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delbar sein müsse, der solche Dinge alle, die so mannigfaltig sind, in eine so feste und wundersame Ordnung gefügt.

Sodann daß sich von dem, der alle Dinge so weise und so schön geordnet hat, auch nicht vermuthen lasse, daß er sein Werk vernachlässigen werde, da man schon unter den Menschen den Hausvater tadelt, der sein Haus und Gesinde nicht besorge und beaufsichtige. Daraus wird der Jüngling erlernen, daß die Vorsehung Gottes für alle Dinge forge, alle Dinge ordne und nie ermatte; denn von zwei Sperlingen, die man um einen Heller kauft, fällt nicht Einer auf die Erde ohne den Rathschluß der göttlichen Vorsehung, welche auch die Haare unseres Hauptes gezählt. Und sie wird durch die Fürsorge, die sie auch über die geringsten Dinge walten läßt, selbst keineswegs geringer. Daraus ergiebt sich offenbar, daß die göttliche Vorsehung nicht allein die Dinge, welche der Seele, sondern auch die, welche dem Leibe nothwendig find, bestimmt, verordnet und bescheert, da wir ja sehen, daß die Raben so reichlich von ihr gespeist, und die Lilien so prächtig von ihr be= fleidet werden.

Wenn nun das menschliche Gemüth solchergestalt über die göttliche Vorsehung recht unterwiesen ist, so kann es unmöglich irgend jemals in Aengstlichkeit oder in schändlichen Geiz verfallen. Und wo wir diese Anfechtung des Geizes und sorglicher Angst gleich bei ihrem ersten Aufkeimen wegschneiden und ausrotten, so werden wir unser Gemüth vor einem schädlichen Gifte bewahren; denn du weißt, daß Gott nicht allein ein Herr, sondern auch ein Vater ist aller derer, die auf ihn vertrauen, der auch will, daß man zu ihm eben so eilends um Hülfe laufe, als zu unserm leiblichen Vater, der uns mit seinen eigensten Worten Hülfe verheißen hat, indem er ja will, daß wir darum zu ihm beten. Deßhalb werden wir unterrichtet, so uns Krankheit, es sei der Seele oder des Leibes, befällt, von ihm die Arznei zu erbitten: so der Feind uns drängt, Neid und Haß uns beschwert und drückt, zu ihm allein zu fliehen; so wir Weisheit, Kunst und Wissenschaft begehren, von ihm allein solches zu erflehen; ja auch Weib und Kind von ihm zu erbeten, und wenn Ehre und Gut uns reichlich zufließt, ihn zu bitten, daß er unser Herz nicht durch sie verweichlicht werden und auf Abwege gerathen laffe. Doch was bedarf es hier vieler Worte? Wenn unser Gemüth solcher Weise, wie oben gesagt, unterrichtet ist, wird es wissen, daß alle Dinge von Gott zu erbitten sind; es wird es auch für eine Schmach. ansehen, Etwas von Gott zu begehren, dessen Gewährung seiner unwürdig ist, ja es wird sich schämen, Etwas zu begehren oder zu besigen, was es mit Gott nicht haben kann und soll, sondern es wird allein nach den Dingen trachten und auf die allein sehen, die uns wahrhaft befeligen.

