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gegen die Lügenopfer und die scheinheiligen Beter; vielmehr soll man Jahve durch Menschlichkeit, Brüderlichkeit und Hilfsbereitschaft dienen. Um dem Volke diese Lehren recht eindringlich zu machen, wurden sie in einem Gesetzbuche niedergelegt, das im Tempel aufgefunden sein sollte, ohne Zweifel aber von der prophetisch beeinflußten Priesterschaft verfaßt war (5. Mose); in ihm wird die Verehrung Jahves als des einzigen Gottes und herzliche Liebe zu ihm gefordert. Das Volk samt den Priestern gab sich je länger je mehr dem Wahn hin, daß mit der äußerlichen Befolgung des Gesetzes alles getan sei; dieser falschen Auffassung trat Jeremia mit rücksichtslosem Freimut entgegen. Dagegen sah Ezechiel sein Ideal in der Gemeinde der Heiligen unter der Herrschaft der Priester und forderte strenge Befolgung des Gesetzes und der kultischen Vorschriften; er hat dadurch dem von Esra später bearbeiteten Priestergesetz vorgearbeitet. Doch nicht das Gesetz mit seinen Satzungen, wie es seit Esras Tagen unter den Juden in Gültigkeit war, schied die Jahvereligion von der Religion Baals u. a., sondern das lebendige prophetische Wort, das inmitten Israels verkündigt ward; das verlieh ihr jene Lebenskraft, welche die Vernichtung des alten Staates und die Verbannung des Volkes Jahves aus seinem Lande überdauerte. Die Propheten reden aber in ihrer Mehrzahl nicht nach dem Gesetz; Jahves Geist spricht durch sie, nicht das Gesetz des Moses. Der Begriff einer schriftlichen Offenbarung ist ihnen fremd; die Offenbarung Jahves besteht für sie darin, daß er von Moses an bis auf die Gegenwart seinem Volke Boten gesandt hat, die ihm den Weg gezeigt haben.

Das Psalmbuch ist eine Sammlung religiöser und sittlicher Dichtung; es besteht hauptsächlich aus Gebeten und Lobgesängen und einer Anzahl von Gedichten lehrhafter Art. Die meisten Psalmen stellen persönliche religiöse Erfahrungen dar; in der Hauptsache sind aber die in ihnen zum Ausdruck gebrachten Empfindungen so geartet, daß sie von jedem frommen Juden geteilt werden konnten. Die Gebets- oder Loblieder sind offenbar für allgemeine Andachtszwecke von vornherein bestimmt gewesen; sie können daher von jedem Frommen gebetet resp. gesungen werden. „Als eine Sammlung liturgischer Gesänge bringt der Psalter die Empfindungen und Hoffnungen, den Glauben, die Gebete und die Lobpreisungen der alttestamentlichen Gemeinde, ihr Sündenbewußtsein und ihr fröhliches Ergreifen des von Gott dargebotenen Heils zum Ausdruck." (Smith-Rothstein, Das alte Testament.) Die Ergebnisse der Bibelforschung machen es, wie schon erwähnt, aber nicht mehr möglich, die Psalmen als ein Denkmal des geistlichen Lebens Davids durch alle Stufen seines

an Abwechslung reichen Lebens hindurch zu behandeln; vielmehr gewinnen wir durch sie ein lebendiges Bild von der Lebenserfahrung der Frommen des Alten Testamentes. Eine relativ niedere Sittlichkeit offenbart sich vornehmlich in den sogenannten Rachepsalmen; dagegen ist die Mehrzahl der Psalmen von hohem religiösen Gehalt. Ihr Frömmigkeitsideal ist nicht die rituelle Heiligkeit des Priestergesetzes, sondern eine edle Gesinnung und redlicher Wandel in Gottesfurcht und Gottvertrauen.

