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Diese Tochter ist in cinen Schreiber verliebt, der ihr die Ehe verspricht, wenn sie Christin werden wolle, sie bringt ihm dieses Opfer, aber der böse Schreiber ist trotz alledem nicht gesonnen, vor der Welt sich zu blamieren:

Das wär mir eine Schande
Im ganzen Christenlande,

Wollt ich eine Jüdin frein.

Die Tochter schwang den Mantel und dreht sich nach dem See:

Ade, mein Vater und Mutter,

Ade, du treuloser Schreiber,

Ich seh euch nimmermehr.

Wenn sich nun Alles in Allem nicht leugnen lässt, dass ein tief religiöses Gefühl im Volksliede waltet, so finden sich trotzdem auch dort Anklänge von Skeptizismus und bisweilen Rebellion des gesunden Menschenverstandes und des gesunden Lebenstriebes gegen die Religion. Hauptsächlich häufig vertreten und oft von vollendeter Schönheit sind die Klagelieder der Vestalinnen des Christentums, der Nonnen, gegen ihr natürliches Los.

Ich ess nicht gerne Gerste,

singt eine solche Unglückliche,

Ich steh nicht gern früh auf,
Eine Nonne soll ich werden,
Versteh mich gar nicht drauf;

Ei so wünsch ich dem des Unglücks noch so viel,
Der mich armes Mädel ins Kloster bringen will.

Oder aus ältester Zeit, in der Limpurger Chronik heisst es: In selbiger Zeit 1379 sang und pfiff man dieses Lied, "Gott geb ihm ein verdorbnes Jahr, der mich macht zu einer Nonnen etc." wobei die Betreffende schliesslich zu dem vernünftigen Entschluss der Braut von Corinth kommt, da sie

doch einmal wider ihren Willen dem Leben entrissen werden soll, vorher einem Knaben jung sein Kummer zu stillen. Noch tiefere Herzenstöne erklingen in Fr. v. Spees Trutznachtigall:

Wo man nur schaut, fast alle Welt
Zur Freude sich tut rüsten,
Zum Scherzen Alles ist gestellt,
Schwebt Alles fast in Lüften,
Nur ich allein,

Ich leide Pein,

Ohn End werd ich gequälet,

Seit ich mit Dir

Und Du mit mir

O Jesu Dich vermählet.

Es überkommt mich ein eigenes Gefühl tiefinnerlichen Mitleids, wenn ich mir denke, das ist das Lied, das so manche holde Tochter unsrere Vorfahren traurig vor sich hingesungen, und das ist der Fluch, den das Christentum der Welt gebracht. Wird wohl nach abermals drei Jahrhunderten ein Geschlecht existieren, das so glücklich ist, dass es die Klagelaute aus Trutznachtigall gar nicht mehr verstehen kann?!

Auch in komischen Auslassungen macht sich zuweilen die Unzufriedenheit mit der Kirche Luft. So scheint es damals schon Mode gewesen zu sein, in der Kirche zu schlafen, denn es wird der Frau als höchstes Verdienst angerechnet,

Wenn sie hat ein fein Geberd,

Hält alles sauber an dem Herd,
Verwahrt das Feuer und das Licht

Und schlummert in der Kirchen nicht.

In einem anderen Schelmenliedchen tritt das Motiv so vieler Kirchgängerinnen zu Tage. Die Tochter spricht nämlich den Wunsch aus, in die Kirche zu gehen, um die Bilder anzubeten, aber die Mutter verweist ihr das Sündhafte solchen Tuns (sie war jedenfalls Protestantin), da meint die Tochter:

Das Bild, o liebste Mutter mein,

Das zieht mich in die Kirch hinein,
Ist nicht aus Holz formieret,

Es ist ein schöner stolzer Knab,

Sein Leib gar wohl gezieret.

Solch lebend Bild die Kraft jetzt han,

Ziehn in die Kirch manch Frau und Mann,
Wenn sich die Augen drehen,

Dass man also verstehen kann,

Manch Wunder ist geschehen.

Das war 1593. Wunder, wie die Kirchen heute besucht wären, wenn es für beide Geschlechter besondere Gotteshäuser gäbe?

