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Sully leidet gewiß wieder an den alten Wunden, sie sind ihm wieder aufgebrochen bei der Frühlingsluft. Wunden, die er für mich erhielt. Auch ihm wehe gethan! Warum muß man gerade denen, die man liebt, am meisten wehe thun? Dieser Rosny-Sully und seine unergründliche dauerhafte Treue! Wie oft nannte ich ihn zåh, geizig, rechthaberisch — weil er gegen meine kleinen Lebensfreuden eine runzelvolle Stirn zeigte. Nun, da ich alt bin, sehe ich nun, wie feine_felsenhafte Stetigkeit die Welle meiner Launen glücklich überdauert. Er war mein Verstand, mein kluger Anwalt. Die Liebe zog mich hin und her; was hat sie mir geboten gegen die treue Ruhe seiner Freundschaft. Hinweggetäuscht habe ich die Minuten mit der Liebe und dann die Freundschaft, die hinder liche, geschmäht, wenn sie mich warnte, daß der Mensch in mir den König überbot und überragte. Einen kargen Såckel meister, einen zähen Gewissensrath schalt ich ihn, und nun, ein ausgebrannter Vulkan meiner Wünsche, matt hinfällig, dem Bufall Preis gegeben, weil mich kein fertiger Wunsch mehr ins Leben treibt, nun könnte ich diesen Rosny, den ich zum Herzog, zum Herrn meiner Festungen, zum Gebieter über meine Schäße machte, grenzenlos beneiden. Ich that viel für mich, Er nichts für sich, alles für Frankreich. Bei Gott, er hat auch mich nur um Frankreichs willen geliebt. Und das war es eigentlich, warum ich ihm immer nicht ganz fraute, das heißt, warum mein volles Vertrauen immer eine leise Ader des Bedenkens zwischenlief. Ja, ja, sein Herz war nicht kalt, nein, zu groß, um nur einen Menschen, und wårs ein König, zu lieben; er liebte Größeres, er liebte Frankreich. Er wird noch nach mir in Glorie dastehn. Er wird Frankreich halten und durch Frankreich Europa, Oder wird er nicht so sein? Werden die Feinde des Lichtes, wird die Kirche und die spanische Kabale über meine dereinstige Leiche triumphirend dahinschreiten?"

Der Adjutant erschien und meldere, der Wagen stehe be reit. ,,Wollt Ihr mit, Saint Michel?" fragte Heinrich mit ungewohnter Weichheit. „Ew. Majestät zu Befehl!“ sagte der Officier unterthänig.

Könige haben nie Freunde, nie rücksichtslose. Gerade in den Momenten der harmlosen Hingebung des Monarchen fallen sie in die Bedientenrolle, oder sie bemächtigen sich des Fürsten nur als eines Mittels zu großen Zwecken; für seine Person findet der Monarch nie einen Freund. Dies dachte Heinrich, als Saint-Michel auf seine Frage mit zu Befehl" antwor tete.,,Bittet auch den Herzog von Epernon mit mir zu fahren," sagte er und der Officier eilte.

man war ganz Ohr, ganz Auge für ihn. Die Lakeien hielten den Schlag. Mit einem Fuße schon im Wagentritt bog fich Heinrich noch einmal zurück. ,,Schreiben wir nicht heute den Funfzehnten, die Iden des Mai?" fragte er den Herzog von Epernon, mit einer Art Fröhlichkeit, die gern triumphiten ,,Den Vierzehnten Sire," erwiederte dieser.

wollte.

Ein langgedehntes,, So?" war die Entgegnung des Kö: nigs Man schrieb in der That Freitag den vierzehnten Mai; am Montag, als am fiebenzehnten, gedachte der König Paris zu verlassen. Auf die Frage: wohin? rief Heinrich: Nur fort! Meinetwegen nach dem Kirchhofe des heiligen Innocenz, dann ins Arsenal."

Der König saß auf seinem Plage, neben ihm Epernen, gegenüber der Ordonanzofficier Saint-Michel. Den Wagen hatte man zurückgeschlagen, es war schön Wetter. Einige Cavaliere und Diener folgten zu Pferde.

