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haben bietet. Hieraus ist abzunehmen, dass nur die aus dem Unbewussten quellenden und a priori in's Bewusstsein hereinscheinenden Ideen Motivationskraft haben, die a posteriori aus der Erfahrung construirte Idee aber als solche der Motivationskraft völlig entbehrt, und dieselbe nur insofern zu besitzen scheint, als sie eine Reproduction der Idee aus dem Unbewussten veranlasst. Nur die letztere ist es, die durch das sie begleitende Gefühl die ihr innewohnende Energie ankündet (III, 467), während erstere ein an sich todtes Wissen ist. Andrerseits aber hilft das klare Bewusstwerden der Idee die Ziele klarer stellen, und erleichtert daher bei ungeschwächter Energie der unbewussten Idee die Arbeit der Geschichte ebenso, als es dieselbe sicherer macht, insoweit schädlicher Irrthum dabei vermieden wird, weshalb auch der Satz ganz berechtigt ist: „die objectiven Ideen zu subjectiven, die reinen Ideen zu wirklichen, die an und für sich seiende absolute Wahrheit zum Inhalt wahrer menschlicher Erkenntniss zu machen, das ist die Aufgabe, das Leben, die Geschichte der Menschheit“ (III, 476).

Das Wunderbare an der Sache ist nur das, wie es möglich ist, dass die objective Idee vermittelst der Handlungen der Individuen auch dann sich auswirkt, wenn sie nur in ganz unadäquater Form in's Bewusstsein fällt, oft nur als dumpfes Gefühl, Ahnung, Scheu, oder gar als unmittelbarer Handlungstrieb, von dessen Motiven sich das Individuum gar keine, oder bei höherer Bildung nur eine falsche Rechenschaft zu geben weiss. Es ist dies Verhalten nur dadurch erklärlich, dass die Idee zwar in der Seele des Individuums gegenwärtig und wirksam ist, aber doch nicht in's Bewusstsein fällt, also unbewusst gegenwärtig und wirk sam ist. Die Nöthigung zu dieser Annahme wird noch gestützt, wenn wir erwägen, wie häufig, ja sogar wie meistens die motivirende Idee andern Motiven entgegensteht, welche sie überwinden muss, und zwar so, dass die Idee die Zwecke des Allgemeinen und Ganzen, also nicht die des handelnden Individuums, verfolgt, jene anderen zu überwindenden Motive aber gewöhnlich gerade aus der Macht des Egoismus ihre Kraft ziehen. Wer die Geschichte unter der Kategorie der Entwickelung zu be greifen gewohnt ist, der wird nicht umhin können, zuzugestehen, dass die Processe, durch welche gewisse Ideen ihre Verwirkli

chung als objectivirter Geist erhalten haben, in den allerseltensten Fällen sich so vollzogen haben, dass die Realisirung dieser Ideen in der Absicht der handelnden Personen gelegen hätte; im Gegentheil wurde in der Regel von den Betheiligten etwas ganz anderes gewollt, als nachher herauskam, und wenn wirklich in gewissen Fällen einige wenige von den Betheiligten etwas dem Resultate Aehnliches anstrebten, so waren ihre Widersacher um so eifriger um das Gegentheil bemüht, und halfen häufig gerade durch diese ihre entgegengesetzten Bestrebungen am kräftigsten zur Verwirklichung der Idee. So bewahrheiten sich in der Geschichte die Worte, dass die Götter mit Blindheit schlagen, wen sie verderben wollen, dass aber dem, der Gott lieb hat, alle Dinge zum Besten gereichen müssen.

