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angenehm, wo aber der Glaube fehlt, da ist Alles voll Untreue, was wir auch thun mögen, und dann ist es Gott nicht nur nicht angenehm, sondern geradezu ein Gräuel. Daher spricht der heilige Paulus Röm. 14, 23: „Was nicht aus dem Glauben kommt, das ist Sünde“, und von den Unsrigen haben Einige behauptet: Alle unsere Werke seien ein Gräuel, was manchem ungereimt geschienen. Mit dieser Behauptung wollten sie jedoch nichts Anderes sagen, als was wir so eben gesagt haben: Wenn das Werk aus uns selbst und nicht aus dem Glauben stamme, so sei es eine Untreue, die Gott verabscheue. Der Glaube aber kommt, wie wir oben dargethan haben, allein vom Geiste Gottes. Die aber den Glauben haben, sehen bei jeglichem Werke auf den Willen Gottes als auf ihre einzige Richtschnur. Es werden daher nicht allein die Werke verworfen, welche geradezu gegen das Gesez Gottes, sondern auch die, welche ohne das Gesez Gottes geschehen; denn das Gesetz ist der ewige und unabänderliche Wille Gottes. Was daher ohne das Gesez, d. h. ohne das Wort und den Willen Gottes geschieht, das kommt nicht aus dem Glauben. Was aber nicht aus dem Glauben kommt, das ist Sünde, und was Sünde ist, das wird von Gott verabscheut und verworfen. Daraus folgt, daß wenn Jemand schon ein Werk, das Gott geboten hat, wie z. B. Almosengeben, ohne Glauben verrichtet, dasselbe doch nicht Gott angenehm ist. Wenn wir nämlich untersuchen, was die Quelle eines solchen Almosens sei, das nicht aus dem Glauben fließt, so finden wir, daß es entweder aus eitler Ruhmsucht oder aus Begierde, mehr dagegen zu empfangen, oder aus irgend einem anderen bösen Beweggrunde herrührt. Und wer glaubt wohl nicht, daß ein solches Werk Gott mißfallen müsse?

Es ist nun klar, daß die Werke, welche ohne den Willen Gottes gethan werden, auch ohne Glauben geschehen, und da sie nicht aus dem Glauben kommen, sind sie nach dem Urtheile des Apostels Paulus Sünde. Und dieweil sie Sünde find, werden sie auch von Gott_verworfen. Was daher auch immer von den Römlingen ohne Geheiß und Zeugniß des Wortes Gottes erfunden worden, als wäre es gut, heilig und gottgefällig, wie z. B. der erdichtete Ablaß, das Auslöschen des Fegefeuers, die erzwungene Ehelosigkeit, die verschiedenen Orden und abergläubischen Gebräuche, die wir nicht alle aufzählen mögen, — alles das ist Sünde und ein Gräuel vor Gott.

In Betreff der anderen Werke aber, die dem Geseze Gottes gemäß geschehen, z. B. daß wir die Hungrigen speisen, die Nackten kleiden, die Gefangenen besuchen und trösten, ist die Entscheidung, ob wir durch dieselben uns Verdienste erwerben, schwieriger. Für das Verdienstliche solcher Werke führen unsere Gegner auch Schriftstellen an, Marc. 9, 41: Wer aber euch tränket mit einem Becher Wasser in meinem Namen, wahrlich ich sage euch, es wird ihm nicht unvergolten bleiben." Daß

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diese unsere Werke aber doch auf kein Verdienst Anspruch haben, bezengt gleichfalls das Wort des Herrn, Luc. 17, 10: „Wenn ihr Alles gethan habt, was euch befohlen ist, so sprechet: Wir sind unnüße Knechte, wir haben gethan, was wir zu thun schuldig waren." Würden unsere Werke die Seligkeit verdienen, so wäre ja der Tod Christi nicht nöthig gewesen zur Versöhnung der Gerechtigkeit Gottes. Es geschehe auch nicht aus Gnade allein, daß uns die Sünden vergeben würden, indem ja Jeder solches selbst verdienen könnte. Das hat Paulus unwidersprech= lich dargethan in den Briefen an die Römer und Galater, denn ewig muß es wahr bleiben: „Niemand kommt zum Vater als durch Christum.“ Daher wird uns die ewige Seligkeit durch die Gnade und Freigebigkeit Gottes, die er uns durch Christum reichlich verliehen hat, zu Theil. Was sollen wir nun zu obiger Stelle vom verheißenen Lohn für einen Trunk frischen Wassers und zu Aehnlichem sagen? Folgendes: Die Gnadenwahl Gottes ist frei und unverdient. Denn er hat uns erwählet vor Grundlegung der Welt, also bevor wir geboren worden. Daher hat uns Gott nicht wegen der Werke erwählet, sondern er erwählete uns vor Erschaffung der Welt. Demnach folgt nun, daß nicht unsere Werke die Seligkeit verdienen, sondern Gott verleiht uns dieselbe aus freier Gnade ohne Verdienst. Wo aber Gott in der heiligen Schrift `uns für unsere Werke Lohn verheißt, redet er mit uns nach menschlicher Weise. Daher spricht Augustinus: „Was belohnest du, gütiger Gott, als dein Werk? Denn dieweil du in uns das Wollen und das Vollbringen wirkst, was bleibt da noch übrig, daß wir es uns selbst zuschreiben könnten?” Es find aber die Menschen so geartet, daß Einige nur durch Versprechungen zu guten Handlungen zu bestimmen sind, andere dagegen sind so gütig und wohlwollend, daß sie zu denen, welchen fie Wohlthaten erwiesen, noch sagen: „ich bin dir solches schuldig gewesen, du hast es wohl um mich verdient", oder Aehnliches, damit diejenigen, welche Wohlthaten empfangen, nicht glauben, man halte fie für Bettler; denn wer seinen Nächsten liebt, hütet sich, demselben selbst durch eine Wohlthat wehe zu thun. Nun liebet Gott uns mehr als irgend Menschen einander lieben können und reißt uns durch Wohlthaten, daß wir ihn nicht verachten, sondern ihn ehren und anbeten. Was er aber durch uns thut, das schreibt er uns zu, ja er belohnt uns dafür, während nicht allein Alles, was wir Gutes thun, sondern auch unser Dasein und Leben Geschenke seiner Güte sind. Demnach pflegt Gott mit uns Menschen in menschlicher Sprache und nach menschlicher Vorstellungsweise zu reden. Wie nun die Menschen denen etwas geben, die es verdient haben, aber zuweilen auch ihre Geschenke Belohnungen nennen, so nennt auch Gott seine Gaben und Geschenke Belohnungen für menschliche Verdienste. Daraus ergiebt sich, daß das Wort Ver

dienst oder Lohn wohl in der heiligen Schrift vorkommt, daß es aber da für Gnadengabe oder Gnadengeschenk steht. Denn was kann der wohl für Verdienste sich erwerben, der Alles, was er ist und was er hat, als ein Gnadengeschenk empfangen hat?

