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nach dem Geseße Gutes thun? Warum spricht Christus: „Wenn du in das Leben eingehen willst, so halte die Gebote!" Matth. 19, 17. Antwort: Die Gebote Gottes werden von keinem Menschen gehalten, der Geist der göttlichen Gnade wirke denn in ihm, daß ihm dasjenige gefalle, was Gott geheißen und uns zum Werke bewege. Ursache: „Ohne ihn vermögen wir Nichts", Joh. 15, 5. Wenn wir nun ohne ihn Nichts vermögen, so müssen wir uns wohl seiner Gnade getrösten; wenn nun das der Fall ist, so muß wohl folgen, daß, wenn der Mensch an die Gnade Gottes sich gelassen, er allein Gott weisen und walten laffen soll; dieser läßt ihn nicht müßig gehen, er wird ihm wohl zu schaffen geben. Siehe, ob Petrus, Paulus, Andreas gute Werke un= terlassen haben darum, weil sie allein die Gnade Gottes geprediget haben? Das sei ferne! Wer hat je sorgfältiger das Wort Gottes ge= pflanzet, als sie! Wer hat je mehr zu schaffen und zu sorgen gehabt, als gerade sie? Besieh' der ersten Christen Leben, von Anfang her, und untersuche, ob man je so fromm gewesen sei in Bezug auf gute Werke, als am Anfange! Was hat nun die ersten Christen wohl fromm gemacht? Nichts Anderes, als weil sie sich ganz und gar auf die Gnade unseres Herrn Jefu Christi verlassen haben, nicht allein in Betreff der Seligkeit, sondern auch in Betreff der leiblichen Bedürfnisse; denn sie verkauften all' ihre Habe und brachten den Erlös davon den Aposteln zum Besten der Brüder. Als aber Ananias auch heuchlerisch vorgab, er verlasse sich ganz und gar auf die Guade Gottes, was aber nicht der Fall war denn mit Vorwissen seiner Frau behielt er sich einen Theil des Vermögens zurück – da sprach Petrus zu ihm, Apostg. 5, 3: Anania, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, daß du dem heiligen Geist lögest?" Und bald darnach sind beide hingefallen und plöglich todt gewesen. Solches hat mir früher gar hart geschienen, dieweil ich meinte, ich wiffe auch Etwas und Gott sollte mir billig Rechenschaft ablegen, warum er ein jegliches Ding thäte. Aber wenn ich den herrlichen und festen Glauben der christlichen Gemeinde zu jener Zeit beachtete und die große Treue und den Fleiß, der daraus erblühte, und darneben wieder sehe, wie Ananias sich durch den Teufel verführen ließ, daß er in der heiligen Gesellschaft Untreue üben konnte, und, gleich als ob Gott blind wäre, nichts desto weniger sich heuchlerisch dafür ausgegeben, als wäre er in der Gnade und im Glauben, in welchem die Anderen waren wenn ich solches Alles beachtete, so schien mir die Strafe noch sehr gering. Denn ich sehe, wie Gott uns in ihm ein warnendes Beispiel aufgestellt hat, daß wir nicht Trugwerke üben sollen, sondern uns ganz auf die Gnade Gottes verlassen, nicht einen Theil uns selbst vorbehalten und sprechen: Ei! ich muß auch Etwas thun; Gott wird doch nicht Alles thun. Ei! ich kann auch nicht

