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über. Die Vermittlungstheologie nimmt zu den Ergebnissen der Bibelkritik und Leben-Jesu-Forschung eine gewisse vornehme Zurückhaltung an; sie reicht in beiden der liberalen Theologie die Hand. Ihre Interessen sind im wesentlichen kirchliche; sie will die neuen Erkenntnisse in möglichster Anpassung an die Überlieferung und in möglichst unauffälliger Weise der „Gemeinde" mitteilen. So kommt sie zu keiner scharfen Formulierung und erscheint darum dem Nichttheologen meist als Orthodoxie. Die liberale Theologie im engeren Sinn ist ein Kind der Aufklärung und unserer klassischen Epoche; sie knüpft mehr an Hegel als an Schleiermacher an; ihre Hauptvertreter waren auf dem Gebiete der historischen Theologie F. Ch. Baur in Tübingen, auf dem der dogmatischen Biedermann und Schweizer. In der Gegenwart ist ihr bedeutendster Vertreter Pfleiderer in Berlin. Mehr auf Kant geht zurück der Begründer einer zweiten Richtung in der freien Theologie, Albrecht Ritschl; stark durch ihn beeinflußt ist der Hauptvertreter der neueren historischen Theologie, Adolf Harnack in Berlin. Die Arbeiten aus seiner Schule sind es besonders, die in immer weitere Kreise auch der Nichttheologen eindringen und auch der folgenden Darstellung am stärksten zugrunde liegen; in der Schule freilich und in dem Seminar findet man meist nur die Schriften der Orthodoxen und Vermittlungstheologen.

Die Bibelkritik ist so alt als die Bibel selbst; die Mittel sind aber erst in der Neuzeit so vervollkommnet worden, daß sichere Ergebnisse erzielt werden konnten. Die Sammlung sowohl des alttestamentlichen wie des neutestamentlichen Kanons hat eine lange Geschichte. Alles, was wir an Handschriften von der Bibel besitzen, stammt aus einer Zeit, in welcher die Kirche längst zur Herrin geworden war; in den Klöstern schrieben die Mönche die Handschriften ab und trugen dadurch zur Verbreitung bei. Da wir die eigentlichen Aufzeichnungen der alttestamentlichen Schriftsteller nicht mehr besitzen, so ist es leicht erklärlich, daß der Text des A. T. nicht überall so, wie er aus der Hand der Autoren hervorging, erhalten worden ist; in der Zeit, wo gute Abschreiber noch nicht vorhanden waren, sind die Handschriften sowohl absichtlich als unabsichtlich geändert worden, was durch Vergleichung derselben oder einzelner, wiederholt vorkommender Stellen festgestellt werden kann. Wie die Schriften des A. T. sind uns auch die des N. T. nicht unversehrt überliefert worden; denn Autographen besitzen wir auch hier nicht. Die Aufgabe der Bibelkritik ist es, die Bücher und Schriftstücke, welche durch die Mitwirkung vieler und zu verschiedenen Zeiten entstanden sind, zu prüfen und in dem Sinne des Verfassers und

in seiner Beziehung zu den Bedürfnissen des Volkes seiner Zeit zu begreifen.

Kritisches Studium alter Urkunden bezweckt also nichts anderes als die sorgfältige Erforschung ihres Ursprungs und ihres Inhalts im Lichte der Geschichte; der erste Grundsatz der Kritik ist, jedes Buch nach der Zeit in der, und nach den Verhältnissen, in denen es entstanden ist, zu begreifen. Sie hat aber auch die Aufgabe, die Texte von allen Fehlern, Entstellungen, Zutaten u. dgl. zu reinigen und die späteren Zusätze auszuscheiden; alles das geschieht zu dem Zwecke, die Wahrheit ans Licht zu bringen und die echten Überbleibsel in ihrer wirklich ursprünglichen Beschaffenheit darzubieten. Der Kritiker muß Schritt für Schritt rückwärts gehen und die Geschichte der Bibel bis zum Ursprung eines jeden Teiles verfolgen; er muß darlegen, woher jeder Teil kam, wer ihn schrieb und was die Veranlassung zu seiner Abfassung war. Sehr früh entstanden Übersetzungen der Bibel; auch sie sind Gegenstand der Bibelkritik, denn auch hier sind Fehler und Mängel zu verzeichnen, und anderseits sind sie die wichtigsten Hilfsmittel zur Herstellung des alten Textes. Die alexandrinische Übersetzung des A. T. ins Griechische, die Septuaginta, war in manchen Teilen sehr dunkel und konnte, dazu bei einer irrtümlichen Auslegungsmethode, tatsächlich keinen klaren Sinn bieten; die Richtschnur für diese Auslegung gab die Kirchenlehre ab.

