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Glaube, Erbarmen, und es würde nicht Gut begehren, noch Ehre, noch Wollust, noch Unterdrückung des Nächsten, sondern es hülfe dem Bedürftigen, tröstete den Verzweifelnden, zähmte den Wilden und wirkte Gutes gegen Alle. Wenn wir aber auch selbst etwas Gutes schaffen wollten, und wir es darin so weit gebracht, daß wir mit Menschenlehren und Geboten Gott zu ehren vermeinen, so haben wir die Gerechtigkeit Gottes verlassen und haben eine eigene Gerechtigkeit aufgerichtet, indem wir darin unsere Sünden abzubüßen vermeinten. Nun ist dieses aber Nichts, als ein auswendiger Schein und eine Heuchelei. Untersuche genauer, und besich nur, welch' schöne Zucht dieses sei! Daher ist auch die Klage gekommen, daß diejenigen, welche weise sein sollten, die Gemeinde Gottes zu weiden, zu Narren geworden sind; ja, man wählt sie nicht zu diesem Amte, man wisse denn vorher wohl, daß sie weder weise, noch gelehrt seien, in Gotteslehre; sie müssen in der= selben Narren und Blöcke sein; sie dürfen auch nicht ohne das größte Laster, nämlich ohne den Geiz sein; sondern, wenn einer nicht geizig ist, so kann er nicht Bischof, Probst oder Abt werden.*) Sich', welche Plage dieses ist! Sieh' auch dabei, um welcher Sünden willen diese Plage sich ausgebreitet hat! Um dieser willen nämlich, daß man vermeinte, Gott zu ehren mit unserm Narrenwerke, das ist, mit unsern Lehren und Geboten. Geh' nun hin, und schreie noch so jämmerlich: Sollen die heiligen Orden, die würdige Priesterschaft, die löblichen Gebräuche unserer Vorfahren, die Lehre der from= men Väter, die Fasten, die Feiertage, Jahreszeiten, Kerzenbrennen, das Räuchern, das Obladensegnen, das Besprengen von Weihwasser u. dgl. soll alles dieses in Abgang gerathen? Wenn du doch hörst, daß Gott damit erzürnt wird. Er weiß wohl, was aus diesen Dingen erwächst; darum will er nicht damit geehrt sein; denn man verfällt in Narrheiten und verläßt, was Gott gefällig ist. Darum fiel Adam, weil er auch Etwas wissen wollte, und zwar anders, als ihm Gott geboten hatte; denn das ist, wie mich bedünkt, der Baum der Erkenntniß des Guten und Bösen.

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Diese Worte Jesaiä hat auch Christus gebraucht, Matth. 15, 8 u. ff., und sie nur noch deutlicher hervorgehoben, indem er sprach: „Aber vergeblich dienen sie mir, dieweil sie lehren solche Lehren, die Nichts denn Menschengebote sind“. Diese Worte Christi sind so klar und bestimmt, daß man keines Andern bedarf, alle von Menschen erdachten Lehren und Geseze zu stürzen. Bring vor, was du nur kannst, wirf, schieß,

*) Dem Zwingli wurde auch von Propst und Capitel des großen Münsters in Zürich der Vorwurf gemacht, daß er als Leutpriester zu wenig für die Einkünfte des Stifts sorge.