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zu viel vertrauen; ich muß selbst auch sehen, daß ich Etwas in Händen habe. Gleich als ob Gott so träge und untreu wäre, daß er den, der sich auf ihn verläßt, nicht mahne und lehre, oder ihm nicht Speise und Nahrung zeige. Sollte Gott heut zu Tage alle so Halbgläubige plöglich niederwerfen, welche Jünglinge möchten sie hinaustragen und begraben? Nun wird aber Gott in seiner Gerechtigkeit nicht nachlaffen; ergeben sie sich nicht an die Gnade Gottes, so wird ihnen die Gerech= tigkeit zu Theil; und wenn er sie auch mit so harter Strafe verschont, so wird er doch dort mit ewiger Pein sie bestrafen. Darum will ich allen denen, welche fürchten, die Werke gerathen in Abgang, als gewiß versichert haben, in dem Herrn Jesu Christo, daß alle wahrhaft guten Werke um so mehr wachsen und zunehmen, je mehr man sich auf Gott verläßt. Und die Antwort, die ich vormals auch berührt, sollen fie nicht vergessen! Denn ich mag nicht zehnmal das Gleiche sagen. Dabei wird aber die ganze Menge kleinfügiger Dinge, die vom Menschen erfunden und gelehrt sind, hinfallen; denn man sieht deutlich, daß allein die Werke gut sind, die Gott angibt und wirket; auch daß es eine schwere und ewig verdammliche Sünde sei, Gott zu verlassen und ihm nicht zu trauen; dagegen sein Vertrauen auf eigene Kraft zu sehen. Denn solches heißt, Gott schmähen und Abgötterei treiben; daher schilt Paulus den Geiz Abgötterei; denn der Geizige seßt seine Hoffnung auf Hab' und Gut.

Hier widerstreben aber die faulen Schleicher und Altflügler: Es haben doch die Apostel auch Ceremonien geboten. Denn das Verbot vom Gözenopfer, vom Erstickten und Blute zu essen, find Ceremonielgeseße. Diese Einwendung werde ich anderswo berücksichtigen. Bis dahin gedulde dich und begnüge dich mit den Worten, die sich im Sendschreiben der Christen zu Jerusalem finden, Apstg. 15, 28: „Es hat dem heiligen Geiste und uns gefallen, euch keine andere Beschwerde aufzulegen, denn diese nöthigen Stücke 2c."; wie zuvor erwähnt. Summa, die christliche Gemeinde zu Jerusalem hat im Geiste Gottes gesehen, man solle den Christenmenschen keine Beschwerde auflegen, und die nachkommenden Heuchler haben anders gefunden.

Paulus spricht, Coloff. 2, 8:,,Hütet euch, daß euch Niemand beraube durch die Weltweisheit und lose Verführung nach der Menschen Lehre, und nach der Welt Sagungen, und nicht nach Christo". Dies lehrt deutlich, man soll sich hüten vor Menschentand, daß sich Niemand durch denselben der Gnade Gottes berauben lasse, die uns erworben worden. Wer sich in der Gnade Gottes befestiget und vertraut findet, der hütet sich vor der menschlichen Philosophie, das ist, vor menschlich erfundener Weisheit.' Nun haben aber eine Zeit lang diejenigen, die das Wort Gottes vortragen sollten, um nichts Anderes sich bemüht,

