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zwischen ihm und der Urschrift der biblischen Autoren läge. Die griechische Übersetzung, die Septuaginta, die von Handschriften gemacht ist, von welchen wenigstens einige einen älteren und besseren Text besaßen als die hebräische Überlieferung, bietet daher oft ein zuverlässigeres Zeugnis für den früheren Zustand der biblischen Bücher; durch die Vergleichung beider können die Fehler beseitigt und damit oft, nicht immer, die Urschrift des A. T. wieder hergestellt werden.

Die Bibelkritik, welche seit etwa hundert Jahren mit den Hilfsmitteln der wissenschaftlichen Forschung arbeitet, sucht von einem geschichtlichen Zusammenhange her den Entwicklungsgang der israelitischen Geschichte und das Alter ihrer Urkunden zu bestimmen; die Pflicht und das Recht zu einer solchen entwicklungsgeschichtlichen Auffassung und historischen Kritik werden allseitig anerkannt, nicht aber mit gleicher Allgemeinheit die Ergebnisse. Sehr wichtig ist das Verständnis der Auffassung, die Jesus und die Apostel von der geschichtlichen Entwicklung der israelitischen Religion und ihren treibenden Mächten gehabt haben, und der Beziehung des A. T. zur Gedankenwelt Jesu und der Apostel; denn von diesem Gesichtspunkte betrachtet erscheint das A. T. als ein Stück des Lebensinhaltes Jesu, zu dessen Verständnis es wesentlich beiträgt. Aus diesem Grunde kann das A. T. nicht ohne weiteres, wie man gefordert hat, aus dem Religionsunterricht ausgeschieden werden; aber auf die rechte Auswahl der wertvollen Teile des A. T. kommt es an.

Über die Entstehung des Alten Testamentes erfahren wir durch die Bibelkritik, daß ein großer Teil der Bücher erst nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft seine jetzige Gestalt empfangen hat; einzelne sind überhaupt erst damals geschrieben worden. Die ältesten Literaturdenkmäler der Hebräer sind ohne Zweifel die Heldenlieder, die lange Zeit mündlich überliefert wurden und erst zur Aufzeichnung gelangten, wenn sie in Vergessenheit zu geraten drohten; von den wenigen uns ganz erhaltenen Liedern wissen wir nicht immer sicher, ob sie aus diesen Liederbüchern stammen. Manche in Prosa uns überlieferten Stücke lassen es noch erkennen, daß sie Bearbeitungen von Liedern sind; aber ein zusammenhängendes Epos nach der Weise der Ilias und des Nibelungenliedes haben diese Lieder nicht gebildet. Die weitere Anregung zu Aufzeichnungen gaben in der Zeit des Verfalles des Königstums die Erinnerungen an die Großtaten Davids, auf welche die Nation stolz war; sie liegen im zweiten Buche Samuelis vor. Daran schlossen sich dann Aufzeichnungen über Davids Jugend und seinen Vorgänger Saul, sowie die Richter; hier spielt schon die Sage eine große

Rolle (Stücke von 1. Sam. und Richter). Noch mehr ist dies der Fall in dem um 850 v. Chr. entstandenen Werke des „Jahvisten", das mit der Schöpfung beginnt und bis zum Richterbuche führt; in ihm finden wir die sagenhaften Erzählungen, welche sich an die von den sogenannten Erzvätern gegründeten Opferstätten und Heiligtümer knüpften. Als gesetzliches Element enthält dieses Buch das Zehngebot in der Form von 2. Mose 34. Eine andere Aufzeichnung desselben Stoffes entstand um 800 v. Chr.; diese Darstellung (die des Elohisten) faßt Gott geistiger auf als das Buch des Jahvisten. Sie beginnt mit dem Auszuge Abrahams aus seiner Heimat, beschäftigt sich besonders mit Joseph und Josua und endet mit der Eroberung Kanaans durch Josua; sie enthält das Zehngebot vom Sinai (in der Form von 2. Mose 20). Um diese Zeit waren die eigentlichen (späteren) Propheten schon eine Macht im Volke geworden; sie zeichnen sich von den früheren Propheten (Derwische) deutlich durch die reinere Gotteserkenntnis aus. Sie haben selbst Schriften hinterlassen; ihre Reden wurden aber auch oft von Zuhörern aus dem Gedächtnisse aufgeschrieben und als fliegende Blätter unter ihrem Namen verbreitet. Bei der Sammlung derselben zu einem Ganzen kamen auch Reden von unbekannten Propheten dazu. Der zweite Teil des Jesaias ist z. B. nicht von dem Propheten Jesaias, sondern stammt aus einer späteren Zeit. Das Gesetz, welches zur Zeit der Propheten zur Aufzeichnung gelangte, nennt sich selbst das Bundesbuch (2. Mose 21-24); es wurde dem aus den Werken des Jahvisten und Elohisten zusammengearbeiteten Jehovistenwerk eingefügt. Das Gesetzbuch (Deuteronom, 5. Mose, 12—26) ist unter Josias (621 v. Chr.) im Tempel aufgefunden und als ein von Moses herrührendes Werk bezeichnet worden; offenbar war es aber erst kurz vor seiner Auffindung entstanden. In Babylon hielten die unter den Juden weilenden Propheten das Volksbewußtsein und den Glauben an Gott lebendig; die Reichen wurden in Babylon heimisch, die Armen und Priester kehrten nach Jerusalem zurück. Unter den babylonischen Juden entstand nun aus alten und neuen Weisungen nach 500 ein Gesetzbuch, der Priesterkodex; er enthält wesentlich die Gesetze, die sich heute im 2., 3. und 4. Buche Mosis finden. Esra brachte dieses Buch von Babel nach Jerusalem und wollte es dort einführen; als das nicht gelang, verschmolz man es mit dem älteren Gesetzbuch, wobei der Priesterkodex die Grundlage bildete. Der Pentateuch, wie er uns heute vorliegt, ist der Form nach kein Gesetzbuch, sondern eine Geschichtsdarstellung, in welche die Sammlungen gesetzlichen Inhaltes eingefügt sind; aus anderen Stücken gingen das Buch der Richter und die Bücher Samuelis hervor. In der