schlage, wie du willst, mit deinem Geschrei: Väter! gute Werke! wollt ihr allein verständig sein? Sollten diese sich geirrt haben? Sollten jene nicht weiser gewesen sein? Du wirst mich nicht irre führen. Christus spricht: Sie ehren mich vergebens, umsonst, närrisch, μarn griechisch, ja kindisch und eitel: so sie mir dienen mit Lehren und Geboten des Menschen. Beschönige deinen Unrath mit Worten, wie du willst, so ist er dennoch eitel, und mit Frevel hingestellt; denn der Rechtgläubige horchet allein auf dasjenige, was sein Herr und Gott ihm sagt; und wenn er sich genau prüft, so findet er, daß er den Willen Gottes in keiner Hinsicht genau erfüllet habe. Wie wird er dann erst etwas Neues erdenken wollen, wenn er dasjenige, was er schuldig ist, noch nicht erfüllet hat? Wie wird er Neues an die Kunkel nehmen, wenn er das Alte noch nicht abgesponnen hat? Darum ist es ein Frevel, von sich aus Neuerungen anzufangen und sie für gut auszugeben, indem man das Wort Gottes verläßt. Wahrlich, es verhält sich mit der menschlichen Thorheit und ihren Werken, wie es mir vorkommt, folgendermaßen: Wenn ein Herr jede Arbeit seinem Hausgesinde nach seinem Wohlgefallen vorschriebe, und ein vorwißiger Knecht Etwas beginnt, was nur ihm gefällt; wie z. B. wenn ihm geboten wäre, den Kornacker oder den Weinberg gegen Einbruch einzuzäunen, und er sich daheim zu den Kindern hinseßte, und ihnen Pfannenknechte aus Hanfstengeln machte, so würde er nicht nur dem Hausherren mißfallen, sondern er würde geradezu verjagt werden. So ist es auch in dem Reiche oder in der Familie Christi. Gott fordert von uns gar schwere und mannliche Dinge: daß wir ihm allein anhangen, allen Trost bei ihm suchen und allein seinem Willen gehorchen, alle Arbeit und Ungemach um seinetwillen tragen; Niemandes Gut begehren, nicht hoffährtig seien, kurz, nicht nach dem Fleische wandeln. Da gehen wir dann zu den Kindern hin und bauen Häuser aus Hanfstengeln, d. i. wir erdeuken jene Außenwerke, wie das Kerzenbrennen, das Besprengen mit Weihwasser, die Beguinengebete, das Mönchsgeplärr, den Pfaffengesang und solches Wesen, das wir, ohne die bösen Anfechtungen und Begierden zu vertilgen, selbst durch andere Menschen können verrichten lassen; unterlassen dagegen das Werk Gottes. Nun weiß ich wohl, daß ich hier gar geringfügig und kindisch von den Werken rede. Ich thue dieses aber um deren willen, die so sehr sich beklagen über den Abgang der guten Werke. Sind sie aber so begierig, gute Werke zu thun, so will ich mit Micha 6, 8 reden: „Es ist die gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten, und Liebe üben, und demüthig sein vor deinem Gotte". Was bedeutet, demüthig sein vor deinem Gotte" anders, als fleißig aufsehen, was Gott wolle.

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Wenn du nun irgend Werke thun willst, so vergieb deinem Feinde, flieh Parteiwesen, theile Speise, Trank, Kleider mit den Dürftigen, höre auf zu reden, was eitel ist, lenke den Finger auf dich selbst, mit dem du auf die Leute zeigst, höre auf, Gott zu lästern, unterlaß Völlerei, das Kriegen, Spielen, Wuchern, Ehebrechen, die Unzucht, das Berauben und Betrügen, bitte für deine Feinde, laß den Rock dem Mantel nachfahren, reiche den andern Backen auch zum Streiche dar, thue Gutes denen, die dich hassen und verfolgen. Solche Werke thue! Solches hat Gott geheißen. Du kannst aber jeßt, wenn du fünftausend Gulden erwuchert hast, und willst eine Pfründe stiften, dir Ablaß erkaufen (solches thust du nebenbei auch den Menschen zu Gefallen; das sieht man an den gefleckten Kazen, die am Altartuche und Meßgewande hangen) mit einem hundertsten Theile deines Raubes; und obgleich dein eigen Gewissen schreit, es ist nicht recht, und, Gott hafset den Raub, ob man ihm gleich davon opfert, Jesaias 61, 8, läsfest du doch dem Nächsten das Seinige nicht, oder du theilst deine Habe nicht aus; nun stellst du dich wieder so klug, und beklagst dich über den Abgang der guten Werke. Gehe, thu erst die von Gott gebotenen Werke! Du willst aber gerne einen Pfennig geben, der dich nicht reut, nur damit du die Leidenschaften deines Herzens nicht angreifen und dich bessern müssest. Sichst du jezt, wo der Schalk steckt? Damit aber diese Vorwürfe nicht vergebens seien, so will ich dir anzeigen, woher es kommt, daß man keine Liebe zu den Werken Gottes hat, wenn man sich gleich sonst einiger Werke befleißigt! Verleihe du aber, Herr und Gott, dazu das Verständniß! Siehst du, einfältiger Mensch, daß es nicht an uns liegt, Gutes zu thun, sondern allein an Gott. Jeremias 10, 23: "Ich weiß, Herr, des Menschen Thun steht nicht in seiner Gewalt, und stehet in Niemandes Macht, wie er wandle oder seinen Gang richte". Du solltest wohl aus dem Umstande, daß dir Gottes Werke nicht gefallen wollen, sehen, es liege nicht in Menschenkraft, daß ihm das Gute gefalle oder daß er es vollbringen möge. Weffen ist dieses aber? Es ist allein des Geistes Gottes. Wie kann ich aber diesen erhalten? Bete zu Gott, daß er dir Erkenntniß verleihe! Sobald du ihn anrufst, so spricht er: ich bin hier; ja er bewegt dich, daß du rufest. Sobald er da ist, so schenkest du seinem Worte Glauben. Sobald du seinem Worte Glauben schenfft, so bist du seiner Gnade versichert und des Heiles gewiß. Jezt wird dich der Geist Gottes, der das in dir gewirkt hat, nimmermehr müßig gehen lassen, und er wird dir die Werke. lieb werden lassen, die Gott gefallen, und du wirst die Werke nicht dir selbst zuschreiben; denn du haft wohl gesehen, daß du sie vorhin nicht zu thun vermochtest; sondern du wirst sie allein Gott zuschreiben, und dein eigen Werk als einen Gestank und Unrath