Das Tridentiner Konzil machte die lateinische Übersetzung, die Vulgata, die Hieronymus nach älteren Vorlagen gemacht hatte, zur maßgebenden Bibelausgabe; damit erklärte es, daß die Vulgata alle kanonischen Bücher in ihrer wahren Textgestalt enthalte und die Übersetzung, wenn auch nicht ohne alle, so doch ohne grobe Fehler sei. Trotzdem Hieronymus in dem Prolog zu einem Teile seiner Übersetzung alle Bücher als apokryph bezeichnet hatte, die er nicht unmittelbar aus dem Hebräischen übersetzte, nimmt das Tridentiner Konzil auch diese Bücher als kanonisch an. Hieronymus hatte sich bezüglich des Textes an den hebräischen Text gehalten, wie er ihn zu seiner Zeit vorfand. In der Zeit der Renaissance wandten sich die Gelehrten auch wieder zum Studium des Hebräischen; 1506 gab Reuchlin eine Grammatik und ein Wörterbuch der hebräischen Sprache heraus, welche den hebräischen Handbüchern des berühmten jüdischen Gelehrten Rabbi David Kimchi (1200) entnommen waren; dadurch wurde es möglich, die Vulgata kritisch zu betrachten und ihre Mängel nachzuweisen. Denn im Mittelalter gab es noch keine hebräische Grammatik und noch keine Kommentare für christliche Gelehrte; den Reformatoren dagegen standen das Lehrbuch von Reuchlin, die Grammatik und das Lexikon von

Kimchi und die Kommentare vieler Rabbinen des Mittelalters neben anderen Hilfsmitteln zu Gebote.

Nach Überwindung anfänglich auftretender freierer Richtungen lenkte die Orthodoxie die Kirche völlig in die Fährte der Inspiration ein; eine geschichtlich unbefangene Betrachtung wurde dadurch unmöglich gemacht. Man konnte sich bei dieser Auffassung so lange beruhigen, als das religiöse Bewußtsein noch unbefangen in der Welt des Wunders, des Übernatürlichen und Geheimnisvollen lebte und man die Bibel mit den Augen des Glaubens als eine Quelle der Erbauung betrachtete; sobald man aber anfing, die einzelnen Schriften mit kritischem Verstande zu prüfen, geriet der unbefangene kirchliche Glaube an das Wunder der übernatürlichen Entstehung der Bibel ins Wanken und begann einer verständigen und natürlichen Auffassung zu weichen. Das aber geschah in der Zeit der Aufklärung, die im 17. Jahrhundert in England begann, erst in den Niederlanden und Frankreich und im 18. Jahrhundert auch in Deutschland zur Herrschaft kam; sie war in religiöser Hinsicht durch das nach den Religionskriegen sich entwickelnde Streben nach einer über den Gegensätzen der Dogmen liegenden religiösen Wahrheit und dem durch die neu aufblühenden Naturwissenschaften und die Mathematik geübten logischen Denken hervorgegangen. Aus ihr gingen die Schriften des John Toland, des M. Tindel und des Reimarus hervor; sie suchten die Religion als ein natürliches Erzeugnis des menschlichen Geisteslebens zu erfassen und unterzogen, wie z. B. Reimarus, die biblischen Berichte einer scharfen Kritik. Lessing regte durch die Herausgabe der „Wolfenbüttler Fragmente" zur kritischen Erörterung über Wert, Ursprung u. dgl. der biblischen Schriften an; Herder legte durch die Betrachtung des biblischen Schrifttums das Samenkorn zur biblischen Philologie und vermochte es zuerst wieder, die biblischen Schriftsteller in ihrem eigenen Sinne zu verstehen. Dadurch ging er über den Rationalismus hinaus, denn diesem fehlte es an jeder Fähigkeit, in fremde Denk- und Gefühlsweise einzugehen, sich in den Geist vergangener Zeiten zu versetzen und dem unbewußten Schaffen und Dichten der religiösen Phantasie nachzuspüren. Aber bei Herder hielt mit der sinnigen Erfassung der Volksreligionen die kritische nicht gleichen Schritt; weil die Wundererzählungen seinem Gemüte sympathisch waren, glaubte er an ihre Wahrheit, obwohl sie zu seiner sonstigen Weltanschauung nicht paßten.

Aber es begann doch ein neues Leben auf dem Gebiete der Bibelforschung; wie ein elektrischer Schlag durchzuckt die ganze theologische Welt das im Jahre 1835 erschienene „Leben Jesu" von Dr. Fr. Strauß. Nun nahm die Tübinger Schule unter der

