ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

weil sie gewöhnlich die Urheber aller Zügellosigkeit und Wollust find; auch wenn sie betrachteten, daß keines Menschen Werk dem anderen vorgesezt werden könne, als dasjenige unsers Herrn Jesu Chrifti, des wahren Gottes und Menschen; auch daß man der Jungfrau Maria nicht dadurch die höchste Ehre erweise, daß man hohe Mauern aufführe, und die Domherren auf schönen Rossen reiten lasse und daß sie bei schönen Frauen effen, sondern, daß denen, welche auf ihren Sohn hoffen, Hülfe erwarten dürfen, und daß die Kosten, welche jezt zur Aufführung hoher Mauern verwendet werden, besser zur Bewahrung der Unschuld armer Frauen und Jungfrauen, deren Schönheit durch Armuth in Gefahr kommt, ausgegeben würden; — ja, wenn die Unkundigen also wüßten, was christliche Werke wären, so würden sie den Hirten allein an solchen kennen lernen. Sonst mag der Hirt geizig, unkeusch, ein Trunkenbold, ein Spieler sein, wenn er sich dabei nur für gottesfürchtig, durch vieles Meßhalten und äußerlichen Schein der Kleidung und Sitten erzeigt: so wähnen die einfältigen Schafe, er sei ein Hirt, da er doch nichts Anderes als ein räuberischer Wolf ist.

Wie der heilige Paulus einen wahren Bischof, das ist, Pfarrer, Tit. 1 und 1. Tim. 3 beschreibt, habe ich mit Fleiß bis hieher gespart, damit man neben dem Lichte die Finsterniß, neben dem rechten Hirten den falschen erkenne. „Ein Bischof oder Pfarrer," spricht Paulus, soll unsträflich sein, Eines Weibes Mann, nüchtern, mäßig, fittig, gastfrei, geschickt zu lehren; nicht ein Weinsäufer, nicht pochen, nicht uneheliche Handthierung treiben, sondern gelinde, nicht haderhaftig, nicht geizig, der seinem eignen Hause wohl vorstehe, der gehorsame Kinder habe, mit aller Ehrbarkeit. Es muß ein Bischof oder Pfarrer untadelhaft sein, als ein Haushalter Gottes; nicht eigensinnig, nicht zornig, nicht ein Weinsäufer, nicht ein Spötter. Er muß auch fest oder standhaft in der Lehre des wahren Glaubens sein, damit er trösten und ermahnen könne in rechter, gesunder Lehre, und die Widersprecher hervorziehen und bestrafen." Siehe, aus diesen Worten erlernt man, an welchen Stücken man einen Hirten erkennen solle. Daraus folgt, daß die, welche nicht solcher Maßen gesittet sind, zu dem Amte nicht taugen. Diese Stücke sind alle in der Liebe enthalten, wie vorher gehört worden.

Wenn nun ein Hirt fälschlich verklagt oder verläumdet wird, wie leider jezt zu unseren Zeiten geschieht, darin alle Menschen aus Feindschaft gegen das Wort Gottes so geneigt sind, die Prediger desselben mit schändlichen Lügen zu beflecken, so schadet das nicht; sofern er aber ein offenbares Laster an sich hat, darinnen er bezüchtiget werden kann, soll er nicht das Bischofamt verwalten. O wie wollte ich hier etlichen hohen Bischöfen, die mich, gegen die Wahrheit, hinterrücks

großer Laster bezüchtigen, häßliche Flecken anzeigen können, wenn mich ihr Klatschen bekümmerte!

Es wird auch ersehen in den Worten Pauli, daß jeder Bischof oder Pfarrer, der nicht keusch lebt, und aber kein Eheweib nimmt, ein falscher Hirt ist; denn er schämt sich der Schande nicht, ja er fügt erst dem frommen Volke mehr Schande zu.

Auch geht daraus hervor, daß Völlerei und Prassen ein Zeichen der falschen Hirten sei, denn man weiß wohl, was ziemliche Nothdurft erfordert.

