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kann, daß gerade der reformirten Reformatoren Leben und Schriften bisher in der Pflege kirchenhistorischer Wissenschaft verhältnißmäßig zurückgetreten sind, desto dringender wird man das Bedürfniß fühlen, diese Lücke auch schon im literarhistorischen Interesse auszufüllen. Jeder thue hier das Seine, Jeder thue es nicht nur im Dienst seiner confessionellen Kirche, der er allerdings zunächst angehört und für die zu sorgen er zunächst verpflichtet ist, er thue es im Dienste der evangelischen Gesammtkirche, im Dienste der Wahrheit und der Liebe, im Dienste des Herrn, dessen Namen über allen menschlichen Namen zu verherrlichen allein unser Beruf sein kann.

Was nun die Einrichtung des Werkes betrifft, so rechtfertigt sich diese wohl durch sich selbst. Einmal konnte es nicht in der Absicht der Herausgeber liegen, die sämmtlichen Theologen der reformirten Kirche, selbst wenn ihnen der Name von „Reformatoren" beziehungsweise zukommt, den Lesern vorzuführen; das Buch soll nicht eine Literargeschichte des 16. Jahrhunderts sein. Aber ebensowenig durften sie sich begnügen mit den sogenannten Reformatoren ersten Ranges, einem Zwingli und Calvin. Es mußten auch Männer zweiten Ranges, solche, die in bescheidenern Kreisen wirkten, neben die Heroen der Kirche hingestellt werden, schon um dieser selbst willen, zu denen sie die nothwendige Ergänzung bilden, und dann auch, um an Beispielen zu zeigen, wie derselbe Geist Gottes in verschiedenem Maaße und oft in einem reichern Maaße, als man's erwarten sollte, auch in den geringern Gefäßen gewirkt hat.

Sonach gruppiren sich um den deutschen Schweizer Refor= mator Zwingli einerseits die wieder eigenthümlich dastehenden Basel'schen Reformatoren Decolampad und Myconius, anderseits die ihm zur Seite stehenden Bullinger und Leo Jud, die auch nach seinem Tode sein Werk in Zürich fortsetten, während ein Vadian in St. Gallen, ein Sebastian Hofmeister in Schaffhausen, ein Berthold Haller in Bern in weitern Kreisen derselben Gruppe sich anschließen; doch so, daß Jeder wieder in seiner Eigenthümlichkeit dasteht, ohne von Zwingli irgendwie in derselben gestört zu werden. Frren wir nicht, so ist überhaupt.das Ver

hältniß der Schweizer Reformatoren zu Zwingli ein freieres gewesen, als das der deutschen, namentlich der sächsischen zu Luther. Capito und Bucer bilden, wie zum Theil auch schon Decolampad und Myconius, ein Mittelglied zwischen der schweizerischen und der deutschen Reformation.

Dagegen haben die Reformatoren französischer Zunge ihren Mittelpunkt in Calvin, der einen Farel und Viret, einen Theodor Beza und Peter Martyr, theils zu seinen Vorgängern, theils zu seinen Mitkämpfern und Nachfolgern hat. Als ein eigenes Glied in dem Organismus der reformirten Kirche erscheinen dann endlich die füddeutschen Reformatoren, Ambrosius Blaarer und seine Genossen, ein Lambert in Hessen, ein Johannes Lasky und seine Mitreformatoren in Friesland und den Rheinlanden, sowie die Verfaffer des Heidelberger Katechismus, Caspar Olevianus und Zacharias Urfinus.

Bei der Anordnung der Bände des Werkes schien es indessen nicht wohlgethan, nach einem allzustrengen systematisch gehaltenen Schema zu verfahren. Ein Blick auf das Inhaltsverzeichniß wird zeigen, daß bei dieser Anordnung auch Rücksichten auf eine wohlthätige Abwechslung des Stoffes und auf äußere Gründe gewaltet haben. So wird es z. B. nur gebilligt werden können, daß die kleinern Reformatoren, wie wir menschlicher Weise sie nennen möchten, in einem Schlußband zusammengebracht sind, während den größern, die ganze Richtungen repräsentiren oder wesentlich mit repräsentiren helfen, ein größerer Raum gegönnt ist. Auch die Einrichtung, wonach die Biographie der Männer vorausgeht und dann ein Auszug aus ihren Schriften folgt, hat ihren wohlerwogenen Grund; denn so gewiß es auch ist, daß jene Männer in ihren Schriften selbst gelebt und einen Theil ihres Lebens darin niedergelegt haben, so daß es scheint, es lasse sich Eins vom Andern nicht wohl trennen, so gewiß ist es doch, daß der Strom der Erzählung unnatürlich gehemmt wird durch das Einschalten zu großer Abschnitte aus den schriftlichen Werken eines Mannes. Diesen Eindruck wird z. B. jeder erhalten bei der sonst so verdienstvollen Biographie Calvins von Henry. Nun aber wird durch das Lesen der Biographie erst die Lust geweckt,

