben, nachdem ich mich allein an die Bibel gehalten habe. Aber es ist, wie gesagt, nur ihre Schlauheit, daß die Päpstler mich und andre mit solchem Namen beladen. Sprechen sie, du mußt wohl Lutherisch sein; du predigest ja, wie Luther schreibt; so ist meine Antwort: Ich predige ja auch, wie Paulus schreibt, warum nennst du mich denn nicht einen Paulisten? Ja, ich predige das Wort Christi; warum nennst du mich nicht vielmehr einen Christen? Meines Erachtens ist Luther ein trefflicher Streiter Gottes, der da mit großem Erust die Schrift durchforscht, als seit tausend Jahren irgend einer auf Erden

gewesen ist. Was liegt mir jezt dran, daß mich die Päpstler mit ihm einen Kezer schelten? Mit dem männlichen, unbewegten Gemüthe, mit dem er den Papst in Rom angegriffen hat, hat es Keiner gethan, so lange das Papstthum gewähret hat, alle Andern unbescholten. Wessen aber ist solche That? Gottes oder Luthers? Frage den Luther selbst, gewiß sagt er dir: Gottes. Warum schreibst du denn andrer Menschen Lehre dem Luther zu, da er sie selbst Gott zuschreibt und nichts Neues vorbringt, sondern was in dem ewigen, unveränderlichen Wort Gottes enthalten ist? Dieß ist es, was er reichlich an den Tag fördert; damit zeigt er den himmlischen Schaß den armen irre geleiteten Christen, und achtet nicht, was Gottes Feinde darwider wagen, er giebt auch nichts um ihr Sauersehen und Drohen. Dennoch will ich nicht Luthers Namen tragen, denn ich habe von seiner Lehre wenig gelesen und seiner Bücher mich oft mit Fleiß enthalten. Was ich aber von seinen Schriften gelesen habe, insoweit es Lehren und Meinungen der Schrift betrifft, das ist gemeiniglich so wohl geprüft und begründet, daß es nicht leicht Jemand umstoßen kann. Ich weiß, daß er in etlichen Dingen den Schwachen Vieles nachgiebt; z. B. in dem Büchlein von den zehn Aussäßigen läßt er, wie man mir sagt, der Beichte etwas nach, daß man sich dem Priester solle darstellen, welches doch nicht aus dieser Erzählung gezogen werden kann. Aber denen, die solche Meinung der Schrift, wie sie heut zu Tage durch ihn und andre hervorgezogen wird, muthwilliger Weise nicht verstehen wollen, diesen läßt er nichts nach, denn sie sind verzweifelt, ungläubig und in ihrem eigenen Gewissen verurtheilt. Darum, fromme Christen, gebet nicht zu, daß der Name Christi verwandelt werde in den Namen Luthers; denn Luther ist nicht für uns gestorben, sondern er lehrt uns den erkennen, von dem wir allein alles Heil haben. Predigt Luther Christum, so thut er's gerade wie ich; wiewohl, Gott sei Dank! durch ihn eine unzählbare Menge, mehr als durch mich und andre, denen Gott ihr Maaß größer oder kleiner macht, wie er es will, zu Gott geführt wird. Ich will keinen andern Namen tragen, als den meines Hauptmannes Jesu Chrifti, dessen Streiter ich bin. — Es kann kein Mensch sein, der Luther höher achtet, als ich. Dennoch bezeuge ich vor Gott und allen Menschen, daß ich all meine Tage nie einen Buchstaben an ihn geschrieben habe, noch er an mich; noch verschafft, daß geschrieben werde. Ich habe es unterlassen, nicht, daß ich Jemand deswegen gefürchtet habe, sondern weil ich damit allen Menschen habe zeigen wollen, wie gleichförmig der Geist Gottes sei, da wir so weit von einander entfernt und doch so einmüthig sind, aber ohne alle Verabredung, wiewohl ich mich ihm nicht an die Seite stellen · will, denn Jeder thut, so viel ihm Gott weiset."

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