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für den Himmel erklärend; den Bürger schreckte sie. So regierte man Jahrhunderte lang die Menge nach Willkür, blos weil jeder einzelne Mensch mit sich selbst zerfallen war. Da geschah es zu unsrer Zeit, dass unter dem Dache jenes Hauses Feuer ausbrach, und dessen Erdgeschoss durch Ueberschwemmungen litt. Die Zerstörung des Gebäudes unten und oben nötigte nun das Tier und den Bürger zum Menschen ihre Zuflucht zu nehmen, und seitdem wohnen sie zum Aerger der Bösen friedlich in einer Stube beisammen."

So möchte ich meine Ueberzeugung ausdrücken können! Und dass doch das Feuer unter dem Dache recht bald ausbräche!

Ein Meisterwerk, ein wahres Kabinettstück der Satire ist das Kapitel über den "Freundes Ruf an Deutschlands Jugend von Friedrich Baron de la Motte Fouque". Jeder, der seine Jugend in Deutschland verlebte, findet hier einen bekannten und wohl auch lieben Namen. Ach, die stolzen Rittergeschichten, die Heldenfahrten unserer germanischen Vorfahren von der Ostsee bis zum Goldnen Horn, die lichtbraunen Rösslein und die mondscheinäugigen minniglichen Frauen! Dass uns die historische Auffassung des Mittelalters durch diese Romane vollständig verfälscht wurde, konnten wir damals nicht ahnen, und noch viel weniger, dass die eigentliche Tendenz dieses Schriftstellers jene ungesunde königlich preussisch gern gesehene Romantik war, welche alles Edle und Grosse um den Tron des Herrschenden gruppiert, mit religiöser Weihrauchspendung und Weihwedelei den gesunden Menschenverstand zum Land hinaus treibt und dem Bürger Ehrfurcht vor den Fürsten und ihrem Hort, dem Adel, Knechtestreue und Demut als die höchsten Tugenden vor Augen führt.

Zu jener Zeit beschäftigte die Ermordung Kotzebues durch Sand alle Gemüter; und wie es nach dem Attentat Nobilings auf den deutschen Kaiser Dichter gab, welche ihrem Entsetzen über das Ungeheure poetischen Ausdruck verleihen zu müssen glaubten, so schlug auch damals der Herr Baron

und preussische Oberst de la Motte Fouque in die Saiten - ich wusste es noch nicht, dass die Musen auch kosakisch reden, meint Börne und bietet der deutschen Jugend eine Reimepistel dar, der "teuren Jugend, die, ein Blumenbeet, gediehen auf der Wahlstatt blut'gem Grund". Ich, sagt der Baron, werde mit euch den Erbfeind bekämpfen. Aber wer und wo ist er? fragt die Jugend. Er lässt sie raten: Der Türk? Nein! "Der starrt, gelähmten Fittigs (!), dumpf und fern." Die Franzosen? Auch die nicht, die sind unschädlich gemacht. Also wo steckt denn der Erbfeind? Da kommandiert der preussische Major Hand aufs Herz! Die schüchterne Jugend, die eben noch ein Blumenbeet genannt wurde, fragt entsetzt: Wie, "Erbfeind in der deutschen Jünglingsbrust”? Nicht anders, Kinder, da steckt er.

Unser Erbfeind, der aus Frankreich kam,
Das ist der irdisch list'ge, gierige Geist,
Entsprungen aus dem glaubenlosen Hirn.
Erdsücht'ger Menschen, der am Boden fest,
In schlechter Liebe klebend, maulwurfsblind
Für des erhab'nen Jenseits sel'ges Licht.

Und so geht es weiter. Dieser schreckliche Erbfeind spricht mit Vorliebe französich, er krächzt bisweilen: Egalite -Unite-aber er ist immer noch nicht der ärgste Erbfeind;

denn

-tiefer lauert ein Schlimmerer noch:
Des Uebels Wurzel, schädlicher Alraun,

Mit Nachtgeheul verwirrend der Menschen Sinn.

