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zu meiner Familie gehören), auch so sein (rein bedeutet hier nicht enthaltsam von ehelicher Beiwohnung, sondern überhaupt lauter). An dieser Gerechtigkeit müssen alle Menschen verzweifeln; denn wer ist so heilig, daß sein Herz ohne Anfechtung und Begierde wäre? Also könnte auch Niemand bei Gott wohnen; denn wer bei ihm wohnen will, muß ohne Flecken sein. Diesen unseren Jammer und unsere Ohnmacht hat Gott gesehen und aus Erbarmen darüber ein Mittel gefunden, durch welches seine Gerechtigkeit durch uns versöhnt werde, damit wir bei ihm wohnen mögen: er hat seinen Sohn Mensch werden lassen, indem derselbe von der reinen Jungfrau Maria durch den heiligen Geist ohne Sünde empfangen (denn er wurde nicht wie wir in Sünden empfangen, Psalm 51, 17) und allenthalben rein ward; und da er, der Unschuldige, für uns schuldige Sünder den Tod erlitt, that er für uns der so schönen Gerechtigkeit Gottes Genüge, während dies fein anderer Mensch vermag; und so hat er für uns erlangt, daß wir zu Gott kommen können aus seiner freien Gnade und Gabe. Wer solches höret und fest daran glaubet, der wird selig. Dennoch aber bleibt für und für die Forderung Gottes fest, nämlich, daß wir zu aller Zeit schuldig find, so rein, lauter, unbefleckt und gerecht zu leben, als Gott es haben will. Denn Christus spricht, Matth. 5, 48: Ihr sollt vollkommen sein, gleichwie euer himmlischer Vater vollkommen ist“. Nun find wir aber in der That nicht also; ja es ist uns nicht möglich, daß wir, derweil wir leben, so rein seien. Darum müssen wir jeder Zeit durch den alleinigen, gerechten und unschuldigen Jesum Christum zu Gott kommen, denn dieser allein ist der Fürsprecher und Bezahler für unsere Sünden in Ewigkeit, 1. Joh. 2, 1. So verhält sich in Kurzem das Evangelium zu unserer Schuld. Willst du ausführlicher die Gründe der Schrift dafür ersehen, so lies unsere im 2. und 4. Buche enthaltene Darlegung und Begründung dieser Angelegenheit.

Daß aber Gott eine so große Unschuld von uns fordere, die von keiner Anfechtung und Begierde befleckt sei, lernen wir aus seinem eigenen Worte; und doch hat er uns darneben das Heil und die Gnade durch Jesum Christum verliehen. Dieser ist aber nicht aus unserm Verdienste, sondern aus lauter Gnade Gottes uns zum Heil gegeben, damit wir, nachdem wir unsere Ohnmacht kennen gelernt, so daß wir an uns selbst verzweifeln müssen, weil wir die göttliche Gerechtigkeit nicht zu erfüllen vermögen, nichts desto weniger Heil und Erlösung finden in Christo. So müssen wir uns allerwegen aufgeben, dagegen aber Gottes Gnade und Erbarmung in uns groß und lieb werden lassen. Auf diese sieh' du alle Zeit, o Gläubiger! und laß dich nimmer davon bringen: sie ist gewiß; denn der Sohn Gottes ist ein Pfand derselben. Und ob du verzweifeln mußt an dem, was Gott von dir fordert, daß du demselben

nicht nachkommen kannst: so sollst du doch nicht an dem verzweifeln, der alle unsere Mühseligkeiten und Gebrechen bezahlt, getragen und gebüßt hat; sondern du erlernst aus dem Worte des göttlichen Geseßes, welch ein hohes Gut Gott sei, er, der selbst die Frömmigkeit ist, die er uns vorschreibt, und der sich stets nach seinem Gebote hält. Er ist nicht den Tyrannen gleich, die wohl viele Geseze vorschreiben, aber selbst sie nicht halten, worüber Christus auch die Pharisäer und Schriftgelehrten der Juden schalt, Luc. 11, 46. Und so wirst du dennoch fort und fort streben, dich dem göttlichen Willen immer gleichförmiger zu gestalten, bis du zum vollkommnen Manne herangewachsen bist, nach dem Vollmaaße Christi, Eph. 4, 13; du wirst nie wähnen, genug gethan zu haben, dagegen deine Zuversicht unverwandt auf Gott segen, und was du auch Gutes wirkest, nicht dir selbst, sondern Gott zuschreiben.

