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Jüngling möglich ist, der sich von Anfang an für die Laufbahn eines Gelehrten bestimmt.

2. Die Militärzeit.

Nachdem der Entschluss einmal gefasst, war mir der Eintritt. in die Carrière durch Vermittelung meines Vaters erleichtert, zumal das Abiturientenexamen in Preussen als bestandene Fähnrichsprüfung angerechnet wird, und wählte ich von der Artillerie das Garderegiment, weil dieses die Aussicht bot, meistentheils in Berlin garnisoniren zu können. Am 1. October 1858 trat ich ein und exercirte zunächst mit den zahlreichen einjährig Freiwilligen des Regiments ein Vierteljahr zu Fuss und am Feldgeschütz. Alsdann kam ich nach Spandau, un dort den Festungsdienst kennen zu lernen. Im Frühjahr erklomm ich die erste Staffel des Avancements, indem ich zu der jetzt ausgestorbenen Charge der Bombardiers befördert wurde. Im August folgte mit der Ernennung zum Fähnrich die Rückversetzung zur Feldartillerie nach Berlin behufs Ausbildung in Reiten. Der damals mobile Pferdebestand der Batterien bot mr erwünschte Gelegenheit, um auch nach meinem Eintritt in die vereinigte Artillerie- und Ingenieurschule die Reitübungen noch längere Zeit privatim fortzusetzen. Die dienstfreie Zeit meines ersten Militärjahres benutzte ich fleissig zum Clavierspiel und zur Lecüre philosophischer, kunstwissenschaftlicher und naturwissenschaftlicher Werke aller Art; besonders die epidemische Langeweile Spardaus bot zur geistigen Concentration naheliegende Veranlassung.

Der Dienst auf der Artillerieschule zu Berlin nahm mich Vormittags 5--6 Stunden in Anspruch, Nachmittags noch einen Tag un den andern durch Turnen, Fechten und Exerciren, und um duch die Armee die Frömmigkeit des Volkes repräsentiren zu helfen, wurde auch der Fähnrichscötus alle 4 Wochen zur Kirche comnandirt. Wenn möglich ging ich um 1 Uhr Mittags von der Schue direct in's Atelier, um 4 zu Tisch, las dann etwas, nahm von 7 ois 9 am Actzeichnen Theil, und fand beim Nachhausekommen vohl noch einen Freund, der einige Stunden mit mir musicirte Andere Abende widmete ich dem Theater oder der Geselligkeit. Dass dabei für häuslichen Fleiss zu Gunsten der militärischen Wisenschaften keine Zeit übrig blieb, ist begreiflich; davon liessen sih aber die Cameraden auf keine Weise überzeugen, vielmehr galt ich für einen

duckmäuserigen dienstlichen,,Streber", weil meine Leistungen bei den vierteljährlichen und jährlichen Prüfungen zu den besten gehörten und meistens durch königliche Belobigung ausgezeichnet wurden. Nachdem ich bei den ersten Versuchen, diesem oder jenem Cameraden in meine idealen Bestrebungen Einblick zu gewähren, nur Spott und Hohn geerntet, ja sogar der Ansicht begegnet war, mit solchem Firlefanz könne man niemals ein forscher und flotter Offizier werden, behielt ich natürlich meine Privatangelegenheiten für mich. Die Cameraden sahen nun nichts weiter, als dass ich an ihren Vergnügungen und Unterhaltungen nicht Theil nahm und von ihren kleinen Liaisons u. dergl. sehr geringschätzig dachte. So kam ich als philiströser Dienststreber in Verruf, und meine Stellung war eben keine leichte, obwohl man mir stets und von allen Seiten mit Achtung begegnete. Wer die preussischen Offiziercorps nur aus ihren gereiften Vertretern kennt, wird sich über meine Mittheilungen vielleicht wundern; aber er möge bedenken, dass auch aus trübem Most recht guter, klarer Wein herausgähren kann, und dass man auf der Artillerieschule in der Regel nur entweder mit trübe schäumendem Most oder mit wirklichen Philisterseelen zu thun hat. Für den Artilleristen und Ingenieur sind die paar Jahre auf der Artillerieschule ungefähr das, was für andere Jünglinge die Studentenzeit, nur dass die Lebenslust und Genusssucht dort noch durch das Bewusstsein verschärft wird, dass diese Jahre die voraussichtlich erste und letzte Gelegenheit bieten, um die Annehmlichkeiten der Grossstadt gründlich zu geniessen, während das danach bevorstehende Garnisonleben in kleineren Orten etwaigen guten Vorsätzen für solide Selbstbildung immer noch Spielraum genug lässt. Dass meine Cameraden damals kein Verständniss dafür hatten, wie die von mir bereits erworbene ideale Geistesbildung auf wissenschaftlichem und ästhetischem Gebiete das ächte Gegentheil des Philisterthums war, und mir gerade deshalb einen festen sittlichen Halt gegen jugendlichen Leichtsinn und Frivolität bot, das bin ich weit entfernt, ihnen als Vorwurf anzurechnen.

