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nach seiner Willkür die Schrift drehen und zwingen wollen, sondern sich durch die Schrift meistern lassen; dieses will auch ich thun. Paulus spricht 1. Cor. 4, 3. 4: „Mir aber ist es ein Geringes, daß ich von euch gerichtet werde, oder von einem menschlichen Tage; auch richte ich mich selbst nicht. Ich bin mir wohl nichts bewußt, aber darinnen bin ich nicht gerechtfertigt; der Herr ist es aber, der mich richtet". Der Herr, der Paulus, ja alle Apostel und alle, die seine Wahrheit predigen, begeistert und fie gelehrt hat, der soll auch ihr Richter sein. Die heilige Schrift, von der wir reden, stammt von Gott und nicht von Menschen her (2. Petri 1, 21). Wie kann der Mensch darüber urtheilen? Paulus nennt fie theopneuston, d. i., von Gott eingehaucht oder gesprochen (2. Tim. 3, 16). Er gibt auch zu, daß der Geringste zu der Auslegung der Schrift reden könne, wenn die vorsigenden Propheten (Lehrer) die Wahrheit nicht getroffen haben, und ihm von Gott das richtige Verständniß verliehen sei (1. Cor. 14, 5. 6). Möchtest hier auch reden, wer will mir sagen, ob er von Gott erleuchtet sei oder nicht? Eben der Gott, der ihn erleuchtet, der wird auch dir zu verstehen geben, daß seine Rede von Gott komme. Sprichst du aber, ich empfinde das nicht, so halte ich dafür, daß du zu Denen gehörest, die Ohren haben und nicht hören, wie Christus nach dem Propheten Jesaias (Matth. 13, 14. 15) anzeigt. Und wenn dich Gott in deinem Sinne und Hader unerleuchtet bleiben läßt, mußt du deffen ungeachtet zum Heile dienen. Wie? also Paulus spricht 1. Cor. 11, 19: „Es müssen Rotten oder Parteiungen unter euch sein, damit die, so bewährt und fest sind, offenbar werden". Durch deinen Streit wird oft Etwas hervorgerufen, was sonst nicht bei Gott gesucht oder von ihm erbeten worden wäre. Endlich, damit wir aufhören, auf jeden Einwurf zu erwiedern, ist dieses unsere Ansicht und Ueberzeugung, daß das Wort Gottes (Wort Gottes nennen wir nur dasjenige, das vom Geiste Gottes stammt) von uns in höchsten Ehren gehalten werden, und daß wir keinem Worte solchen Glauben schenken sollen, wie diesem. Dieses Wort ist gewiß und kann nicht fehlen; es ist klar und läßt uns nicht im Finstern irren; es lehret sich selbst, thut sich selbst auf und bescheinet die menschliche Seele mit allem Heile und aller Gnade; es tröstet sie in Gott, demüthigt sie, daß sie sich selbst verleugnet und Gott in sich auffaffet; in ihm lebt sie, nach ihm ringt sie und verzweifelt am Trofte aller Creatur; denn Gott allein ist ihr Trost und ihre Zuversicht; ohne ihn hat sie keine Ruhe, in ihm allein findet sie Ruhe und Erquickung. Psalm 77, 3. 4: „Meine

Seele hat sich nicht wollen trösten lassen, da habe ich an Gott gedacht und bin erfreut worden". Ja, die Seligkeit beginnt schon in dieser Zeit, nicht nach ihrem ganzen Wesen, sondern nur in der gewissen Zuversicht und in der troftvollen Hoffnung; diese wolle Gott in uns stets mehren und sie nimmer schwinden lassen. Amen!

Capitel 4.

Wie wir zur Erkenntniß des Worles Gottes gelangen.

Hiebei erachte ich für gut, in Kurzem anzuzeigen, wie sie zum Verständnisse des Wortes Gottes gelangen können und sollen, auch wie sie an sich selbst inne werden können, daß Gott sie gelehrt habe, und fintemal fie in der Schrift nicht belesen sind, daß sie merken können, ob der lehrende Priester die Wahrheit lauter und unvermischt mit seinen eigenen Lieblingsmeinungen vortrage.

