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in alter Zeit geübten Kultes des Mondgottes Sin, der noch bis ins Mittelalter hinein in Arabia Petraea nachweisbar ist (cf. Bäthgen, Beiträge zur semitischen Rel.-Gesch. S. 103, auch ZDMG III, 161 und 203). Anstatt nun, von der Bedeutung des Namens Sinai ausgehend, nach Spuren lunarischer Anschauungen in der israelitischen Religion zu suchen, was doch zu keinem brauchbaren Resultate führt, was man meines Erachtens am besten an den diesbezüglichen Versuchen Hommels in seinen Aufsätzen und Abhandlungen S. 158, 160 u. a. erkennen kann, halte ich es für richtiger, den umgekehrten Weg zu gehen. Der Umstand, daß sich in der Mosereligion so gut wie keine lunaren Bestandteile vorfinden, ist eine der wichtigsten Instanzen gegen die Ursprünglichkeit der Identität des Gottesberges und des Sinai.

Zur Zeit des Jahwisten, der den Gottesberg Sinai nennt, war diese Umwandlung der Tradition bereits vollzogen. Auch E hat, wie oben gezeigt, deutlich den Sinai im Auge, nur hat sich in der bei E vorliegenden nordisraelitischen Tradition der Name des geschichtlichen Gottesberges Horeb erhalten und ist nun seinerseits auf den Sinai übertragen. J und E stehen also schon in dem Banne der fälschlichen Tradition, die den Gottesberg im Süden der Sinaihalbinsel sucht, dagegen haben die kernhaften Bestandteile der alten Sagen die richtige Tradition von der nördlicheren Lage des Gottesberges aufbewahrt. Aus J läßt sich noch deutlich eine Anschauung herausschälen, nach der die Israeliten von Ägypten aus unmittelbar nach Qadeš gezogen sind (s. Wellhausen, Prolegomena 5 S. 347-350). Da nun die alten Erzählungen, besonders Ex 19 und 33 ein längeres Verweilen der Israeliten am Gottesberge voraussetzen und ein längerer Aufenthalt der Stämme in Qadeš von Wellhausen (s. oben) nachgewiesen ist, so ist auch dadurch die Lage des Gottesberges in der Nähe von Qades wahrscheinlich gemacht. Hier am Fuße des Gottesberges werden wir uns auch die Midianiter, deren Priester Jethro war, hausend zu denken haben, die man wahrscheinlich von dem mehr seẞhaften Volke der Midianiter um die Stadt Madjan, südöstlich von Elath, zu unterscheiden hat (s. Guthe, Gesch. Isr. 2 S. 33).

Über den geschichtlichen Verlauf im einzelnen ist absolute Klarheit nicht mehr zu gewinnen. Die Sagen, die den Aufenthalt des Mose in Ägypten zum Inhalte haben, dürften kaum einen historischen Kern enthalten, wir haben sie vielmehr als freie Schöpfungen des Erzählers aufzufassen (beachte besonders die scharfsinnige Analyse von Ed. Meyer, Die Israeliten S. 24 ff. und 50). Dagegen scheint mir Meyers These, daß Mose nur in Qadeš zu lokalisieren sei, zu weit zu gehen. Irgendwelche Beziehungen

des Mose zu Ägypten sind nicht nur durch seinen eigenen Namen, sondern auch die einzelner seiner Stammesgenossen gewährleistet. Er gilt der israelitischen Tradition als Mitglied des Stammes Levi, und diese Tradition wird richtig sein, denn die geistliche Rolle, die die Leviten später in Israel spielen, erklärt sich meines Erachtens am besten daraus, daß nach der Meinung der ersten nachmosaischen Generationen das besondere Charisma des Religionsstifters auf seine nächsten Stammesgenossen übergegangen sei (vgl. dazu ZATW 1906 S. 229). Der Stamm Levi weist nun aber mehrere ägyptische Namen auf, außer Mose noch Pinḥas, vielleicht auch Aaron und Hur (s. Nestle, Die israel. Eigennamen S. 111; Kerber, Rel. gesch. Bedeut. der hebr. Eigenn. S. 75, ferner Spiegelberg in ZDMG 1899 S. 634 f.). Daraus geht aber doch mit Sicherheit hervor, daß der Stamm Levi, und also auch Mose, in Ägypten gewesen sind.

Eine nicht unwahrscheinliche Kombination dünkt mich die zu sein, daß Mose zuerst allein oder zugleich mit seinen engeren Stammesgenossen von Ägypten aus in den Bereich der am Fuße des Gottesberges hausenden Stämme gelangt sei und hier die unter diesen Stämmen herrschende Verehrung des Vulkangottes Jahwe sich angeeignet habe. Inzwischen sind dann die Beziehungen mit den in Ägypten zurückgebliebenen Stämmen, wohl hauptsächlich den Josephstämmen, aufrechterhalten. Bald danach ist dann Mose als Verkündiger Jahwes unter den Josephstämmen aufgetreten und hat diese zur Befreiung von dem ägyptischen Joche und zum Anschluß an die Jahwekoalition mit dem Mittelpunkte Qadeš aufgerufen. Die Botschaft des Mose zündete unter seinen Volksgenossen, der Versuch wurde gemacht, und das glückliche Gelingen wurde als erste Machtwirkung des neuen Gottes angesehn. In Qadeš haben sich dann die Josephiten der Jahwekoalition angeschlossen. Wie das geschehen ist, berichtet die alte Sage in überaus anschaulicher Form Ex 19 und 24.

