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eitel Maß und Harmonie. Das Formal-Schöne entwickelt sich immer mehr in ihm, bis es sich zur Blüthe des vollkommenen Schönheitssinnes rein entfaltet.

Sie klärt ihn endlich auf über das wahre Wesen der Ideen, indem sie ihn auf geebneten, mit Blumen bestreuten Wegen, mit süßer Rede in sie hineinführt und den Schleier ihres Kerns vor ihm fallen läßt. Sie hält ihn lächelnd fest, wenn er entsegt aus der Hölle zurückfliehen will, und führt ihn hart an den Rand der Abgründe, ihm zuflüsternd: es sind die Abgründe deiner Seele, du armes Menschenkind; hast du es nicht gewußt?

Und er weiß es fortan. Wohl wird die Fluth des Alltag= lebens sich wieder über die Erkenntniß ergießen und die Begierde nach Leben trozig wieder das Haupt erheben, aber die Erkenntniß hat unauslöschliche Spuren in seinem Herzen zurückgelassen; sie brennen wie Wunden und lassen ihm keine Ruhe mehr. Er verlangt sehnsüchtig nach einem anderen Leben; aber wo soll er es finden? Die Kunst kann es ihm nicht geben. Sie kann ihn nur, von Zeit zu Zeit, in den seligen aesthetischen Zustand verseßen, in dem kein dauerndes Verweilen ist. Da nimmt sich die Ethik seiner an.

36.

Die Geistesthätigkeit des Menschen, welcher in der aesthetischen Relation zu den Ideen steht, kann man aesthetisches Erkennen nennen, und da dieses nicht nur die Mutter der Kunst, sondern auch der Wissenschaft ist, so heißt es wohl am besten objektives oder geniales Erkennen.

Die Kunst bereitet das menschliche Herz zur Erlösung vor, aber die Wissenschaft allein kann es erlösen: denn sie allein hat das Wort, das alle Schmerzen stillt, weil der Philosoph, im objektiven Erkennen, den Zusammenhang aller Ideen und das aus ihrer Wirksamkeit continuirlich sich erzeugende Schicksal der Welt, den Weltlauf, erfaßt.

Ethik.

Zu erwarten, daß Einer etwas thue, wozu ihn durchaus kein Interesse auffordert, ist wie erwarten, daß ein Stück Holz sich zu mir bewege, ohne einen Strick, der es zöge. Schopenhauer.

Simplex sigillum veri: die nackte Wahrheit muß so einfach und faßlich sein, daß man sie in ihrer wahren Gestalt Allen muß beibringen können, ohne sie mit Mythen und Fabeln zu verseßen.

Schopenhauer.

1.

Die Ethik ist Eudämonik oder Glückseligkeitslehre: eine Erklärung, an der seit Jahrtausenden gerüttelt wird, ohne sie zu erschüttern. Die Aufgabe der Ethik ist: das Glück, d. h. den Zustand der Befriedigung des menschlichen Herzens, in allen seinen Phasen zu untersuchen, es in seiner vollkommensten Form zu erfassen und es auf eine feste Grundlage zu seßen, d. h. das Mittel anzugeben, wie der Mensch zum vollen Herzensfrieden, zum höchsten Glück, gelangen kann.

2.

Es ist nichts Anderes in der Welt, als individueller Wille, der Ein Hauptstreben hat: zu leben und sich im Dasein zu erhalten. Dieses Streben tritt im Menschen als Egoismus auf, der die Hülle seines Charakters, d. h. der Art und Weise ist, wie er leben und sich im Dasein erhalten will.

Der Charakter ist angeboren. Es tritt der Mensch mit ganz bestimmten Willensqualitäten in's Leben, d. h. die Canäle sind angedeutet, in die sich sein Wille in der Entwicklung vorzugsweise ergießen wird. Daneben sind sämmtliche anderen Willensqualitäten der allgemeinen Idee Mensch als Keime vorhanden, mit der Fähigkeit sich zu entfalten.

Der Mensch ist die Verbindung eines bestimmten Dämons mit einem bestimmten Geiste; denn giebt es auch nur Ein Princip, den individuellen Willen, so unterscheiden sich doch die Individuen von einander durch ihre Bewegung. Im Menschen zeigt sich die Bewegung nicht als eine einfache, sondern als eine resultirende, und wir sind deshalb genöthigt, von einer Verbindung der Haupt-Bewegungsfaktoren zu sprechen. Aber diese Verbindung ist wesentlich untrennbar und die Bewegung dadurch doch nur Eine; denn was drückt: dieser bestimmte Charakter und dieser bestimmte Geist Anderes aus, als diese bestimmte Bewegung des Willens?

3.

Der Egoismus des Menschen zeigt sich nicht nur als Erhaltungstrieb, sondern auch als Glückseligkeitstrieb, d. h. der Mensch will nicht nur im Leben, seinem Charakter gemäß, verbleiben, sondern er will auch, in jedem Augenblicke des Lebens, die volle Befriedigung seiner Wünsche, seiner Neigungen, seiner Begierden, in die er sein höchstes Glück seßt. Wunsch sofortige Befriedung; neuer Wunsch sofortige Befriedigung: das sind die Glieder einer Lebenskette, wie sie der natürliche Egoismus will.

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Ein solches Leben, das ein unaufhörliches Taumeln von Begierde zu Genuß wäre, ist nirgends anzutreffen und faktisch unmöglich. Keine Idee ist vollkommen unabhängig und selbständig; sie wirkt zwar unablässig und will ihre Individualität zur Geltung bringen, sie sei eine chemische Kraft oder ein Mensch, aber ebenso unablässig wirkt die ganze übrige Welt auf sie und beschränkt sie. Nehmen wir einen großen Theil dieser Einflüsse fort und bleiben nur bei denjenigen stehen, welche von Menschen auf Menschen ausgeübt werden, so gewinnen wir schon das Bild des höchsten Kampfes, dessen Folge ist, daß unter hundert Wünschen nur einer befriedigt wird und fast immer der, dessen Befriedigung man am wenigsten ersehnt; denn jeder Mensch will die volle Befriedigung seiner be= sonderen Begierde, und weil sie ihm streitig gemacht wird, muß er darum kämpfen, und deshalb ist nirgends ein Lebenslauf anzutreffen, der aus der glatten Aneinanderfügung erfüllter Wünsche entstanden wäre, selbst da nicht, wo das Individuum mit der unbeschränkten Gewalt über Millionen bekleidet ist. Denn eben in dieser Stellung, ja im Individuum selbst, liegen unerschütterliche Schranken, an denen der Wille immer anbrandet und unbefriedigt auf sich zurückgeworfen wird.

4.

Da nun der natürliche Egoismus des Menschen ein solches Leben, das er auf's Innigste will, nicht haben kann, so sucht er den Genuß (befriedigte Begierde) so oft als möglich zu erlangen, oder, da er auch in Lagen kommen kann, wo es sich gar nicht mehr um Genuß, sondern um Schmerz handelt, welche Lagen, der Art des Kampfes nach, die gewöhnlichen sind, den geringsten Schmerz. Steht der Mensch mithin vor zwei Genüssen, so will er sie beide; hat er aber nur die Wahl zwischen beiden, so will er den größeren.

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