Zum Ersten soll ein Jeder Gott inniglich anrufen, daß er Kraft verleihen wolle, den alten Menschen, der auf seine eigene Weisheit und sein Vermögen so viel hält, in seinem Innern zu tödten.

Zum Zweiten, daß Gott, wenn der alte Mensch todt und ausgezogen ist, sich selbst reichlich in sein Herz ergießen möge, damit er ihm allein glaube und auf ihn allein vertraue.

Zum Dritten: Wenn dieses geschehen ist, so ist es gewiß, daß er sich hoch erfreut und getröstet wird in seinem Innern. Dann soll er oft und innig das Wort des Propheten sprechen: Herr Gott, be= festige das, was du in uns gewirkt hast. Denn wer da steht, der sehe zu, daß er nicht falle! sagt Paulus.

Zum Vierten überstehet das Wort Niemanden, und am allerwenigsten den Allergrößten. Denn als Gott den Paulus beruft, sprach er zu Ananias: „Er wird mein auserwähltes Werkzeug werden, daß er meinen Namen trage vor die Fürsten und Könige der Erde“. Matth. 10, 18 spricht Christus zu den Jüngern: Ihr werdet vor Könige und Statthalter geführt, daß ihr vor ihnen von mir zeuget".

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Zum Fünften liegt es in der Natur des Wortes Gottes, daß es die Hochmüthigen und Gewaltigen erniedriget und sie den Demüthigen gleichstellt. So singt Maria: „Er hat die Gewaltigen vom Stuhle gestürzt und die Demüthigen hat er erhöhet". Also

hat auch Johannes geprediget von Christo (Luc. 3, 5): „Es werden durch ihn die Höhen erniedriget und die Thäler ausgefüllet werden.'

Zum Sechsten nimmt sich das Wort Gottes allerwegen der Armen an, hilft ihnen, tröstet die Troftlosen und an sich selbst Verzweifelnden; die an sich selbst hoffen, bestreitet es. Zeugniß davon gibt uns Christus durch sein Beispiel.

Zum Siebenten sucht das Wort Gottes nicht seinen eignen Nugen; darum verbietet Christus seinen Jüngern, Ranzen oder Beutel zu nehmen.

Zum Achten sucht das göttliche Wort, Gott den Menschen kund zu thun, damit die Halsstarrigen ihn fürchten und die Demüthigen sich seiner getrösten. Welche in dieser Weise predigen, sind die wahren Diener des göttlichen Wortes. Die aber zu ihrem Vortheile nur sachte herumstreichen, wie die Kaße um den Brei, mehr die Lehre der Menschen beschirmen, als daß sie der Lehre Gottes sich weihten und sie förderten, sind falsche Propheten. Lerne sie aus ihrer Rede kennen. Sie schreien vortrefflich: „Die frommen Väter! Sollte es denn nichts bedeuten, was die Menschen machen?" und dergleichen mehr; aber niemals flagen fie, daß das Evangelium Christi lau geprediget werde.

Zum Neunten. Wenn du in deinem Innern empfindest, daß Gottes Wort dich erneuert, daß Gott anfängt, dich mehr zu lieben als vormals, da du Menschenlehre hörtest, so sei gewiß, daß Gott Solches in dir gewirkt.

Zum Zehnten. Wenn du empfindest, daß du immer gewisser wirst der Gnade Gottes und des ewigen Heils, so sei versichert, das kommt von Gott.

Zum Eilften. Wenn du empfindest, daß dein eigen Selbst abnimmt und vernichtet wird, daß du aber in Gott wachsest, so ist dieses eine zuverlässige Wirkung Gottes.

Zum Zwölften. Wenn du empfindest, daß dich die Furcht Gottes beginnt mehr zu erfreuen, als traurig zu machen, so ist dieses eine sichere Wirkung des Wortes Gottes und seines Geistes. Diesen wolle Gott uns Allen verleihen! Amen.

Zweites Buch.

Christus unser einiges Heil.

Capitel 1.

Die Summe des Evangeliums ist, daß unser Herr Jesus Christus, wahrer Gottes Sohn, uns den Willen seines himmlischen Vaters kund gethan und uns durch seine Unschuld vom Tode erlöft und Gott versöhnt habe.

