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so sende ich euch. Und nachdem er dieses gesprochen, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: „Nehmet hin den heiligen Geist. Wenn Ihr Jemandes Sünden erlasset, so sind sie ihm erlassen; wenn Ihr Jemandes Sünde behaltet, so, sind sie behalten". Wir wollen zunächst diese Worte des Johannis genau durchnehmen, damit man auch alsdann in den anderen Evangelien den Sinn dieser Rede besser kennen lerne. Denn es finden sich hier Umstände, welche man auch in anderen Evangelisten findet, so daß sie auch die nämliche Thatsache beschreiben, nur mit andern Worten; der Sinn ist aber der Gleiche. Erstens zeigt Johannes an, daß diese Begebenheit sich am Tage der Auferstehung zugetragen habe. Zweitens, daß Jesus in ihrer Mitte gestanden und gesprochen: "Friede sei mit euch!" Drittens, daß er ihnen die Hände und die Seite gezeigt. Viertens, daß sich die Jünger gefreut, als sie den Herrn gesehen. Fünftens, daß er sie gesandt, gleichwie anch ihn sein himmlischer Vater gesandt; dieser hat ihn aber zu unserm Heile in die Welt geschickt. Also sendet er auch seine Jünger, daß sie ihn, das Heil aller Menschen, verkündigen. Sechstens, daß er fie angeweht und gesprochen habe: „Nehmet hin den heiligen Geist! Wessen Sünden ihr erlassen werdet, dem sind sie erlassen; wessen Sünden ihr binden oder behalten werdet, dem sind sie behalten". Ja aus diesen Umständen wollen wir finden, daß Folgendes die Ansicht Christi sei: Wo das Evangelium geprediget und an dasselbe geglaubt wird, da werden auch dem Gläubigen die Sünden vergeben; dem Ungläubigen werden sie aber nicht verziehen, das ist, sie werden ihm behalten. Hier sehen wir erstens klar, daß der sechste Punkt, der sich auf die Sendung bezieht, den Sinn hat: Er sende sie in die Welt hinaus, das Evangelium Christi zu verkündigen, gleichwie auch er von seinem himmlischen Vater gesandt worden sei, das Heil zu verkündigen. Wer nun an das Evangelium glaubt, der wird selig; wer aber an dasselbe nicht glaubt, der wird in seinen Sünden gehalten oder gebunden bleiben. Diesen Zweck seiner Sendung hebt er klar hervor, Luc. 4, 18, mit den Worten des Jesaias 61, 1. 2: „Der Geist Gottes ist auf mir; daher hat er mich gefalbet, den Armen das Evangelium zu verkündigen, er hat mich gesandt, die zerschlagenen Herzen zu heilen, zu verkündigen den Gefangenen Erlösung 2c.“

Nun wollen wir den Lucas vernehmen und seine Worte ermessen. Er spricht Cap. 24, 36 also: „Als sie Solches redeten (die Rede betraf die von Petrus gesehene Erscheinung Christi und die Erzählung der Jünger, die nach Emaus gegangen, wie er auch ihnen erschienen sei), stellte sich Christus selbst in ihre Mitte." Der nämliche Umstand findet sich auch bestimmt beim Johannes, daß es spät am Tage der Auferstehung geschehen sei. Darnach folgt im Lucas: „Und er spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!"