Dabei ist aber wohl zu beachten, daß fromme und gläubige Menschen deßwegen keineswegs Gutes zu thun unterlässen, weil sie wissen, daß sie, eigentlich zu reden, keine Verdienste bei Gott durch ihre guten Werke sich erwerben; sondern im Gegentheile je größer unser Glaube ist, desto mehr und größere Werke thun wir auch, wie Christus selbst bezeugt Joh. 14, 12.:,,Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer an mich glaubt, der wird die Werke auch thun, die ich thue, und wird größere, denn diese, thun." Und Marc. 11, 23.: Wenn ihr Glauben habt als ein Senflorn, und sprächet zu diesem Berge: hebe dich und wirf dich ins Meer, so wird es ihm geschehen, was ihr sagt." Daher beschuldigen die Päpstler uns ganz mit Unrecht, daß wir, die wir so ernstlich den Glauben predigen, lehren, daß man nichts Gutes thun und wirken solle. Ja, indem sie uns verlästern, machen sie die Wahrheit zum Gespötte und sagen: Ja, Freunde, das ist eine Lehre für uns, daß wir nur durch den Glauben selig werden! Wir wollen nun nicht mehr fasten, nicht mehr beten, und den Armen nicht mehr Almosen geben. Durch solche Lästerung legen sie nur ihren Unglauben an den Tag. Denn wüßten sie, welche Gabe Gottes der Glaube ist, welche große Kraft, die ohne Unterlaß und unermüdlich Gutes wirket, so würden sie denselben wohl nicht verachten noch ihn verächtlich machen, weil sie ihn nicht besigen. Denn jenes Vertrauen oder der Glaube, mit welchem der Mensch aus allen Kräften seiner Seele sich auf Gott stüßt, denkt und thut nur, was Gott gefällig ist, fa es kann der Gläubige nicht anders, sondern er muß den Willen Gottes thun. Dieweil nämlich der Glaube durch den heiligen Geist in unseren Herzen entzündet und unterhalten wird, wie könnte er wohl ruhig oder müßig sein, da der mit ihm verbundene Geist immerfort wirket und thätig ist? Wo daher der wahre Glaube, da sind auch die wahrhaft guten Werke, gleichwie auch da Wärme sein muß, wo Feuer ist. Wo aber der Glaube fehlt, da sind die Werke keine wahrhaft guten Werke, sondern sie tragen nur einen heuchlerischen Schein von solchen. Daraus folgt, daß diejenigen, welche so ungestüm Lohn für unsere Werke fordern, und sagen, daß sie das Werk Gottes nicht mehr thun, wenn sie keinen Lohn dafür empfangen, eine gar knechtliche Gesinnung haben; denn Knechte arbeiten nur um Lohn, und wo dieser ihnen nicht gereicht wird, da gehen sie lieber müßig. Die Gläubigen aber wirken ohue Unterlaß das Werk Gottes, wie ein Sohn des Hauses auch immer thätig ist. Dieser hat auch nicht durch seine Werke verdient, daß er das väterliche

Gut erbe; er arbeitet und bethätiget sich auch nicht zu dem Zwecke, daß er als Erbe desselben eingesezt werde, sondern da er als Erbe ge= boren ist, nimmt er einst das Erbe in Folge der Geburt und nicht in Folge seiner Verdienste in Besiz. Und wenn er fleißig ist in seinem Geschäfte, fordert er keinen Lohn dafür, denn er weiß, daß Alles ihm einst eigen sein wird. So wissen auch die Kinder Gottes, das heißt die Gläubigen, daß sie in Folge der Geburt aus Gott, das ist aus dem Geiste Gottes, und in Folge der Gnadenwahl Kinder Gottes seien, und nicht mehr Knechte. Dieweil sie nun Kinder des Hauses sind, fragen sie nicht weiter, was für Lohn ihnen werde: denn Alles ist fortan unser, dieweil wir Erben Gottes und Miterben Jesu Christi sind. Frei und freudig und fern von allem Widerwillen wirken wir Gutes, ja es gibt kein so großes und so schwieriges Werk, das wir nicht vollführen zu können glaubten, zwar nicht durch eigene Kraft, sondern durch die Kraft desjenigen, an den wir glauben. Da aber solche Krankheiten, nämlich Unglaube und Glaubensschwäche, in der Kirche vorkommen, (denn es giebt solche, die geradezu ungläubig sind, nämlich die im heiligen Abendmahle sich selbst das Gericht essen und trinken, wie z. B. Judas und Simon der Zauberer; es giebt aber auch solche, die nur einen schwachen Glauben haben, die nämlich bei jeder drohenden Gefahr zittern und zagen, deren Glaube von den Dornen, das ist von den Sorgen und der Angst um Dinge dieser Welt, erstickt wird, so daß keine Frucht oder gutes Werk daraus entfeimet) so dringen wir auch darauf, wie es Christus, Paulus und Jacobus auch gethan, daß die Gläubigen ihren Glauben durch die Werke bewähren; denn, sagen wir, der Glaube ohne Werke sei todt, der gute Baum bringe auch gute Früchte, die Söhne Abrahams thuen auch die Werke desselben, in Christo gelte nur der Glaube, welcher durch die Liebe wirke u. s. w., so daß wir auf diese Weise ebensowohl das Gesez als die Gnade verkündigen. Denn die Auserwählten und Gläubigen lernen im Geseze den Willen Gottes erkennen, die Ungläubigen werden durch dasselbe erschreckt, so daß sie aus Furcht entweder etwas zum Wohle des Nächsten wirken, oder aber ihren Unglauben und ihre Verzweiflung offenbaren. Dabei ermahnen wir immerhin die Gläubigen, daß sie nicht auf ihre Werke, die sie aus Gott thun, etwas bauen sollen, sondern sich als unnüße Knechte erkennen und darstellen, wenn sie auch Alles, was ihnen ge= boten, gethan haben, dieweil in allen guten Werken unser Sündenverderben mit eingeflochten ist, so daß sie alle unrein und befleckt sind, und vor dem Richterstuhle Gottes nicht bestehen können. Aber wir erinnern die Menschen vorzüglich daran, daß sie nichts auf solche Werke bauen sollen, die wir aus menschlicher Klugheit erfunden, um damit Gott zu dienen; denn solche gefallen Gott eben so wenig, als wenn