Auf der Straße St. Honoré bog der Kutscher in die enge Eisengewölbgasse die allerdings an dem Gottesacker des heiligen Innocenz vorbeiführte. Un die Mauern des Friedhofes lehnten einige Buden und erschwerten die Passage, und als ein heubes ladener Wagen langsam durch die Querstraße fuhr, mußte die Caroffe des Königs halten. Die Diener, die gefolgt waren, eilten voraus, um die Fahrt zu beschleinigen. Nur ein Eingiz ger blieb zurück, der die Gelegenheit wahrnahm, am Sattelgurt die Shnalle zu befestigen. Da drängte sich die Geftalt im weitem Mantel, die schon viele Tage hindurch, in der Kir: che, vor dem Louvre den König wie sein Geier_umflatterte, zwischen den Buden heran, traf mit dem einen Fuße in die Speichen des Wagenrades und schlug den Mantel über den linken Arm zurück. Eben flüsterte der Monarch dem Herzog etwas ins Ohr, nach der Seite ihm zugeneigt, das traf ihn das zweischneidige Messer Ravaillac's tief zwischen den Rippen, wo das Herz siht. Die Begleiter blickten vorwärts nach der Passage, als der König sich aufbäumte, und mit dem Schrei:,,ich bin verwundet!“ zurücsank. Im Nu traf ihn der zweite Stoß, noch schneller, sicherer, mitten ins schöne lebendige Herz. Den dritten Stoß fing der Herzog mit seinem Mantel auf. Mit dem tiefen Seufzer:,, Es ist nichts!" fuhr Heinrich noch einmal auf und sank still zurück. Håtte Ravaillac flichen wol: len und das Messer im Wagen zurück gelassen, die Buden und die Winkel der Gasse håtten ihn schnell versteckt, man wäre des Entwichenen nicht einmal ansichtig geworden, hätte nicht gewußt, wo die Hand des Mörders, ob nicht gar dicht neben dem Könige, zu suchen gewesen. Aber der Verbrecher blieb sichen, das blutige Messer in der Hand; die funkelnden Augen und die wilde Schwärmerei der thierischen Geberden frohlockten wie im Triumphe und forderten frech den Glorienschein des Mättaretthums.

Die Begleiter waren aus dem Wagen gesprungen, als galte es ihr eigenes Leben; der König blieb ruhig in der Ef sigen, die Hände mit dem Mantel über das Herz gepreßt, das nicht mehr schlug, nur noch blutete. „Es ist nichts!" hatte et gesagt und regte sich nicht.,,Sire!" rief Epernon.,,Heiliger Gott, er ist fedt!" schrie Saint Michel. Ein Haufen Men= schen stürzte aus den Häusern, an die Fenster. Der Ruther bebte zurück, die Zügel entfielen seiner Hand, die Pferde täum: ten sich wild auf und drängten den Wagen an die Buden. Die dunkle Gewitterwolke des Schreckens entlud sich plöglich in belle Jammertóne, eine kreischende Angst zitterte aus hundert Kehlen durch die Luft:,, Dort, dort!" schrie Einer vom Gefolge und wies auf Ravaillac. Die scheußliche Gestalt des Menschen mit dem rothen Bart und dem siruppigen Haar lehnte in furchtbes rer Ruhe an der nahen Breterwand. Der Mantel war von seinen Schultern gesunken, das Messer, das die Holle gewest, steckte in der riesigen Faust. Ein Schauder erstarrte die Gafs fenden, dann stürzten zwanzig Hånde über ihn her, entrižen ihm den Dolch, griffen nach seiner Kehle und knebelten ihn an allen Gliedern. Er lag am Boden unter den Fußtritten des Volkes.