In alten Zeiten scheint man auch schon Misstrauen gegen die gar zu Frommen gehabt zu haben, wenigstens empfiehlt ein Mann seiner Frau, wenn ein Pilger oder ein Mönch vorbei gehe und um eine Gabe anfrage, so solle sie ja nicht die Türe aufmachen, sondern was sie geben wolle, an einer langen Stange hinausreichen; und über die Wirkung der Predigten war sich jener Spassvogel vollständig klar, der zu Ehren von Abraham a Santa Clara, dem berühmtesten Kanzelredner seiner Zeit, die Fischpredigt dichtete. Der heilige Antonius von Padua unternahm es einstmals, da die Kirche leer war, den Fischen zu predigen, und siehe da, sie alle, die Hechte, die Aale, die Krebse, die Stockfische etc. waren höchlichst erbaut, und keine Predigt hat niemalen ihnen so gut gefallen, aber —

Als die Predigt geendet,
Ein jedes sich wendet,
Die Hechte bleiben Diebe,

Die Aale viel lieben,
Die Krebs gehn zurück,
Die Stockfisch bleiben dick,
Die Karpfen viel fressen,

Die Predigt vergessen,

Die Predigt hat gfalle,
Sie bleiben wie alle,
Wir habens erfahren,

Sie bleiben wie sie waren.

Dass sich um die bedeutendsten deutschen Volkssagen, den ewigen Juden, Faust und Tannhäuser, ein jeweiliger Volksliederkranz gebildet haben muss, lässt sich leicht absehen. Nichtsdestoweniger sind uns Bearbeitungen der Sage vom ewigen Juden erst in der beginnenden Kunstdichtung erhalten; Faust und Tannhäuser müssten jede in besonderen Skizzen behandelt werden. Von der letzteren Sage will ich nur bemerken, dass sie schon eins der ältesten Volkslieder in einer Weise auffasst, die einem modernen Lyriker alle Ehre machen würde. Bekanntlich zog Tannhäuser, der sieben Jahre mit der heidnischen Liebesgöttin im Venusberg zugebracht, nach Rom, um vom Papst Urban Absolution für seine Sünden zu holen. Verzeihung kannst du nur dann erhalten, sagte der Papst, wenn der dürre Stab, auf den ich mich stütze, wieder Blätter treibt. Da zog Tannhäuser betrübt davon und machte eine Busswallfahrt nach Jerusalem. Siehe da aber, o Wunder, es erblühte wirklich des Papstes dürrer Stab, und die Sühnung Tannhäusers mit dem Himmel ward vollzogen. Nach der erwähnten Auffassung des Volksliedes aber ergrimmt Tannhäuser über das harte Urteil des Papstes, "da er des Papstes Grausamkeit also inne ward, zog er wieder in den Venusberg, blieb ewiglich darinnen" und das war jedenfalls nicht das Dümmste, denn ist man doch einmal zu Feuersgluten ver. dammt, so zieht der vernünftige Mensch sicherlich die heidnische Liebeshölle dem christlichen Hades vor.

Eine reizende Mischung von religiöser und irdischer Liebe findet sich auch in einem von Joh. Scherr mitgeteilten Volkslied, das ich hier einschalten will, da es auch in poetischer Hinsicht zu den besten gezählt werden darf:

In welcher Zelle knieet nun

Mein süsser Pilgerknab?

Ach wo, ach wo, in welchen Sand

Drückt er den Dornenstab?

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Wo drückt sein roter Mund ein Kuss
Aufs heilige Gewand?

Und welchen Bruder grüsset er

Mit seiner frommen Hand?

Ihr Engel singt ihm alle gar,

Wo er im Schlummer ruht,

Den Rosenkranz in seiner Hand,

Die Muscheln auf dem Hut.

Ach süsses Aug, so fromm und rein,

So schwarz wie Holderbeer!

Ach dürft ich seine Schwester sein,

So heilig sein wie er!

Fremd ist die Welt mir, weit und breit

Irr ich ohn Rast und Ruh,

Gross ist die Welt, doch ghört sie mein,
Wenn ich ihn finden tu.

Das ist für ein Volkslied schon sehr sentimentale Kost, obgleich unschwer zu erkennen ist, dass es mit der Schwesterschaft nicht weit her sein wird, wenn sie ihn einmal finden tut.

Zu den ergötzlichsten Stücken zählt unstreitig das von Hans Sachs überarbeitete Lied von dem schlauen Bauern. Der wollte nämlich seinem Pfarrer nicht Busse leisten, der Pfarrer verklagt ihn beim Bischof. Ja, sagte der Bauer, wie kann ich einem Pfaffen dienen? erstlich habe ich in meinem eigenen Haus den Himmel, denn meine Urahne, die wieder zum Kind geworden ist, wird von mir aufs Beste gepflegt, und Solcher, sagt der Herr, ist das Himmelreich.

Zum zweiten hab ich in meinem Haus
Die Höll mit solcher Qual und Graus!
Das ist mein arg boshaftig Weib,
Die täglich peinigt meinen Leib,
Mit Greinen und Zanken immer zu,
Hab Tag und Nacht vor ihr keine Ruh.

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