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tragen, wenn er Etwas habe, wodurch er seine Frömmigkeit bewähren könne. Ohne Zweifel spricht er solches in der Meinung, daß wir arme Sünder Nichts haben. Zum Vierten zeigt er uns anthie wir so ohnmächtig seien und unrein von unserm ersten Vater hen, der gesündigt habe. Daraus folgt, daß er auch fündhafte und todte Kinder erzeugt. Zum Fünften, daß auch die Dollmetscher, die zwischen dem Volke und Gott vermittelt, wie Moses und die Propheten, gesündigt haben und Sünder gewesen seien. Damit wir uns aber darin kurz fassen, so ist Niemand, der nur daran denken könnte, unsere Sünden zu verzeihen, als Gott nur, wider den die Sünde geschieht. Denn wenn auch Etliche wider den Nächsten sich versündigen, so geht diese Sünde doch auch wider Gott; denn Gott hat uns auch das Gebot im Betreff des Nächsten gegeben. Die Päpstler hingegen weichen von dieser Ansicht ab; denn diese schreiben dem Papste auch die Macht zu, die Sünden zu erlassen, weil er ein Nachkomme Petri sei und dem Petrus die Schlüssel des Himmels, die Macht zu binden und zu lösen, anvertraut worden sei. Diese Ansicht haben sie mit solcher Macht aus dem Worte Gottes darzuthun sich abgemüht, daß es noch heut zu Tage viele wohlgelehrte, christliche Männer giebt, die nicht von den Schlüsseln des Papstes sich losmachen können. Es haben auch Etliche zu unsrer Zeit davon geschrieben, und zwar zum Theil in guter getreuer Absicht, daß die Schlüssel nicht dem Papste zukommen. Was aber unter diesen Schlüsseln zu verstehen sei, habe ich noch nirgends klar dargethan gefunden. Nun müssen wir auch die Sache zu Handen nehmen, und wenn wir den rechten Sinn der Schrift darüber ausfindig machen, so wird fodann auch die ganze Angelegenheit vom Nachlassen der Sünde, von der Beichte und von den Bußwerken klar werden. Matth. 16, 13 steht also geschrieben: Als Jesus in die Gegend von Cäsaräa Philippi kam, fragte er seine Jünger, sprechend: „Was sagen die Leute von mir, dem Menschen Sohne?" Sie antworteten ihm: „Etliche sagen, du seiest Johannes der Täufer, Etliche aber Elias, wieder Andere Jeremias oder ein anderer Prophet". Alsdann spricht er wiederum zu ihnen: , Wer glaubet ihr, daß ich sei?" Alsdann antwortete ihm Simon Petrus und sprach: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes". Jesus antwortete und sprach zu ihm: „Selig bist du, Simon, Jonas Sohn! denn Fleisch und Blut haben dir das nicht geoffenbaret, sondern mein Vater, der im Himmel ist. Und ich sage dir, du bist Petrus, ein Felser, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Hölle werden sie nicht zu überwältigen vermögen. Und ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben, und Alles, was du binden wirst auf Erden, wird im Himmel gebunden sein, und Alles, was du lösen wirst auf Erden, das wird auch im Himmel gelöset

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ein." Diese Worte haben die Päpstler so arg verkehret, damit sie beim ersten Anblicke ihren Absichten dienen, daß sie dadurch nach und nach alle Mer hen verblendet haben; denn sie haben die Bedeutung der Worte Christi und seiner Jünger nicht verstanden.

