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wie diese Thierchen, die beinahe der niedrigsten Gattung angehören? Ja zeugen nicht auch die empfindungslosen Dinge und Wesen davon, daß die Macht, Güte und belebende Kraft Gottes auch ihnen stets gegenwärtig sei? Die Erde z. B., die Allernährerin, verschließt nie unerbittlich ihre reichen Vorräthe, sie denkt nicht der Wunden, die ihr durch Hacke und Pflugscharre beigebracht werden. Der Thau, der Regen, die Flüsse beleben, befeuchten, erquicken Alles, was bei Dürre und Trockenheit in seinem Wachsthum stille stände, dergestalt, daß es durch sein wundersames Gedeihen von der Gegenwart göttlicher Kraft und Lebens zeugt. Und die Berge, diese plumpen, rohen, trägen Massen, sie, die der Erde, wie das Gebein dem Fleische, Haltung und Festigkeit geben, das Hinüberkommen von einem Orte zum andern unmöglich machen oder doch erschweren; die, ob sie gleich schwerer sind als der Erdboden, doch sich über demselben emporhalten und nicht versinken — sprechen sie nicht die unverbrüchliche Macht Gottes und das ganze Gewicht seiner Majestät aus? In diesen Dingen nehmen wir also das Vorhandensein der göttlichen Kraft, durch die sie Bestchen, Leben und Bewegung haben, nicht minder wahr als in dem Menschen."

2. Zwingli auf den Schulen in Basel und Bern.
1494-1499.

Als der junge Huldreich das achte oder neunte Jahr erreicht hatte, beschloß sein Vater, ihn der treuen Leitung seines Bruders in Wesen zu übergeben. Der Weg nach Wesen führte sie über die grünen Höhen des Ammon, von dessen Gipfel der Knabe zum ersten Male in die weite Welt hinausschaute. Wohl mochte sein Blick ahnungsvoll nach dem Thale Glarus, nach den waldigen Höhen von Einsiedeln und nach den lieblichen Ufern des Zürichsees hinschweifen, wo er später im Vertrauen auf Gott, der die Berge gegründet, den Kampf für Glauben und Wahrheit führen sollte. Der Dekan zu Wesen liebte des Bruders Knaben wie ein eigenes Kind, und ließ ihn vom Schulmeister des Ortes unterrichten. Als die Kenntnisse des Lehrers von Wesen für die rasche Entwickelung seines Schülers nicht mehr genügten, sorgte der Defan Zwingli, daß derselbe nach Basel in die Theodorschule zu seinem Freunde Georg Binzli hingeschickt wurde. Dieser war ein gelehrter und überaus sanftmüthiger und liebenswürdiger Mann. Auch hier überragte bald der junge Huldreich alle Mitschüler, namentlich in den Disputirübungen, die damals auf hohen und niederen Schulen üblich waren. Seine musikalischen Talente, die er zu entwickeln begann, erweckten allgemeine Bewunderung. Als der treue Lehrer sah, daß seine Schule für den

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jungen Huldreich nicht mehr genüge, sandte er ihn nach Hause mit der Empfehlung, ihn auf eine höhere Schule, die dem Grade seiner Entwickelung besser entspreche, zu befördern. Damals lehrte zu Bern die alten Sprachen mit großem Ruhme Heinrich Wölflin (Lupulu 8). Der Ammann von Wildhaus und der Defan von Wesen beschlossen, den Knaben dahin zu schicken. Lupulus war ein großer Kenner der alten Sprachen und der alten Geschichte; er hatte eine Reise nach dem heiligen Grabe gemacht und auf derselben Italien, Griechenland und Palästina aus eigener Anschauung kennen gelernt. Auch die Geschichte des Vaterlandes erforschte er mit Fleiß und besang begeistert das Leben des frommen Einsiedlers Nikolaus von der Flüe. Von diesem Manne ward Zwingli in das Verständniß der lateinischen Redner und Dichter eingeführt und unter seiner Anleitung fing er an nach dem Vorbilde jener großen Meister in dichterischen Versuchen sein poetisches Talent zu üben. Die Dominikanermönche, welche in Bern wie anderswo mit den Franziskanern um das größere Ansehen beim Volk mit erlaubten und unerlaubten Mitteln stritten, wurden auf den geistreichen und musikalischen Knaben aufmerksam und suchten ihn für ihren Orden zu gewinnen. Zu diesem Ende bewogen sie ihn, bei ihnen in ihrem Kloster zu wohnen, bis er das Alter erlangt hätte, das ihm in ihren Orden zu treten gestatte. Allein das Auge Gottes wachte über dem Knaben und bewahrte ihn vor den Schlingen dieser verdorbenen Mönche. Sobald Vater und Oheim von der Gefahr hörten, in der der junge Huldreich schwebe, beriefen sie ihn nach Hause, um ihn anderswo unterzubringen.