verwerfen, und endlich durch eigene Erfahrung erlernen, daß das wahrhaft Gute nicht dein ist, und daß dasjenige, was du früher für gut gehalten, nichts als ein Betrug und eine wahre Heuchelei ist. Hier kommst du wieder mit einem papierenen Einwurf: Ja deswegen, (sagst du) will ich, daß die Pfaffen, Mönche und Nonnen für mich beten, weil ich wohl weiß, daß ich ein Sünder bin und Nichts vermag. Antwort: Sich', wie vergebens du dich windest! Entferne zuerst die Heuchelei, und sich dann, wie viel du um Gotteswillen gebest! Sodann weißt du nicht, daß auch sie so beschaffen sein sollen, wie ich dich gelehrt habe. Wenn sie nun also sind, so werden sie ihre Vigilien, Messen, Bet= stunden nicht verkaufen, sondern allein lehren, daß sich Jedermann in der Gnade Gottes befestige. Hebr. 13, 9. Und dieweil sie Geld für ihren Gottesdienst nehmen, so sind sie eben so schlimm, ja noch schlimmer, als du; denn sie dienen Gott vergebens, indem sie ihn mit menschlich erfundenen Werken ehren wollen. Wenn solches nun vergebens ist, wie sehr glaubst du wohl, daß sie sich versündigen, indem sie erst Geld darum nehmen von den Menschen? Solches ist nichts Anderes, als ein Ei auf das andere gebaut.

Christus spricht wiederum, Matth. 9, 16 u. 17:,,Niemand sezt einen Lappen von neuem Tuche auf ein altes Kleid; denn der Lappe reißt doch wieder vom Kleide und der Riß wird ärger. Man fasset auch nicht Most in alte Schläuche; anders die Schläuche zerreißen, und der Most wird verschüttet, und die Schläuche kommen um. Sondern man fasset Most in neue Schläuche, so werden sie beide mit einander behalten". Dieses Gleichniß hat Christus den Jüngern Johannis und den Pharisäern gesagt auf ihren Vorwurf, den sie ihm gemacht: wie es komme, daß sie viel, aber seine Jünger wenig fasten. Darauf hat er in den vorangehenden Worten auch in einem Gleichnisse geantwortet, daß, dieweil der Bräutigam bei seinen Freunden sei, sie nicht trauern. Wenn aber der Bräutigam von ihnen genommen werde, dann werden fie fasten und trauern, andeutend, daß, wo Christus ist, Niemand zu sorgen bedürfe, wie er Gott gefalle; denn wo er sei, da gefalle Gott Alles, und es bedürfe keines Trauerns, sondern da sei Freude, wie an einer Hochzeit. Wenn aber dieser von ihnen wegkomme, so geschehe dieses aus dem Grunde, weil sie fleischlich geworden seien. Darum solle man das Fleisch wieder durch Fasten und Trauern dem Geiste unterwerfen. Und bald darauf spricht er die zuerst erwähnten Worte, durch welche er darstellt, daß gleich wie Einer, der ein altes Kleid flicken will, nicht starkes, neues oder ungewalftes Tuch dazu nimmt — denn das Neue ist dem Alten zu stark und zerreißt es - so ergeht es auch dem, der das Evangelium, das Wort der Gnade Gottes, mit dem Geseze von den Werken vermischen will; er ist irre und schafft, daß diese beiden

