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verachtet man doch eines Menschen Testament nicht, wenn es bestätiget ist, und thut auch Nichts dazu." Darauf hin schließe ich also: Ziemt sich keinem Menschen, ein Testament oder Vermächtniß, das bestätigt ist, zu mindern oder zu mehren, ja so ziemt es noch viel weniger, daß man irgend Etwas zu oder von dem Testamente Gottes thue. Sein Testament, das er durch Christum gemacht hat, ist voraus verkündet, Jerem. 31, 31. und Jes. 55, 3: Daß es nichts Underes sein werde als eine Gnade; und wer sich an die lasse, der ist jezt heil; es bedarf weniger Geseze, weniger Künfte; es wird kurz und leicht, daß man es nicht von den Nächsten lernen müsse; sondern wie Gott mit dem David gewesen sei, also wird er auch getreulich bei allen Denen sein, die Männer sind nach dem Herzen Gottes; denen wird er barmherzig sein, wie dem David, wird sie weisen, woher und wie sie wandeln sollen, damit sie Niemandes Lehre noch Geseze bedürfen. Denn man wird Gott erkennen vom Kleinsten bis zum Größten, das ist, Niemanden wird es wegen seiner Kleinheit oder Niedrigkeit schwer werden, Gott zu erkennen: denn es ist nicht des Menschen Werk, noch hängt es von Menschenlehre ab, sondern es ist Gottes Werk. Wie haben wohl die Menschen je die Erbarmung und die Gnade Gottes durch ihre Geseze unterjochen und gefangen nehmen dürfen, damit sie dieselbe nur denen aufthun, die auf ihren Tand hören? Warum haben sie zu dem Gerechtwerden durch Christum allein ihre Werke hinzugethan? Warum haben sie dem Worte Gottes den Glauben geraubt, indem sie gezwungen haben, man solle ihrem Worte eben so viel Glau ben schenken, als dem Worte Gottes? Siehe, wie es um unser Fleisch, das ist, um menschliche oder natürliche Vernunft und Weisheit steht!

Daraus kommt nichts Gutes: denn sie ist von Art und Natur bös, wie Gott selbst geredet hat, 1 Mose 8, 21. Der Sinn und der Gedanken oder Anschlag des Menschenherzens ist böse von Kindheit an. Dieses lesen wir aber in der lateinischen Uebersetzung also: sensus et cogitatio humani cordis in malum prona sunt ab adolescentia sua. Der Sinn und der Gedanke des menschlichen Herzens sind geneigt oder fällig zum Bösen von seiner Jugend her. Diese Ueberseßung hat den Theologen viel Irrthum gebracht. Es verdiente der Uebersezer eine Rüge, da er die Theologen verführt, indem er spricht: Die Sinnen und Gedanken des menschlichen Herzens sind geneigt zum Bösen, anstatt daß er hätte sagen sollen: Der Anschlag, Sinn oder Gedanke des Herzens des Menschen ist böse, nicht allein geneigt zum Bösen, sondern ist böse, ohne alle Entschuldigung und Milderung. Diese Worte redet der Mund Gottes in der Ursprache also: „Jezer lib hādam re minneuram" welches klar und deutlich also lautet: Der Sinn oder Gedanke oder Rathschlag des Herzens des Menschen ist