3. Zwingli auf den Hochschulen in Wien und Basel.
1499-1506.

Zwingli hatte nun die Geistesreife und die Kenntnisse erlangt, die ihn zum Besuche der Hochschule befähigte. Nach dem Rathe des Oheims ward die berühmte Hochschule Wien, die unter Maximilian I. einen schönen Aufschwung gewonnen, für ihn gewählt. Hier traf er mit zwei geistreichen Jünglingen aus der Heimath zusammen, die nachmals beide durch die Hand des Kaisers Maximilian I. mit dem Dichterkranze befrönt worden und als Gelehrte hohen Ruhm fid) erwarben. Joachim von Watt, Vadian genannt, eines reichen Kaufmanns Sohn aus St. Gallen war der Eine, Heinrich Loreti, Glareanus genannt, ein Bauernsohn aus Mollis, Canton Glarus, der Andere. Diese drei Schweizerjünglinge, durch das Band der Freundschaft mit einander verbunden, widmeten sich hier mit großem Fleiße und ausgezeichnetem Erfolge der Erforschung der damals mit dem Namen der Philosophie benannten Wis

senschaften, namentlich aber und mit besonderer Vorliebe dem Studium der römischen Klassiker. Zu gleicher Zeit studirten in Wien zwei Jünglinge aus Schwaben, die auch mit den Schweizern in Verbindung standen, Johannes Heigerlin, der Sohn eines Schmiedes von Leutkirch, daher Schmidt oder Faber genannt, und Johannes Mayer von Enk, ge= wöhnlich Eck genannt, die beide später zu den heftigsten Gegnern der Reformation gehörten.

Nachdem Zwingli in Wien ungefähr zwei Jahre einen reichen. Schaß für seinen Geist gesammelt hatte, ward er ums Jahr 1502 von seinem Vater nach Hause berufen. Aber der Wunsch zu weiterer Bildung und Anwendung der gesammelten Kenntnisse trieb ihn bald wieder nach Basel. Hier ward er Lehrer an der Schule zu St. Martin und führte mit dem besten Erfolge die Schüler in die Kenntnisse der lateinischen Sprache ein. Darneben hörte er Vorlesungen an der Hochschule. Myconius schreibt: „dabei studirte er genauer die Philosophie und verfolgte fleißig die müßigen Spißfindigkeiten der Schulgelehrten (Sophisten) in feiner andern Absicht, als damit er, wenn er einst mit ihnen in den Kampf gerathe, den Feind kenne und ihn mit den eigenen Waffen fchlagen könne. Mit den ernsten Studien verband er Wig und Scherz im Freundeskreise; denn er hatte ein gar heiteres Gemüth und seine Gespräche waren überaus geistreich und unterhaltend." Unter seine damaligen Freunde gehörte Wolfgang Fabrizius Capito, aus Hagenau im Elsaß gebürtig, den wir später näher kennen lernen werden. Doch fügte Gott, dessen Auge so treu über seine Jugend gewacht und dessen Hand ihn so weise geführt, daß er auch hier einen Lehrer fand, der ihn statt auf die dürren Steppen der Schulgelehrsamkeit, die den gewöhnlichen Menschen mit eitelm Weisheitsdünkel erfüllt, den Scharfsinnigen zum Spotte über diese Thorheit reizt - auf die grünen Höhen himm= lischer Wahrheit hinführte, wie sie uns Gottes Gnade in seinem Worte geoffenbart. Thomas Wittenbach, von Bil aus der Schweiz ge= bürtig, hatte in Tübingen studirt, später auch an der dortigen Hochschule Vorlesungen gehalten und kam 1505 nach Basel. Mit einer gründlichen Kenntniß der lateinischen und griechischen Sprache und der in ihnen geschriebenen Schriftwerke, verband dieser ausgezeichnete Gelehrte diejenige der heiligen Schrift. Aus den Steppen einer todten Schulweisheit führte er die Schüler zu den lebendigen Quellen des Wortes Gottes hin, damit sie daraus Wassér des Lebens für sich und ihre Gemeinden schöpfen lernten. Im Lichte des Wortes Gottes sah und ahnte dieser Lehrer Vieles voraus, was erst später von Andern ausgesprochen wurde. „Die Zeit ist nicht mehr fern, verkündigte er mit prophetischem Blicke, daß die scholastische Theologie abgeschafft und die alte Kirchenlehre auf dem Grunde des