Die neutestamentlichen Schriften treten nur sehr allmählich und zunächst, mit Ausnahme der Offenbarung Johannis, ohne Anspruch auf die gleiche Autorität mit den alttestamentlichen in der Kirche hervor; gegen Ende des 2. Jahrhunderts aber stimmen die Autoritäten der verschiedensten Teile der Kirche schon in der Anerkennung der vier Evangelien, der Paulinischen Briefe, der Apostelgeschichte und der ersten Briefe des Petrus und Johannes überein, und am Ende des 400. Jahrhunderts war das N. T. in seinem jetzigen Umfange anerkannt.

Jesus hatte weder an die Stiftung einer neuen Religion, noch an die Aufzeichnung seiner Reden gedacht; er wollte sein Volk einzig und allein durch sein Wort vom verknöcherten Schriftgelehrtentum befreien und zum lebendigen Gotte hinführen. Das Verlangen der christlichen Gemeinden, die Reden und Lehren Jesu besser als durch die mündlichen Überlieferungen kennen zu lernen, hatte die Niederschrift zahlreicher Sammlungen von Jesusworten und Jesusgeschichten zur Folge. Paulus, der größte Apostel, hat mit seinen Gemeinden korrespondiert und diesen Briefe mit reichem Gedankeninhalte geschenkt; sie wurden durch Abschriften weit verbreitet. Die Kirche hat im Laufe der zwei ersten Jahrhunderte n. Ch. diese Schriften gesammelt; aus einer Menge geringwertigen und unsicheren Stoffes hat sie dasjenige ausgewählt, was nach seinem religiös-sittlichen Inhalte am höchsten stand und für echt, d. h. für apostolischen oder frühzeitlichen Ursprungs galt. Eine Quelle zur neutestamentlichen Geschichtsschreibung und zugleich ein Grund für abweichende Vorstellungen war die mündliche Überlieferung; sie wurde neben den Aufzeichnungen von den neutestamentlichen Schriftstellern verwertet. Die geschichtlichen Bücher, die vier Evangelien und die Apostelgeschichte, umfassen einen Zeitraum von etwa 60 Jahren; in ihnen sind Geschichte und Sage, Wahrheit und Dichtung gemischt. Die geschichtlichen Tatsachen in wissenschaftlichem Sinne zu erfassen und darzustellen war nicht der Zweck der Verfasser; sie wollten außer Lukas meist Erbauungsbücher schreiben, nicht mehr. Daraus aber lassen sich die Widersprüche in den neutestamentlichen Geschichtsbüchern erklären. Wie die Verfasser der Chronik das alttestamentliche

Geschichtswerk tendenziös verarbeiten, so haben wir in dem Johannesevangelium eine tendenziöse Bearbeitung der synoptischen Überlieferung. Die neutestamentliche Briefliteratur rührt durchaus nicht in allen Fällen von den als Verfasser bezeichneten Personen her; aber der Inhalt bietet in religiös - sittlicher Hinsicht wertvollen Stoff.