Christus hat oft seine Jünger um Dinge gefragt, die er selbst wohl wußte; er hat sie oft auch Alle gefragt, obgleich nur Einer darauf Antwort gab. Daraus folgt, daß auch seine nachfolgende Rede sich nicht allein auf den bezogen hat, der im Namen Aller die Antwort gab, sondern auf Alle, für die er Antwort gegeben. Dies soll bald Alles aus der Schrift klar werden. Dabei will ich noch bemerken, daß die Evangelisten zuweilen von den Jüngern insgemein reden und anführen, was sie geantwortet, obgleich sie nicht Alle mit einander gemurmelt haben, sondern nur Einer im Namen Aller sprach. Zuweilen aber spricht ein anderer Evangelist nur von dem, der im Namen Aller geredet hat und bringt Alles unter seinem Namen, wie auch wir solches zu thun pflegen. So z. B., wenn der ganze Rath Einem eine Antwort giebt, spricht der Eine: Meine Herren gaben mir die Antwort; ein Anderer aber spricht: Der Bürgermeister gab mir die Antwort; wiewohl sie nicht die des Bürgermeisters, sondern die des ganzen Raths war. Jezt folgt die Beweisführung dafür. Als Christus, Marc. 6, 38, das Volk speisen wollte, steht auch also geschrieben: Und er fragte fie: „Wie viel Brod habet ihr? Und als sie's besehen, haben sie gesprochen: Wir haben fünf Brode und zwei Fische." Hier findet sich auch, daß er Alle gefragt habe und daß Alle ihm geantwortet, wiewohl ihm Andreas Namens der Andern Antwort gab, den Marcus zwar nicht nennt; Johannes aber nennt ihn, Cap. 6, 8: „Alsdann hat Einer aus seinen Jüngern, Andreas, ein Bruder Simon Petrus, gesprochen: Es ist ein Knechtlein hier, der hat fünf Gerstenbrode und zwei Fische." Hier hat auch Andreas im Namen Aller dem Herrn angezeigt, wie viel Brod sie vorgefunden haben; denn Christus fragt sie Alle und hieß Alle nachsehen. So hat Christus auch hier alle seine Jünger gefragt; denn dies zeigen seine Worte klar an: „Wer saget aber ihr, daß ich sei?" Wiewohl Petrus für Alle geantwortet hat, so ist die Antwort nicht Petri allein; denn es ist wohl anzunehmen, daß, wenn die anderen Jünger nicht durch Petrus die Antwort gegeben hätten, sie, gleich wie beim Abendmahl ein Jeder besonders fragt, ob er der Verräther sei, auch hier ein Jeder insbesondere dem Herrn die Antwort gegeben, wen er glaube, daß er sei: denn diese Frage Christi trifft das Heil. „Wer da glaubet, daß Christus der Sohn des lebendigen Gottes sei, der ist in Gott und Gott in ihm." 1. Joh. 4, 15. Darum hat Petrus im Namen Aller die Antwort gegeben. Solches ist aber nicht mein Tand oder nur meine Ansicht; sondern die Worte Petri selbst, Joh. 5, 67,

begründen diese Meinung: Als Christus zu den Zwölfen sprach: „Wollet auch ihr mich verlassen?" hat ihm Simon Petrus geantwortet: „Herr, zu wem sollen wir hingehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Und das glauben wir und haben erkannt: denn du bist Christus, der Sohn Gottes." Hier redet Petrus flar: „Wir glauben und haben. erkannt, 2c." Daraus man flar entnimmt, daß alle zwölf Jünger den gleichen Glauben an Christum mit Petrus gehabt haben. Somit folgt auch, daß die Schlüssel nicht Petro allein, sondern auch allen Jüngern und uns, das ist, allen Gläubigen, in den Jüngern verheißen worden. find, wenn wir mit ihm bekennen, daß Jesus sei Christus, der Sohn Gottes.