Zeit Alexanders d. Gr. entstanden die Bücher der Chronika, Esra und Nehemia, zum Teil aus den Memoiren der Helden; um dieselbe Zeit oder kurz vorher wurden das Buch Ruth, das Buch Jona, die Sprüche Salomonis u. a. geschrieben. Das Buch Daniel ist mehrere Jahrhunderte nach dem babylonischen Exil im Anfange der makkabäischen Zeit verfaßt worden. Der Psalter ist das Gemeindegesangbuch des späteren Judentums, das schwerlich vor dem Jahre 120 v. Chr. in seiner heutigen Gestalt erschienen ist; die Lieder rühren in der Mehrzahl nicht von David her. So ergibt sich aus den sicheren Ergebnissen der Bibelforschung ein anderes Bild, als wir es ohne dieselbe von der Ausbildung der israelitisch-jüdischen Religion haben; denn sie überzeugt uns, daß die einheitliche Betrachtungsweise des alten Testamentes nicht ursprünglich vorhanden war, sondern erst nachträglich hergestellt worden ist. Die etwa seit der Mitte des 18. Jahrhunderts an ihm geübte literarische und historische Kritik zeigt uns, daß sich die israelitisch-jüdische Religion langsam entwickelt hat; sie lehrt uns, daß die späteren Juden den Widerspruch der älteren historischen Bücher gegen den Mosaismus der späteren Zeit störend empfanden und letzteren eintrugen, damit das, was sein sollte, auch immer dagewesen war.

Auch gegen den Inhalt und die Glaubwürdigkeit vieler alttestamentlicher Erzählungen sind Einwände erhoben worden; sie betreffen vielfach die Wundererzählungen, die sich mit der naturwissenschaftlichen Weltanschauung unserer Zeit nicht mehr vereinigen lassen. Man hat, um zum rechten Verständnis dieser Wundererzählungen zu gelangen, die Erzählungen der Bibel mit denen anderer Literaturen verglichen und vielfache Ähnlichkeiten in der Form und oft auch im Inhalte gefunden; man hat dabei gesehen, daß auch in der Literatur anderer Völker sich Erzählungen von der Weltschöpfung, von mit der Gottheit verkehrenden Urvätern usw. finden, die von wunderbaren Zügen durchsetzt sind. Wir müssen daher einzelne biblische Erzählungen als Sagen betrachten, wie sich solche bei allen Völkern in ihrer Kindheit bilden; sie, in denen sich die Vergangenheit eines Volkes widerspiegelt, sind nicht strenge Geschichte, sondern volkstümlicher, poetischer Natur, eine dichterische Verklärung der Helden und Begebenheiten. Man hat daher versucht, die verschiedenen Phasen der israelitischen Geschichtsauffassung zu erkennen und festzustellen, in welche Periode jedes einzelne erzählende Stück gehört; man hat dabei gefunden, daß die erzählenden Bücher Sammelwerke sind, welche manche Überarbeitungen in verschiedenen Zeiten erlitten haben, so daß in ihrer gegenwärtigen Gestalt Stücke verschiedenster Art, Geschichte Scherer, Führer I

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und Sage, nebeneinander stehen. „Die überlieferte Chronologie der biblischen Schriften ist dahin; aber eine neue ist gegeben, und eine Literaturgeschichte Israels steigt empor. Die Heilsgeschichte" in der alten Auffassung ist gefallen; aber eine Geschichte des wirklichen Israels ist an die Stelle getreten" (Gunkel a. a. O.). Auch vom religiösen und sittlichen Standpunkte betrachtet kann man dem Inhalt der biblischen Bücher nicht gleichen Wert beilegen; wir finden sogar solche Erzählungen darin, welche in sittlicher Hinsicht geradezu anstößig sind (Jakobs Lüge, Buch Esther, Fluch- und Rachepsalmen usw.). Daß das gar nicht anders sein konnte, versteht man, wenn man die Bibel vom entwicklungsgeschichtlichen Standpunkte betrachtet, wie dies die Bibelkritik tut; sie erkennt die Geschichte der Kultur Israels als einen Teil der allgemeinen Kulturgeschichte der Antike, setzt das Staatsleben Israels in die engste Verbindung mit der politischen Geschichte der damaligen Weltreiche und faßt die Formen seiner Literatur nach Analogie des übrigen orientalischen Schrifttums auf. Ihr erscheint daher das israelitische Volk nicht mehr als ein ganz eigenartiges, von den anderen Völkern fundamental verschiedenes Volk; es ist ihr vielmehr ein Glied derselben und kann auch nur als solches richtig erfaßt werden.