Wenn eine historische Entwickelung existiren soll, so muss in der That noch etwas ganz andres als die bewusste Absicht der Einzelnen oder die zufällige Combination der einzelnen Handlungen im Verborgenen mitwirken, jener ,,weitreichende Blick, der schon von ferne entdeckt, wo diese regellos schweifende Freiheit am Bande der Nothwendigkeit geleitet wird und die selbstsüchtigen Zwecke des Einzelnen bewusstlos zur Vollführung des Ganzen ausschlagen" (Sehiller Bd. VII S. 29-30). „Die Thätigkeit der Einzelnen ist in Bezug auf die Absicht, die sie leitet, auf den Zweck, zu dem sie hinführt, eine schlechthin individuelle; das eigene (subjective) Bewusstsein von dieser Thätigkeit enthält keine Beziehung auf die Gesammtheit; jeder thut unmittelbar, was er thut, nur für sich. Gleichwohl bilden alle Einzelnen auch ohne Wissen und Wollen durch ihre Arbeit eine Einheit. Erkannt also wird diese Einheit nur von einem höheren Standpunkt, als derjenige ist, auf welchem eben die Einzelnen stehen; aber dennoch ist diese Einheit nicht ein bloss subjectiver Gedanke des Betrachtenden, sondern sie besteht durch wirkliche, concrete, oft einflussreiche causale Beziehungen, welche objectiv in dem Thun der Einzelnen sich kundgeben, nur dass sie dem Bewusstsein derselben ebenso, wie ihrer Absicht und ihrem Zweck sich entziehen" (Lazar. Zeitschr. III, 22). Und trotzdem „,lebt und besteht der zwecksetzende Geist des Menschen nur in der Gesammtheit" (III, 20). Wie ist es möglich, dass diese meine That, sei sie

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nun das Werk meiner Freiheit, oder das Product meines Charakters und der auf ihn wirkenden Motive, wie ist es möglich, frage ich, dass diese meine That, während sie bewussterweise dies bezweckt und sich für das geeignete Mittel zu diesem Zweck hält, zugleich unbewussterweise jenes bezweckt, und sich für das richtige Mittel zu jenem unbewussten, dem Zwecke des Bewusstseins entgegengesetzten Zwecke hält? Wie ist dies anders möglich, als dass das Bewusstsein irrt, und die unbewusste Idee nicht irrt, aber auch zugleich mit der näheren Bestimmung, dass das Bewusstsein sich in der Weise irrt, das seinen Zwecken Schädliche und den entgegengesetzten unbewussten Zwecken Dienliche für das seinen Zwecken Nützliche zu halten, ein Irrthum, der stark nach einer verblendenden List des Unbewussten schmeckt.*) Schelling drückt dies (Werke Abth. I Bd. 3 S. 594) so aus: „Durch die Freiheit selbst, und indem ich frei zu handeln glaube, soll bewusstlos, d. h. ohne mein Zuthun, entstehen, was ich nicht beabsichtigte; oder anders ausgedrückt: der bewussten, also jener freibestimmenden Thätigkeit. . . . soll eine bewusstlose entgegenstehen, durch welche der uneingeschränktesten Aeusserung der Freiheit unerachtet Etwas ganz unwillkürlich und vielleicht wider den Willen des Handelnden entsteht, was er selbst nie hätte realisiren können. Dieser Satz, so paradox er auch scheinen möchte, ist doch nichts andres als der transcendentale Ausdruck des allgemein angenommenen und vorausgesetzten Verhältnisses der Freiheit zur Nothwendigkeit, die bald Schicksal, bald Vorsehung genannt wird, ohne dass bei dem einen oder dem andern etwas deutliches gedacht würde, jenes Verhältnisses, kraft dessen Menschen durch ihr freies Handeln selbst, und doch wider ihren Willen, Ursache von Etwas werden müssen, was sie nie gewollt, oder kraft dessen umgekehrt Etwas misslingen und zu Schanden werden muss, was sie durch Freiheit und mit Anstrengung aller ihrer Kräfte gewollt haben.“ Hegel acceptirt diese Anschauungsweise. Und in der That ist sie die einzige, welche das empirisch vorliegende Paradoxon nach psy

*) Nicht bloss die Geschichte, auch die Natur ist listig, doch zu gutem Ziele; am besten ist's, ihre List nicht zu merken" (Goethe); so z. B. in der Geschlechtsliebe, dem Ehrgeiz und andern Trieben.

chologischen Gesetzen erklärbar macht. *) Indessen wenn auch mit derselben die formale Möglichkeit eines Handelns zu unbewusstem Zwecke gegeben ist, wenn auch die Ideen der Gestaltung in der unbewussten Psyche des Individuums die Substanz haben, deren Gedanken sie sind, so bleibt doch zunächst noch völlig unverständlich, wie die Individuen dazu kommen, in ihrer unbewussten Thätigkeit in völliger Selbstverleugnung ausschliesslich für das Ganze und Allgemeine übereinstimmend zu wirken, und bleibt auf der andern Seite diese unbewusste Wirksamkeit eine schlechthin individuelle, so lange die unbewusste Psyche des einen Individuums von der des andern substantiell verschieden und getrennt ist, so dass wir bisher noch immer keinen Gesammtgeist und keine von der Individualpsychologie getrennte Gesammtpsychologie erreicht haben.