Hätte ich ausschliesslich mit Cameraden verkehrt, so würde meine Entwickelung eine gewisse einseitige Richtung eingeschlagen haben; dadurch aber, dass mein geselliger Verkehr sich in den verschiedensten Berufs- und Gesellschaftskreisen bewegte, behielt ich stets einen freien Ueberblick über das Leben in seiner Gesammt

heit. Von unersetzlichem Werthe für einen jungen Mann ist der Verkehr mit edlen Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts, und Goethe sagt mit Recht:

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Wenn das Schicksal mir die Schwester versagt hatte, so entschädigte es mich dafür reichlich durch mehrere aus der Knabenzeit stammende Jugendfreundschaften mit Töchtern befreundeter Familien. Wie es hauptsächlich die gemeinsamen künstlerischen Interessen waren, welche das äussere Band dieser Beziehungen bildeten, so war es auch in erster Reihe die ästhetische Bildung des Gemüthes und Geistes zu massvoller und harmonischer Gestaltung, welche von diesen geschwisterlichen Verhältnissen Vortheil zog. Die Rohheit, mit welcher viele höchst gebildete Männer über das weibliche Geschlecht denken, ist oft nur die Folge davon, dass ihnen die Gelegenheit versagt blieb, tiefere Blicke in das Leben edler weiblicher Gemüther zu werfen.

Was die wissenschaftlichen Anregungen auf der Artillerieschule betrifft, so war der Vortrag in der Mathematik sehr gut und ausführlich, desgleichen die von den Professoren Paalzow und Schneider gehaltenen über Physik und Chemie. Eine kleinere Auswahl von Schülern machte unter des letzteren Leitung einen Cursus der Experimentalchemie im Laboratorium durch. Ausserdem wurde die französische Sprache unter Professor Chambeau getrieben und das Zeichnen in den verschiedensten Richtungen gepflegt. Im übrigen sei neben der ganz auf logischen Zusammenhängen beruhenden Fortificationswissenschaft noch der von einem Professor der Thierarzneischule gehaltene Vortrag über Pferdekenntniss erwähnt. Im Sommer wurden die Vorlesungen mehrere Monate durch praktische Uebungen, besonders im Terrainaufnehmen, unterbrochen, die ich aber im Jahre 1861 nur noch theilweise mitmachte, weil ich für einige Monate zur Aushülfe zur Artillerieprüfungscommission commandirt wurde. Im Winter 61 zu 62 war mein Besuch der Vorlesungen bereits vielfach durch das Knieleiden unterbrochen, welches sich inzwischen eingestellt hatte, und welches die günstigen Auspicien für meine militärische Laufbahn vollständig zerstören sollte.

Meine Constitution im Allgemeinen und die meines Nervensystems im Besondern war stets eine kräftige und gesunde gewesen,

die geistigen und körperlichen Anstrengungen hatten sich (mit Ausnahme der letzten Zeit auf dem Gymnasium) immer in einem gewissen Gleichgewicht gehalten, und die Arbeitsleistung des Tages war stets durch vorzüglichen Schlaf des Nachts ersetzt worden, so dass an eine nervöse Störung meines Allgemeinbefindens damals so wenig wie zu irgend einer späteren Zeit meines Lebens zu denken war. Dagegen hatte sich schon früher eine rheumatische Disposition in den untern Extremitäten gezeigt, und sich im Sommer 1858 in einem so ernstlichen Anfall von längerer Dauer kundgegeben, dass es damals fraglich erschien, ob mein Eintritt in's Militär thunlich und rathsam wäre. Im Juli 1861, also etwas über 19 Jahre alt, hatte ich das Unglück, mir eine heftige Contusion der linken Kniescheibe zuzuziehen, zu der sich durch Kaltwasserbehandlung sofort Rheumatismus gesellte. Von dieser Contusion blieb, vermuthlich durch Exsudate in den peripherischen Nervenscheiden der äusseren Knochenhaut veranlasst, eine überaus grosse Empfindlichkeit gegen Stoss und Berührung der Kniescheibe zurück, und jeder im gewöhnlichen Leben unvermeidliche neue Anstoss zerstörte die eingetretene Besserung und verschlimmerte den Zustand des Leidens über das frühere Mass hinaus. Was die Medicin an innerer und ausserer Therapie nur aufzutreiben vermochte, habe ich versucht; das einzige, was symptomatische Besserung, aber causale Verschlimmerung brachte, war die elektrische Behandlung. Jetzt bin ich seit langen Jahren von allen therapeutischen Versuchen zurückgekommen, brauche nur noch jährlich eine Badecur zur allgemeinen Erfrischung, und befinde mich seit dem Culminationspunkt des Uebels im Jahre 1867 in langsam aber stetig fortschreitender Besserung des jederzeit rein local gebliebenen Leidens.*)