Du wirst auch erkennen, daß dein Werk Nichts ist und nichts vor Gott bedeutet, und daß Alles, was dir Gott erweiset, nicht aus deinem Verdienst, sondern aus seiner freien Gnade geschehe.

Hier folgen einige Grundzüge von der göttlichen Gerechtigkeit, die mit Recht allein Gerechtigkeit genannt zu werden verdienet.

Die göttliche Gerechtigkeit ist an sich so lauter und schön, wie sie von uns fordert, daß wir sein sollen:

1. Sie heißet uns verzeihen, gleich wie auch wir wollen, daß uns Gott verzeihe, und erfüllet das so vollkommen, daß sie uns nicht nur so verzeiht, wie sie will, daß ihr verziehen werde, denn sie hat nichts, das der Verzeihung bedürfte, sondern, indem wir allein ihrer Gnade bedürfen, verzeiht sie darüber hinaus, ohne irgend unser Verdienst; ja da wir in aller Ungnade uns befinden und wir ihrer gerechten Rache würdig wären: verzeiht sie uns dennoch, Röm. 5, 6–10. Christus ist für uns gestorben, dieweil wir noch Sünder waren.

2. Gott heißt uns nicht allein nicht tödten, sondern gar nicht zornig werden, Matth. 5, 22. Er wird auch nicht zornig, und wo ihm Zorn in der Schrift zugeschrieben wird, bedeutet es nichts Anderes, als seine gerechte Strafe.

3. Gott heißt uns nicht rechten, noch streiten, sondern wenn uns der Rock genommen werde, sollen wir auch den Mantel lassen, Matth. 5, 40., Luc. 6, 29., und das hat er auch gethan. Denn er hat sich von seinen Feinden, ohne alles Recht anzurufen, gefangen nehmen und tödten lassen, wie der Prophet vorhergesagt, Jef. 53, 7. Er ist gleich wie ein Lamm zum Tode geführt, und hat seinen Mund nicht aufgethan. Und Jesaias 41, 1.: Er wird nicht schreien, noch streiten; Matth. 12, 19.

4. Gott verbietet uns nicht allein, die Ehe zu brechen, sondern auch Jemandes Gemahlin zu begehren, Matth. 5, 28. Er hat solches auch

erfüllt; denn er ist ohne alle Anfechtung; ja selbst die Menschheit Jesu Christi ist ohne alle sündliche Anfechtung geblieben. Nun heißt er Vater und Mutter verlassen als Gemahl, und sagt: Niemand solle die, welche Gott zusammengefüget hat, trennen. 1. Mose 2, 24. Matth. 19, 6.

5. Gott verbietet alles Schwören und heißt uns so fest und getren sein, daß ja! ja! und nein! nein! ohne alles Schwören unter uns gelte, Matth. 5, 37. Er ist es auch so; denn Himmel und Erde müssen eher vergehen, als daß eins von seinen Worten nicht erfüllt werde. Das erfahren wir täglich.

6. Gott heißt uns unsere Habe hingeben an diejenigen, von denen wir Nichts zu hoffen haben und die mit Nichts vergelten können, Luc. 6, 35; er thut es auch so. Denn er nähret nicht allein den Menschen, sondern auch die Vögel der Luft, Matth. 6, 26, ohne alles Wiedervergelten.

7. Gott heißt uns nicht allein den Frommen und Unschuldigen Gutes thun, sondern auch den Feinden. Matth. 5, 44: „Ich sage euch, liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen; thut wohl denen, die euch haffen, und betet für die, so euch verleumden und verfolgen." Er thut es auch so. Er läßt seine Sonne scheinen über Gute und Böse und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte; er gibt den Ungläubigen und Feinden ebensowohl Früchte und Nahrung, als den Gläubigen.