Bevor wir aber weiter gehen, müssen wir doch von Petrus reden, von welchem die Päpstler behaupten, die Kirche sei auf ihn gebaut, was eine wahre Abgötterei ist. Christus hat zu Petrus gesprochen: Selig bist du (nach hebräischem Sprachgebrauch so viel als „wohl dir“), denn Fleisch und Blut haben dir das nicht geoffenbaret, sondern mein Vater im Himmel. Daraus ermessen wir, daß „Christum als Sohn Gottes bekennen" nicht eines menschlichen Herzens Ding sei, sondern göttliche Eingebung. Weiter folgt: „Und ich sage dir, du bist Petrus, ein Felser, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen." Christus spricht hier zum Ersten: Und ich sage dir, daß du Petrus, ein Felser, bist, gleich als wenn er sprechen würde: Du sagst mir im Namen eurer Aller, wie solches Joh. 6. klar anzeigt, daß ich der Sohn Gottes sei, und ich sage dir, daß du, Sohn Jonas, fürderhin Petrus, das ist, ein Felser, genannt werden sollest, wegen deines festen, gründlichen Bekennens, wie ich es dir verheißen habe. Diese Verheißung hat ihm Christus gegeben Joh. 1, 42, als Andreas, der Bruder des Simons, ihn zum erstenmale zu Christo führte, indem er sprach: „Du bist Simon, Jonas Sohn, du sollst Kephas, das ist, ein Felser, genannt werden.“ Sieh' nun, hier, Matth. 16, gibt er dem Simon den verheißenen Namen. Im Betreff dieses Namens geht der Papst zwiefach irre. Erstens spricht er, dieser Ausspruch: „Auf diesen Felsen werd' ich meine Kirche bauen", beziehe sich auf Petrus und auf die nachkommenden Päpste.

Nun hat aber Christus nicht gesagt: „Auf dich, Petrus, den Jelser, werde ich meine Kirche bauen“, sondern: „auf den Felsen, von dem ich dir diesen Namen gegeben habe, werde ich meine Kirche bauen." Seine Rede trifft hier nicht den Petrus, sondern sie bezieht sich wieder auf den Felsen, von welchem Petrus selbst den Namen hat und in welchem er mit allen Gläubigen gebaut steht. Denn wäre die Kirche auf Petrus gebaut gewesen, so wäre sie eingestürzt, als er Christum unter Betheuerungen verläugnete. Es sei aber fern von uns, daß

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wir irgend einer Creatur zugeben, daß sie die Grundfeste der Kirche, das ist, der Gläubigen, sei! Denn dieses wäre eine wahre Abgötterei und würde wider das klare Wort Christi und Pauli streiten. Christus bezieht die Worte aus dem Psalmen 118, 22 auf sich selbst, Matth. 21, 42:,,Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist uns zum Haupt- und Eckstein gemacht worden." Dieser Stein kann Niemand anders sein, als der Herr Christus Jesus selbst, wie Petrus 1., Cap. 1. Vers 6 lehrt. Paulus aber spricht 1. Cor. 3, 11: Einen andern Grund kann Niemand legen, als den gelegten, welcher ist Jesus Christus." Wenn nun Christus der wahre Fels ist, von dem das Haus, welches darauf gebaut steht, nicht entrückt werden kann, und wenn er die Grundfeste aller Gläubigen ist, so muß nun folgen, daß Alle, die ihn bekennen, wie Petrus mit den übrigen Jüngern es gethan, auch von dem wahren Felsen (Christi): Felser genannt werden; gleichwie wir auch mit Marien den besten Theil erwählen, wenn wir dem einigen Christo anhangen. Nun hat Maria deswegen nicht weniger dasjenige, was Christus von ihr spricht: Sie hat den besten Theil erwählet. So spricht er auch: Wer den Willen meines Vaters thut, der ist mein Bruder, meine Schwester und meine Mutter. Wenn nun einer diesen Willen thut, entzieht er der Maria, der Mutter Jesu, nichts von ihrer Ehre. So sind auch diejenigen, welche glauben, wie die Jünger mit Petro geglaubt haben, daß Christus der Sohn des lebendigen Gottes sei, auf den Felsen gegründet und heißen deshalb Felser. Diese Ansicht drückt auch Augustinus mit klaren Worten aus, in der Homilie, welche man am Feste der Apostel Petri und Pauli liest. Nun lesen die Pfaffen an allen Orten des Constanzer Bisthums dieselbe und haben nicht so viel Einsicht, daß sie begriffen, wie Augustinus die Worte vom Petrus und Felsen versteht; sondern sie schreien: Kezer, Kezer! beten dabei diese Worte ohne Nachdenken her und machen Augustinus und sich selbst zu Kezern. Ich muß hier Einiges davon anführen. Augustinus redet über diese Worte also: Darum ist nun Christus der Fels; aber Petrus, Felser, ist das Christenvolk, denn Petera, Fels, ist der ursprüngliche Name; darum wird der Felser (die Christen) vom Felsen (Christus) genannt, nicht vom Felser (Petrus): gleichwie Christus auch nicht von den Christen, sondern die Christen von Christo den Namen erhalten haben.