Heinrich hatte den Mantel umgeworfen und drückte den Federhut in die Stirn. So stand er vor dem Spiegel und blickte noch einmal wie suchend oder wie Abschied nehmend, im Zimmer umher.,, Nur die Weiber_find_zur Freundschaft, zur Liebe befähigt," sagte er, ganz zerstreut,,, und nur weil wir es nicht ganz würdigen, hält die Beseligung nicht aus für das ganze Leben. Großer Gott! wie bleich sah Katharine aus!" Er trat an den Wandschrank und schob verschiedene Fächer auf. Endlich fand er, was er suchte, ein altes Medaillon mit ihrem Bildnisse aus der Blüthe des schönsten Lebens. Er blickte lange hin, in seinem Auge schwamm eine alte Seligkeit. Hier lag noch so manches beisammen, was einst seinen ganzen Menschen gebändigt, beherrscht, erfüllt und durchleuchtet, eine verblaßte Schleife, dürre Blumen, die er einst als blühende von Katharinens Busen pflückte. Seine Gedanken verloren sich unter diese Träumereien verschwundener Liebesfreuden. Es ist die Usche aus der sich die Seele Phönir immerdar wieder erhebt! So dachte, so wollte er. Und doch war es seltsam, daß in diesen Augenblicken und schon mehrere Tage hindurch kein einziger seiner Gedanken der Montmorency galt, die er die legte Dame seines Herzens nannte. Hatte sie nicht die Macht, åltere Bilder zu verdrängen, die aus dem Grunde der Seele immer wieder aufsteigen wollten? Oder war die Kraft seiner Gefühle nicht mehr so gewaltig? Oder trat sie feit der Verlobung mit dem Prinzen Condé, wodurch sie der königlichen Familie angehörig wurde, in die Reihe der gebotenen und auf Von dieser Nebenstene wandte sich das Auge bald wiede gedrungenen Erscheinungen, die für Heinrichs Gemüth keinen auf den Mittelpunkt der Schauderthat. Man hatte die Pferde dauernden Retz, keine Gültigkeit hatten? Wer kennt die ge- gebändigt, den Wagen zurückgeschlagen, den Leichnam der geheimnißvolle Willkühr der menschlichen Seele! Soviel schien mordeten Majestät den Blicken der Menge enjogen, tie in gewiß, daß jest, wo die Marquise aus den Schleiern der Ver- immer größern Massen heranwogte und von der Leidenschaft gangenheit wieder aufstand, kein anderes Untlig in sein Inneres ergriffen war, den Herrscher, den Vater Frankreichs zu sehen, blickte. Diese Momente waren seine leßten glücklichen. sei's lebendig oder todt. Der Herzog von Epernon sprang auf das Wagenrad und herrschte dem Volke zu: „Der König nur verwundet, eine Ohnmacht hat ihn ergriffen!" Dann gab er dem Kutscher Befehl zum Aufbruch. Es ging nur langs sam, denn Schritt für Schritt, vor den Hufen der Pferde, neben, fast unter den Rådern der Carosse und hinten im dis ten Gewühl drängte sich die Schar der Ungläubigen, der Bes stürzten, der Verwirrten, und bald mit gellendem Aufschte, bald dumpf im Gemurmel der ungewissen Wuth, wälzte fiż

Die Officiere traten ein und Heinrich, der seine Schubfächer mit den Reliquien zusammenwarf, war ganz der heitere König, der der Welt die Kraft des immerdar siegreichen Willens zeigte. Zwischen den beiden Thoren des Louvre stand die Equipage. Als man im lebhaften Gespräche die Treppe hinunterstieg, schlüpfte eine dunkle Gestalt im Mantel, den Hut tief einge drückt, an den Säulen vorüber und hinter den Wagen zurück. Der König hatte etwas gesagt, ein Bonmot, einen Scherz und

die Volksmenge wie eine Lawine, die sich um den Wagen des Königs zusammenballte, die Gasse hinunter, um den nächsten Boulevard, zu gewinnen. Bei jeder Querstraße drang ein neuer Menschenstrom vor und hemmte den Zug; oft wurden die Pferde wieder scheu und bogen zurück, dann griffen hundert Arme in die Zügel, in die Wagenspeigen, in dieselben, die ein verruchter Fuß noch kurz zuvor bestiegen. Endlich spannte man die unbändigen Thiere aus, tausend Nacken boten sich für das Zugseil dar, weinend umarmte man sich und im Zorne der Liebe drängte Einer den Undern fort, um den geheiligten Leib des königlichen Herrn zu geleiten. Viele krochen unter die Aren des Wagens und schoben ihn auf ihren Schultern fort; über Manchen ging das Rad und er achtete der Wunden nicht, er pries fich glücklich und stieß nur Verwünschungen aus gegen den Räuber der Ehre Frankreichs. So hob, so trug man die Carosse langsam fort, unter dunklem Geheul und tausendstimmiger Klage, die aus allen Häusern, von allen Dächern herab, niederscholl, und von dem Gewühl in der Straße wieder auf Stieg zum heitern sonnenhellen Himmel, der um die Greuel der Menschheit nicht zu wissen schien, weil er lächelte und immer lächelte. So langte man um fünf Uhr Abends im Louvre an. Die Königin stürzte mit ihrem Gefolge der Leiche entgegen, die königs lichen Kinder waren eingeschlossen; die Flügelthore des Schlosses fuhren knarrend zu und trennten den Herrscher von seinem Bolke. Im Louvre konnte es vor niemand mehr ein Geheimniß sein, daß der König todt war; unter der Bevölkerung aber das Gerücht bloßer Verwundung festzuhalten, schien heilsam und vielleicht noch möglich. Der Herzog von Guise und der Herzog Epernon warfen sich zu Pferde und sprengten durch die Haupts theile der Stadt, um den Willen des verwundeten Königs, sich ruhig zu verhalten, mit lauter Stimme kund zu thun.