als wie sie Menschentand, die Philosophie,*) die nichts Anderes ist, als ein närrischer, ungewisser Wahn, in diejenigen Menschen einpflanzen, die mit dem Worte Gottes allein gespeißt werden sollten. Er warnt auch vor unnüßer, eitler Verführung, die er deswegen also nennt, weil die von Menschen erfundenen Sagungen und Gebote einen schönen Schein vor den Menschen haben, inwendig aber leer, eitel, öde und unnüz sind; denn wo der Geist Gottes nicht ist, da ist nur Falschheit, Heuchelei, ein verzweifelndes, zerrüttetes und mörderisches Gewissen. Nun ist aber Gott nicht, wo das Fleisch ist (welches, wie oben berührt worden, nichts Anderes ist, als unser Wissen und unsere Vernunft). Darum hat Paulus diesen Schein der menschlichen Heuchelei sehr passend eine öde, lose und eitle Verführung genannt; denn Alles, was vom Fleische kommt ist Fleisch. Daraus folgt, daß alle menschlichen Sagungen, welche gute Werke anempfehlen und die wir für gut ausgeben, ein sicheres Zeichen der ächten Heuchelei seien, und daß Alle, die ihnen anhangen, Heuchler sind, ja ungläubig, seelenlos und Verzweifelnde. Grund davon: Wären sie rechtgläubig, also daß ihre Zuversicht allein auf Gott beruhte, so wäre der Geist Gottes bei ihnen. Denn durch den Geist Gottes allein geschicht es, daß wir uns auf die Gnade Gottes verlassen, und wenn dieser bei ihnen wäre, würde er sie nur zu seinen Werfen und zu seinem Willen begeistern. Wenn sie aber auf Menschentand halten, so ist es gewiß, daß Gott nicht bei ihnen ist. Denn Gott versucht, Jerem. 17, 5, Alle, die vom Herrn weichen und sich auf Menschen verlassen und Fleisch für ihren Arm halten. Laß sie nur ihr Getändel treiben, so lange sie wollen; du sei an dem einzigen Zeichen versichert, daß Gott nicht bei ihnen sei, weil sie nicht Gottes Lehre verkündigen, und nicht lehren, seine Gnade allein sei unser Heil. Darum ist in ihnen nichts Anderes als Heuchelei und Verzweiflung. Laß sie mit ihren Werken prangen, wie sie wollen, sie sind doch nichts Anderes vor Gott als ein Gräuel, wie Christus selbst lehrt, Luc. 16, 15, indem er zu den Pharisäern spricht: „Ihr seid es, die ihr euch selbst rechtfertiget vor den Menschen; aber Gott kennet eure Herzen; denn was hoch ist unter den Menschen, das ist ein Gräuel vor Gott". Ach Herr Gott, was wollen doch die Beschirmer des menschlichen Tandes mehr als dieses einzige Wort Christi? Ist es nicht allein klar und stark genug, sie zu überzeugen, daß Alles, was ihnen klug, schön, hoch und gut scheinet, *) Die Philosophie der Schulgelehrten vor der Reformation befaßte sich größtentheils mit spigfindigen, unfruchtbaren Untersuchungen, bei denen sich die Fertigkeit in künstlichen Schlußfolgerungen vorzüglich geltend machte. Und solche Spißfindigkeiten wurden auch in der Kirche von der Kanzel statt Gottes Wort verkündiget.

vor Gott ein Gräuel sei? Paulus warnt ferner, daß man sich nicht durch die Sagungen und Lehren der Menschen der Gnade Gottes berauben lasse. Paulus wußte wohl, daß der Mensch seinen Rath und seine Tücke nicht fahren lassen würde, da ihm Solches im Paradiese so wohl gefiel, daß er selbst auch weise sein wollte und sich nicht begnügte mit der Gnade Gottes, die ihn so unschuldiglich, wie ein Vater sein Kind, geführt und geleitet hatte. geleitet hatte. Und daher wollte er durch diese Worte verhüten, daß man sich gar nicht an Menschenlehre und Sagungen ließe; denn sobald dieses geschehen würde, gälte das Wort Gottes Nichts mehr bei uns. Ursache: Dasjenige, was wir nach den Elementen dieser Welt, das ist, nach menschlichem Wahne und Weisheit und Geboten, erfinden würden, würde uns so gut gefallen, daß wir, an das Fleisch gefehrt, Gott ganz und gar verlassen würden. Hier lerne die Wahrheit desjenigen einsehen, welcher*) auf dem Tage des Gespräches so herrlich aus dem heiligen Paulo, 2. Theff. 2, 14, beweisen wollte, daß auch Paulus nach seinem Sinne Sagungen, Ordnungen oder Lehren gegeben, weil das Wort traditiones da stehe, welches Paulus daselbst für die Ordnungen und Festseßung des Evangelii nimmt; dergestalt braucht er es auch 1. Cor. 11, 2. Aber hier wird es genommen für Ordnung, Angaben und Lehren der Menschen. Denn das Wort traditio, griechisch ragúdoors, heißt auf Deutsch eigentlich ein „Angeben“. Ein anderer Einwurf: Die Vertheidiger des Menschentandes pflegen einzureden, daß Christus spricht: sie ehren mich vergebens, und du sprichst: auch Menschenlehre und Sagungen nüßen Nichts zur Seligkeit; so bleibt ja snoch übrig, daß sie zu guter Ord= nung beim Regiment und gute Sitten nüßlich seien. Antwort: Ich muß euch mit den Worten Christi, Luc. 9, 41, schelten: „ du ungläubige und verkehrte Art, wie soll ich bei euch sein und euch dulden?“ Könnte ein Regiment wohl nicht gut sein, es würde denn mit geistlicher Pracht und Muthwillen vermischt? Wie hat man regiert, ehe und bevor ihre Pracht geboren ward? Was ist gut zu gutem Regimente und zu guten Sitten, woher fommt es? Stammt nicht alles Gute von oben herab, vom Vater des Lichts? Jak. 1, 17. Oder kann von den Menschen auch etwas Gutes herstammen, da doch alles Fleisch gleich einer täuschenden Blume ist, die bald hinfällt, und alle Menschen lügenhaft sind? Darum lernet doch eure Gebrechen erkennen! Sind welche gute Geseze oder Lehren unter den Menschen, so wisset, daß sie von Gott, und nicht von Menschen, herstammen: denn er besorgt durch seine Vorsehung alles Gute und leitet selbst alles Arge zum