auch mit den Lehren und den Schriften des Mannes genauer bekannt zu werden, auf deren Verständniß er zugleich vorbereitet ist. Bei diesen Auszügen, sowie bei der Auswahl ganzer Schriften, mußte aber im Interesse der nicht-theologischen Leser besonders darauf gesehen werden, solche Stücke mitzutheilen, die, wenn auch nicht immer unmittelbar erbaulich, doch eben fruchtbar und genießbar wären. In der Vertheilung der Arbeit ist darauf gesehen worden, daß den verschiedenen Reformatoren auch solche Biographen gegeben wurden, die sich mit ihnen schon längere Zeit beschäftigt hatten. Wie die Namen auf dem Titel zeigen, gehören die Mitarbeiter selbst verschiedenen Landeskirchen, die Einen der schweizerischen, Andere der deutsch-reformirten, noch Andere der französisch - protestantischen Kirche (deutscher Zunge), an. Es versteht sich von selbst, daß bei der heutigen Verschiedenheit des theologischen Bildungsganges und der dadurch bedingten Verschiedenheit der wissenschaftlichen Denk- und Sprachweise eine Uniformität in der Behandlung nicht erwartet werden kann. Und wäre diese denn auch wirklich ein so großer Vorzug? Wohl aber dürfen wir die Versicherung aussprechen, daß sämmtliche Mitarbeiter sich in ihren Grundanschauungen eins wissen mit dem fundamentalen Glauben der Kirche, deren „Väter und Begründer" fie hiemit ihren Glaubensgenossen vorführen. Dieser Glaube ist ja kein anderer, als der Glaube an das in den Schriften der Propheten und Apostel geoffenbarte Gotteswort, auf das die evangelische Kirche aller Denominationen gebaut ist.

Eine Gruppe Reformatoren könnte noch in diesem Cyklus vermißt werden, nämlich die der anglikanischen und schottischen Kirche. Wer jedoch die so ganz besondere Eigenthümlichkeit dieser Kirchen kennt, der wird es natürlich finden, wenn bei dem großen. Umfang, den das Werk bei seinem gegenwärtigen Plane erhalten wird, davon ist Umgang genommen worden. Die reformirte Kirche des europäischen Continents kann ja wohl auch als ein Ganzes für sich betrachtet werden, dem wir in erster Linie unsre Aufmerksamkeit zu schenken haben. Mögen wir uns nicht täuschen, wenn wir auf eine lebhafte Theilnahme an einem Unternehmen. rechnen, das wir ohne Aufwand von Mühe und Kosten, sowie

auch ohne Unterstützung von Seiten des kirchlichen Publikums nicht zu Stande bringen können. Auf diese Unterstützung sollte um so eher zu rechnen sein, als der Verleger, von dem die erste Anregung ausgegangen, es an nichts wird fehlen lassen, um das Buch würdig auszustatten und es dennoch zu einem möglichst billigen Preise in die Hände des christlichen Volkes zu bringen. Eine, wie wir hoffen, befriedigendè Probe giebt dieser erste Band. Möge hier besonders das klare, lebensfrische und Lebenskräftige Bild Zwingli's, der wie billig die Reihe der Reformationshelden eröffnet, seinen Eindruck nicht verfehlen! Was dem Lebenden nicht gelang, als er seinem großen Gegner in Marburg so treuherzig die Hand zum Frieden bot, das möge dem Verewigten, der in seinen Schriften und im Andenken der Geschichte fortlebt, endlich gelingen bei denen, die den ehrlichen Muth haben, ihm ins Angesicht, die Gabe, ihm ins Herz zu schauen! Es muß sich denn doch am Ende bei einem fortgeseßten ernsten Studium herausstellen, ob die Zwingli'schen in der That einen „andern Geist" haben, oder ob es nicht bleiben muß bei dem Worte, das wir an den Eingang unsrer Bilderhalle schreiben möchten: „Es sind mancherlei Gaben, aber es ist Ein Geist; es sind mancherlei Aemter, aber es ist Ein Herr; es sind mancherlei Kräfte, aber es ist Ein Gott, der da wirket Alles in Allem."

Basel, im Februar 1857.

Dr. K. R. Hagenbach.

Vorbemerkung.

Nachdem Herr Professor Dr. Hagenbach die Gefälligkeit gehabt hat, in seiner lichtvollen Einleitung zu dem ganzen Werke, dessen erster Band hier erscheint, auf diese meine Arbeit in freundlicher Weise Rückficht zu nehmen, bleibt mir nur noch übrig, mit wenigen Worten auf den Standpunkt hinzuweisen, von welchem aus ich dieselbe betrachtet wissen möchte. Der besonnene Nachfolger Zwinglis, Byllinger, schreibt mit Bezug auf eine Lebensbeschreibung dieses Reformators: „Lebensbeschreiber sollten nicht so fast die Thaten als die Beweggründe der Handlungen darstellen." Diesem Winke habe ich nach Maßgabe der Mittel und Kräfte, die mir zu Gebote standen, nachzukommen gesucht. Ich hoffe, die Sachverständigen werden finden, daß meine Arbeit sich von allen bisher erschienenen Biographieen Zwinglis dadurch wesentlich unterscheide, daß sie weit vollständiger die Beweggründe der Handlung mit den eigenen Worten des Reformators zum Bewußtsein führt, als dies bisher geschehen ist, während ich gerne in der äußern Darstellung mancher andern den Vorrang einräume. Die meinige ist deshalb aus dem gleichen Grunde mehr entwickelnd als beurtheilend; ich konnte mich nicht entschließen, die Reden und Thaten des Reformators von meinem beschränkten Gesichtspunkte aus fritisiren und meistern zu wollen.

Von der gleichen Ansicht geleitet, habe ich auch die Wahl aus den Schriften des Reformators getroffen. Seine Grundlehren und Anschauungen, wie sie mehr von ihm in großen Zügen entworfen, als nach allen Seiten vollständig entwickelt werden konnten, werden hier dem Leser mit den eigenen Worten Zwinglis in volksfaßlicher Sprache dargestellt. Wer das Bedürfniß hat, das Lehrsystem Zwinglis kennen zu lernen, der darf dem Studium seiner Hauptschriften in ihrer ursprünglichen Fassung nicht ausweichen.

Gottes Segen begleite diese Arbeit, daß sie Vielen zur Belehrung und Befestigung im Glauben unserer nach Gottes Worte erneuerten Kirche diene!

Raget Christoffel,
Pfarrer.

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