Die Bibelforschung hat uns z. B. die Erkenntnis gebracht, daß die ältesten Ansätze kulturellen Lebens allem Anscheine nach im babylonischen Tieflande entstanden sind; erst im Laufe des 19. Jahrhunderts ist uns dasselbe durch die Entdeckung und Entzifferung der Keilinschriften wirklich bekannt geworden. Die Erforschung der altsemitischen Religion hat in vielfacher Hinsicht mit dem natürlichen Boden bekannt gemacht, auf dem die israelitische Religion erwachsen ist. Die letztere ist aber eine Umwandlung der ersteren mit völlig verändertem und auf eine neue Stufe gehobenem religiösen Inhalt. Kanaan war der Kultur nach eine babylonische Provinz, bevor es von den Israeliten bewohnt wurde; die Babylonier sind daher die Lehrmeister der Israeliten geworden. Auch nachher hat sich Babylons Einfluß auf Kanaan geltend gemacht; denn Israels Gebiet lag auf der großen Heerstraße, die von Babylon nach Ägypten führte. Aber Israel hatte auch eine selbständige Kultur und hat mit ihr das semitische Erbe in eigenartiger Weise verschmolzen; diese wuchs auf israelitischem Boden. Ohne Kenntnis derselben versteht man auch nicht die Eigenart der israelitischen Religion und das Kulturleben, in dem diese verwachsen ist; daher muß man, bevor man an ein eingehendes Bibelstudium geht, sich erst mit dem Lande, mit Palästina, eingehend bekannt machen. Das Auge des Forschers, das geübt ist, überall Regel und Ordnung zu sehen, nach

denen sich das geistige Leben der Menschen vollzieht, hat dieselben auch in der Entwicklung der israelitischen Religion aufgesucht und gefunden; auch sie hat eine Entwicklung vom Unvollkommenen zum Vollkommenen hin durchlaufen. Aber diese Entwicklung verlief entsprechend der Eigenart des Volkes und Landes immerhin eigenartig trotz des Gemeinsamen mit anderen Völkern; sie führte zum Monotheismus, der erst die Sittlichkeit der Religion ermöglichte.

Die israelitisch-jüdische Religion ist für die Kultur der Gegenwart von Wichtigkeit, weil sie die Vorstufe der in die Kultur unserer Zeit hineinragenden und sie mitbestimmenden Religion des Christentums ist; das letztere fußt auf dem Judentum und dieses auf dem Hebräismus. Religion und Volk Israel aber gehören zusammen; beide sind semitischen Ursprungs. Sie dürfen allerdings nicht, wie das früher der Fall war, isoliert betrachtet, sondern müssen unter die Analogie der allgemeinen Kulturentwicklung gestellt werden; denn sie hängen eng auf allen Seiten mit der engeren und entfernteren Umgebung zusammen. Die literarischhistorische Bibelforschung belehrt uns, daß die Hierokratie, die Priesterherrschaft, nicht von Anfang bestanden und der Kultus nicht von jeher zentralistisch gewesen; beides war vielmehr der Abschluß einer langen Entwicklung, der erst um die Zeit des babylonischen Exils eintrat. Erst in dieser Zeit, nach den Propheten, hat das Gesetz eine Stelle; es ist nicht israelitisch, sondern jüdisch.

Die Gottheiten des vorderen Orients waren Naturgottheiten und standen in Beziehung zu dem Ort und der Umgebung, wo ihr Dienst geübt wurde; die Religion ging im Kultus auf. Die Religion des Moses dagegen war aus dem Geist geboren und auf Geist angelegt; sie gründete sich weder auf den Kreislauf der Natur, noch auf die Erscheinungen einer bestimmten Naturkraft, sondern war durch Ereignisse der menschlichen Geschichte, des menschlichen Geisteslebens, hervorgerufen worden. Jahve, der Gott Israels, und Israel, das Volk Jahves, das ist zu allen Zeiten der Inbegriff der israelitischen Religion gewesen; die Gottheit hat es nicht mit dem einzelnen Menschen, sondern mit dem Volke zu tun, sie ist das israelitische Volkstum wie es sein soll. Der Mittler zwischen Jahve und dem Volke ist der Priester; sein Hauptamt ist die Erteilung der Thora am Heiligtum, die aber nicht ein festes Gesetz, sondern lebendige Weisung von Fall zu Fall ist. Die alte israelitische Religion war, wie jede andere Volksreligion vorwiegend Kultus; erst die Propheten haben sie zu etwas anderem gemacht. Anfangs glaubte man neben Jahve noch an andere Götter; in Israel war Jahve Gott und kein anderer.

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