,,Die Vermuthung aber ist ebenso unbedenklich wie unabweislich, dass dort, wo alle Fäden der Causalität in der Welt und alle Ketten der Teleologie mit ihren letzten Enden zusammen laufen, auch der Ort ist, an dem die objectiven Ideen gedacht werden müssen" (III, 481). Die wunderbar harmonische Uebereinstimmung in der unbewussten Zweckthätigkeit der in ihren bewussten Absichten sich so wild durchkreuzenden Individuen wäre rein unbegreiflich ohne einen geheimen Zusammenhang der Individuen nach der Seite ihres Unbewussten; wir können uns aber von einer Communication der Geister ausser durch sinnliche Mittel, welche wieder das Bewusstsein voraussetzen, gar keine andere Vorstellung bilden, als die einer Identität der Substanz, auf welche auch die absolute Identität der unbewussten Ideen (der Gestaltung) in allen Individuen hinweist. Die Verschiedenheit der Bewusstseine und Selbstbewusstseine kann gegen diese Identität der unbewussten Psyche so wenig ein Einwand sein wie die Verschiedenheit der Organismen; denn das Bewusstwerden ist ein Process zwischen unbewusster Geistesfunction einerseits und Hirnfunction andrerseits, so dass durch Verschiedenheit der Gehirne allein schon die Verschiedenheit der Bewusstseine bedingt ist. Wie aber die Seele eines Wasser

*) Vgl. „Philosophie des Unbewussten" Abschn. B, Cap. X, „Das Unbewusste in der Geschichte".

Regenwurms als Eine identische und ganze in jedem seiner Ringe waltet, auch dann noch, wenn dieselben zerschnitten sich zu zehn neuen Regenwürmern entwickelt haben, wie die Seele eines Bienen- oder Termitenstaates als Eine identische und ganze in jeder zugehörigen Biene oder Ameise wohnt, so waltet auch die unbewusste Psyche der Menschheit in jedem Individuum als Eine identische und ganze, die sich in den Charakteren der Personal-Individuen oder Volks-Individuen nur in verschiedenen Farbenstrahlen bricht. Man kann also in demselben Sinne und mit demselben Recht von Volksgeistern und Volksseelen, wie von Individualgeistern und Individualseelen sprechen, ohne durch die eine oder die andre Vielheit der Einheit des All-Einen unbewussten Wesens zu nahe zu treten; denn von diesem All-einen Unbewussten ist die Menschheitsseele, eine gewisse Volksseele oder eine gewisse Individualseele nur ein Functionen complex (Strahlenbündel von Ideen der Gestaltung), welcher dadurch individualisirt ist, dass er sich auf die in der Gesammtschöpfung relativ individuell zu nennende Menschheit oder Volk oder einzelnen Menschen bezieht. Man hat nur dabei festzuhalten, dass verschiedene Volksgeister oder Volksseelen ebenso wenig substantiell verschieden sind, wie verschiedene Individualseelen, sondern dass ihre Substanz nur eine ist, der absolute Gesammtgeist oder das All-Eine Unbewusste.

Nun endlich haben wir einen wahrhaften Gesammtgeist gewonnen, der in den Ideen der Gestaltung sich manifestirt, und diese, vermittelt durch das motivirte Handeln der Individuen, im objectivirten Geiste dauernd verwirklicht, einen Gesammtgeist, dessen Substanz zwar keineswegs bloss die Summe der Individuen, sondern deren wahrhaftes Prius ist, der aber doch bloss in den Individuen seine Wirklichkeit (weil Wirksamkeit) hat. Diese Auffassung des Individuums, welche freilich erst in einer eingehenden Untersuchung sowohl der Begriffe „Individualität“ und „Individuation" als auch des Wesens des Unbewussten ihre nähere Begründung finden kann, entfernt sich allerdings wesentlich von der starren Atomisirung der einfachen Realen in der Herbartischen Metaphysik, und nähert sich vielmehr von diesem Monadologismus aus dem Schelling - Hegel-Schopenhauer'schen Monismus. So führt die Völkerpsychologie, wider Willen ihres vorläufig noch

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