So hat Christus seine Kirche, das ist, seine Gemeinde, auf den Felsen, das ist, auf sich selbst, gebaut, und nicht auf den Felser (Petrus). Es soll auch Niemand denken, daß es etwas Besonderes sei, weil Christus dem Petrus seinen Namen geändert habe; denn es sind andern Jüngern auch ihre Namen geändert worden, namentlich dem Jakobus und dem Johannes, Marc. 3, 17, welche den Namen

,,Boanergos“, das ist Donnersöhne, erhielten. Dieser Name könnte auch eine besondere Gewalt andeuten, gleichwie der Donner auch weithin gehört wird und gefürchtet von den Menschen.

Sodann irrt der Papst im Betreff des Namens Petrus, wie Hieronymus lehrt und wie der Evangelist Johannes 1, 42 anzeiget. Der Papst spricht, Kephas bedeute so viel als caput, Haupt, wodurch er zuerst Petrus und darnach auch sich selbst zum Haupte der Kirche erhebt. Nun redet aber der heil. Johannes 1, 43 also: „Du sollst Kephas, das ist verdollmetschet, Petrus, Felser heißen." Sieh', der heil. Evangelist erklärt uns das Wort Kephas, welches syrisch ist, damit wir es verstehen, und spricht, es heiße so viel als Felser; und der Papst spricht, es heiße ein Haupt. Was soll man mit diesem Fälscher anfangen? Verfälscht Jemand dem Papst seine Briefe, so muß er mi dem Leben dafür büßen; und der Papst verfälscht die Worte Christi und raubt denjenigen das Leben, welche das sagen, was der Evangelist Johannes spricht. O Antichrist! Weiter folgt in den Worten Christi: Und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen." Sag' an, Päpstler, auf wen bezieht sich dieses Wörtlein,,sie"? Du mußt eingestehen, es beziehe sich entweder auf den Felsen oder auf die Kirche. Bezieht es sich auf den Felsen, so ist der Sinn folgender: Die Pforten der Hölle vermögen Nichts wider den Felsen (Christum). Bezieht es sich auf die Kirche, das ist, auf die an Christum Gläubigen, so ist der Sinn folgender: Die Pforten der Hölle vermögen Nichts wider die Gläubigen, die auf den Felsen (Christum) erbauet sind. Unter den Pforten und Thoren der Hölle sollst du die Stärke der Hölle oder des Teufels verstehen; er nennt sie aber deswegen Pforten, weil bei den Thoren gemeiniglich die größte Stärke im Gebäude, mit Geschüße und mit Bewaffneten sich findet. Nun ist der Sinn dieser Worte folgender: auf den Felsen, o Petrus! auf welchen ich meine Kirche bauen. werde, vermag Niemand mit seiner Stärke zu kommen; es vermag sie auch Niemand zu erstürmen, wenn sie in mir begründet und befestiget ist. Ja alle Kraft der Teufel kann ihr nicht schaden; der Teufel hat nimmermehr Recht noch Gewalt da, wo man an Christum glaubt; es vermag auch Niemand den Glauben der Kirche, das ist, aller gläubigen Menschen zu vertilgen. Darum seid unerschrocken ihr Alle, Rechtgläubige! ob Gott schon verhängt, daß wir noch so sehr verfolgt werden, ja daß ihr in die Wüste fliehen müsset, so vermag man dennoch nicht den Glauben zu mindern, ich geschweige, ihn zu vertilgen; denn Gott allein verleihet ihn; und wenn Viele um des Glaubens willen getödtet werden, so kommen auch Viele zu Gott.

Nun geht es an die Schlüssel: „Und ich will dir die Schlüssel des Himmelreiches geben.“ Im Betreff dieser Worte sind die Päpstler selbst

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