böse von seinen kindlichen Tagen her, so daß darin sich gar keine Zweideutigkeit findet. Die Theologen wollten aber aus dem Worte „geneigt“ erjagen, daß in uns nur eine Neigung zum Bösen sei; nicht daß wir von Natur, wie selbige in Adam zerrüttet worden, böse, eitel und unnüß seien. Aus diesem Irrthume sind die frevelhaften Meinungen entstanden vom freien Willen, von unserem Vermögen, von dem Lichte unseres Verstandes, woraus dann wieder die Menschenlehren gefolgt sind, die Sazungen, das Verkaufen von guten Werken und alle Heuchelei. Denn Jeder hat in dem Worte geneigt" sich vorheucheln können, als ob er die Neigung überwunden hätte; ob er gleich wußte, wie es daheim, das ist, im Innern des Menschen, stehe. Wenn aber dieses Wort: des Menschen Gemüth und Rath ist böse, ohne alle Bemäntelung herausgesagt und fest gelehrt worden, so hätte sich doch Keiner mit einer so offenbaren Heuchelei erheben dürfen; denn es hätte ein Jeder gewußt, daß unser Anschlag bös ist; und was man auch Gutes aus menschlichem Rathe hervorgebracht, hätte Jeder gedacht: es kommt von Menschenweisheit; der Born ist böse, so kann auch der Bach davon nicht gut sein; und es hätte weder Lehre noch Gesez noch Werk des Menschen irgend einen Glauben gehabt. Summa, aus dem Worte Gottes erlernen wir gewiß, daß unser Sinn, Anschlag, Gedanke, Rath, unser Erdauern und unser Gemüth überall böse ist; so muß ja folgen, daß dasjenige, was davon kommt, auch bös sei; denn kein böser Baum kann gute Frucht bringen, spricht Gott, Matth. 7, 17. Daher ist Alles, was nicht von Gott kommt, böse. Wie können aber jezt jene Vorwißigen, die sich rühmen, dasjenige, was Christus nicht vollkommen vollendet, selbst vollendet zu haben, etwas Gutes aus sich selbst hervorbringen, wenn fie hören, daß der Stamm böse ist? Wann wollen sie von ihrer Thorheit ablaffen? Wann wollen sie aufhören, Gott zu schmähen? Denn ist das nicht eine Schmähung Gottes und eine Verwerfung Jesu Christi, wenn sie reden, sie haben dasjenige, was Christus unvollkommen mitgetheilt, erst ganz und vollkommen gemacht? Ist er denn so unwissend gewesen, daß er es nicht vermochte? oder so mißgünstig, daß er es nicht gewollt hat? Kann das bei dem der Fall sein, der die göttliche Weisheit ist, ja in dem alle Schäße der Weisheit enthalten find, dem alle Dinge vom Vater sind übergeben worden, daß er die Todten belebt hat, die Ungläubigen zum Lichte der Wahrheit gebracht? Der darum in dieser Welt erschienen ist, damit er uns erlöse und seine Gnade kund thue? Wie könnte er denn mißgünstig sein? Siehe, wohin kommt der menschliche Frevel, wenn er sich selbst in seinen Anschlägen beschirmen will ? Dahin, daß er seine Thorheit mit einer Schmähung Gottes darthun will und weiser sein will als Gott, der zu den Jüngern gesprochen hat:

,,Wenn der Geist der Wahrheit komme, werde er sie in alle Wahrheit leiten". Nun lügt Gott nicht; der Geist ist gekommen; so haben auch die Boten und alle Gläubigen aus ihm alle Wahrheit erlernt. Nicht hat aber Gott, wie sie sagen, einen Theil seiner Rathschläge für sich vorbehalten, den er dann erst in den nächsten tausend Jahren geoffenbaret, was sie aus dem Worte, das Christus, Joh. 16, 12 spricht, darthun wollen: Ich habe euch noch Vieles zu sagen; ihr vermöget es aber jezt nicht zu ertragen; wenn aber der Geist der Wahrheit kommt, der wird euch in alle Wahrheit leiten". Da, sprechen sie, hörst du, daß er nicht Alles ihnen gesagt hat? Darum hat er erst darnach dieses den frommen Vätern geoffenbaret, was die Jünger damals nicht zu tragen vermochten. Siehe hier wiederum Gottes Willen, wie sie Gott sein eigen Wort aus den Händen winden wollen und es verfälschen. Die Jünger sind allerwegen von schwerem Verständniß gewesen, bis sie den Geist Gottes empfingen; noch viel weniger verstanden sie Christum, als dieser ihnen nach dem Abendmahle von seinem Verräther und anderen schweren künftigen Dingen zum voraus redete und sie in Bangigkeit und Furcht versezte. Als sie nun so niedergeschlagen und betrübt waren, spricht er: Ihr vermöget jezt nicht zu begreifen die Dinge, die ich euch kund thun will; aber wenn der Geist der Wahrheit kommt, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Er spricht: Euch, Apostel, wird er in alle Wahrheit leiten; er spricht nicht: ich werde mit der Zeit noch Vieles ans Licht bringen, was ich euch nicht offenbare, ich werde es aber Diesen oder Jenen offenbaren; sondern er spricht: der Geist der Wahrheit wird euch, die Apostel, mit welchen er redet, in alle Wahrheit leiten. Gott lügt nicht; so folgt auch, wie vorgemeldet, daß sie aller Wahrheit vom Geiste Gottes berichtet worden sind. Wie könnte auch Christus am Kreuze geredet haben:,,Es ist vollbracht!" wenn man erst die Gerechtigkeit mit menschlichem Sinne, Fleische oder Rath erlangen müßte? Das sind Mährchen!