Von erwähnenswerthem Einfluss auf meine Entwickelung waren die zum Theil tiber ganze Sommer sich ausdehnenden Badereisen, zu welchen mein Uebel Anlass gab; dieselben trugen wesentlich

*) Wenn ich den Leser mit diesen medicinischen Details behelligt habe, so bin ich dazu lediglich durch die schamlosen Infamien einer gewissen Classe von Gegnern meiner Philosophie veranlasst, welche in dem Bewusstsein ihrer Unfähigkeit zu einer sachlichen Bekämpfung ihr Gift in persönlichen Schmähungen und Verleumdungen ausspritzen, und das Unglück als willkommene Handhabe ergreifen, um an ihr den verhassten Gegner in das ihnen allein verständliche Niveau ihrer eigenen seelischen Gemeinheit hinabzuzerren. (Vgl. das Vorwort zur siebenten Auflage der Philosophie des Unbewussten.)

zur Bereicherung meiner Menschenkenntniss und Lebenserfahrung bei und mussten mir in einem gewissen, freilich unvollkommenen Grade durch Bekanntwerden mit mannichfachen charakterologischen und ethnographischen Typen das mir durch die Verhältnisse versagte Bereisen fremder Länder ersetzen. Während der Gymnasialzeit hatten meine Reisen sich auf nähere und fernere Ferienausfltige mit meinen Eltern oder Vettern beschränkt. Im Jahre 1860 hatte ich alsdann als Offizier die grossen Belagerungsübungen und Breschversuche bei Jülich mitgemacht. Von 1862 an dagegen bereiste ich unter der treuen und sorgsamen Pflege meiner Mutter verschiedene Bäder, die zum Theil durch ihre Umgebung mir neue Landschaftsbilder und geschichtlich merkwürdige Stätten erschlossen.

In den ersten zwei Jahren des Leidens zweifelte Niemand, dass das zwar pathologisch leichte, aber symptomatisch so hinderliche Uebel der Heilkraft des jugendlich kräftigen Körpers oder geeigneter Therapie über kurz oder lang weichen müsse, und die intermittirenden Besserungen und Verschlimmerungen, welche eine theilweise dienstliche Thätigkeit auf begrenzten Gebieten auch noch nach dem Verlassen der Artillerieschule gestatteten, schienen diese Ansicht zu unterstützen; als aber dasselbe nach den wiederholten Verschlimmerungen einen gleichförmig andauernden Charakter annahm, da schwand die Hoffnung auf Genesung mehr und mehr und wurde die Fortsetzung der militärischen Laufbahn immer unwahrscheinlicher. Nach der erfolglosen Badekur von 1864 schien mir der Soldatenstand unhaltbar, und es war nur eine Pflicht gegen mich selbst, wenn ich mir die möglichen Chancen des Weiterdienens auf ein Jahr länger offen hielt, wo dann definitiv meine Verabschiedung mit dem Charakter als Premierlieutenant genehmigt wurde.

Als mir im Jahre 1862 der Gedanke an die eventuelle Nothwendigkeit eines Berufwechsels nahe trat, wurde ich zwar sehr peinlich dadurch berührt, aber ich war noch zu jung und von dem Leiden noch nicht ernstlich genug behindert, um von dieser Aussicht niedergedrückt zu werden. Ich hatte inzwischen in der Malerei solche Fortschritte gemacht, dass der Vorsatz, in diesem Falle Maler zu werden, mir ziemlich feststand. Ein Jahr später fing mir aber mein Beruf zum Maler bereits an, sehr zweifelhaft zu werden, als ich bei dem Versuch grösserer selbstständiger Compositionen bemerken musste, dass es mir denn doch zu sehr an der intuitiven

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