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Jahve hat einen Kampf mit den anderen Göttern zu bestehen gehabt und hat ihn siegreich bestanden; er wurde zum Herrn und Geber des Lebens. Erst beim Untergang des Volkes erhob er sich hoch über dessen Grenzen zum Gott der Menschheit und der Welt; von da an wird er zum Gott der Christen. Die Thora der Priester und der Propheten hat auf die Volksreligion von Anfang an einen korrigierenden Einfluß ausgeübt; Jahve hat sie, nach dem Glauben der Israeliten, erweckt, es sind Männer Gottes, in denen sich Jahve offenbart.

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Die israelitische Volksreligion war auf dem Stammesleben der Wüste erwachsen; in ihr war die Gottheit aufs innigste an den Familien- und Stammesinteressen beteiligt. Man bezeichnet sie als Henotheismus (Eingötterei); denn sie stellt zwar nur einen Gott als verehrenswert hin, leugnet aber durchaus nicht die Existenz anderer Gottheiten. Im Mittelpunkte dieser Volksreligion steht Moses; er hat eine Nationalreligion geschaffen, für welche die Gottheit als das bestimmende Moment in den äußeren und inneren Angelegenheiten des Gemeinwesens auftrat und im allgemeinen das Gewissen des Einzelnen band, sonst nur, wenn die Ordnung gestört war, z. B. wenn die Volksgenossen sich im Unfrieden gegenüber standen, in das Leben des Einzelnen eingriff." (Giesebrecht, Die Grundzüge der israelitischen Religionsgeschichte.) Moses hatte aber in seinem Jahveglauben eine lebendige innere Erfahrung von dem wahren Gott gemacht; er erfaßte Jahve als den starken Helfer und den allwaltenden Gerechten und Guten und näherte sich damit dem Monotheismus.

Eine ganz außerordentliche Erscheinung war Elias; mit ihm beginnt die Religionsgeschichte in ein anderes Stadium zu treten, indem durch ihn der Jahvedienst zum herrschenden gemacht wurde. In seinem Geiste lehrten Amos, Jesaias, Jeremia u. a.; sie haben den religiös-sittlichen Monotheismus geschaffen und Israels Religion zu einer Religion der Sittlichkeit und des Geistes gemacht. Sie haben die Volksreligion von den nationalen Schranken befreit und zu einer Weltreligion umgebildet; sie haben dem Christentum den Boden bereitet. Jahves Wort besitzt nach der Überzeugung der Propheten einen Wirkungsbereich, der über den nächsten Anlaß hinausgeht, und eine lebendige Wirkungskraft, die unzerstörbar ist; daher schreiben die Propheten die Worte nieder, die ihre Zeitgenossen nicht hören wollen, damit sie auch auf die zukünftigen Geschlechter wirken können. Die Zeiten der Volksreligionen, der prophetischen und der Priesterreligion gehen ineinander über; die Propheten stehen als einsame Gestalten, die über ihre Zeit hinausragen, im beständigen Kampfe mit der Volks- und Priesterreligion da und be

reiten so das Christentum vor. Zwischen dieses und die prophetische Religion schob sich die Priesterreligion ein; das ganze Leben des Frommen bis in die größten Kleinigkeiten hinein wurde zu einem ängstlich geordneten Gottesdienst.

Es gab damals kein anderes Mittel, um die zerschmetterte Nation vor gänzlichem Zerfall zu bewahren; die Organisation, die Fassung und Abschließung des Judentums war die nächste und dringendste Aufgabe der Zeit. Diesen Zweck hat die Priesterreligion vollständig erfüllt; das jüdische Volkstum behauptete seine Besonderheit in dem Chaos des Weltreichs, in welchem damals die Nationen und Religionen sich aufzulösen begannen. Allein sie war nur ein Mittel zum Zweck und konnte infolgedessen auf die Dauer nicht befriedigen; das jüdische Volk hoffte auf eine Zeit, wo die Ideale der Propheten in Erfüllung gehen würden. Dabei begann die Religion ihren Schwerpunkt von der Gesamtheit ins Individuum zu verlegen; die Moral und nicht der Kultus galt als die Quintessenz der göttlichen Forderungen (Psalmen, Buch Hiob, Sprüche). Aber dieser immerhin im Gesetz erstarrten Religion mußte ein neuer Prophet neues Leben einhauchen, was den Propheten des A. T. nicht völlig gelungen war; er zog aus der Religion derselben seine Idee der Gotteskindschaft und Gottesgemeinschaft, mit der er die Menschen von den Fesseln des Gesetzesbuchstabens erlöste.

Unter der harten Schale der äußerlichen Gesetzlichkeit lebte der bessere Geist der idealen Prophetenreligion noch fort und trieb neue wertvolle Früchte; die schönsten derselben, welche aus der Verinnerlichung und Anwendung der Religion auf die alltäglichen Erfahrungen des einzelnen Menschenlebens erwuchsen, waren die Psalmen und die Weisheitsbücher.