Ferner soll der Bischof nicht ein Querkopf, halb toll und maßlos in Reden und Anderem sein; daher sind die lügenhaften Klatscher und Phantasten falsche Hirten. Die einen unzüchtigen Wandel mit Kleidern und Anderem führen, sind nicht Hirten, sondern Wölfe. Die nicht die Armen beherbergen, sind falsche Hirten. Hierin sind die gemeinen Hirten dieser Zeit nicht so sehr zu schelten; denn die Prälaten führen die Zehnten und Früchte weg, und lassen sie an den Klauen saugen. Darum soll jede Kirchengemeinde sehen, daß ihr Pfarrer aus ihren Zinsen und Zehnten geziemend versehen werde, damit er auch den Armen zu Hülfe kommen könne. Und wo solches geschieht, so wird alles Narrenwerk, durch welches man zu Opfern gelockt hat, wegfallen. Vor allen Dingen sind nicht würdig, Hirten genannt zu werden, die nicht lehren können, oder wenn sie es könnten, nicht standhaft genug sind, dem Widerredenden männlich zu widerstehen. Des Hirten Kinder sollen züchtig, gläubig, wohlerzogen sein; daraus ersieht man, daß man nicht junge Laffen, sondern die schon eine zeitlang hausgehalten und wohlerzogene Kinder haben, zu Hirten erwählen solle; es wäre denn, wie Timotheus, ein Jünger mit den Gaben versehen, die zu einem Bischofe gehören. Die übrigen Stücke, die in des Apostels Worten bezeichnet sind, kann Jeder selbst ermessen. So soll man nach den Worten Christi den falschen Hirten eigentlich an den Früchten erkennen lernen, und dabei wissen, welches göttliche und welches teuflische Früchte seien: damit man nicht den Lolch behalte und den Weizen wegwerfe. Was der abgehauene Baum, der in das Feuer geworfen wird, bedeute, wird später folgen.

Auch die sind falsche Hirten, die inwendig nicht rechtgläubig sind und Gott nicht lieben, wie früher aus dem Beispiele und aus den Worten Christi klar von dem rechten Hirten gesagt worden ist; welchen Unglauben man deutlich aus ihren Werken sieht. Im Anfange hat man gehört, daß der Hirt Vater und Mutter, Schwestern und Brüder um Gottes und seines Wortes willen verlassen solle. So müssen aber diejenigen falsche Hirten sein, welche sich selbst und ihre Brüder durch ihr Hirtenamt bereichern, was wir täglich an den hohen Bischöfen sehen, die ihre Verwandten zu großen Reichthümern bringen durch erdichtete

Ablaßerlaubnisse und Urtheilsbriefe und dergleichen unzählbare Thorheiten. Ja es hat ihnen kein leichtfertiger Bachant *) in ihrer Jugend Kupplerdienste geleistet, der nicht durch sie ein Chorherr oder reicher Pfarrer würde. Wenn nun sie, die vorher in der Welt arm waren, nachdem sie zu einem Bischofsamte gelangt, Reichthum für sich und die Ihrigen sammeln, so ist dieses ein sichtbares Zeichen, daß sie falsche Hirten sind. Es gehört den Armen; denen lehrt uns Gott Gutes thun, nicht denen, die zu höherer und größerer Pracht es mißbrauchen. Christus heißt uns, die uns angehören, verlassen, und die falschen Hirten umfahen sie erst fest.