Wortes Gottes wieder hergestellt wird. Der Ablaß ist ein römischer Betrug, der Tod Christi ist die einzige Bezahlung für unsre Sünden." In Zwinglis Herz, das für die Worte der Wahrheit so empfänglich war, hatte dieser Saame der göttlichen Wahrheit ein gutes Land gefunden, auf dem er kräftig aufging und herrliche Früchte brachte. Zu den Füßen Wittenbachs traf Zwingli mit einem dreiundzwanzigjährigen Jüngling zusammen, mit dem er einen Freundschaftsbund schloß, der bis zum Tode dauerte. Leo Jud, eines Priesters Sohn aus Rappoldswyl im Elsaße, war dieser kleingewachsene, schwächliche, eben so milde als unerschrockene Jüngling, der die gleiche Liebe zur Wahrheit und zur Musik mit Zwingli theilte. Von der Anstrengung fleißigen Studirens erholten sich die Freunde durch Gesang und Tonspiel, indem Leo einen schönen Diskant sang und die Pauke schlug, Zwingli es aber in seiner musikalischen Ausbildung so weit gebracht hatte, daß er jedes damals bekannte Instrument mit Geschick und Fertigkeit spielte. Doch bald schlug die Stunde, welche die Freunde für einige Zeit von einander trennte, bis sie später mit gereifteren Kräften zum großen Kampfe für den Sieg göttlicher Wahrheit in Zürich sich wieder vereinigten. Leo Jud ward bald Pfarrer zu St. Pilt im Elsaß. Zwingli empfing 1506 die Magisterwürde, indem er zu deren Annahme mehr den Vorurtheilen der Menschen, welche die Gelehrsamkeit nach dem Titel schäzen, als seiner eigenen Ueberzeugung folgte. Er hat jedoch niemals von diesem Titel Gebrauch gemacht, indem er zu sagen pflegte: „Einer allein ist unser Meister, Jesus Christus.“ Die Zeit seiner Studien war nun zu ihrem Ziele gelangt, indem er noch in diesem Jahre durch freie Wahl der Gemeinde den Ruf als Pfarrer nach Glarus erhielt und annahm. Mit freudigem Bewußtsein, die Vorbereitungszeit wohl benußt zu haben, ging er seinem neuen Wirfungskreise entgegen. Gott hatte ihn vor groben Verirrungen troß der Rohheit der Zeit gnädig bewahrt: „Ich bekenne mich zwar als einen großen Sünder vor Gott, aber schändlich habe ich nie gelebt, so daß man mich niemals wegen einer Sünde hat strafen müssen.“ Danferfüllt für die göttliche Leitung sprach er: „Gott hat mir vergönnt von meinem Knabenalter an der Erforschung göttlicher und menschlicher Dinge obzuliegen." Da er bis jezt noch nicht die Priesterweihe empfangen, ging er nach Constanz, um sich weihen zu lassen, hielt auf der Rückreise in Rapperschwyl am Zürchersee seine erste Predigt und in Wildhaus die erste Messe. Die Gemeinde Glarus hatte in freier Bethätigung ihres Wahlrechts den jungen Magister Zwingli zu ihrem Pfarrer gewählt; aber bevor er seine Stelle antreten konnte, mußte er eine Seite des Verderbens, unter welchem sein Vaterland schmachtete, schmerzlich kennen lernen. Heinrich Göldli, aus einer vornehmen Familie Zürichs her

stammend, jezt Stallmeister, Haus- und Tischgenosse des Papstes, kam mit einem päpstlichen Bestallungsbrief für diese Stelle, obgleich er schon. mehrere Pfründen besaß. Die Gemeinde Glarus behauptete aber mit Erfolg ihr freies Wahlrecht, doch mußte Zwingli diesen päpstlichen Eindringling mit einer Summe Geldes für die Verzichtung auf seine widerrechtlichen Ansprüche entschädigen.

Zweiter Abschnitt.

3wingli, Pfarrer in Glarus und Einsiedeln.
1506-1518.

Alles, was ihr thut, das thut von ganzem
Herzen.

1. Amtsantritt und erste Wirksamkeit.

Colosser 3, 23.

Im letzten Viertel des Jahres 1506 wanderte der zweiundzwanzigjährige Priester wieder von Wildhaus über den Ammon nach Wesen zu seinem väterlichen Oheim und von da der Linth entlang zwischen hohen Bergen nach dem Hauptflecken des Kantons Glarus. Ein Entschluß leuchtete vor Allem in der Seele des hochbegeisterten Jünglings. „Ich will wahr und aufrichtig sein gegen Gott und gegen die Menschen in allen Lebensverhältnissen, in die mich Gottes Hand führt." „Heucheln und Lügen, schreibt er als Ergebniß seines frühen Nachdenkens, ist schlimmer, als Geld stehlen. Der Mensch kann durch nichts Gott ähnlicher werden, als durch die Wahrheit. Je mehr man die Wahrheit ehrt und liebt, je näher und ähnlicher ist man Gott. Lüge ist der Anfang zu allem Bösen. Herrlich ist die Wahrheit, voll Majestät, und flößt selbst dem Bösen Ehrfurcht ein."

Zunächst erkannte er, daß der Geistliche unausgesezt sich ernsten Studien widmen müsse, wenn er sich vor dem gemeinen Weltsinn bewahren und die Wahrheit mit lebendiger Ueberzeugung verkündigen solle. Er ward Priester, schreibt sein Freund Myconius, und weihte sich nun ganz der Erforschung der göttlichen Wahrheit, denn er erkannte wohl, wie viel der wissen müsse, dem die Heerde Christi zu weiden anvertraut

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