Ganz Paris war in Aufstand! Die Qual der Ungewiß: heit wiegelte noch mehr auf, aber der Volkswuth war das be: stimmte Ziel zu augenblicklicher Aeußerung genommen. Bielleicht hätte man den Louvre gestürmt, die Köpfe der Jesuiten gefordert, in dunklem Rachetriebe die nächsten Klöster in Brand gesteckt, um der Leiche des geliebten Königs eine furchtbare Fackel anzuzünden; vielleicht hätte die Königin und die ganze Partei des Clerus und der Italiener flüchten müssen. Dies Alles unterblieb! in dem Wahne, der verwundete, der fterbende König herrsche noch, fühlte sich die Furie in ihren ersten schreck lichsten Athemzügen gehemmt. Während dessen geschah UUes, um das Unglück zu organifiren, und das Volk daran zu gewöhnen, der Tod eines Königs sei geringer zu achten, als der Umsturz aller Ordnung, die Auflösung aller Bande. Die Thore der Stadt waren geschlossen. Die Regimenter traten ins Gewehr, die Garden in den Faubourgs erhielten Befehl, fich auf dem Pont-neuf, in der Straße Dauphine und in der Umgebung der Augustiner zu versammeln. Gleich in den nächsten Tagen sollten die Parlamente zusammentreten und ersucht oder gezwungen werden die Regentschaft der Königin zu pro clamiren. Die Herzoge von Guise und Epernon hatten hier die Vorhand im Spiele; alles aber geschah von Behörden, die unter Sully standen, ohne Unordnung, ohne Befehl des Minis sters, von dem man wußte, er sei nach dem Könige der erste Mann des Volks. War man doch schneller zu Berhaltungsmaßregeln befähigt, rascher gefaßt, als Sully, ja fast schien man vorbereitet auf ein Unglück solcher Art, wie es jählings den Staat und den Thron getroffen. Die Hand des Verruchten war vielleicht nicht gedungen, sie war die That des isolirten frechen Wahnsinns; aber ließen die vielen Prophezeihungen, die im Lande umliefen und von denen man jest erst in Paris allgemein hörte, ließen die botschaftlichen Anfragen von Flandern, von Italien, von Madrid her, ob der König noch lebe, ließ das alles mit dem tagscheuen Eulengekrächze der belustigen, unheildrohenden und vom Himmel Rache fordernden Priester nicht darauf deuten, man sei vorbereitet auf die gewaltsame That irgend eines bis zur Verworfenheit frommen Schwärz mers?

Sully hatte sich den Tag über ganz unwohl gefühlt. Vom Bade ermattet, saß er in seinem Lehnstuhle, den pals in Tůcher gehüllt; die alten Wunden schmerzten, sobald der Frühling mit seinen warmen Schauern herannahte. Er entließ den Schreiber, den er einige Gedanken in sein Memoirenheft dictirte. Die Uhr im Arsenale schlug Fünf; der König wollte schon bei ihm sein. Da hörte er unten in der Vorhalle, wo die Wache stand, schallenden Lårm, der sich alsbald näherte. Die Diener liefen durcheinander; zwei von ihnen traten mit verhaltenem Athem ein, und meldeten den Straßentumult, der König sei verwundet. Sully wird bleich. Unangekleidet eilt er hinaus in den Saal, da stürzt Saint-Michel der Ordonnanzofficier, fast finnlos die Stufen hinauf, ohne Hut, ohne Schärpe, das blutige Messer mit dem Hirschhorngriff in der Hand.,,Ich muß es dem Herzog bringen, er glaubt es sonst nicht, daß man den König ermordet hat!" Athemlos finkt er in seine Knie,