Schon früh, noch zur Zeit der Feststellung des neutestamentlichen Kanons, wurde an den einzelnen biblischen Schriften Kritik geübt; aber sie fand keinen großen Beifall. Es hat einst viele Evangelien gegeben; aus ihnen sind nur vier in den Kanon aufgenommen worden, weil man glaubte, in ihnen die ganze Wahrheit über Jesus zu besitzen. Auch unter den übrigen Schriften mußte eine Auswahl getroffen werden; im fünften Jahrhundert scheint der Streit über die Aufnahme einzelner Schriften in den Kanon abgeschlossen zu sein, so daß bis um 1500 völlige Ruhe herrschte. Durch die Humanisten mit Erasmus an der Spitze wurde diese Ruhe gestört; sie bezweifelten die Echtheit einzelner Schriften, da sie durch kirchengeschichtliche Studien die schwankenden Meinungen der alten Kirche kennen gelernt hatten. Aber die Synode von Trient (1546) verkündigte die Göttlichkeit der 27 schon vom Papste Damasus kanonisierten Bücher; auch Luther nahm nach anfänglichem Schwanken diese Echtheit an, fragt jedoch mehr nach dem religiösen Wert der einzelnen Bücher. Daß in denselben auch Fehler vorhanden sein müssen, läßt sich aus der Entstehungs- und Vervielfältigungsart leicht erklären; die Versuche, dieselben zu beseitigen, und eine wissenschaftliche Auslegung des Einzelnen wie der ganzen Bücher begannen eigentlich erst in der Zeit der Aufklärung. Man suchte nun die Erscheinung des Christentums natürlich zu erklären; auch die Texte wollte man kritisch betrachten. Lessing und Herder haben dazu beigetragen. Auch in der Fachtheologie waren die Anfänge zu einer kritischen Betrachtung des N. T. vorhanden; der Rationalist Semler († 1791) hatte die uneingeschränkte Anwendung der bei Durchforschung anderer Bücher aus dem Altertum herrschenden Methoden auf die neutestamentlichen Schriften durchgesetzt, und der Pietist Bengel († 1782) hatte die Fehler des hergebrachten Textes in Anmerkungen notiert und den verbesserten Text drucken lassen. Durch die Arbeiten von Baur und das „Leben Jesu" von Dr. Fr. Strauß wurde der kritischen Forschung ein neuer Impuls gegeben. In Strauß' „Leben Jesu" war nicht bloß die rationalistische Kritik der biblischen Wundergeschichten mit Scharfsinn und Konsequenz durchgeführt, sondern es wurde auch eine befriedigende Erklärung durch Anwendung des in der Profangeschichte längst üblichen Begriffs des Mythus dargeboten.

F. Chr. Baur († 1860) und nach ihm die Tübinger Schule hat die neutestamentliche Kritik in einen großen geschichtlichen Zusammenhang eingeordnet; in der Entwicklung des älteren Christentums, die nach seiner Ansicht durch den Kampf zwischen Juden- und Heidenchristentum bestimmt wurde, erhält bei Baur jede Schrift des N. T. ihren Platz. Aber er hat diese Entwicklung des Christentums zu einseitig von dem angegebenen Gesichtspunkte erfaßt; seit ihm arbeitet man daher an der Beseitigung dieses Mangels. Den entscheidenden Schritt in der Gleichstellung der Forschung am N. T. mit den vornehmsten Arbeiten der Geschichtswissenschaften hat aber doch Baur getan; er war der erste, der es wagte, den sonst überall in der modernen Wissenschaft maßgebenden Gedanken der Entwicklung auch auf die Geschichte des Christentums anzuwenden. Er hat die Entstehung des Christentums als einen Entwicklungsprozeß hingestellt, in dem außer dem Lebenswerk Jesu noch manche andere Faktoren mitwirkten, deren Verbindung und innere Ausgleichung miteinander nur allmählich und nicht ohne innere Gegensätze und Kämpfe sich vollziehen konnte; er hat gezeigt, daß das Christentum das Erzeugnis einer gewaltigen und vielseitigen Entwicklung der antiken Welt gewesen ist, zu der manche Faktoren von lange her mitgewirkt hatten. Allerdings ist die Masse der vorhandenen Kräfte und Strebungen erst durch die zielstrebende Tat Jesu in eine bestimmte Richtung gebracht und zu einem lebensfähigen Organismus verbunden worden; darin liegt die große Bedeutung der Person Jesu. Aus der Kritik der Paulinischen Briefe und der Apostelgeschichte ergab sich ihm ein von dem Traditionellen weit abweichendes Bild der apostolischen Zeit; er erkannte durch eine kritische Betrachtung des vierten Evangeliums, daß diese Schrift nicht von dem Apostel Johannes, sondern von einem hellenistischen Theologen des zweiten Jahrhunderts herstamme und kein Geschichtsbuch, sondern eine Lehrschrift sei. Gewisse feste Erkenntnisse und gesicherte Resultate hoben sich allmählich aus der erst herrschenden Ungewißheit heraus; als feste Punkte ergaben sich die vier großen „Paulinischen Briefe", welche allgemein als echt, d. h. von Paulus herrührend, anerkannt worden sind.