Der Jüngling, den wir zu unterweisen vorhaben, wird sodann das Geheimniß des Evangeliums in solcher Weise verstehen und begreifen. Erstens muß er den Stand des ersten Menschen kennen, wie derselbe, nachdem er das Gebot Gottes übertreten, des Todes gestorben sei; wie er durch seine Nachkommen das ganze Menschengeschlecht vergiftet und verderbt habe: denn die Todten können ja keine Lebendigen erzeugen, und nie sah man noch einen Mohren bei den Brittaniern geboren werden. Daraus wird der Jüngling auch seine eigenen Gebrechen kennen lernen. Er wird daneben auch inne werden, wenn er Einsicht hat, daß wir alle Dinge aus Ohnmacht, Schwäche, aus Begierden und Anfechtungen thun, Gott aber unendlich davon entfernt sei: denn in ihm ist keine Anfechtung noch Ohnmacht. Daraus folgt dann ohne allen Zweifel, daß auch wir, wenn wir in Gemeinschaft mit ihm sein wollen, von allen Anfechtungen frei und ledig sein müssen. Denn gleichwie der Fromme mit dem Lasterhaften keine Gemeinschaft, auch keine Gesellschaft pflegen kann, und umgekehrt der Bösewicht den Gerechten nicht leiden mag: also wird auch Niemand bei Gott wohnen, als der allein, der ohne Fehl und Befleckung lebt, und der, wie Gott, heilig ist und ein reines und lauteres Herz hat: „denn selig sind die reinen Herzens, fie werden Gott schauen.“

Eine solche Unschuld, eine solche Frömmigkeit aber können wir, die wir allenthalben mit unreinen Anfechtungen umgeben sind, nicht erlangen. Hier stehen wir nun wieder zwischen Thür und Angeln, hier sind wir in großen Nöthen, wenn Gott von uns eine solche Unschuld, eine so große Reinheit und Frömmigkeit fordert, und wir aber, die wir vergiftet und aller Laster voll sind, ihm nichts als Laster (wir mögen wollen oder nicht) zu leisten vermögen; wir werden gezwungen, uns an Gott zu ergeben, und uns seiner Gnade zu überlassen. Da geht uns dann das Licht des Evangeliums auf, das ist, der frohen Botschaft, welche man uns verkündigt, daß Christus uns aus solcher Angst und Noth, aus solchem Elende, in welchem wir gefangen sind, erlöst habe; denn dieser ist ein solcher Erlöser, Retter, Heiland und Seligmacher, daß mit ihm kein Jupiter *) verglichen werden kann. Dieser Jesus richtet unsere Gewissen, die jezt in Verzweiflung waren, wieder auf, ja er verbindet sie mit ihm in gewisser Hoffnung und macht sie selig. Dieweil er selbst ganz frei ist von allen fündlichen Anfechtungen und Gebrechen (denn er ist von dem heiligen Geiste empfangen und von einer unbefleckten und unschuldigen Jungfrau geboren), so hat er zuerst seine Unschuld und Frömmigkeit für uns dahin gegeben (denn er hat unsere Arbeit, Krankheit und Schmerzen getragen) und sodann Alle, welche

*) Jupiter, der oberste Abgott des römischen Volkes.

solches fest und innig glauben, selig gemacht. Denn wer diese freiwillige Vergebung, die dem armen menschlichen Geschlechte von Gott durch Christum verliehen worden, glaubt, der wird selig, und ist jezt ein Miterbe Christi geworden. Daher wird ein solcher dann auch beim Vater ewige Freude haben; denn Christus will, daß wo er ist, auch sein Diener sei.

Die Unschuld, Frömmigkeit und Reinheit Chrifti, die er für uns Schuldige, ja für uns Verdammte, dargegeben hat, befreit uns von Sünden, Schuld und Pein, und macht uns Gottes würdig, aus dem Grund, weil Christus das Maß der göttlichen Gerechtigkeit hat erfüllen können, da er von allen verdorbenen Anfechtungen ganz frei war. Und wiewohl er ein so vollkommenes und erhabenes Wesen, nämlich Gott, ist, wurde er dennoch unser. Daraus folgt, daß seine Frömmigkeit und Unschuld, der wir eben mangelten, auch unser geworden ist; „denn er ist uns von Gott gemacht zur Weisheit, Frömmigkeit, Heiligung und Erlösung".

So haben wir nun einen Zugang zu Gott, denn er ist unser, er ist ein Pfand der Gnade Gottes, unser Fürsprecher, Bürge, Fürbitter, Mittler, ja er ist uns Alles!