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Dieses ist der andere Umstand, der darthut, daß hier die nämliche Rede, wie im Johannes, sich findet. Darnach folgt im Luc. V. 37: „Sie erschracken und fürchteten sich; denn sie glaubten einen Geist zu sehen". Dieses ist das vierte Kennzeichen, das der Erzählung des Johannes entspricht. Johannes erzählt dieses zwar so: „Die Jünger freuten sich, da sie den Herrn gesehn". Dieses soll dich aber nicht irre leiten, daß Freude und Furcht etwas Verschiedenes sei; denn Lucas wollte darthun, daß die unverhoffte Erscheinung Christi den Jüngern ein Grausen verursacht habe, wie wenn Einer Etwas sehr begierig sieht und hört, und dasselbe nicht glauben darf, und sich fürchtet, daß es sich nicht also verhalte. Diese zweifelnde Freude drückt Lucas mit den Worten aus: sie erschracken". Darnach folgt im Lucas:,,Was seid ihr erschrocken? und warum steigen Zweifel in euern Herzen auf?“ Diese Rede hat Lucas mit Marcus gemein, aber nicht mit Johannes. Sodann folgt: „Sehet meine Hände und meine Füße, daß ich es selbst bin! Betastet und beschauet mich; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein! 2c." Das ist das dritte Kennzeichen bei Johannes. Alsdann folgt bei Lucas: „Als sie noch immer vor Freude zweifelten und erstaunt waren, sprach er zu ihnen 2c.“ Siehst du, welchartig ihre Furcht gewesen ist? Nichts Anderes als ein Erstaunen, indem sie Christum voll Verwunderung ansahen und nicht glauben durften, daß es Christus wäre. Alsdann erzählt Lucas, wie Christus von einem Fische und Honigwabe gegessen, was wir hier nicht brauchen; denn Johannes hat diese Geschichte ausgelassen. Darob soll sich aber Niemand wundern; denn die Glaubwürdigkeit der Lehre Christi wird durch den Umstand sehr bestärkt, daß sie im Sinne und Geiste überall übereinstimmt, im Wort und Zeit aber oft Abweichungen stattfinden. Desgleichen, daß ein Evangelist oft eine Geschichte, die der Andere an diesem Orte hat, ausläßt, und sie an einem andern Orte ausführlicher giebt. Denn der heilige Johannes spricht, Cap. 21, 25: „Es sind noch viele andere Dinge, die Jesus gethan hat. Sollte man sie alle erzählen, so könnte die ganze Welt das Buch nicht faffen." Alsdann folgt im Lucas: „Und er sprach zu ihnen: das sind die Reden, die ich zu euch geredet habe, dieweil ich noch bei euch war, daß alle Schrift von mir erfüllt werden müsse, im Geseze Mosis und in den Propheten und Psalmen. Alsdann öffnete er ihnen den Sinn, und sie verstanden denselben; und er sprach zu ihnen: Also stehet geschrieben, und also mußte Christus leiden und auferstehen von den Todten am dritten Tage, und es muß verkündiget werden in seinem Namen Sinnesänderung und Verzeihung der Sünden unter allen Völkern, anfangend von Jerusalem." Ju diesen Worten des Lucas findet man das sechste Kennzeichen der ErzähJung des Johannes, nämlich: er heißt sie unter allen Völkern die Ver

zeihung der Sünden predigen, was nichts Anderes ist, als was Johannes sagt: er sandte sie unter alle Völker. Das siebente Merkmal der Rede Johannis ist die Mittheilung des heiligen Geistes; dieses nennt Lucas hier den Sinn öffnen: denn der heilige Geist allein befähiget das menschliche Herz, sein Wort zu verstehen, sonst Niemand. Es finden sich auch bei dem Lucas die Schlüffel, von denen er so redet: Es muß also gepredigt werden in seinem (in Christi) Namen, Buße oder Besserung und Verzeihung der Sünden. Sich', was Johannes befreien oder nachlassen nennt, das nennt hier Lucas predigen, daß man sich kennen lerne, sich bessere und glaube, daß durch Christum unsere Sünden abgewaschen werden. So hat es auch Johannes der Täufer gethan. Er hat zuerst die Krankheit scharf angegriffen, alsdann hat er den Kranken zum Arzte, Jesu Christo, hingewiesen. So hat es auch Christus gethan; darum habe ich kurz vorher in diesem Artikel dargethan, es thue vor Allem Noth, daß der Mensch sein sündliches Herz und seine Ohnmacht kennen lerne, und alsdann Christum, sein Heil, liebgewinne. Das zeigt auch Christus hier an, indem er ihnen die Schrift aufschließet, wie er also habe leiden und wiederum auferstehen müssen. So findet sich bei Lucas klar und bestimmt, daß binden und lösen nichts Anderes bedeutet als predigen, daß wir von uns selbst ohnmächtig seien ́und Nichts vermögen, dagegen unsere Stell= vertreter, Christum vorstellen, wie er unsere Gerechtigkeit sei; wer das glaubt, dem werden seine Sünden im Namen Christi nachgelassen; wer aber nicht glaubt, dem werden sie behalten.