Die Sagen des alten Testamentes resp. der Genesis sind vielfach den Sagen anderer Völker nicht nur ähnlich, sondern auch ihrer Entstehung und Art nach verwandt; man kann sie deshalb nicht für Geschichte halten, wenn man bei den anderen Völkern das nicht tut. Eng verwandt mit den Sagen sind die Mythen; es sind Göttergeschichten zum Unterschiede zu den Sagen, deren handelnde Personen Menschen sind. Göttergeschichten sind überall die ältesten Erzählungen der Völker; aus ihnen sind die Sagen hervorgegangen. Reine Mythen finden sich in der Genesis nicht; nur die Ursagen (Schöpfungsgeschichte, Paradieserzählung, Turmbausage) haben mythischen Charakter. Zur eigentlichen Sage gehören die Völkersagen; sie handeln von Ahnherren der Völker, zumeist Israels, und wollen dartun, daß die Völker und so auch Israel aus der Familie je eines Ahnherrn entstanden sind, die sich immer mehr ausgebreitet habe.

Diese Ahnherren sind die Völker selbst; es sind ursprünglich göttliche Gestalten und nachträglich zu Ahnherren von Völkern geworden; die späteren Völker und Stämme wurden als ihre Söhne angesehen. Bei den Sagen der Genesis handelt es sich nicht um rohe und kunstlose Erzählungen, sondern es tritt in ihnen eine reiche Kunstbildung hervor, die nicht ohne Tendenz ist. Diese Kunstwerke werden im Laufe der Zeit nach ihrem Umfang immer größer; auch werden, wie z. B. bei der Josephssage, mehrere Sagen zu einem Ganzen zusammengefaßt. Als diese Sagen aufgeschrieben wurden, hatten sie daher schon eine Geschichte hinter sich. Ein Teil von ihnen ist nicht von Israel erzeugt worden, sondern aus der Fremde eingewandert; hier zeigt sich deutlich der babylonische Einfluß. Sie sind von Ort zu Ort und durch die verschiedenen Zeiten gewandert; dabei haben sie natürlich mancherlei Veränderungen erfahren, wie sie von Ort und Zeit veranlaßt wurden. Das aber macht sie gerade kulturgeschichtlich wertvoll; denn sie enthalten eine ganze Geschichte der religiösen, ethischen und ästhetischen Urteile des alten Israel. So reden z. B. die ältesten Sagen sehr naiv von Jahves Erscheinen auf Erden; später nahm man daran Anstoß und ließ infolgedessen Gott im Dunkel der Nacht oder im Traume und weiterhin seine Boten erscheinen usw. Ferner hören wir, wie Gott einzelne Menschen nach seinem Wohlgefallen behütet und begünstigt, wie er sein Volk vor anderen Völkern hoch und herrlich macht; dabei kommt das sittliche Verhalten der Menschen nicht immer zur rechten Würdigung. So behütet er Abraham in Ägypten und macht, daß die Lüge des Erzvaters einen guten Ausgang nimmt; er nimmt auch Partei für seinen Liebling, wenn dieser offenbar im Unrecht ist (Abraham vor Abimelech; Jakob bei Laban). In anderen Sagen macht allerdings Gott seine Gnade von der Gerechtigkeit der Menschen abhängig (Sodom und Lot; Joseph in Potiphars Haus); sie gehören einer späteren, sittlicher empfindenden Zeit an. Gott erbarmt sich der Elenden und Verzweifelnden (Hagars Verstoßung); er hat Wohlgefallen am Gehorsam und Vertrauen (Abraham, Elieser). Ferner ist aus den Sagen eine ganze Geschichte der Sittlichkeit zu lesen; was wir heute vielfach anstößig an den Gestalten der Sagen finden, ist der Zeit, die sich diese Geschichten zuerst erzählt hat, nicht bedenklich, sondern vielmehr Anlaß zur Freude und Begeisterung gewesen (Josephs Schlauheit, Rahels List, Jakobs Ränke und Schliche). Wir sehen aber auch an vielen Beispielen, wie die spätere Tradition an diesen Geschichten Anstoß nahm und sie umdeutete oder umbildete, um das Bedenkliche hinwegzuschaffen (Jakob und Laban); man hilft sich dabei

oft damit, daß man das für Menschen Bedenkliche Gottes Walten zuschreibt (Jakob und Laban). Zwischen Sage und Geschichte steht Moses; mit ihm, dem Gründer des israelitischen Volkstums und der israelitischen Religion, beginnt die ziemlich sicher beglaubigte Geschichte der Israeliten. Was vor Moses liegt, ist Sage (Legende); auch nach ihm hört natürlich die Sage nicht auf, ist aber enger mit der Geschichte verbunden. Die Erzvätersagen, die Erzählungen von Abraham, Isaak und Jakob, wollen dartun, daß sich die Vorfahren Israels schon vor der Einwanderung nach Ägypten in Kanaan aufgehalten haben; sie sollen auch zugleich zeigen, daß die heiligen Stätten der Israeliten, die bei der Einwanderung aus Ägypten vorgefunden worden waren, nicht etwa von den Kanaanitern, sondern von ihren eigenen Patriarchen gegründet seien. Die in Kanaan seit alter Zeit heimischen Gestalten der Patriarchen hat Israel mit der Kultur des Landes angenommen und mit seinen eigenen Erinnerungen und Erlebnissen (Herkunft, Wanderungen, Religion, Kultus usw.) so dicht und fest umwoben, daß sie völlig sein Eigentum wurden; diese Aneignung vollzog sich aber sehr langsam. Moses war nicht bloß Richter, sondern auch Prophet; als solcher begründete er in Israel die großen Prinzipien der sittlichen Religion des gerechten Jahve. Neben ihm tritt David als bedeutende Persönlichkeit mit starken Licht- und Schattenseiten hervor, die aus ihrer Zeit heraus erfaßt werden muß; eine Frömmigkeit reinerer und höherer Art darf man aber bei ihm nicht suchen, obwohl seine Ergebenheit an Jahve und sein Gottvertrauen aufrichtig und ernst waren.