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und hält den Dolch_zitternd in die Höhe. Sully steht wie gerichtet. Heiliger Gott!" stöhnt er,,,so ist Frankreich verlo ren, wir Alle gehn zu Grunde. Halte Deinen Zorn zurück, Herr des Himmels, nur Gerechtigkeit fordre ich, nicht Gnade!" Saint Michel berichtete in keuchender Haft den Vorfall am Kirchhofe des heiligen Innocenz, soweit er selbst davon Zeugniß zu geben vermochte, denn Alles war im Nu geschehen, von dem Fluge weniger Minuten ereilt und hinweggerissen. Der Herzog ließ die Pferde satteln und warf sich in die Kleider. Seine Gattin kam weinend und bat ihn um Schonung seiner selber. Er wieß sie hart zurück und eilte die Treppe hinunter. Vor dem Arsenal fand er einen Trupp Reiter, der sich zu seiner Dienerschaft gesellte, und während der Zug den Boulevard hinunterflog, scharten sich rechts und links neue Haufen an und Sully ritt mit einem Gefolge von hundert Grafen und Herren dem Louvre zu. An der nächsten Brücke machte er Halt. Durch das Gewühl der Fußwanderer, die zu beiden Seiten neben dem Zuge der Reiter hinwogten, drängte sich ein eilfertiger Bote. ,,Dem Herzog Sully!" schrie er mit gellender Stimme und fiel den Pferden in die Zügel. Er überreichte dem Minister ein versiegeltes Schreiben, Sully erbrach es und las von unbekannter Hand:,,Rettet, erhaltet Euch! Man mordet alle Freunde des Königs!" Der Bote war rasch im Haufen verschwunden. Sully schüttelte den Kopf und gab dem Pferde die Sporen. Aber er war nicht viel weiter gekommen, so erneuerte sich die Scene. Eine abermalige schriftliche Warnung: Geht nicht in den Louvre! hieß den Herzog mit seinen Begleitern Rath pflegen. Nachdem man den Vater des Königreichs ermordet hat," sagte er mit der stillen Kälte, die ihn selbst im Pulverdampf der Schlachten nie verlassen hatte, ,,dürfte es eine Kleinigkeit sein, auch mich zu beseitigen. Da Heinrich todt ist, muß ich für Frankreichs Wohl mich erhalten."

Während er noch in der Straße St. Antoine hielt, rückten die Garden aus der nächsten Kaserne hervor, um nach dem Louvre zu marschiren. Ohne meinen Befehl?" sagte Sully und war zur Rückkehr entschlossen. Er fertigte einen Officier mit dem Geheiß ab, der Königin seinen Respect zu melden, und fie um ihre Befehle zu bitten. Kaum wandte sich der Zug um nach dem Ursenale zurückzukehren, als ein Bote von der Köniz gin heransprengte. Die Königin lasse den Herzog ersuchen, schnell_im_Louvre zu erscheinen, ohne viele Begleiter, fie habe ihm Sachen von der größten Wichtigkeit mitzutheilen. Dies bestimmte ihn noch mehr, den erregten Bedenklichkeiten Gehör zu geben; er sandte den Edelmann mit der Erwiederung zurúck, daß er im Arsenale und in der Bastille die weitern Befehle der Majestät erwarte.

Als er die Stufen seiner Behausung erreichte, brach seine mühsam behauptete Kraft zusammen, er glitt wie betäubt vom Pferde herab, und schleppte sich mit dem Aufwande der leßten Besinnung in sein Gemach. Dort sank er den Dienern ohnmächtig in die Urme. Man brachte ihn zu Bette, aber es war ihm nur kurze Zeit zur Ruhe gestattet. Es erschienen Boten über Boten vom Louvre, um sein Kommen zu beschleunigen; er hörte jeden an, und sandte ihn mit der wiederholten Verficherung zurück, das Arsenal und die Bastille seien in den treuesten Händen. Als seine Gattin vor ihm stand, entfernte er alle andre Umgebung und hieß sie das Zimmer verschließen, und endlich, da er sich unbelauscht fühlte von den Augen der Welt, stürzte der verhaltene Strom von bittern Thränen über das zuckende Untlig des festen Mannes.