Dieses wird uns noch klarer, wenn wir den Marcus hören, welcher, Cap. 16, 12, dieses also erzählt: „Darnach erschien er zween von ihnen in veränderter Gestalt, als sie auf das Land gingen. Und diese gingen hin und verkündigten es den Anderen. Doch glaubten sie auch diesen nicht.” Sich' hier erstens, wie Marcus diejenige Geschichte, die Lucas von den zween Jüngern, die nach Emaus gingen, ausführlich erzählt, nur in wenigen Worten zusammengefaßt. Sieh' ferner das Kennzeichen der johanneischen Geschichte, daß die nachfolgende Geschichte sich an dem Tage der Auferstehung zugetragen. Nun folgt: Hernach erschien er den Eilfen, da sie beisammen waren; und er schalt ihren Unglauben und ihre Hartherzigkeit, daß sie denen, die ihn auferstanden gesehen, nicht geglaubt hatten.“ Dieses Alles ist an einem Tage geschehen; denn es knüpft das Wörtlein „hernach“ die Rede an das Vorhergehende an: Nachdem die Jünger der Erzählung nicht glauben wollten, ist ihnen Christus erschienen und hat ihnen ihren Unglauben aufgehoben. Auch Lucas erzählt diesen Umstand, wie vorher dargethan worden, und solches hat sich auch an dem Ostertage zugetragen. Ich führe zu dem Ende alle Kennzeichen und Umstände so genau an, das

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mit Jeder klar einsehe, daß die Evangelisten eine Geschichte, die sich an einem und demselben Tage zugetragen, erzählen; doch Jeder mit andern Worten. Alsdann folgt bei Marcus: „Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und verkündet das Evangelium allen Menschen!" Das ist der sechste Umstand, den Johannes erwähnt: ,,Wie mich der Vater gesandt hat zu predigen, Jef. 61, 2, so sende ich euch, daß ihr das Evangelium prediget allen Menschen, Gott sei ihrer Ohnmacht gnädiglich zu Hülfe gekommen in mir, seinem eigenen Sohn." Jezt folgt: „Wer da glaubet und getaufet wird, der wird gerettet werden; wer aber nicht glaubet, der wird verdammet werden." Das ist der siebente Umstand, den Johannes erwähnt: Wem ihr die Sünden nachlasset, dem werden sie erlassen sein, wem ihr sie behaltet, dem sind sie behalten." Diesen Gedanken hat Marcus am Bestimmtesten ausgedrückt: Denjenigen werden die Sünden nachgelassen, welche glauben; Denen werden sie aber behalten, welche nicht glauben. Laß dich aber nicht irren, ungelehrter Geistliche, durch den Umstand, daß diese Worte am Auffahrtstage im Tempel gelesen werden! sie sind deswegen nicht an selbem Tage geredet worden. Marcus behandelt die Erzählungen des Evangelii weit kürzer als die anderen Evangelisten; und darum zeigt er alle Dinge ganz kurz an. Aus diesem Grunde liest man es zusammen als ein Evangelium. Es sind aber in diesem kurzen Abschnitte vier verschiedene Zeiten zu unterscheiden. Das Erste ist am Ostertage geschehen, bis wo er spricht; Und der Herr Jesus, nachdem er mit ihnen geredet." Dieses Wort bedeutet Umgang pflegen, sich besprechen, welches Christus mit seinen Jüngern gethan nach der Auferstehung bis zur Himmelfahrt, wie auch Lucas berichtet, Apostg. 1, 3: Vierzig Tage hat er sich sehen lassen und mit ihnen geredet vom Reiche Gottes": das ist die zweite Zeit. Die dritte Zeit der Auffahrtstag, da er spricht: „Jesus wurde in den Himmel aufgenommen, wo er fizet zur Rechten Gottes." Die vierte ist: „Und sie zogen aus und predigten 2c.“ Dieses ist nach dem Pfingsttage geschehen: „denn Christus hat ihnen verboten, von Jerusalem zu weichen, bis sie den heiligen Geist empfangen haben." Apostg. 1, 4.