Er hiess Voltaire, als er auf Erden stand.

Welch eine grossartige Phantasie! Sand, der deutsche Mystiker, der Schwärmer, der Verächter alles gallischen Wesens, beeinflusst von Voltaire!

Nachdem der Baron noch eine Selbst-Eulogie gebracht und erklärt hat, dass zwar der alte Voltaire tot sei, dass es ihm aber, "spritzte so ein kleiner Voltaire Gift auf seinen Dichter

kranz", völlig schnuppe bleibe, tritt er endlich an die Leiche Kotzebues und ruft sein Wehe. Börne aber schliesst seine vernichtende Kritik mit einem jener gewaltigen Worte, die seinen Namen unsterblich machen:

"Herr Baron Fouque hat, wie er sagt, am ersten Ostertage diesen seinen "Sangesspruch" an die liebe deutsche Jugend, welche ein Blumenbeet ist, erlassen. Die Leute, die au diesem Feiertage spazieren gegangen sind, haben etwas Klügeres getan. Gegen die Ermordung Kotzebues wollte der Dichter eifern? O Torheit! Gebt dem Teufel auf vier warme Sommermonate fünfzig solche Prediger, wie Fouque, und heisst unterdessen die andern Redner schweigen — und in dieser Zeit sinken tausend blutige Opfer, und tausend von Glaubenswut berauschte Mörder fallen der Hölle und ihrem Hohngelächter zu."

Ich habe schon früher gezeigt, dass Börne gross genug war, auch die Schwächen Derjenigen, welche er liebte, nicht zu verkennen und ihre Fehler zu kritisieren.

Bei uns ich kann mich leider nicht ausschliessen läuft der Kopf alle Augenblicke mit dem Herzen davon; und wenn ich auch nie unterlassen habe, im Verkehr, sowie im Schreiben, die Fähigkeiten meiner Gegner anzuerkennen, so lasse ich mich um so öfter verleiten, die Schwächen und Fehler meiner Freunde aus Freude über die herrlichen Eigenschaften, die ich an denselben entdeckt, gänzlich zu übersehen. Das schadet den Toten nichts mehr, aber den Lebenden kann es ganz gewiss nichts nützen. So hat mich z. B. auch meine Begeisterung für unsren jungen Dichter der Zeit, Karl Henckell, in dieser Hinsicht zu weit geführt. Nicht als ob ich etwa kaltes Wasser auf meine und andrer Freude giessen wollte; ein Genie ist und bleibt der Mann, und wenn er sich auswächst, wie er sollte, so darf man ihn Herwegh mindestens an die Seite stellen, aber ich hätte es doch nicht unterlassen sollen, die Unmöglichkeiten, die bisweilen vorkommen, zu rügen, die Unrichtigkeiten in der poetischen Diktion. Nun, wir werden noch mehr von demselben Dichter zu hören bekommen, und wenn

mich nicht Alles trügt, wird mir dann diese Gerechtigkeit der Besprechung erspart bleiben.

Es wird unsre Achtung vor dem Genius Schillers gewiss nicht vermindern, wenn wir mit Börne die verunglückte Zeichnung des Titelhelden des grossen Freiheitsdramas durchschaut haben, wenn auch Meister Tell selber jenen Nimbus verliert, den unsre Jugend und deutsche und schweizerische Enthusiasten um ihn gewoben haben.

Mit unbedingter Verehrung waren wir es auch gewohnt, zu Schillers Don Carlos emporzuschauen; aber schon vor Börne hat man darauf aufmerksam gemacht, dass eine Tragödie, zu welcher der Dichter selber eine lange Erklärung zu schreiben sich gezwungen fühlt, eine mangelhafte Tragödie sein muss. Börne hat aber noch folgende wohlbegründete Ausstellungen zu machen: Ein Gemälde, dessen Schöpfung man Pinselstrich für Pinselstrich mitansehen muss, wird niemals einen so starken Eindruck auf uns machen, wie das vollendete, plötzlich uns vors Auge gestellte. Der Bauer verkauft gleichgültig die Frucht, die er hat wachsen sehen, aber uns ist sie süss und erquickend, gerade weil wir den langen Weg von der Wurzel bis zur Krone nicht mitmachen mussten. Taten des Menschen sind die Früchte, welche der Wurzel Ueberzeugung entspringen. In dem Drama, in der Tragödie wollen wir Taten sehen, nicht die ermüdende Beschäftigung des Säens und allenfalls ein spärliches Erntefest. Im Don Carlos aber wird wenig empfunden, geschieht noch weniger, wird aber viel gedacht; hier haben wir ein vom Schulstaub gereinigtes Lehrbuch der Menschenrechte. Drei Gruppen bewerben sich um unsre Teilnahme: Philipp mit seinen Trabanten und Priestern, die Königin und Carlos, Posa und seine Traumgestalten; der letztere erhält sie, aber Philipp hätte sie verdient, denn er ist der einzige, dessen rasch reifende Entschlüsse uns unter dem Schneckengang der Vorsätze nicht einschlafen lassen. Doch halt, noch einer weiss genau was er will, das ist der Grossinquisitor und sein Werkzeug Domingo.

Als Kuriosum soll hier erwähnt werden, dass ein fürsorglicher Theaterintendant der freien Stadt Frankfurt für die

damalige Aufführung des Don Carlos aus dem Beichtvater Domingo einen "Staatssekretär Perez" machte!

So weit der Kritiker Börne, der sich gewiss von seinem Republikanertum nicht beeinträchtigen liess; aber wie liebevoll der Kritiker die wahre, menschliche Höhe des Schillerschen Geistes erkannt, dess möge folgende klassische Stelle Zeuge sein:

"Aus Schillers liebevollem, weltumflutenden Herzen entsprang Tells beschränktes, häusliches Gemüt und seine kleine, enge Tat; die Fehler des Gedichtes sind die Tugenden des Dichters. Wäre es mir auch immer gleichgültig, nur diesesmal möchte ich nicht missdeutet sein ich vermisse, doch ich beklage nicht. Der reiche Schatz der Kunst kann eine Kostbarkeit entbehren, das Seltenste ist ein edler Geist. Dem liebenswürdigen Schiller stehen sein Mängel besser, als besseren Dichtern ihre Vorzüge an. Ihm zittert das Herz, ihm zittert die Hand, welche formen soll, und formlos schwanken die Gestalten. Der Frost bildet glänzende Krystalle, bildet schöne Blumen an den Fensterscheiben, der Frühling schmilzt sie weg; das Glas wird leer, doch durchsichtig, und zeigt den warmen, blauen Himmel; das Auge staunt nicht mehr an, aber es weint."

Auch in jener erhabenen Denkrede auf Jean Paul, welche leider von den Schulmeistern immer noch der deutschredenden Jugend vorenthalten wird, ein Denkmal der Rhetorik, eine ewig klar lodernde Flamme der Liebe, welche Jeden Jean Paul lieben lehren muss, selbst wenn er ihn nicht kennt, auch dort ist die Kritik, soweit dieselbe bei einer solchen Rede berechtigt ist, nicht ausgeschlossen. Mögen hier einige der Schlusssätze Raum finden:

"Weil er so viel Gold besass, als Andere Zinn, hat man als Prunksucht getadelt, dass er täglich aus goldenen Gefässen ass und trank. Hat aber Jean Paul auch hierin gefehlt, wer hat seinen Irrtum verschuldet? Wenn grosse Reichtümer durch viele Geschlechter einer Familie herab erben, dann führt die Gewohnheit zur Mässigung des Genusses; die Fülle wird geordnet; Alles an schickliche Orte gestellt und um jeden Glanz

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