Führung von Baur die Kritik der Bibel nach den allgemeingültigen Gesetzen der Geschichtsforschung ernstlich in Angriff. Man stellte Alter, Ursprung, Verfasser, Echtheit usw. der einzelnen Schriften fest; man prüfte den Text und den Inhalt nach der geschichtlichen, philosophischen, sittlichen und religiösen Seite. Vor etwa 200 Jahren hatte man noch ein naives Zutrauen zu der Geschichtlichkeit aller Berichte der Bibel; heute haben wir eine reich entwickelte Kritik, die nach festen Grundsätzen vorgeht. In den Ergebnissen herrscht allerdings noch keine volle Übereinstimmung; aber es gibt doch schon der allgemein anerkannten Resultate genug. In der Gegenwart finden sich im großen und ganzen vier große Parteien in der Bibelkritik, die sich jedoch nicht scharf voneinander trennen lassen. Die Rechte wird von konservativen Antrieben beherrscht, die Linke vom Geiste des Fortschrittes getrieben; zwischen beiden Extremen stehen zwei Parteien, bei welchen sich die verschiedenen Tendenzen vereinigen und ausgleichen und zwar bald nach der rechten, bald nach der linken Seite. „Die scharfe Grenzlinie, welche hier die Rechte und Linke trennt, hängt von der Lösung ab, welche die Frage nach dem Übernatürlichen unter der Form des Wunders und der Offenbarung findet;" (Godet) wer das Wunder im biblischen Sinne nicht anerkennt, muß die betreffenden Berichte anders beurteilen als derjenige, welcher es als Ausfluß eines freien göttlichen Geistes betrachtet. Zur Linken gehören diejenigen Theologen, welche in ihrer Ablehnung des Übernatürlichen auf monistischem Standpunkte, und zum linken Zentrum diejenigen, die auf dem Standpunkte des Neukantianismus stehen; die Kritiker der Rechten und des rechten Zentrums gehen vom theistischen Standpunkt aus, wobei die letzteren (rechte Zentrum) der Kritik einen größeren Spielraum gestattet als die ersteren (Rechte).

Das Hauptergebnis der alttestamentlichen Forschung, der Kritik des Alten Testamentes, ist die Erkenntnis, daß die meisten biblischen Bücher nicht mehr in ihrer Urgestalt vorliegen, sondern aus Quellenschriften nach religiösen Gesichtspunkten zusammengesetzt und überarbeitet worden sind. Über diese Quellen und ihre Bearbeiter sind eingehende Studien gemacht worden; besonders in den letzten Jahrzehnten hat unter Führung von Prof. Wellhausen diese Erforschung des A. T. große Fortschritte gemacht und reiche Ernte gegeben. In erster Linie steht die Erkenntnis, daß die Propheten älter sind als das Gesetz und die Gesetzgebung der Stiftshütte der Epoche des babylonischen Exils angehört; daraus geht hervor, daß das alte Israel gar nicht, wie man bisher stets angenommen hatte, von Anfang an das Volk des

Gesetzes war, sondern es erst in der nachexilischen Zeit geworden ist. In dieser Weise sind auch die übrigen Schriften bezüglich ihrer Verfasser und der Zeit ihrer Entstehung einer kritischen Betrachtung unterzogen worden; sie werden eben mit dem Maßstabe der menschlichen Wissenschaft gemessen wie jede andere historische Schrift. Man hat z. B. längst gelernt, solche Quellenschriften, die einstmals selbständig gewesen sind, in den fünf Büchern Mosis zu unterscheiden; es hat sich überhaupt herausgestellt, daß sehr viele der alttestamentlichen Schriften nicht Werke eines Mannes, sondern Sammlungen älterer, kleinerer Schriften sind. Man weiß, daß die Juden schon vor Christi Geburt aufgehört hatten, hebräisch zu sprechen; daher war seit dieser Zeit das Hebräische eine gelehrte Sprache geworden, mit dessen Kenntnis auch die Grundtexte des A. T. und deren Erklärung zusammenhingen. Eine autoritative Feststellung des Grundtextes und der Auslegung desselben hat es bis etwa ums Jahr 100 nach Christi nicht gegeben; beide waren oft Gegenstand des Streites der Schriftgelehrten gewesen, so daß die Überlieferungen nicht zuverlässig sein können. Allerdings hatte sich schon frühe eine geordnete Schule von Gelehrten gebildet, die Schriftgelehrten, die sich berufsmäßig mit dem A. T. beschäftigten; jüdische Gelehrte unserer Zeit haben nachgewiesen, daß sie von Jahrhundert zu Jahrhundert, bis zum völligen Erlöschen der jüdischen Nation (130 n. Chr.) Veränderungen vorgenommen haben. Die Schriftgelehrten sammelten nun die Gesetzestradition in der Entwicklungsgestalt dieser Zeit in der Mischna (200 n. Chr.); diese Sammlung bildet mit einer neueren Sammlung und Auslegung der Tradition, der Gemara, den Talmud. Die älteren Schriftgelehrten hatten weder die Neigung noch die philologischen Fähigkeiten zu einer exakten gelehrten Forschung; die talmudische Methode der Schriftbehandlung war oft gezwungen und unnatürlich. Alle Handschriften der hebräischen Bibel bieten allerdings einen und denselben Text, während vor dieser Zeit, wie man aus der Septuaginta und anderen Übersetzungen ersieht, bedeutende Abweichungen bestanden; er hatte also zu Beginn des zehnten Jahrhunderts n. Chr., welches die Ursprungszeit der älteren Handschrift unbestrittener Datierung ist, feste Gestalt erhalten und lag in derselben wohl auch schon Hieronymus vor. Durch verschiedene gelehrte Rabbinen war in den ersten Jahrhunderten n. Chr. ein autoritativer Text festgestellt worden; man stellte denselben im Kampf zwischen Christen und Juden der Septuaginta, auf die sich die Christen stützten, gegenüber. Dieser autoritative Text erhielt seine Gestaltung nicht mittels eines kritischen Verfahrens; auch war er nicht so alt, daß nicht eine lange Zwischenzeit

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