Um andern Morgen erschienen der Connetable und der Herzog von Epernon im Arsenal, um ihre Dienste anzubieten und ihn im Namen der Königin zu bitten, seinen Besuch im Louvre zu beeilen. Er glaubte nicht länger zögern zu dürfen und huldigte persönlich, sobald sein Zustand es ihm erlaubte. Aber man hatte die Hauptsachen schon ohne seinen_Rath_geordnet. Das Parlament war im Saale der Augustiner zusammengetreten, der Herzog von Guise und der Pater Cotton waren zugegen, und die Königin wurde proclamirt.

Es war noch am Sonnabend, am funfzehnten Mai, am Tage nach der Ermordung, als man den Körper des Königs secirte. Die schöne Gestalt, das herrliche Leben des Helden hätte nach dem gewöhnlichen Lauf der Natur noch eine Reihe von dreißig Jahren bestehen können. Die Eingeweide des kóniglichen Leichnams wurden ohne Ceremonie nach Saint-Denis gebracht. Eine Deputation der Gesellschaft Jesu erschien vor der Regentin und bat sich das Herz des Entfeelten aus, um es in ihrer Kirche zu la Flèche, die der König ihnen bauen ließ, beizusehen. Der einbalsamirte Körper lag im Louvre auf goldgewirktem Teppich. Zwei Ultáre standen zu beiden Seiten, Scharen von Priestern hielten Bache und lasen achtzehn Tage lang Messe für die Secle des Ermordeten, die nun schon vor Gott stand, und der armseligen Sorge der Sterblichen nicht mehr anheim fiel.

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zem noch lebte.

Er verfaßte:

Nordens und deren Colonien. Berlin 1827, 18 eft, 8. Sämmtliche Werke, Gotha und Erfurt 1830 – 31, 4 Bde., 8.

Sprache in den Schriften, vorzüglich aber in den YorDas Streben, eine geheime Lehre und geheime sien und Kunstwerken des Alterthums zu entdecken, fütt v. K. E. oft zuweit, obwohl ihm auf der andem Seite Scharfsinn und Forschungsgeist nicht abzuspreca

Die Zerstörung von Tantalis. Mythologisch-ro- sind. In seinen eigenen poetischen Leistungen offend

mantische Dichtung. Erfurt 1815, gr. 8.

ren sich dichterischer Schwung, Phantasie, Kraft

Die Sonnentempel des alten europäischen Reichthum der Gedanken.

Franz Seraphin

ward am 2. Juli 1771 zu Kefermarkt bei Freystadt ge= boren und widmete sich dem geist ichen Stande. Nachdem er die Weihen erhalten hatte, wurde er zum regulirten Chorherrn und Cooperator zu St. Florian im Lande ob der Ens erwählt und 1811 zum Pfarrer an der dortigen Stifts und Pfarrkirche ernannt.

Kurz

Von ihm erschien:

Beiträge zur Geschichte des Landes Oestreic
ob der Ens. Ling 1805 — 1809, 4 Thle.
Geschichte der Landwehr in Oestreich ob der
Ens. Ebendas. 1811, 2 Thle.
Destreich unter Kaiser Friedrich IV. Wien 1812,
2 Thle.

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Zustandes von Frankreich und Holland. Ebendas. 1792. Wanderungen durch die Niederlande, Deutschland, Schweiz und Italien. Ebendas. 1796, 2 Thle.; neue Aufl. 1807.

Reisen durch Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen und einige Theile von Italien. Ebendas. 1801, 4 Thle.; neue Aufl. 1804. K. war ein guter Beobachter und wußte das auf Reisen Gesehene und Erlebte mit Geschmack und Eleganz darzustellen; seine ethnographischen und statistischen Arbeiten, namentlich über England und Irland wurden daher sehr geschäßt, bis ihnen später das bekannte Werk von Göde den Preis abgewann.

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Encycl. b. beusch. Nat. - Lit. IV.

Druck von B. G. Teubner in Leipzig.

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