So sehen wir nun bestimmt und klar, ja wir haben davon eine so starke Ueberzeugung, daß kein Sturmwind, mag er sein so stark als er will, sie zu stürzen vermag, daß die Worte, Joh. 20, 23: " "Wem ihr irgend die Sünde erlasset, dem sind sie erlassen ; wem ihr irgend sie behaltet, dem sind sie behalten" keinen andern Sinn haben, als denjenigen des Marcus, 16, 16: „Prediget das Evangelium allen Menschen; wer da glaubet und getauft wird, der wird gerettet werden; wer aber nicht glaubet, wird verdammt." Sprichst du: Wie haben aber die Jünger entbunden? Antwort: Mit dem Worte Gottes. Wer mit dem

Munde bekannt, er glaube, Christus sei sein Heil, dem haben sie gewiß zugesprochen, daß Gott ihm seine Sünden vergeben und haben ihn dabei getauft. Sprichst du wiederum: Wie haben sie gebunden? Antwort: Wenn man dem Worte des Evangeliums nicht geglaubt, so find fie nach dem Gebote Christi aus selbiger Stadt gegangen und haben den Staub von ihren Füßen geschüttelt und bezeugt, daß es am jüngsten Tage Sodomen und Gomoren leichter gehen werde, als ihnen; denn das Reich Gottes, das ist: das Wort Gottes, sei ihnen nahe gekommen und sie haben es nicht angenommen, Luc. 10, 10. 11. So haben Paulus und Barnabas gehandelt, Apostg. 13, 46, in Antiochia und Pisidia. Als die Juden das Evangelium nicht annehmen wollten, sprachen sie: „Euch müßte zuerst das Wort Gottes vorgetragen werden; dieweil ihr es aber verwerfet und euch selbst nicht würdig achtet des ewigen Lebens, siehe, so wendeten wir uns zu den Heiden." Und als bald darnach sich die Juden mit den Gewaltigen der Stadt verbanden, den Paulus und Barnabas zu vertreiben, haben sie den Staub von ihren Füßen geschüttelt. Da stehen die Worte so bedeutungsvoll, daß man wohl an denselben sieht, sie seien ein besonderes Zeichen gewesen, wodurch sie die Ungläubigen verworfey haben, und es sind die Ungläubigen in ihrer Sünde verblieben.

Es soll sich Niemand dadurch irren lassen, daß die Worte, Matth. 16, 19: „Alles, was du binden wirst auf Erden, das wird 2c.“ sich auch Matth. 18, 18 finden und in Bezug auf den Bann angewendet werden. Denn sie bilden eine starke Schlußrede, wie sie Christus oft zu gebrauchen pflegt. Wie z. B. nemo lucernam ponit etc. Niemand sezt einen Leuchter. Er wählt das Bild aus einer gemeinen. Uebung der Menschen und gebraucht es sehr bedeutungsvoll bald in diesem, bald in einem andern Sinne, wie Luc. 8, 16. Luc. 11, 33. Matth. 5, 15. Ebenso braucht er das Sprüchwort: „Es bleibt Nichts verborgen!" an verschiedenen Orten verschieden. Darum kann wohl auch der Bann unter den Worten des Bindens und Lösens verstanden sein. Denn es steht der Kirche wohl zu, den Ungehorsamen und Aergernißgebenden auszustoßen, so wie auch der Prediger von Denjenigen sich entfernt, die sich nicht befehren lassen wollen 2c.

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Dieses soll man auch wissen, daß Gott selbst mit seinem Munde den Jüngern solches anbefohlen, was doch er allein thut. Luc. 10, 9: Machet die Kranken gesund!" Nun ist aber das Gesundmachen allein ein Werk Gottes, wie Petrus bezeugt, Apostelgesch. 3, 12. 16: „Was sehet ihr uns an, als hätten wir durch eigene Macht oder Frömmigfeit gemacht, daß er wandelt? 2c." Wiederum spricht Lucas, Apostelg. 5, 12: Durch die Apostel aber geschahen viele Zeichen und Wunder unter dem Volke." Nun waren es doch Werke desjenigen, welcher

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