Die das Evangelium solcher Maßen aufgenommen und auf dasselbe vertrauen, die sind aus Gott geboren; denn der schwache menschliche Verstand vermag nicht einen so tiefen und so hohen Rathschluß der göttlichen Gnade zu begreifen, noch zu verstehen.

Daher rührt es nun, daß die, welche durch das Evangelium wiedergeboren sind, nicht fündigen: „denn wer aus Gott geboren ist, der sündiget nicht; wer aber dem Evangelio glaubt, der ist aus Gott_ge= boren; folglich ist nun offenbar, daß die nicht fündigen, welche durch das Evangelium wiedergeboren sind, das heißt, die Sünden werden ihnen nicht zur Verdammniß und zum Tode angerechnet, weil Christus sie mit dem Lösegeld seines Todes bezahlt und sie abgewaschen hat. Denn wiewohl wir, so lange wir in diesem sterblichen Leibe leben, und auf unserer Pilgerschaft in unserem Elende noch fern von dem Herren sind, nicht ohne Anfechtungen und deßhalb auch nicht ohne Sünden sein können, so ersezt doch Christus, dieweil er unser ist, all unsere Ohnmacht und all unser Unvermögen. Denn da er ewiger Gott und Geist ist, so ist er auch theuer, köstlich und werth genug, alle menschlichen Sünden hinzunehmen und zu bezahlen: ja, sein Verdienst übersteigt weit unsere Schuld.

Solches Vertrauen auf Christum macht uns aber nicht faul noch träge, noch fahrlässig, sondern dringt und treibt und regt uns auf, Gutes zu thun und rechtschaffen zu leben; denn es rührt nicht von Menschen her. Wie könnte es auch sein, daß das menschliche Gemüth,

welches größtentheils auf das Aeußerliche finnet und ihm anhänget, ganz und gar mit Hoffnung, Zuversicht und Trost sich auf Etwas stüßte, und sich dessen vertröstete, was es doch nicht sieht, oder mit den äußerlichen Sinnen in keiner Weise begreifen kann? Daraus ersieht man wohl, daß dieser Glaube und diese Zuversicht auf Christum allein von Gott kommen muß. Nun, wo Gott wirket, da darfst du nicht ängstlich sorgen, daß die Sache nicht recht gehe, oder daß nicht gute Werke geschehen. Denn da Gott eine vollkommene immerwährende Bewegniß oder bewegende Kraft ist, die alle Dinge bewegt, wiewohl er für sich selbst unveränderlich ist, so wird er auch den, dessen Herz er zu sich gezogen. hat, nicht unthätig noch müßig sein lassen. Diese Meinung beruht nicht auf Beweisgründen, sondern auf Erfahrung. Es erfahren aber und empfinden nur die Gläubigen, wie Christus die Seinigen nicht müßig gehen läßt, und wie heiter und fröhlich sie sein Werk treiben.

Wer nun so das Geheimniß des Evangeliums recht kennen gelernt, und es recht versteht, der befleißiget sich, und versteht auch recht und wahrhaft zu leben. Darum soll man auch das Evangelium, so weit es geschehen kann, lauter und mit hohem Fleiße lehren. Nun soll man aber auch bei Zeiten die Jugend lehren, durch welches Verhalten wir uns Gott vorzüglich wohlgefällig machen, durch dasjenige nämlich, welches er ohne Unterlaß gegen uns übet, als da ist durch Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Wahrheit, Treue und Barmherzigkeit. Denn so Gott ein Geist ist, so kann er auch durch kein anderes Opfer, als durch ein ihm ergebenes Gemüth recht verehrt werden. Deßhalb soll ein Jüngling darauf sehen und sich dessen befleißigen, daß er frühzeitig darnach trachte, wie er ein frommer Mann werde, der unschuldig und Gott, so weit möglich, gleich lebe. Denn wie Gott allen Menschen Gutes thut und Jedem hilft, Niemanden aber schadet, es sei denn, daß Jemand zuvor sich selbst in Schaden gesezt habe: so ist auch der, welcher Allen nüßet, Allen Alles zu werden sucht, und sich vor aller Unbill hütet, Gott am ähnlichsten. Hoch und schwer sind diese Dinge, so wir auf unsere Kraft sehen, aber dem Gläubigen sind alle Dinge möglich.