Durch die Kritik der Schriften des N. T. war auch für die Darstellung des Lebens Jesu eine feste Grundlage gegeben; die Mängel und Fehler, welche sich bei dem Rationalisten Paulus, bei Dr. Fr. Strauß u. a. finden, konnten beseitigt werden. Jede Epoche in der Theologie hat ihr Leben Jesu gezeitigt; jeder Einzelne schuf es aber auch nach seiner eigenen Persönlichkeit. Im ganzen lassen sich jedoch zwei Perioden in der Leben-JesuForschung unterscheiden: vor und nach Strauß; die Zeit vor

Strauß wird beherrscht von dem Problem des Wunders, mit Strauß ist das Problem gelöst. Wie Niebuhr die römische, so will Strauß die christliche Urgeschichte als eine Schöpfung der Volksphantasie, als Mythus und Sage erklären; das war nichts absolut Neues, aber er hat mit allen Mitteln der Kritik den festen Bau der Evangelien zerstört und einen neuen hergestellt. Die Person und die Schicksale Jesu, welche nach seiner Ansicht die Entstehung der Dichtung in der Gemeinde veranlaßten, ließ er als jenseits der Dichtung Selbständiges bestehen; auch die Reden Jesu wurden von ihm nicht angetastet. Die Mythe aber hat beide, Person und Reden, mit einem Kranze von Dichtungen bekleidet; das Alte Testament, an dessen Weissagungen man fest glaubte, gab dazu den Anstoß und die Richtlinien. Strauß hat es aber unterlassen, aus dem was die Synoptiker über Person und Reden Jesu boten, ein Bild vom Leben Jesu zu entwerfen; sein Buch hat infolgedessen einen wesentlich negativen Charakter. Unter den meist schwächlichen Entgegnungen, welche auf das Leben Jesu von Strauß erschienen, sind nur die von dem Kirchenhistoriker Neander (Das Leben Jesu Christi, 1837) und des Philosophen Hermann Weiße (Evangelische Geschichte, 1838) von Bedeutung; sie wiesen auf Straußens Hauptfehler hin, ein Leben Jesu ohne vorhergehende genaue Untersuchung der Quellen geschrieben zu haben. Neanders Leben Jesu" steht auf dem Boden der Vermittlungstheologie; die „Evangelische Geschichte" von Weiße will untersuchen, ob sich nicht irgend ein allgemeiner Zusammenhang in den Erzählungen der evangelischen Überlieferungen finden läßt, der das historisch Gesicherte des Lebens Jesu darstellt. Leider hat Strauß auch die Fortschritte auf dem Gebiet der Bibelkritik und der Leben-Jesu-Forschung in der 1864 erschienenen Neubearbeitung des Lebens Jesu" nicht genug beachtet; er hätte sonst erkannt, daß mit der Beimischung sagenhafter Elemente noch lange nicht der ganze historische Überlieferungsstoff der Evangelien zu lauter Sage und Mythe geworden ist. Christus steht bei ihm unter den Fortbildnern des Menschheitsideals; diese gehen nach ihm darauf hinaus, an der Stelle der Christusreligion eine Humanitätsreligion zu setzen. Allerdings hatte nun Christus die Absicht, durch sittliche und religiöse Belehrung das jüdische Volk von dem äußeren Kult frei zu machen und zur echten Frömmigkeit auszubilden; aber er war doch kein Reformer im Straußschen Sinne, der bestimmte Forderungen und bestimmte Pläne für eine neue Organisation aufstellte. Strauß' „Leben Jesu für das deutsche Volk" (1864) vermochte wegen seiner schwerfälligen Darstellungsweise den Weg ins deutsche Volk nicht zu finden; das gelang aber dem „Leben Jesu" von Ernst Renan

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