Dieser Artikel für alle Gläubigen ist so gewiß, daß er feiner Bewährung bedürfte, wenn die Antichristen nicht wären, die sich heuchlerisch für Christen ausgeben, aber Christi Worte widerstreben. Zum Ersten ist die Summe des Evangelii nirgends in wenigeren Worten zusammengefaßt als Luc. 2, 10. 11, wo der Engel zu den Hirten sprach: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die dem ganzen Volke widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids". Weitläufiger hat Paulus diese Angelegenheit dargestellt (Eph. 1, 3-12): „Gepriesen sei Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Chrifti, der uns gesegnet mit allem geistlichen Segen, mit den himmlischen Gütern in Christo; wie er uns denn erwählet hat in ihm vor Gründung der Welt, daß wir heilig und fehllos sollten sein vor ihm, da er voll Liebe uns bestimmte zu seiner Kindschaft durch Jesum. Christum, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Preise seiner herrlichen Gnade, womit er uns begnadigt in dem Geliebten, in welchem wir die Erlösung haben. durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, vermöge des Reichthums seiner Gnade, die er gegen uns überschwenglich erwiesen in aller Weisheit und Einsicht, da er uns das Geheimniß seines Willens fund that nach sei

nem Wohlgefallen, das er bei sich beschlossen, zur Errichtung der Haushaltung der erfüllten Zeit, um Alles z vereinigen in Christo, sowohl was im Himmel, als was auf Erden ist, in ihm, in welchem wir auch erkoren worden sind, dazu vorher bestimmt nach dem Beschlusse dessen, der Alles wirket nach dem Rathe seines Willens, damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit gereichten, die wir auf Chriftum unsre Hoffnung gesezt haben“. In diesen Worten Pauli ist das Werk Christi begriffen, daß Gott nämlich uns durch ihn zu sich gezogen habe; nicht wegen unseres Verdienstes, sondern aus freier Gnade, auf daß er die Fülle und den Reichthum seiner Gnade uns zeige, damit wir ihn zu erkennen, ihn zu lieben und ihn zu befizen gereizt werden. Dieses Alles habe ich noch kürzer gefaßt, wie ich es mit folgenden Worten klar und deutlich anzeige.

Wahrer Gottes Sohn.

Ich glaube zwar, daß Niemand leugne, Christus sei wahrer Gottessohn. Doch damit Niemand irgend darüber zweifle, so steht Joh. 10, 34-36 flar davon; verständlicher aber Joh. 3, 17 ff.; 35 ff.; 5, 19-26; 8, 35 ff.; 14, 9-11; 16, 8. Phil. 2, 6-11. Luc. 1, 35; 3, 22. Matth. 3, 17. Mark. 1, 11 2c.

Er hat uns den Willen seines himmlischen Vaters kund gethan.

Durch diesen Saz wollte ich anzeigen, daß Christus nicht allein uns zu erlösen gekommen sei, sondern uns wahre Gottesliebe und wahres Gotteswerk zu lehren, welche Gott von uns fordert; damit wir von ihm, der die göttliche Weisheit ist, lernten, was Gott gefällig sei und was er von uns fordert, und nicht nach unserm Wohlgefallen handeln. Davon find alle Schriften der Evangelisten voll; doch sind die schönsten Ansich)ten im Betreff der christlichen Pflichten gegen den Nächsten (Matth. Cap.5 u. 6 u. 7) über die Andacht gegen Gott (Joh. 5 u. 6) und sodann in den Reden, welche Christus nach dem Nachtmahle gehalten. (Joh. 14–17).

Er hat uns durch seine Unschuld vom Tode erlöst und Gott versöhnt.

Hier bedarf's auch nur Schrift - Stellen anzuzeigen. So steht 1. Petr. 3, 18: Denn auch Christus litt einmal um unsrer Sünde willen, ein Gerechter für Ungerechte, auf daß er uns Gott zuführete, getödtet im Fleische, aber lebendig erhalten im Geiste". So auch 1. Petr. 2, 21-24: „Denn auch Christus hat ja für euch gelitten, und euch ein Vorbild gelassen, auf daß ihr seinen Fußtapfen nachfolget:

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