Anhang.

Es mag an dieser Stelle anhangsweise noch ein heiliger Berg Berücksichtigung finden, dessen Bedeutung zwar in eine weit spätere Epoche der israelitischen Religionsgeschichte gehört, der aber insofern mit dem Sinai-Horeb einige Verwandtschaft aufweist, als er wie dieser ein Göttersitz außerhalb Palästinas ist. Das ist der Götterberg im hohen Norden. Er wird erwähnt Jes 14, 13

oder הר קדש אלהים und Hes 28, 14. 16 als הר מועד בירכתי צפון als

einfach. Aus der Bezeichnung dürfen wir schließen,

daß es sich um einen Berg handelt, der als Versammlungsberg von Göttern oder Elohimwesen galt, also etwa einen semitischen Olymp. An beiden Stellen wird der Berg als Glaubensobjekt einem fremdländischen Könige in den Mund gelegt, in dem einen. Falle dem Könige von Babel (Jes 14), in dem anderen dem. Könige von Tyrus (Hes 28). Nach Gunkel, Schöpfung und Chaos S. 148 soll es sich in letzterem Falle um einen selbständigen Mythos handeln, der von Hesekiel nur auf den König von Tyrus angewendet ist. Wie dem auch sei, jedenfalls erweisen sich die Verfasser mehr als Kenner einer fremdartigen Mythologie, denn als Zeugen eigener Vorstellungen, und es ist deshalb anzunehmen, daß die Idee vom semitischen Olymp eine dem Israelitentum fremde, ausländische Größe ist. In der Tat hat nun diese Vorstellung eine genaue Parallele im Babylonischen, es ist der Göttersitz des Anu auf einem Berge am Nordende, dem Nordpole, des Himmels (KAT3 S. 353 und A. Jeremias a. a. O. S. 558 und 565). Auf verwandte Vorstellungen bei den Mandäern verweist Jensen (Kosmologie der Babylonier S. 22 Anm. 2). Es ist zu vermuten, daß Hesekiel und der Verfasser von Jes 14, 131) diesen Mythos während des Exiles kennen gelernt haben.

Im Volke Israel wird diese mythologische Vorstellung nur wenig bekannt gewesen sein, keine Spur deutet darauf, daß sie in Israel, abgesehen von der allerletzten Zeit, irgendwelche Rolle im Volksglauben gespielt hat, am allerwenigsten darauf, daß man jenen Götterberg als Wohnsitz Jahwes gewertet habe. Es scheint mir deshalb auch durchaus nicht richtig zu sein, wenn Stade (Gesch. des V. Isr. II S. 8) und Smend (Altt. Rel.-Gesch. 2 S. 274 Anm. 1 und S. 447 Anm. 3) u. a. der Meinung sind, daß bei Hesekiel der Götterberg im Norden Jahwes provisorischer Wohnsitz gewesen sei, solange der Tempel wegen der in ihm verübten Greuel für Jahwe unzugänglich war. Darauf, daß 1,4 der Prophet Jahwe von Norden kommen sieht, ist nicht viel Gewicht zu legen, denn in Wirklichkeit kommt doch Jahwe vom Himmel 1, 1; vermutlich aber kam der Sturmwind, den der Prophet in seinem visionären Zustande erblickte, tatsächlich aus Norden (s. Berthol. und Krae.). 11, 23 wendet sich die Schechina nicht nach Norden, sondern nach Osten; der Prophet verfolgt sie bis zum Ölberg, denn dieser grenzt den Horizont von Jerusalem aus nach Osten hin ab. In später Zeit freilich wurde auch der Götterberg im Norden mit in das Inventar der jüdischen Eschatologie aufgenommen, in

1) Die Stücke Jes 13 und 14, 4b-21 sind vermutlich aus den Hoffnungen herausgeboren, die man an das Auftreten des Cyrus knüpfte.

dem man ihn mit dem Berge Zion kombinierte. So erklärt es sich, wenn 48, 3 der Zion im äußersten Norden liegt (3177 wie Jes 14, 13). Das läßt sich nur verstehen als eine Übertragung der Attribute des mythologischen Götterberges auf den Zion. Man trug alles herbei, was zur Ausgestaltung des Zionberges ins Wunderbare dienen konnte. Der Norden hat für die Späteren etwas Geheimnisvolles, in ihm suchte man das Wunderland, aus dem Gottes Strafgerichte in alter Zeit kamen die Assyrer aus dem Norden

aber auch Gottes Heil kommt. Dadurch, daß der Zion in den höchsten Norden verlegt wird, werden alle die geheimnisvollen Eigenschaften, die der har mo'ed für die späteren Generationen offenbar hatte, auf den Zion übertragen. Es ist das ähnlich zu beurteilen, wie die eschatologische Idee, daß der Zion am Ende der Tage der höchste Berg der Welt wird Jes 2, 2; Mi 4, 1. Ein Zeichen für ein besonders hohes Alter der Vorstellung vom Götterberge vermag ich darin nicht zu sehn, wie z. B. Greßmann (Eschatologie S. 116).