*) Faber, Generalvicar von Constanz, bei Anlaß des ersten Religionsgespräches zu Zürich. Das Nähere darüber siehe oben bei der Erzählung dieser Begebenheit.

Guten. Wenn ihr also ein gutes Regiment sehet, so hütet euch, anzunehmen, es stamme solches nur von weisen Menschen her. Stammt es von Menschen her, so ist es nicht gut, sondern hat nur einen Schein des Guten; ist es aber gut, so ist es von Gott, der die obrigkeitliche Gewalt stiftet und ordnet, Röm. 13, 1. Hier ist dein Glaube wieder mangelhaft: denn du erkennest noch nicht recht, daß Gott gewiß durch seine Vorsehung alle Dinge verwaltet, und was du in deiner Thorheit den Menschen zuschreibst, das ist Gottes. Von den Geseßen aber, durch welche die Obrigkeit Gerechtigkeit erhält, werden wir später reden. Hier reden wir, wie schon gesagt, allein von denjenigen Sagungen, die dem Menschen vorgeschrieben sind, in dem Sinne, daß wenn er sie halte, er dadurch Gott gefällig und selig werde. Diese sind nichts Anderes als eine kindische Thorheit; denn aus Gnade Gottes allein werden wir selig, sonst durch kein ander Ding, wie oben stark dargethan worden. Daher ermessen wir, daß allein die Sitten derjenigen Menschen gut seien, die sich an die Gnade Gottes gelassen haben; denn diese werden vom Geiste Gottes geführt; und was nicht aus dem Geiste Gottes stammt, das ist nichts Anderes als ein Betrug. Sind aber etwelche Ordnungen den Menschen bequem oder nothwendig, so wird uns Gott wohl solche lehren und aus seinem Worte recht ordnen und fügen; dann sind sie aber Gottes, und nicht unser. Welchen Nußen bringt aber der Obrigkeit die große Zahl menschlicher Heuchler? Wahrlich, keinen, wohl aber große Beschwerde und Zwietracht. Denn eine größere Beschwerde ist seit Anfang der Welt nicht über die Menschen gekommen, als der große faule Haufe der heuchlerischen Geistlichen, Pfaffen, Mönche und Nonnen; und diese kommen nirgends anderswoher als vom Fleische, das ist, vom Menschentande. Christus kennt keine Geistlichen, sondern nur seine Schafe; die seinen Geist haben, die sind sein Röm. 8, 8, die sind geistlich, Joh. 3, 6. Die von Menschen her den Namen geistlich erhaschen, find auch geistlich, ja wohl vom bösen Geiste her bösgeistlich, das ist, teuflisch. Wie hat man doch die Schäflein Gottes so sehr getäuscht, daß man sie mit den feisten Ochsen belud und in solche Stricke der nuglosen Sagungen verwickelte, da doch Gott, 5. Mose 4, 2. Cap. 12, 32, so sehr warnt, daß man zu seinem Gesche Nichts thue, noch irgend davon nehme, und der Geist Gottes die Apostel alle Wahrheit gelehrt hat und Paulus an die Galater und an vielen anderen Orten verordnet hat, daß man solche fleischlichen Erfindungen und Beschwerden nicht annehmen solle. Ja, er streitet mit einem so starken Argumente, daß dasselbe allein hinreichen würde, alle menschlichen Sazungen zu verwerfen, ja sie für sündlich, antichristlich zu verbieten und hinzuwerfen. Gal. 3, 15: „Lieben Brüder, ich will nach menschlicher Weise reden:

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