Jemand dir, o König, auf eine Weise dienen wollte, die dir mißfällt. Wenn man dir daher nach deinem Willen dienen muß, um dir zu gefallen, wie viel weniger dürfen wir vor das Angesicht Gottes solche Werke bringen, die er weder befohlen hat, noch liebt. Wenn wir daher den Glauben lehren, so öffnen wir damit einen Brunnen, aus dem die wahrhaft guten Werke fließen. Wenn wir dagegen nur auf gute Werke dringen, so fordern wir gleichsam die Bezahlung einer Schuld, die ohne Mitwirkung des Glaubens nicht geleistet oder bezahlt werden kann.

Capitel 10.

Vom ewigen Leben.

Endlich glauben wir, daß nach diesem Leben (das jedoch eher Gefangenschaft und Tod genannt zu werden verdient als Leben) für die Gläubigen und Heiligen ein seliges und freudevolles Leben, für die Ungläubigen aber ein mühseligės, jammervolles, elendes bereitet sei, für beide aber ein ewiges Leben. Daher bekämpfen wir auch hierin mit vollem Rechte die Wiedertäufer, daß die Seele sammt dem Leibe schlafe bis zum allgemeinen Gerichte, dieweil ja weder die Seelen der Engel noch die der Menschen je schlafen oder müßig gehen können; denn das würde aller Vernunft widerstreiten. Die Seele ist ein so lebendiges Wesen, daß sie nicht allein selbst lebt, sondern, wo sie immer nur wohnt, auch ihre Wohnung belebt. Was ich aber von der Seele behauptet habe, gilt auch von den Engeln. Wenn ein Engel einen Leib annimmt, sei es aus Luft oder sei es einen neu erschaffenen, belebet er denselben alsogleich, daß derselbe sich bewegt und wirket. Deßgleichen, sobald die menschliche Seele in den Leib fährt, lebt derselbe, wächst und verrichtet alle Lebensthätigkeiten. Wie wäre es nun wohl möglich, daß die vom Leibe erlöste Seele erstarren oder schlafen könnte. Die Philosophen nennen die Seele (animum) That ohne Handlung (actum sine actionem), und zwar dieses wegen ihrer lebendigen, rüftigen und immerwährenden Thätigkeit und Kraft. *) Es sind die sichtbaren Dinge in dieser Welt durch die göttliche Vorsehung in eine solche Ordnung gefügt, daß der menschliche Geist von der Betrachtung derselben zu der Erkenntniß der unsichtbaren Dinge hinaufsteigen kann.

*) Zwingli berührt hier einen seiner Lieblingsgedanken, daß die Seele wegen ihrer Verwandtschaft mit Gott immer thätig sei; hat die Seele vollends im Glauben sich Gott hingegeben, so wird sie von Ihm, der die ewige Bewegung und das Leben selbst ist, zu ewiger Thätigkeit im Guten bewegt und belebt.

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