Hes 28, 13 wird der Garten Eden mit dem Götterberge kombiniert. Auch der Garten Eden ist ursprünglich eine Götterwohnung, er wird genannt Hes 28, 13; 31, 8 f. oder gar

Jes 51, 3; Gen 13, 10. In der Paradiesessage klingt dieser Gedanke noch nach, wenn Jahwe in der Abendkühle in diesem Garten spazieren geht Gen 3, 8. Die Früchte dieses Gartens haben geheimnisvolle Kräfte, sie verleihen höheres Wissen und Unsterblichkeit. Der wunderbare Gottesgarten erinnert an die babylonische Mythe von den Inseln der Seligen. Nach Babylon weisen auch die Paradiesesströme. Den Grundgedanken der Paradieseserzählung, das Verscherzen der Unsterblichkeit der ersten Menschen, teilt diese mit dem babylonischen Adapamythos. Näheres hierüber s. bei Stade: Der Mythus vom Paradies Gen 2. 3 und die Zeit seiner Einwanderung in Israel (ZATW 1903 S. 172-179).

II. Jahwe auf dem Gottesberge und Israel in Kanaan.

Das Resultat der im vorigen Kapitel geführten Untersuchung ist die Feststellung: Jahwe ist der Gott vom Sinai und naturhaft an diesen Berg gebunden. Solange die Verehrer dieses Gottes in unmittelbarer Nähe des Gottesberges wohnten, war diese Gebundenheit eine absolute, der Gott war nicht imstande, die Grenze seines Himâ zu verlassen (S. 8. 17. 29 f.). Es liegt aber in der Natur der Sache, daß eine solche absolute

Gebundenheit der Gottheit an eine bestimmte Stätte nicht mehr den religiösen Bedürfnissen genügt, wenn das diese Gottheit verehrende Volk weiterwandert. Schon in dem Umstande, daß die israelitischen Stämme in Ägypten in ihrer Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft allem Anscheine nach eine Machtwirkung des Sinaigottes erkannten, liegt implizite der Glaube vor, daß es dem Gotte möglich ist, den Berg zu verlassen, denn irgendwie muß er doch an der Befreiung persönlich beteiligt gewesen sein. Eine Fernwirkung, sei es durch sein Wort, sei es durch seinen schöpferischen Willen, ist jedenfalls eine der alten Zeit fremde Annahme und setzt schon die reifere Vorstellungswelt einer weit späteren Zeit voraus. Wir werden also zu schließen haben, daß die Vorstellung von einer nur relativen Gebundenheit an den Gottesberg diejenige von der absoluten abgelöst hat. Dieser Umschwung hängt zeitlich mit der Weiterwanderung des Volkes durch die Wüste zusammen. Als dann aber die Israeliten in Palästina seẞhaft wurden, war es für ihr religiöses Empfinden unerträglich, daß Jahwe auf dem Sinai zurückblieb, und wir werden denn auch erkennen, daß die Vorstellung vom Wohnen Jahwes auf dem Sinai die Wüstenzeit nicht allzulange überdauert hat. Natürlich hat sich diese Lösung Jahwes vom Sinai nicht mit einem Schlage vollzogen, wir werden Kompromißvorstellungen kennen lernen, nach denen Jahwe zwar auf dem Sinai wohnt, seine eigentliche Wirkungssphäre aber das Land Kanaan ist. Ja, mit besonderem Nachdrucke erhielt sich die Sinaivorstellung in gewissen Kreisen, die gegen die Bedrohung des Jahwismus durch die Einflüsse der kananäischen Baalreligion einen energischen Kampf führten und deren geistiger Führer Elia war.

Die Aufgabe dieses Kapitels beschäftigt sich also mit der Frage, wie sich der Verkehr des auf dem Sinai wohnenden Jahwe mit seinem Volke in den ersten Zeiten der Trennung vom Sinai vollzogen hat.

1. Die in Ex 33 enthaltenen Lösungsversuche sind erst der literarische Niederschlag von Vorstellungen, die einen längeren Zeitraum umfassen. In der ersten Zeit des Abzuges, solange Mose lebte, machte sein intensives religiöses Empfinden einerseits und seine Autorität über das Volk andrerseits ein persönliches Eingreifen der Gottheit an sich unnötig. Da Mose sich im Vollbesitz des Willens Jahwes fühlte, so war seine Person der gegebene Mittler, der weitere Mittlerschaft ausschloß (vergl. S. 37f.). Und in dem von ihm gestifteten Institut des Orakel wesens hat Mose dann ein Erbe hinterlassen, das es auch den späteren Geschlechtern möglich machte, sich in zweifelhaften Fällen Wunsch und Meinung

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