Capitel 2.

Nachdem das Gemüth des Jünglings, das zu einer festen Tugend soll erhoben werden, durch den Glauben recht gebildet worden, folgt dann zunächst, daß es sich innerlich schön schmücke und ordne; denn wenn bei ihm selbst Alles recht und gehörig geordnet worden ist, wird er auch leicht Anderen helfen und rathen können. Es kann aber der Jüngling sein Gemüth nicht beffer ordnen, als wenn er sich Tag und

Nacht mit dem Worte Gottes beschäftiget, und dieses wird er um so besser mit gutem Erfolge thun, wenn er die hebräische und griechische Sprache wohl inne hat, weil man ohne die eine das alte, ohne die andere das neue Testament schwerlich rein auffañen und verstehen kann. Da ich aber diejenigen zu unterweisen versprochen, welche bereits die ersten Anfänge zurückgelegt haben, die lateinische Sprache aber hin und wieder allgemein geworden, so darf sie, meiner Meinung nach, nicht ganz vernachlässigt werden. Denn wenn sie gleich zum Verstehen der heiligen Schrift weniger dient als die griechische oder hebräische, so ist sie doch für das übrige Leben von nicht geringem Nugen. Es giebt indeß oft Fälle, wo wir die Sache Christi auch bei den lateinisch Redenden führen müssen. Sprachen aber zum Gewinne und Genusse zu mißbrauchen, davon soll ein Christ weit entfernt sein, denn die Sprache ist eine Gabe des göttlichen Geistes.

Die nächste Sprache nach der lateinischen, der wir obliegen sollen, ist die griechische, und zwar, wie oben gesagt, des neuen Testamentes wegen. Denn, um mit Erlaubniß zu reden, wie ich denke und so weit ich es verstehe, so scheint es mir, daß die Lehre Jesu von Anfang an nicht so sorgfältig und lauter von den Lateinern behandelt worden sei, als von den Griechen. Darum soll man den Jüngling an die Quelle weisen. Doch ist in Beziehung sowohl auf die lateinische, als auf die griechische Sprache wohl zu bemerken, daß man das Herz durch Glauben und Unschuld wohl bewahre; denn es sind viele Dinge darin, die nicht ohne Schaden erlernt würden, als z. B. Muthwillen, Herrschsucht und Kriegsluft, leichtfertige, unnüge und eitle Weisheit und dergleichen. Bei diesen Dingen allen kann das Gemüth, welches vorher gewarnt ist, gleich wie Ulysses, unberührt und unverlegt vorübergehen und sie überspringen, wenn er nämlich gleich beim ersten Laute sich selbst warnend zuruft: Dieses hörst du, damit du es fliehest, damit du dich davor hütest, nicht damit du es dir aneignest".

Die hebräische Sprache sehe ich darum zuleht, weil die lateinische jezt allenthalben in Uebung ist, auf welche die griechische dann am schicklichsten folgt. Sonst hätte ich mit Recht der hebräischen den ersten Plag eingeräumt, und zwar aus dem Grunde, weil derjenige, der die besonderen Eigenthümlichkeiten dieser nicht kennt, an vielen Orten, auch bei den Griechen, Mühe hat, den rechten, natürlichen Sinn der Schrift zu ergründen.

Mit solchem Rüstzeuge soll derjenige versehen sein, der zu der himmlischen Weisheit, mit der keine irdische verglichen, geschweige denn gleich geschäzt werden kann, hinzutreten will; doch soll er damit eine demüthige und weisheitdurstige Gesinnung verbinden. Wenn er dahin gelangt ist, wird er allerlei Vorbilder zu einem rechtschaffenen Leben finden, nämlich

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