Die Propheten haben in der Entwicklung der israelitischen Religion eine große Rolle gespielt; sie haben die alte, aus urisraelitischen und ursprünglich kananäischen Elementen sich zusammensetzende Volksreligion heftig bekämpft und schließlich gereinigt. Mit einer bis dahin im Orient unerhörten Kraft haben sie das Sittliche in der Religion betont; sie haben Religion und Sittlichkeit wie mit einem ehernen Bande zusammengeschmiedet. Es ist die Religion des Geistes und der Wahrheit, die sie gegenüber der antiken Religion der Opfer und Heiligtümer verkünden; es ist der Monotheismus, den sie vertreten. Die Befreiung der Religion von dem Volkstum und ihre Erhebung zur Weltreligion haben sie so angebahnt, wenn auch noch nicht vollzogen; das blieb einem späteren Propheten, Jesus, vorbehalten. Durch den Eintritt der Predigt der Propheten in die breite Volksmasse infolge des babylonischen Exils erfährt die israelitische Religion mancherlei Abänderungen; die Kultussitten der alten Zeit werden von allerlei Aberglauben gereinigt und als Gebote Gottes be

zeichnet, die im Gesetz festgehalten werden. Die Propheten der ältesten Zeiten waren Seher und Orakelmänner. Amos lehnt es entschieden und unwillig ab, mit diesen Propheten auf gleiche Linie gestellt zu werden; er verwarf das alte Prophetentum. In dem Propheten sieht er nicht einen Mann, der handwerksmäßig religiöse Übungen macht und in Zauberei und Wahrsagen erfahren ist; sondern für ihn war der Prophet ein Mann, dem Jahve ein Geheimnis geoffenbart hat. Dieser Jahve hat mit den Geistern und Göttern nichts gemein; er ist ein lebendiger Gott, ein sittliches und persönliches Wesen. Er ist von den Propheten im Geiste geschaut und hat sie die Geheimnisse im Geiste sehen lassen; er hat ihnen die Geheimnisse ins Ohr geflüstert und sie zugleich mit seinem Geiste erfüllt. Der Wahrsager soll zukünftige Ereignisse voraussagen; das Wirken der Propheten bezog sich auf die Zukunft nur soweit, als sie das notwendige Ergebnis der Gegenwart, der sie dienen wollten, im Guten wie im Schlimmen war. Indem sie dieselbe mit ihrem erleuchteten Geiste betrachteten und beurteilten, gewannen sie, getragen von dem Geiste Jahves und dem Vertrauen auf seinen gerechten und liebevollen Heilswillen, eine Gewißheit von der Zukunft; sie erkannten sich so als die Stimme Jahves, der sie durch seinen beständigen Umgang in seine Geheimnisse einweiht und durch sie mit seinem Volke in geistigem Verkehre steht. Der Geist Jahves, der auf den Propheten ruht, ist nicht bloß ein Geist der Weisheit und Erkenntnis, sondern auch der Furcht des Herrn; die Erkenntnis und Furcht des Herrn aber ist die Summe aller prophetischen Weisheit, der Kern ihrer Religion. Jahve fordert keine Opfer; er fordert nur „recht zu tun, sich der Liebe zu befleißigen und demütig zu wandeln vor seinem Gott" (Micha 6, 8). Damit verurteilten die Propheten den Kultus der Zeitgenossen, der von einem sitten- und zuchtlosen Lebenswandel begleitet war; sie wiesen darauf hin, daß Israel mittelst des Kultus und ohne Gehorsam gegen seine sittlichen Gebote nicht Jahves Gunst gewinnen könnte. So wurde Israel durch die Propheten davor bewahrt, daß es seinen Beruf als Volk Jahves gänzlich vergaß; ein Funke höherer Glaubenserkenntnis wurde dadurch in ihm lebendig erhalten und so der Grund gelegt zu jenem entscheidenden Werk religiöser Reform, das endlich Israel zu einem Volke des Gesetzes machte. Amos predigte den leichtfertigen Israeliten, daß sie nicht auf den Schutz Jahves pochen sollen, solange sie durch Ungerechtigkeit sich desselben unwürdig machen; Jahve habe kein Wohlgefallen am Opfergepränge und Lärm der Lieder, sondern an Recht und Gerechtigkeit. Auch Jesaia eifert

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