8. Gott verbietet nicht allein zu stehlen, sondern auch eines Anderen Gut zu begehren, 2. Mose 20, 17; denn er thut es auch so. Es ist so fern von ihm, daß er irgend Etwas von uns forderte, oder zu unserm Nachtheile begehren würde, daß er will, wir sollen von ihm alle Dinge begehren, er werde sie uns gewähren und uns unseren Mangel erseßen.

9. Gott will, daß wir nicht nur nicht Uebels reden oder verleumden, sondern daß wir gar kein unnüßes Wort reden sollen. Matth. 12,36: „Ich sage euch aber, daß von jeder unnüßen Rede, welche irgend die Menschen reden, sie Rechenschaft ablegen müssen am Tage des Gerichtes.“ Er thut es auch so. „In seinem Munde wurde kein Trug erfunden,“ 1 Petri 2, 22. Er hat nicht in vielen unnügen und eitlen Worten gelehrt, wie die Schriftgelehrten und Pharifäer, sondern mit Kraft, also, daß seine Reden kräftig waren und Wurzel schlugen in den Herzen der Hörenden. Matth. 7, 29.

10. Gott begnügt sich nicht damit, daß wir den Nächsten nicht schaden, oder daß wir ihm erst dann zu Hülfe kommen, wenn wir für uns zuerst wohl gesorgt haben, sondern er will, daß wir den Nächsten so lieb haben als uns selbst, Matth. 22, 39. Denn er hat es auch also gethan. Er hat sich für uns hingegeben und uns zu seinen Freunden, Brüdern und Erben angenommen. Joh. 15, 13. Matth. 23, 8. Gal, 4, 5.

Wir hätten noch viele Stücke aufzählen können, die Gott von uns in seinem Worte fordert und die er durch sein Beispiel selbst uns vorgebildet hat: daß wir z. B. für sein Wort und auch für jeden Bruder in Christo Tod und Verachtung erdulden sollen; doch sind alle anderen Gebote schon in den aufgezählten mit einbegriffen. Nun sind diese Geheiße Gottes nicht Rathschläge, wie die Päpstler es behaupten, sondern eigentliche Gebote Gottes, deren Erfüllung er von uns fordert, so daß er uns nicht zu sich kommen läßt, wir seien denn so unschuldig, rein und fromm, wie sein Wille es erheischt. Dieser sein Wille aber ist uns nirgends anderswo fund gethan worden, als in seinen Geboten; denn seine Gebote sind nichts Anderes als eine Offenbarung seines Willens. Sei aber allerwegen bei den Geboten Gottes eingedenk des Evangeliums, welches nichts Anderes ist, als die trostvolle Botschaft, daß, nachdem wir an dem, was Gott von uns fordert, so weit die Erfüllung von uns abhängt, verzweiflen müssen, Gott seinen Sohn für uns hin- · gegeben habe zum Vollbringer seines heiligen Willens, und daß dieser für uns die Gebote Gottes zu erfüllen und für unsere Sünden genug zu thun vermocht habe, und das Pfand geworden sei, durch welches wir zu Gott kommen. Dieser Trost läßt uns nicht an Gott verzweifeln; an uns selbst müssen wir verzweifeln. Denn Gott fordert von uns: wir sollen nicht begehren, noch uns anfechten lassen; was uns aber unmöglich ist; und demnach ist es uns unmöglich, durch uns selbst zu Gott zu kommen; denn Gott fordert von uns vollkommene Reinheit und Unschuld. Weil aber Christus unsern Mangel ersezt und unser Stellvertreter geworden ist, so verzweifeln wir nicht nur nicht an Gott, sondern wir sehen, daß all unser Heil von seinem Erbarmen abhängt, und wir erlernen an seinem Wort, welch ein vollkommenes Gut, wie rein, wie heilig und fromm er sei. Und wie sehr wir uns auch anstrengen, seinem Worte genug zu thun und dasselbe zu erfüllen, so finden wir doch immerhin unsere Ohumacht, und wie nichtsdestoweniger die größte Lust der gläubigen Seele sei, sich nach dem Worte Gottes und seinen Geboten zu üben; wiewohl sie niemals das Vollmaß der göttlichen Gerechtigkeit erlangen kann. Sie will fort und fort dem gefallen, der ihr Schaz, ihr Trost und ihre Zuversicht ist.