Dinge unnüß werden. Der neue Lappen fällt hin, und das alte Kleid wird zerrissen, und es fällt der neue Lappen darum hin, weil das alte Kleid zu schwach ist, ihn zu halten. Dieses bedeutet nichts Anderes als: wer nicht wieder von Neuem geboren wird, und läßt die alten Lappen und Lumpen der äußern Werke und die Hoffnung auf seine eigenen Werke ganz und gar fallen, und verläßt sich frei, gleich wie ein Kind, das sich von den Bänken läßt, an die Gnade Gottes, der wird ärger als je; denn es wäre für ihn besser, er hätte die Angelegenheit der göttlichen Gerechtigkeit (das ist, seiner Gnade, in der wir allein gerecht werden) nie erkannt, 2. Petr. 2, 20, als daß er, nachdem er das Evangelium kennen gelernt, sich wieder an die schwachen Elemente dieser Welt kehrt; das ist, daß er sich wieder an sich selbst kehrt, an seine Weisheit, an seinen eigenen Rathschlag, der so viel auf sich selbst hat, daß er durch sich selbst gerecht werden will. Das neue Tuch will nicht mit dem alten Lappen zusammengeflickt sein, sondern lauter und unvermischt bleiben; so nur erhalten wir Liebe zu Gott, und Gott liebt auch uns. Die gleiche Ansicht verdeutlicht uns auch der zweite Theil des Gleichnisses in Betreff der Schläuche, womit er auch nichts Anderes andeuten will, als daß das Wort der Gnade Gottes in neuen Gefäßen erhalten werden solle, die keinen alten Bodensaz oder Geschmack haben: Das ist, daß wir Nichts halten auf die Elemente des närrischen Menschen, der auch gerne Etwas wäre, sondern daß wir uns allein auf die Gnade Gottes verlassen und ihn allein walten lassen sollen.

Wenn nun solches von allen Werken anzunehmen ist, daß sie, sofern sie von Menschen kommen, nichtig seien; wie viel mehr sind die äußern Werke, die wir selbst erdacht haben, bei denen der Geist Gottes nicht ist (denn wäre er dabei, so hätte er gesprochen: sie ehren mich vergebens), nichtig, eitel und umsonst, ja verderblicher als Kinder und Puppenspiele? Denn auf solche verläßt sich Niemand. Auf diese Werke verläßt man sich aus Einfalt, und wegen des Glaubens, den man ihnen schenkt, verläßt man die ganze Angelegenheit der Gnade Gottes, ja man erkennt sie nicht mehr. Darum spricht, um Solches zu verhüten, Petrus mit Recht, Apostelgesch. 15, 10 u. 11, (indem einige aus dem Judenthum zu Christo Bekehrte unternahmen, die äußeren Werke oder das Gefeß der Werke den Christen aufzubürden): Was versuchet ihr denn nun Gott mit Auflegen des Joches auf der Jünger Hälse, welches weder unsere Väter, noch wir, haben tragen mögen? Sondern wir glauben durch die Gnade des Herrn Jesu Christi selig zu werden, gleicherweise wie auch sie". Hier schreien aber immerført die Vertheidiger der faulen Werke (denn gute, christliche Werke thut Niemand weniger als diejenigen, welche zumeist nach Werken schreien): Soll man nicht

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