Wir haben auch gehört, daß sich der Hirt gefaßt machen muß, das Kreuz Christi täglich nachzutragen; daran sehen wir, daß die Bischöfe falsche Hirten sind, da sie nicht nur den Tod, sondern auch keinen Nachtheil oder Nachrede um Gottes willen zu erdulden vermögen. So lieb haben ihrer Viele ihr irdisches Leben, daß sie sich kein Gewissen machen, alle Völker gegeneinander zu heßen, damit fie allein bei ihrem muthwilligen Leben geschirmt werden. Thut hier euere Augen auf, ihr Alle, die ihr im Regiment fizet. Die falschen Hirten haben euch bald zum grausamen Wüthen und Rachethaten gehezt; was aber daraus folge, zeigen viele Geschichten zu unseren Zeiten, in welchen so schäðliche Kriege durch die falschen Hirten angestiftet worden sind, die fie aber in der Folge nicht abwenden konnten, ja es nicht einmal wollten; damit ist den Fürsten und Völkern die Armuth und der Jammer erwachsen, und sie, die Anstifter, lachen durch die Fäuste. Die sind falsche Hirten, die in keiner Weise sich wie Väter verhalten, und die das Anliegen und die Angst der Schafe nicht zu ihrem eigenen Anliegen machen, sondern nur auf das Ihrige sehen und sprechen: Ich will das Meinige haben. Was soll man aber von denen reden, die mit den Worten nicht lehren und mit den Werken nur zerstören? Wir haben früher aus dem Worte Christi gezeigt, daß die, welche wohl lehren, aber es nicht mit den Werken erfüllen, die Kleinsten im Reiche Gottes, das ist, unter den Christen, seien. So wie die, welche nur lehren, ohne es zu üben, billig unter die falschen Hirten gezählt werden: was wollen wir mit denen vornehmen, die weder lehren noch thun, und dennoch den Namen der Hirten, Bischöfe oder Väter tragen, indem sie den zeitlichen Lohn der Propheten einnehmen? Dich soll dieses nicht berühren, frommer Christ! Diese aber sind nichts als räuberische Wölfe. Wir sehen auch, daß Alle, die sich um andere Werke, als die Gott geheißen hat, mühen, nichts als falsche Hirten und Heuchler find. So haben wir auch gehört, daß es vorzüglich im Amte des Bischofs oder Hirten liege, zu

*) Bachant ist ein älterer fahrender Schüler.

predigen, und daß man darin die Laster bestrafen und ihnen wehren solle; demnach ist offenbar, daß Alle, die nicht predigen und den Lastern wehren, weder Hirten noch Bischöfe find. Es ist auch offenbar, daß die Bischöfe, die alle Lafter allein um des Geldes willen bestrafen, nichts als räuberische Wölfe find: denn trügen sie Leid um der Lafter wegen, so würden sie sich nicht erbieten, dasselbe für Geld zu mildern; sondern sie würden sich bemühen, den Sünder durch göttliche Lehre von den Lastern wegzuführen; da sie dieses nicht thun, so ist es gewiß, daß fie nur auf den Geldbeutel sehen. Also lernt man sie am Lohnsuchen erkennen, und es ist ein Jammer, daß man sie als Hirten ansehen soll, da sie doch nur wahre Wölfe sind. Wenn dem wahren Hirten sein Lohn mit Schmach und Verfolgung verheißen ist, so ist es klar, daß diejenigen, welche keine Schmach und Verfolgung erdulden wollen, nicht Hirten, sondern feige Miethlinge sind. Mit welchen Namen soll man aber die benennen, die den wahren Hirten feindlich sind, sie mit aller Macht verfolgen, und, wo sie es nicht selbst vermögen, Anderen einen Lohn für die Verfolgung geben? Solcher wüßte ich Etliche mit ihren Gaben anzugeben; es ist aber noch nicht Zeit dazu. Ihre Bosheit muß zuerst ihr volles Maß erreichen, alsdann wird sie auch an den Tag kommen; Denn es ist nichts so verborgen, das nicht offenbar werde.“ Mark. 4, 22. Es sind auch alle die falsche Hirten, die den Königen und Völkern, welche Sünde begehen, nicht widerstehen, sondern sie zum Aergerniß aller Frommen, stets fort ohne Scham sündigen lassen. Und die Schande wäre nicht so groß, wenn sie dieselben nicht noch darin übertreffen würden. Man muß sich schämen, von ihrer Zügellosigkeit und ihren heimlichen Lastern zu reden. Eph. 5, 12. Sollte man auch ihre Wände durchgraben und ihre Heimlichkeit anschauen, wie Gott Hesekiel offenbaret (8, 8 ff.), so würde man die unziemlichste Abgötterei sehen im Spielen, Huren, Seelenverführen und aller Art Lastern; daß wir mit Christo reden würden: „Warum haben sie das Erdreich inne?" Noch halten wir die Wölfe oft nur zu sehr für Hirten. Noch haben sie an dem nicht genug: ein Theil von ihnen schämt sich nicht, solches öffentlich zu thun, wovor sich der Mensch wenigstens vor dem Tageslichte, wenn auch vor keinem Menschen, schämen sollte. Solche Augen heißt uns Christus ausgraben und wegwerfen, und wir hingegen pflanzen fie fort und fort. Es verbietet Christus seinen Jüngern, daß sie weder Stab, Sack, noch Tasche zum Predigen mitnehmen sollen. Daraus folgt, daß die, welche den Stab, das ist, weltliche Gewalt mit dem Hirtenamte haben, nicht Hirten, sondern Wölfe sind: denn Christns hat alles Regieren nach den Sitten dieser Welt dem Hirten verboten, da er Luc. 22, 26 spricht: „Ihr follet aber nicht also regieren; und Matth. 20, 25 ff.: „Ihr wisset, daß die weltlichen Fürsten