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Daß aber die voraufgezählten Stücke und ähnliche Gebote Gottes nicht nur Rathschläge seien, beweist das eigene Wort Christi selbst, indem er sie, Matth. 5, 19 Gebote" nennt: Wer eines der kleinsten dieser Gebote nicht hält 2c." Sieh, dieses bezieht er auf die Gebote, die gleich folgen, und nennt sie ausdrücklich „Gebote". Dazu trägt er den Jüngern auf, daß sie die Menschen lehren sollen, Alles halten, was er ihnen geboten habe, Matth. 28, 20. Auch sind alle oben aufgezählten Gebote in dem vornehmsten Gebote enthalten: „Du sollst

deinen Herrn und Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüthe und aus allen deinen Kräften, und du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst!" Daß wir kein unnüßes, eitles Wort reden sollen, entnehmen wir aus dem ersten Theile. Denn sofern wir Gott lieben ob allen Dingen, aus allen Kräften, so kann keine Eitelkeit Etwas über uns gewinnen. Ja wenn wir nur dieses einzige Gebot hielten (dieses müssen die Päpstler doch als Gebot gelten lassen, denn Christus hat es uns vorgeschrieben, Matth. 22, 37), so würden wir nie Etwas wider Gott thun. Denn keine Creatur vermöchte je Etwas über unser Herz, wenn wir Gott darin aus allen unseren Kräften lieben würden. Keine Kraft, keine Neigung könnte irgend der Creatur geweiht sein, oder die Kräfte wären nicht alle auf die Liebe zu Gott gerichtet, was leider auch der Fall ist. Darum sind wir nimmermehr ohne Sünde. Sodann ist das Gebot, daß wir nicht schwören sollen, unter dem anderen Theile des Gebotes begriffen. Denn würde ein Jeder dieses Gebot halten, so daß er seinen Nächsten lieben würde wie sich selbst, so bedürfte man keiner Eide; denn, wie Jedermann nicht von Anderen betrogen sein will, so würde er auch Niemanden betrügen, und unsere Rede würde nur in Ja, Ja und Nein, Nein bestehen. So sind auch alle andern Gebote in diesen beiden Geboten schon enthalten, wie es Jeder leicht selbst ermessen kann, der sie genauer besieht. Denn Christus lügt nicht, wenn er spricht, Matth. 22, 40: In diesen beiden Geboten find Gesez und Propheten enthalten. Und endlich sind die Worte Christi in den aufgezählten Geboten nicht Rathschläge, sondern sie heißen und gebieten.

So hoffe ich, daß es offenbar sei, wie Jeder, der durch seine Werke zu Gott kommen will, irre gehe. Denn er sieht gleich am ersten Gebote, daß er Solches nicht erfüllen kann. Gott gebietet uns zwar Solches, was seiner Gerechtigkeit in Wahrheit geziemt; aber es ist uns nicht möglich, seine Gebote zu halten. Dieser unserer Ohnmacht vermag aber Niemand zu Hülfe zu kommen, als Gott selbst; der hat es gethan durch Jesum Christum. Nun giebt es aber so viele gottlose Menschen, die nicht allein das gemeine Gebrechen an sich haben, daß sie Gott nicht ob allen Dingen lieben, sondern, die nicht glauben, daß ein Gott sei, der alles Recht und Unrecht richte und wieder vergelte. Solche fallen dann in große, unmenschliche Laster, und wenn man sie in ihren frevelhaften Anschlägen gewähren ließe, so würden sie das ganze Volk zu Grunde richten durch ihren Muthwillen und ihre Frevelthaten. Denn sintemal sie Gott nicht fürchten (sie glauben ja nicht, daß ein Gott sei): so würden sie Jedem das Seine nehmen; und wenn er sich Solches nicht gefallen lassen wollte, so würden sie ihn todtschlagen. Dieses hat Gott vorhergesehen und hat das Gesetz gegeben, damit man den

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