Wie übel aber Gott unser Anschlag gefalle, wenn wir gleich wähnen, derselbe sei gut und gerecht, erlernt man 1 Sam. 15, 1. ff. Da hieß Gott Saul wider die Amalekiter streiten und Alles zu tödten, was unter ihnen lebte, Weib und Mann, Kinder und Säuglinge, Ochsen und Schafe, Kameele und Esel, und Nichts aus allen diesen Dingen begehren. Saul schlug sie von Evila bis gen Sur und nahm den König Agag gefangen, erschlug aber alles Volk, behielt aber auch dabei mit seinem Volke Einiges von der besten Habe, von Kleidern, Zierden und Vieh. Darum schickte Gott den Propheten Samuel zu ihm; den grüßt er: Du auserwählter Freund Gottes! ich habe des Herrn Wort

erfüllet. Samuel antwortete: Was ist denn das für ein Blöcken der Schafe in meinen Ohren, und ein Brüllen der Rinder, die ich höre? Saul sprach: Das Volk verschonte der besten Schafe und Rinder, damit es sie dem Herrn opfere. Samuel erwiederte: Gott hat dich geheißen, die Amalekiter bekriegen und sie ganz und gar vertilgen. Warum bist du dem Worte des Herrn nicht gehorsam gewesen, sondern hast dich zum Raube gewendet und Uebels begangen vor Gott? Da antwortete Saul: Ich bin doch gehorsam gewesen, und habe den Weg gewandelt, den mich Gott gewiesen hat, und habe den König Agag gefangen genommen und das Volk der Amalekiter erschlagen; nun hat das Volk die besten Rinder und Schafe behalten, sie Gott zu opfern in Gilgal. Da sprach Samuel: „Meinest du, daß der Herr mehr Lust habe am Opfer und Brandopfer, als am Gehorsam der Stimme des Herrn? Siehe, Gehorsam ist besser denn Opfer, und Aufmerken besser, denn das Fett von Widdern. Denn Ungehorsam ist eine Zaubereisünde, und Widerstreben ist Abgötterei und Gößendienst 2c." Und hierauf kündigte er ihm das Königreich ab und zerhieb den gefangenen König Agag in Stücken. Merke hier: Saul meinte auch, er hätte die Sache gar wohl ermessen, daß er es zu einem Opfer geordnet hatte, was ihn Gott verderben geheißen; er wollte dasjenige verbessern, was ihm im Gebote Gottes mißfiel. Du hörst aber, wie Gott durch Samuel redet, daß solcher Vorwiz bei Gott gleich wie Abgötterei angesehen werde; denn man foll einfach auf sein Wort hören und sich damit begnügen; also gebe man Gott die Ehre, da man aus Gehorsam gegen sein Wort Ihn als das weiseste und treueste Wesen kennen lernt und gewiß sein kann, daß er alle Dinge zum Besten befehle und leite. Wer Gott so gehorsam sei, der thue Besseres, als wenn er lebendige Opfer brächte. Hier mißbrauchen die falschen Geistlichen dieses Wort vom Gehorsam und sprechen: Siehe, wie gut ist Gehorsam! sie verstehen aber darunter den Gehorsam gegen Menschen. Nun ist aber der Sinn der Worte, daß man Gott allein gehorchen solle. Hat nun Gott den von den Geistlichen geforderten Gehorsam nicht geheißen, so thun sie wie Saul; indem sie die Anordnung Gottes durch ihre Weisheit verbessern wollen (wiewohl die Orden und Rotten nicht aus dieser Ansicht entstanden sind, sondern aus lauter Heuchelei), verschlimmern sie es und werden mit Saul verworfen. Da werden sie schreien: Soll man denn nicht mehr gehorsam sein? Wer lehrt dich Solches, du Faulbaum? Ja freilich lehrt man dich gehorsam sein dem, der ein Herr ist über alle Dinge. Wenn du dieses thust, so wirst du zugleich auch denen gehorchen, denen du sollst; denn er heißt dich deinen Obern gehorsam sein; deine Obern sind aber

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die Ordens- und Sektenhäupter! denn im Betreff dieser heißt

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dich Christus Nichts, sondern er verwirft sie. Wer aber die Obern seien, denen wir Gehorsam schuldig sind, wird hiernach folgen*); hier möge es genügen, daß dieser Ausspruch: Gehorsam ist besser, als Opfer", nicht von Gehorsam gegen Menschen lautet, sondern von Gehorsam gegen Gott. Es spricht auch mehr gegen als für Diejenigen, welche sie anführen. Aus dieser Geschichte Sauls und Samuels wird ein Jeder, wie ich hoffe, einsehen, wie gut und gefällig das sei, was aus menschlichem Vorwize und Einne stammt. Nun möchte ich noch viele Schriftstellen anführen, diesen Artikel zu bewähren; der Kürze wegen will ichs aber dabei bewenden lassen. Wenn meine Feinde sich dagegen erheben, so werde ich sie folgen lassen.

Capitel 16.

Daß Chriftus der alleinige, ewige Oberpriester ist; daraus ersehen wir, daß Diejenigen, welche sich für Oberpriester ausgegeben haben, der Ehre und Gewalt Christi widerstreben, ja ihn verdrängen (verschupfen).

Indem wir nachweisen, daß Christus der wahre Oberpriester sei, ergibt sich zuerst, daß er der oberste sei aus dem Grunde, weil er das alleinige Haupt aller Christgläubigen ist, wovon oben hinlänglich geredet worden ist. Denn Haupt und Oberster ist gleichbedeutend. Sodann ergibt sich, daß er der oberste Priester sei aus dem Opfer, das er geopfert; denn es hat niemals ein Priester ein solches Opfer dargebracht. Wohl sind schon viele fromme Menschen um Gottes willen gestorben; aber sie konnten doch niemals für Andere ein Opfer sein, vielweniger ein so kostbares, ewig währendes Opfer. So daß wir wohl mit David sprechen können: „Herr, wer ist Dir gleich!" Psalm 35, 10. Dieser David auch, im Geist redend, verkündigt, daß Christus ein ewiger Priester sein werde, nach der Weise Melchisedechs, Psalm 110, 4.,,Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen; du bist ein Priester ewiglich, nach der Weise Melchisedechs". Daß dieser Psalm sich auf Christum beziehe, bezeugt er selbst, Matth. 22, 44., indem er diese Stelle vor den Juden anführt und diese Kundschaft auf sich bezieht. Paulus macht auch davon Gebrauch, Hebr. 7, 20.,,Denn jene (die Priester im alten Testamente nämlich) find ohne einen Eid Priester geworden; dieser aber ist mit dem Eide, durch den, der zu ihm spricht: Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist ein Priester in Ewigkeit, nach der Ordnung Melchisedechs. Also ist Jesus eines gar viel besseren Testamentes Aus*) Nämlich die von Gott geordnete Obrigkeit Röm. 13.

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