herrschen, und die Oberherren haben Gewalt; so soll es nicht sein unter euch." Haben sie nun den Stab, den Christus ihnen verbietet, so find fie falsche Hirten. Haben sie auch Sack und Tasche? Ja wahrlich, sie haben Alles; und hätte Christus geredet: Ihr sollet darauf sehen, daß ihr alle Habe dieser Welt euch zu eigen machet, so konnten sie diesem Gebote wohl nicht fleißiger nachkommen. So haben sich die Geistlichen betragen, bis sie den größten und besten Theil eroberten und sich die ganze Welt dienen lassen. Ja die Fürsten selbst müssen mit leeren Händen sie angähnen! Siehe, so haben sie Sack und Tasche dahinten gelassen, und noch werden sie als Hirten, und nicht als reißende, räuberische und blutgierige Wölfe erkannt; denn sie wenden zum Deckmantel ihres Geizes Christum vor, oder seine Mutter, oder den Täufer Johannes, oder einen anderen Gottesmann, der die ganze Welt mit ihren Reichthümern, gleich Mist, verachtet hat, indem sie sprechen: es ist Gottes, unsern Frauen, St. Johannes. Diese müssen erst nach ihrem Tode, da sie drüben selig sind, hier betteln, wuchern, Landesherren sein, bedrücken und bedrängen, während sie, so lange sie auf Erden waren, alle Dinge verließen und es den Armen hingaben. Das heißt so recht am Narrenseil geführt! Man kennt sie auch daran: Christus sandte seine Hirten unter die Tyrannen, gleich wie Schafe mitten unter die Wölfe; sie hingegen sind gleich Wölfen unter den Schafen: denn was reißen sie nicht an sich, was rauben sie nicht, was tödten sie nicht, was zerstören sie nicht? Wird das Evangelium bei irgend einem Volke angenommen, und sie sehen, daß ihnen ihr Staub entgehen will, so sich nur zu, wie sie anstiften, allenthalben Unfrieden und Feindschaft säen, und doch immer zuvörderst im Munde haben: Die neuen Prediger erzeugen Unruhen und Aufruhr. Das arme Volf ist von Gott doch so sehr begnadiget, daß ihm dennoch das Heil der Seele nicht geraubt werden kann, wenn es auch in Bezug auf den Leib jämmerlich geplagt wird. Das mögen sie nicht ertragen; denn das Volk lernt dem Nächsten helfen, und nicht durch das schamlose Betteln der Päpstler deren Zügellosigkeit unterstüßen; das nennen sie Unruhe stiften, wenn man ihnen nichts mehr gibt, damit sie die ganze Welt in Aufruhr verfeßen können. Kurzweg, es ist ihnen lange genug ihre Krankheit vorgehalten; sie haben durch Ermahnungen sich nicht bekehren wollen: man muß anfangen, sie mit der nackten, ungefärbten Wahrheit zu treiben, und darnach Gott walten lassen. Hier gebe ich eine Summe, daran du die falschen Hirten erkennen fannst.

1. Alle, die nicht lehren, sind nichts als Wölfe, ob sie schon Hirten, Bischöfe oder Fürsten genannt werden. Siehe hierbei, wie viel der lehrenden Bischöfe sind!

[ocr errors]
« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »