ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

"Mein Herz das ist um dich so rot,

Um dich trag ich die Rosen,

Ich brach sie dir im Liebestod,

Als ich mein Blut vergossen.'

Natürlich geht dann die Jungfrau mit ihrem himmlischen Bräutigam, nachdem sie erst noch einige Prüfungen durchgemacht, durch ein Tor, auf dem die Weltgeschichten mit Sonnengold vorgestellet waren, in das Reich Gottes ein. Eine ähnliche Geschichte, nur mit andrer eigentümlicher Wendung, wird von der Tochter des Kommandanten von Grosswardein erzählt; auch sie verlobt sich Christo, aber die Eltern dringen in sie, einen irdischen Gemahl zu heiraten, da geht sie betrübt in den Garten, um ihren unirdischen Geliebten um Rat zu fragen, der erscheint denn auch alsbald und tröstet sie in sehr irdischer Weise, "da gingen die verliebten zwei, herzten und küssten sich mancherlei," und als die Sonne sich senkt, kehrt die Jungfrau traurig in die Stadt zurück. Aber siehe da, während sie nur ein paar Stunden weg zu sein glaubte, war die Welt 120 Jahre älter geworden, Niemand kannte sie mehr, und nachdem sie noch einmal das Sakrament genommen, ging sie zum Herrn für immer ein. Da haben wir also eine Art weiblichen Rip van Winkle. Achim v. Arnim macht dazu die Bemerkung: wer mag leugnen, dass oft ein schöner Nachmittag mehr sei als elende 120 Jahre ?*)

In einem andern Gedicht finden wir einen ziemlich gut durchgeführten Vergleich Jesu mit dem Vogel Phönix. Wie dieser freiwillig ins Feuer stürzte, um in leuchtender Schöne daraus wieder hervorzugehen, so erlitt jener freiwillig Tod und Begräbnis, und

Also des Himmels Phönix lag
Im Grab bis an den dritten Tag,
Alsdann er wieder lebend wurd
Durch seine ewge Geistesgeburt.

*) Schiller: Was Du von der Minute ausgeschlagen etc.

Rein mystischer Natur, wie das letztere, findet sich vielleicht unter all den echten Volksliedern nur noch eins, betitelt: Die mystische Wurzel, ein Gedicht, das sogar in die katholischen Kirchengesänge aufgenommen wurde, während wir in demselben freilich nur blühenden Unsinn erblicken können:

Von Jesse kommt ein Wurzel zart,
Daraus ein Zweig von Wunderart,
Der Zweig ein schönes Rösle bringt,
Das wunderlich vom Zweig entspringt,
Die Wurzel der Stamm Davids ist,
Maria, du das Zweigle bist,

Dein Sohn die Blum, die schöne Ros,

Ist Gott und Mensch in deinem Schoss.

Man merkt in diesem Liede schon die dogmatische Absicht; so will der sicherlich geistliche Verfasser das Dogma von der doppelten göttlichen und menschlichen Natur in Christo am Bilde der Rose begreiflich machen:

Rot ist die Ros, grün ist das Blatt,
Ein Zweigle gleichwohl beide hat,
Als wie man zwo Naturen findt

Und ein Person in diesem Kind!

Am glühendsten ist die halb geistliche, halb sinnliche Gemeinschaft der Seele mit Christus in einem Liedercyklus des Jahres 1712 geschildert, es wird dort ordentlich die Beschreibung des Hochzeitsmorgens, Hochzeitsmittags und Hochzeitsabends gegeben, und man darf es schon ziemlich kühn heissen, wenn es vom Hochzeitsmorgen heisst:

Wenn die Seele sich befindet

In des Bräutgams Keller stehn,
Wird sie als vom Wein entzündet,
Jauchzet voll einherzugehn,
Dass ihr Leib und ganzer Geist

Trunken und entzücket heisst.

Es ist dies mindestens eine sehr bacchantische Seelenfreundschaft, die natürlich am Hochzeitabend um so zärtlicher wird:

Nun muss ich lieben,

Nun muss ich allein,

Des göttlichen Bräutgams
Verlobete sein!

Und weiter:

Und wenn er nun wächset,

(nämlich der göttliche Funke)

So mehrt sich die Kraft,

Die Gottes liebreizendes Küssen verschafft!

Was die Böhmen betrifft, so scheinen sie anno 1636 Jesum nur als kleines Kind, etwa als eine Art Amor oder Puck, gekannt zu haben, denn in dem Prager Lied, welches den Sieg über die Schweden schildert, heisst der Refrain:

Du allerschönstes Jesulein,

Du pragerisches lieb und klein,

Klein an Gestalt, gross in der Macht,
Wie in Erfahrung schon gebracht.

In einem andern Gedicht, welches die Leiden Jesu schildert, verstand es der Dichter meisterhaft und drastisch, das Mittrauern der Natur zu schildern, und als ein Jud, ein Höllenbrand, Christo den Stoss in die Seite gegeben:

Nun bück dich Baum, nun bück dich Ast,

Jesus hat weder Ruh noch Rast,

Ach, traure Laub, ach, traure Gras,

Lasst euch zu Herzen gehen das!

Die Sonn verlor auch ihren Schein,

Die Vöglein liessen ihr Rufen und Schrein,

Die Wolken schrieen Weh und Ach.

Die Felsen gaben einen Krach.

Ueberrascht es uns einigermassen, Jesum mit einem Weinkorn verglichen zu sehen, das vom Himmel herab einer Jungfrau unter ihr Herze kam, "sie trug es wohl verborgen, bis an den Weihnachtstag, da ward der Wein geboren, der alle Ding vermag", so können wir einen gewissen dithyrambischen Schwung nicht ableugnen dem Liede der klugen Jungfrauen:

Gloria sei dir gesungen,

Mit Menschen- und mit Engelszungen.

Mit Harfen und mit Cymbeln schön;

Von zwölf Perlen sind die Pforten in deiner Stadt,

Wir sind die Konsorten der Engel hoch um deinen Thron, Kein Aug hat je gespüret,

Kein Ohr hat je gehöret

Solche Freude, dess sind wir froh,

Jo, Jo, ewig in dulci jubilo.

Dies Lied ist 1599 gedichtet, wir können getrost behaupten, dass die Gesangbuchdichtkunst heute noch keine höhere Stufe einnimmt.

Die eigentümlichste Rolle wird Jesu aber in einem 1583 in das Gesangbuch der Wiedertäufer aufgenommenen Volksliede zugeteilt. Eine christliche Jungfrau, wird dort erzählt, sei in Antiochia von einem heidnischen Kaiser, da sie ihr Christentum nicht abschwören wollte, in ein Schandhaus getan worden. Auf ihr Beten und Flehen sei Christus in Gestalt eines schönen Jünglings in ihre Kammer gekommen und habe seine Kleider gegen die ihrigen umgetauscht, so dass sie unbehelligt entfliehen konnte; ais man später den Betrug entdeckte, befahl der Kaiser, den Jüngling zu verbrennen. Nun aber kommt Pure, das ist der Name der Christin, klagt sich der Mitschuld an und bittet um die Gnade, mit ihm zugleich sterben zu dürfen; als aber die Flammen des Scheiterhaufens schon ihres Kleides Saum berührt, da ergreift der Jüngling, der natürlich Niemand anders als Christus, ihre Hand und schwebt mit ihr zum Himmel empor. Wem fällt da nicht Goethes "Der Gott und die Bajadere" ein?

Man kann sich denken, dass neben Christus die heilige Jungfrau im Volksliede verehrt wird, in der Tat ist sie ja auch dem deutschen Volke zu einer Art heidnischen Göttin geworden, und während wir nur höchst selten die Andacht Gott Vater sich zuwenden sehen, pries und liebte der Deutsche Maria, die reine Magd, wie nur der Grieche seine Aphrodite besang und liebte. So sangen die Halloren, die Salzarbeiter in Halle, ehe sie protestantisch wurden:

O Wonne, O Glanz, o Krone,

O Himmel aufgetan!

Was gab ihr Gott zum Lohne?
Drei Chorengel Lobgesang
Bekleidet sei mit Sonne,

Maria war voll Wonne,

Wie hell scheint uns der Mond!

Allerlei Sagen hat das Volk, mit den Märchen der Bibel nicht zufrieden, um die Person Marias geflochten: so von den drei Dieben, die einst ihr Kindlein stehlen wollten und plötzlich durch höhere Macht unbeweglich auf die Scholle gebannt wurden; oder es hat, um seinem eigenen Geschmack mehr zu genügen, aus dem Engel Gabriel einen Jäger gemacht:

Es wollt ein gut Jäger jagen,
Wohl vor des Himmels Thron,
Was begegnet ihm auf der Heiden?
Maria, die Jungfrau schön.
Der Jäger blies ein Hörnlein,
Es laut sich also wohl.
Gegrüsst seist du Maria,
Bist aller Gnaden voll.

Ein anderer Dichter redet sie an:

Ach, wie so schön, so hübsch und fein,

Sind deine Tritt, Maria rein,

In deinen Schühlein leis dahin,

Ach Jungfer, was hast du im Sinn?

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »